Veranstaltungsformat: Online
Labor market-related research at the Federal Institute for Population Research (BiB): Overview and perspectives
Agenda:
- Introduction: Research projects with labor market-related topics at the BiB (including research on education, families and human potential)
- Individual consequences of international migration across the life course / Cultural diversity in public and private labour market organisations
- Transitions to retirement and health / Working beyond retirement age
- Trends in working life expectancy / Regional population projections
- A future Research Data Centre (FDZ) at the BiB
Kumulative Benachteiligung im Arbeitsmarktchancen-Assistenz-System (AMAS)
Im österreichischen Arbeitsmarkt-Service (AMS) soll das sogenannte Arbeitsmarktchancen-Assistenz-System (AMAS) auf Basis von Statistiken vergangener Jahre die zukünftigen Chancen von Arbeitssuchenden berechnen. Die Arbeitssuchenden werden dabei anhand der Prognose ihrer „Integrationschance“ in drei Gruppen eingeteilt, denen unterschiedliche Ressourcen für Weiterbildung zugeteilt werden. Ziel ist es, vor allem in jene Arbeitssuchenden zu investieren, bei denen die Fördermaßnahmen am ehesten zu einer Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt führen.
Der Vortrag zeigt, wie AMAS unter Berücksichtigung technischer Möglichkeiten, aber auch auf Basis bestimmter sozialer Werte und Normen entwickelt wurde. Er geht im Detail darauf ein, wie sich gesellschaftliche Ungleichheitslagen durch die technische Ausgestaltung von AMAS verstärken. Gesellschaftlich marginalisierte Gruppen unterliegen oft historisch langanhaltender und damit „anhäufender“, sogenannter kumulativer, Benachteiligung. Diese Benachteiligung ist auch in AMAS durch Variablen wie etwa Geschlecht, Staatengruppe und gesundheitliche Beeinträchtigung und deren Ausprägungen erfasst. Vor diesem Hintergrund widmet sich der Vortrag schließlich den Konsequenzen von AMAS in der Beratungspraxis und zeigt die Spannungen, die das System für die Organisation AMS mit sich bringt.
Berufsbildung für die „Grüne Transformation“
Gasmangel und Klimawandel erfordern einen raschen Übergang zu größerer Energie-Effizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energien. Doch in der Baubranche und im Handwerk droht ein Fachkräftemangel zum entscheidenden Hindernis für diesen essenziellen Strukturwandel zu werden.
Auf Basis von Analysen und Erfahrungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Praxis, wie Politik und Betriebe mehr junge Leute und erfahrene Berufstätige für Aus- und Weiterbildungsangebote gewinnen können, die zur Steigerung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien beitragen. Dabei geht es auch um die Möglichkeiten, mithilfe der Digitalisierung die Effizienz von Nachhaltigkeitsinvestitionen im Gebäudehandwerk zu steigern und gleichzeitig die relevanten Berufe attraktiver zu machen.
Kindergrundsicherung: Unterstützung auch jenseits finanzieller Leistungen
Gemeinsamer Workshop der Arbeitsgruppe „Soziale Sicherung im Wandel“ und der Kompetenzfelder „Erwerbsbeteiligung, Armut und Sozialpolitik“ und „Bildung vor und im Erwerbsleben“
Die von der Bundesregierung geplante Kindergrundsicherung sieht finanzielle Leistungen vor. Darüber hinaus können weitere Maßnahmen Kinder und Familien unterstützen. Hierzu zählen ein einfacherer Zugang zu staatlichen Leistungen sowie kind- und familienbezogenen Diensten, eine Stärkung der Infrastruktur bei Betreuungseinrichtungen und Schulen sowie die Förderung von Bildung und Teilhabe. Der Workshop thematisiert diese Aspekte, die über die Transferzahlungen für Familien hinausgehen, mit zwei Vorträgen.
Familiale Armutslagen, soziale Teilhabe und Zugänge von Kindern und Familien zu Leistungen und sozialer Infrastruktur
Dr. Christina Boll, Deutsches Jugendinstitut (DJI), Abteilung „Familie und Familienpolitik“
Der Vortrag beleuchtet die Erscheinungsformen von materieller und sozialer Deprivation von Familien sowie die Zugangshürden bei der Inanspruchnahme von kind- und familienbezogenen Leistungen und Diensten. Er zeigt auf, welche politischen Handlungsfelder sich flankierend zu einer ausreichenden materiellen Versorgung für ein gutes Aufwachsen von Kindern ergeben.
Auswirkungen von Sachleistungen und Unterstützungsmaßnahmen für benachteiligte Kinder und Jugendliche
Dr. Malte Sandner, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Forschungseinheit „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“
Die aktuelle Diskussion über die Einführung einer Kindergrundsicherung schließt Unterstützungsleistungen für die Bildung und Teilhabe von Kindern ein. In der Forschungseinheit „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“ befassen sich zwei Projekte mit diesem Themenkomplex. Das Projekt „Corona und Du“ (CoDu) fragt, wie sich ein kostenfreies Online-Nachhilfeangebot und die Bereitstellung von E-Book-Readern für benachteiligte Familien auf den Schulerfolg auswirken. Das Projekt „Pro Kind“ untersucht die Wirksamkeit einer aufsuchenden Unterstützungsmaßnahme im Rahmen der sog. Frühen Hilfen. Der Vortrag stellt Ergebnisse aus beiden Projekten vor und diskutiert sie vor dem Hintergrund der Kindergrundsicherung.
Kurzarbeitergeld in der Covid-19-Pandemie: lessons learned
Diskutiert werden sollen Fragen wie: Ist Kurzarbeit, so wie sie derzeit geregelt ist, für langanhaltende und volatile Krisen mit vielen betroffenen Betrieben und Beschäftigten das richtige Instrument zur Stabilisierung der Beschäftigung? Bedarf es ergänzender Regelungen für eine vereinfachte Anwendung und Abrechnung im Fall einer massenhaften Nutzung wie bei der Covid-19-Pandemie mit zeitweilig rund sechs Millionen Kurzarbeitenden? Was können wir aus den Regelungen in anderen Ländern lernen?
6th User Conference of the FDZ of the BA at the IAB – celebrating 10 years of the Linked Personnel Panel (LPP)
Sanktionen im SGB II – wie können sinnvolle Regelungen aussehen?
Die Sanktionen in der Grundsicherung sind heftig umstritten. Durch das bis Mitte 2023 geltende Sanktionsmoratorium und die anstehende Neuregelung im Zusammenhang mit der Einführung eines Bürgergeldes hat das Thema derzeit eine besondere Aktualität. In der Veranstaltung wollen wir die Sanktionen umfassend aus verschiedenen Perspektiven beleuchten: aus der Sicht der Praxis, der Politik, der Gewerkschaften, der Arbeitgeberverbände, eines Wohlfahrtsverbands – und natürlich der Wissenschaft.
The role of overconfidence in the gender pay gap
Recent evidence on the gender pay gap has shown that while it is narrowing for the least educated, it has remained stagnant for those with a university degree and is largest for those at the top of the earnings distribution. Attempts to explain the gap using non-cognitive traits have been limited despite a literature highlighting the fact that some of the gap may be attributable to women not “leaning in” while men are more overconfident in their abilities. We probe this hypothesis using longitudinal data from childhood into mid-career and construct a measure of overconfidence using multiple measures of objective cognitive ability and subjective estimated ability. Our measure confirms previous findings that men are more overconfident than women. We then use linear regression and decomposition techniques to account for the gender pay gap including our measure of overconfidence. Our results show that overconfidence captured in adolescence explains a significant portion of the gender wage gap at age 25, which decreases in importance by age 34 and age 42. This highlights the importance of overconfidence in helping individuals to get on a trajectory of higher earnings early in career.
Sicherung sozialer Teilhabe durch eine Arbeitsplatzgarantie – Erfolge und Herausforderungen des „Modellprojekts Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ (MAGMA) des AMS Niederösterreich nach einem Jahr Laufzeit
International wird derzeit eine „Arbeitsplatzgarantie” als Lösung für das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit diskutiert. Der Staat kann damit auf die Ausgrenzung vieler Personen aus dem allgemeinen Arbeitsmarkt reagieren und zugleich bisher fehlende Leistungen für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Das „Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ (MAGMA) des AMS Niederösterreich setzt das Konzept erstmals in Österreich um. Es bietet allen lang-zeitbeschäftigungslosen Personen in der Gemeinde Gramatneusiedl über die Dauer des Projekts von dreieinhalb Jahren einen gemeinnützigen Arbeitsplatz. Mit dem Forschungsprojekt „Marienthal.reversed“ begleitet das Institut für Soziologie der Universität Wien MAGMA wissenschaftlich. Ziel dieser Längsschnittstudie ist es, die Wirkungen von MAGMA auf die bisher langzeitbeschäftigungslosen Personen über einen Zeitraum von drei Jahren wissenschaftlich zu untersuchen. In der ersten Welle der Erhebungen fiel die Heterogenität der Teilnehmenden, ihrer Bedürfnisse und Erwartungen als große Herausforderung für das Modellprojekt auf. Nach einem Jahr Projektlaufzeit zeigten sich bereits einige positive Wirkungen der Maßnahme. Das betrifft insbesondere einzelne Aspekte der Lebenszufriedenheit, die finanzielle Situation eines Teils der Teilnehmenden, Aspekte der Gesundheit und Fragen der sozialen Inklusion und Anerkennung. Im Projekt ist es sehr gut gelungen, auf gesundheitliche Einschränkungen ihre Betreuungspflichten Rücksicht zu nehmen. Weniger häufig sind Teilnehmende mit den Tätigkeiten zufrieden und mit den Möglichkeiten, sich beruflich weiter zu entwickeln. Der Vortrag stellt die Zielsetzung und Anlage des Modellprojekts vor, zeigt anhand der erhobenen Daten die Wahrnehmungen der Teilnehmenden und die Wirkungen der Maßnahme nach einem Jahr auf und diskutiert auf dieser Basis die Chancen und Dilemmata des Konzepts der Arbeitsplatzgarantie.