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Unter den Betrieben, die seit 2016 mindestens einen Ausbildungsplatz angeboten haben, ist der Anteil derer mit Ausbildungsabschlüssen im Jahr 2021 auf 38 Prozent gefallen. Im Jahr 2019, also vor der Pandemie, waren es demgegenüber mit 55 Prozent noch deutlich mehr. Aus Sicht der Betriebe, bei denen zwischen 2019 und 2021 weniger Ausbildungen abgeschlossen wurden, spielen hierbei vor allem ein kleinerer Ausbildungsjahrgang aber auch pandemiebedingte Einschränkungen eine wichtige Rolle. Auch erschweren weiterhin Probleme bei der Kontaktaufnahme und der Rückgang an Bewerbungen deutlich die Besetzung von Ausbildungsplätzen. Viele Betriebe reagieren hierauf mit einer Anpassung ihrer Rekrutierungsstrategie. Das zeigt eine zwischen dem 13. und dem 28. Januar 2022 durchgeführte repräsentative Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Fast die Hälfte der Betriebe gibt an, dass die Zahl der Bewerbungen um eine Lehrstelle während der Pandemie zurückgegangen ist. 41 Prozent der Betriebe vertreten zudem die Auffassung, dass die Qualität der Bewerbungen abgenommen hat. Die Möglichkeiten, während der Pandemie mit potenziellen Bewerbenden in Kontakt zu treten, haben sich nach Ansicht von einem Drittel der Betriebe verschlechtert. Darüber hinaus haben 43 Prozent der Betriebe ihr Angebot an Schülerpraktika während der Krise verringert oder gänzlich eingestellt. Dies gilt insbesondere für Betriebe, die wirtschaftlich negativ durch die Pandemie betroffen sind.

Um Ausbildungsplätze zu besetzen, versuchen Betriebe, für potenzielle Bewerbende attraktiver zu werden und mehr Jugendliche zu erreichen: Gut die Hälfte der Betriebe gibt an, dass sie bereit sind, Kompromisse bei der Qualität der Bewerbungen einzugehen, zum Beispiel im Hinblick auf die schulische Qualifikation. „Dies ist ein wichtiger Schritt, da den vielen unbesetzten Ausbildungsplätzen gleichwohl eine hohe Anzahl an unversorgten Ausbildungsplatzsuchenden gegenübersteht, bei denen es sich oftmals um Jugendliche mit einem niedrigen Schulabschluss handelt. Zudem gilt es aber auch, überhaupt wieder mehr junge Erwachsene für eine duale Ausbildung zu gewinnen“, so IAB-Forscherin Ute Leber.

Pandemiebedingte Einschränkungen haben häufig den Abschluss der Ausbildung erschwert. 2021 ist es im Vergleich zum Jahr 2019 häufiger vorgekommen, dass Prüfungen verschoben werden mussten. Dies trifft auf 22 Prozent der befragten Betriebe zu. 16 Prozent geben an, dass Inhalte nicht in der vorgesehenen Zeit vermittelt werden konnten und 9 Prozent, dass Prüfungen nicht bestanden wurden. Vor allem bei Großbetrieben spielen Einschränkungen in der Durchführung der Ausbildung eine Rolle. Gab es allerdings in einem Betrieb sowohl 2019 als auch 2021 Absolventinnen und Absolventen, so haben die Betriebe diesen zumeist gleich häufig wie vor der Krise ein Übernahmeangebot unterbreitet. „Die duale Berufsausbildung ist für die Betriebe ein wichtiges Instrument, um ihren Fachkräftebedarf zu sichern. Voraussetzungen hierfür sind zunächst, dass sie die von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können und die Auszubildenden die Ausbildung erfolgreich abschließen können“, so IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. „Beides hat in der Pandemie deutlich gelitten“.

In der repräsentativen Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ werden monatlich etwa 1.500 bis 2.000 Betriebe zum Umgang mit der Corona-Krise befragt. Die IAB-Studie zur Übernahme von Auszubildenden ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/die-zahl-der-ausbildungsabschluesse-ist-stark-zurueckgegangen-insbesondere-aufgrund-kleinerer-jahrgaenge-und-pandemiebedingter-einschraenkungen, die IAB-Studie zur Besetzung von Ausbildungsplätzen finden Sie hier: https://www.iab-forum.de/der-rueckgang-an-bewerbungen-und-probleme-bei-der-kontaktaufnahme-erschweren-weiterhin-die-besetzung-von-ausbildungsplaetzen.

Ein Online-Chat für Arbeitsuchende fördert vor allem den Informationsaustausch und bietet Raum für wertschätzende Unterstützung. Das zeigen die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Universität Ulm zur Wirkung der Digitalen Peer-Gruppen-Beratung (DIGIPEG), die im Rahmen eines Modellprojekts erstmals erprobt wurde.

Der gegenseitige Informationsaustausch steht im Mittelpunkt der Unterstützung, welche die Teilnehmenden im Chat erfahren. So werden in über 70 Prozent aller Chat-Einträge Informationen erfragt oder weitergegeben. Dabei bezieht sich der Austausch zum weitaus überwiegenden Teil auf Fragen der Arbeitsuche: Die Teilnehmenden tauschen aus, welche Stellenportale sie für die Arbeitsuche nutzen, wie sie Bewerbungen schreiben, wie sie sich auf Bewerbungsgespräche vorbereiten oder wie sie sich verhalten, wenn sie von einem Arbeitgeber eingeladen werden.

Unterstützend wirkt zudem die gegenseitige Bestärkung im Online-Chat. Mitteilungen, die Wertschätzung für andere Teilnehmende ausdrücken, kommen in etwa 36 Prozent der Chat-Einträge vor.

Für die Aktivität und den Austausch innerhalb eines Chats spielt eine wichtige Rolle, ob sich die Teilnehmenden ein Bild voneinander machen und ob sie Gemeinsamkeiten untereinander sehen können. „Wissen die Beteiligten gegenseitig mehr über ihre beruflichen Hintergründe, können sie Aussagen während des Chat-Verlaufs besser nachvollziehen und nutzen“, erklärt IAB-Forscher Holger Bähr.

Darüber hinaus fördert die Chat-Teilnahme die Bewerbungsaktivität und Bewerbungsfähigkeiten der Teilnehmenden. Während „stille Teilnehmende“ vor allem ihre Bewerbungsaktivität steigerten, bauten „aktive Teilnehmende“ insbesondere ihre Bewerbungsfähigkeiten aus.

„Insgesamt hat die Digitale Peer-Gruppen-Beratung das Potenzial, Arbeitsuchende zu bestärken und ihre persönliche Interaktion mit den Vermittlungsfachkräften von der reinen Informationsweitergabe zu entlasten. Damit kann sie dazu beitragen, individuelle Beratung und Vermittlung zu stärken“, so Martin Dietz, Leiter der IAB-Stabsstelle Forschungskoordination.

Das Modellprojekt Digitale Peer-Gruppen-Beratung (DIGIPEG) wurde zwischen März 2019 und Dezember 2020 in Baden-Württemberg in 15 Arbeitsagenturen durchgeführt. Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-09.pdf.

Personen, die noch im Ruhestand erwerbstätig sind, haben überdurchschnittlich oft einen akademischen Bildungsabschluss und waren häufiger bis zum Rentenbeginn ins Arbeitsleben integriert als nicht erwerbstätige Rentenbeziehende, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA). Zugleich erhöht allerdings auch ein niedriges Haushaltseinkommen die Wahrscheinlichkeit, während des Rentenbezugs weiter einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen. Fast alle Befragten gaben aber auch an, aus Spaß an der Arbeit im Ruhestand noch erwerbstätig zu sein.

Rund 38 Prozent der erwerbstätigen Rentenbeziehenden haben einen akademischen Abschluss, und damit deutlich mehr als nicht erwerbstätige Rentenbeziehende mit 28 Prozent. Doch gleichzeitig spielt auch die Rentenhöhe für die Erwerbsentscheidung eine Rolle: Rentnerinnen und Rentner, deren Haushaltseinkommen im untersten Einkommensviertel liegt, bessern vergleichsweise häufig ihre finanzielle Situation mit Erwerbsarbeit auf. „Das zeigt, dass es verschiedene Gruppen von arbeitenden Rentenbeziehenden gibt, die sich hinsichtlich ihrer sozioökonomischen Situation und Erwerbsmotive stark unterscheiden“, erklärt IAB-Forscherin Stefanie Gundert. Auch in den Motiven spiegele sich das wider: Während die meisten Rentenbeziehenden bei der IAB-Befragung auch nichtmonetäre Gründe für ihre Erwerbsarbeit angeben – etwa Spaß an der Arbeit (97 Prozent) oder das Bedürfnis nach einer sinnvollen Aufgabe (92 Prozent) und sozialen Kontakten (91 Prozent) –, spielen bei 43 Prozent zudem finanzielle Motive eine Rolle. Die finanzielle Situation wird dabei überdurchschnittlich oft von Personen im unteren Einkommensbereich und von Frauen als Begründung genannt.

Nur vier Prozent der nicht erwerbstägigen Rentenbeziehenden planen einen erneuten Arbeitsbeginn. Den Verzicht darauf begründen acht von zehn damit, im Leben genug gearbeitet zu haben und dass ihr Haushaltseinkommen ausreichend sei. Im untersten Einkommensviertel gibt allerdings nur rund die Hälfte ein ausreichendes Einkommen als Grund für den Verzicht auf eine Erwerbstätigkeit im Ruhestand an. Von den Einkommensschwächeren nennen hingegen zwei Drittel auch gesundheitliche Gründe für ihre Nichterwerbstätigkeit, fast doppelt so viele wie im obersten Einkommensviertel.

Insgesamt ist nur eine Minderheit der Rentnerinnen und Rentner erwerbstätig, überwiegend im jüngeren Ruhestandsalter: In der Gruppe der 65- bis 69-Jährigen gehen rund 15 Prozent einer Erwerbsarbeit nach. Von den 70- bis 74-Jährigen sind es noch rund 13 Prozent, bei Personen über 75 noch 2 Prozent.

Die Studie beruht auf den Daten des IAB-Panels Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS), in dem jährlich Haushalte zu ihren sozialen und wirtschaftlichen Lebensverhältnissen befragt werden.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-08.pdf.

Trotz des Krieges in der Ukraine verzeichnet das European Labour Market Barometer im März 2022 den dritten Anstieg in Folge. Der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nimmt gegenüber Februar um 0,4 Punkte auf 103,4 Punkte zu.

Der erste Barometerwert des Frühindikators nach Beginn des Ukraine-Kriegs ist im März gegenüber Februar in den meisten teilnehmenden Ländern gestiegen oder gleichgeblieben. In allen osteuropäischen Ländern steigt das Barometer an. „Die teilnehmenden Arbeitsverwaltungen in Osteuropa erwarten keinen Einbruch ihrer Arbeitsmärkte“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Mehrere Länder verzeichnen allerdings auch Rückgänge, wobei aber kein Land unter die neutrale Marke von 100 Punkten sinkt.

Die Aussichten für die Arbeitslosigkeits- sowie die Beschäftigungsentwicklung verbessern sich insgesamt weiter. Je nach weiterer Entwicklung des Ukraine-Kriegs könnte der erwartete Aufwärtstrend aber ausgebremst werden. Der Teilindikator für die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen nimmt im Vergleich zum Februar um 0,4 Punkte auf 102,6 Punkte zu. Der Wert deutet damit weiterhin auf sinkende Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten hin. Der Teilindikator für die Beschäftigung steigt um 0,4 Punkte auf 104,2 Punkte und liegt deutlich im positiven Bereich. „Der europäische Arbeitsmarkt dürfte sich weiter von der Corona-Krise erholen. Das Risiko einer noch umfassenderen Eskalation des Ukraine-Kriegs oder eines Energie-Lieferstopps besteht jedoch weiterhin“, ergänzt Weber.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, die Schweiz, Tschechien und Zypern. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate signalisiert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des Barometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). Für jede der teilnehmenden Arbeitsverwaltungen wird ein Barometer bestimmt, aus denen sich das europäische Barometer als gewichtetes Mittel ergibt.

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 17 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components abrufbar. Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://doku.iab.de/kurzber/2020/kb2120.pdf.

Für 2022 erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine weitere Erholung am Arbeitsmarkt, wenn der Ukraine-Krieg nicht mit weiteren Eskalationen einhergeht. Die Forschenden rechnen mit einer leichten Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in allen Bundesländern und einem Abbau der Arbeitslosigkeit. Die am Montag veröffentlichte regionale Arbeitsmarktprognose des IAB für das Jahr 2022 ist jedoch mit besonders großer Unsicherheit behaftet.

„Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Monaten recht robust entwickelt, was tendenziell auch für das laufende Jahr erwartet wird. Dennoch wird die noch im Herbst erwartete wirtschaftliche Erholung durch den Krieg in der Ukraine deutlich ausgebremst“, berichtet IAB-Forscherin Anja Rossen. Für Ost- und Westdeutschland werden im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit leichte Unterschiede erwartet. Für Westdeutschland prognostiziert die Studie im Jahresdurchschnitt 2022 einen etwas stärkeren Rückgang von 14,0 Prozent gegenüber 11,5 Prozent für Ostdeutschland.

Die in der IAB-Studie für das Jahr 2022 prognostizierten regionalen Arbeitslosenquoten bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen fallen im Jahresdurchschnitt in den süddeutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg mit 2,9 bzw. 3,3 Prozent weiterhin am niedrigsten aus. Am höchsten werden sie 2022 laut Prognose in den Stadtstaaten Bremen mit 9,3 Prozent und Berlin mit 8,5 Prozent sein.

Bei der Beschäftigungsentwicklung gehen die Arbeitsmarktforscherinnen und -forscher für 2022 im Jahresdurchschnitt bundesweit von einem weiteren Zuwachs aus. Den mit Abstand höchsten Anstieg erwarten sie erneut in Berlin mit 2,7 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 1,8 Prozent. Am geringsten fällt das Beschäftigungswachstum dagegen mit 0,6 Prozent in Sachsen-Anhalt aus. Mit einem Anstieg von 1,6 Prozent fällt das prognostizierte Beschäftigungswachstum in Westdeutschland insgesamt höher aus als in Ostdeutschland mit 1,3 Prozent.

Trotz der positiven Aussichten für die regionalen Arbeitsmärkte betont IAB-Forscher Oskar Jost: „Unter anderem aufgrund des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Unsicherheit bei der Rohstoff- und Energieversorgung sowie wegen des ungewissen Fortgangs der Covid-19-Pandemie sind die Prognosen des IAB für dieses Jahr mit besonders großer Unsicherheit behaftet“.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/regionale-arbeitsmarktprognosen-stand-maerz-2022.

Trotz des Ukraine-Kriegs ist das IAB-Arbeitsmarktbarometer im März zum dritten Mal in Folge gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt bei 105,1 Punkten und damit weiter auf hohem Niveau. Einen höheren Stand erreichte das Arbeitsmarktbarometer zuletzt im Sommer 2021.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt im März gegenüber dem Vormonat um 0,5 Punkte und signalisiert, dass sich der Arbeitsmarkt weiterhin auf einem Erholungskurs befindet. Risiken bleiben allerdings durch eine geopolitische Ausweitung der Ukraine-Krise oder einen Energie-Lieferstopp. „Solange der Ukraine-Krieg nicht noch umfassender eskaliert, erwarten die Arbeitsagenturen, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt weitergeht“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Sowohl die Aussichten für die Beschäftigungsentwicklung als auch für die Arbeitslosigkeit verbessern sich erneut. Je nach weiterer Entwicklung des Ukraine-Kriegs besteht allerdings das Risiko, dass dieser Aufwärtstrend ausgebremst wird. Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers legte im März um 0,3 Punkte auf 106,4 Punkte leicht zu. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit kletterte um 0,8 Punkte auf 103,8 Punkte und liegt damit im deutlich positiven Bereich. „Etliche Betriebe sind durch Lieferengpässe, Exportausfälle und Energiepreissteigerungen betroffen. Aber viele negative Arbeitsmarkteffekte können nötigenfalls durch Kurzarbeit abgefedert werden. Gleichzeitig schreitet auch die Erholung von der Corona-Krise weiter voran“, so Weber. „Anders als die Kurzarbeit sollten Wirtschaftshilfen gerade für energieintensive Betriebe bei Weiterführung der Produktion und nicht nur bei Ausfall unterstützen.“

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des IAB-Arbeitsmarktbarometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe.
eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter www.iab.de/presse/abgrafik.

„Während die wirtschaftlichen Aussichten zu Jahresbeginn optimistisch waren, wird der globale Konjunkturaufschwung infolge des Ukraine-Kriegs ausgebremst“, berichtet IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber in der am Freitag veröffentlichten IAB-Prognose für das Jahr 2022. Die Forschenden rechnen mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt um 350.000 Personen. Die Prognose basiert auf der Annahme, dass der Ukraine-Krieg zu keiner noch umfassenderen Eskalation führt, aber auch nicht schnell beendet sein wird.

Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut der IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt 2022 um 510.000 Personen höher liegen als im Vorjahr. Das Vorkrisenniveau sollte sie im zweiten Quartal 2022 erreichen. Bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rechnet das IAB mit einem Zuwachs von 520.000 auf 34,42 Millionen Personen. „Damit würde ein neuer Rekordstand erreicht. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten dürfte im Jahresschnitt 2022 zum ersten Mal die 10-Millionen-Marke überspringen“, ergänzt Weber.

Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte 2022 um rund 150.000 Personen auf 47,55 Millionen Personen wachsen. „Dieser Anstieg ist auf die Erholung der Zuzüge und auf Wiedereintritte in den Arbeitsmarkt nach Abflauen der Pandemie zurückzuführen. Im Falle einer längeren Bleibedauer der Geflüchteten aus der Ukraine ergäben sich zusätzlich erhöhende Effekte auf Erwerbspersonenpotenzial, Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit“, erklärt Weber.

In fast allen Wirtschaftsbereichen prognostiziert das IAB für das Jahr 2022 einen Beschäftigungsaufbau. Den höchsten Beschäftigungszuwachs mit 200.000 zusätzlichen Stellen wird es der IAB-Prognose zufolge im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit geben. Im von der Pandemie besonders betroffenen Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe kommen 190.000 Stellen dazu. Für den Bau geht das IAB von 20.000 Personen mehr aus. „Diese Entwicklung ist im Spannungsfeld hoher Nachfrage nach Wohnraum, dem großen Bedarf an erneuerbaren Energien und weiter zunehmenden Fachkräfteengpässen zu sehen“, so Weber. „Für die ökologische Transformation werden Fachkräfte gerade im technischen und handwerklichen Bereich benötigt. Fachkräftegewinnung und -qualifizierung wird für die 2020er Jahre daher noch entscheidender“. Für das Produzierende Gewerbe erwarten die IAB-Forschenden dagegen einen leichten Rückgang um 10.000 Beschäftigte. „Die Industrie ist mit Störungen des internationalen Handels und mit Energiepreissteigerungen konfrontiert, verschärft durch den Ukraine-Krieg“, erklärt Weber.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-07.pdf.

Rund 8 Prozent der Betriebe, die bereits Erfahrung mit ausländischen Arbeitskräften gemacht haben, stellen auch Geflüchtete ein. Bei Betrieben ohne diese Erfahrung ist der Anteil mit knapp 2 Prozent deutlich geringer. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Mögliche Gründe für die höhere Wahrscheinlichkeit von Betrieben, Geflüchtete zu beschäftigen, wenn sie bereits Erfahrungen mit ausländischen Beschäftigten gemacht haben, können zum Beispiel ein besserer Überblick über institutionelle Regelungen oder der Zugang zu informellen Such- und Besetzungswegen über bereits im Betrieb beschäftigte ausländische Personen sein. „Diese Betriebe können möglicherweise im Ausland erworbene Ausbildungen oder mitgebrachte Arbeitserfahrungen besser einschätzen und informelle Kontakte leichter nutzen“, berichtet IAB-Forscher Sekou Keita. Weitere Gründe könnten sein, dass Geflüchtete in Branchen aktiv sind, in denen die mitgebrachten Fähigkeiten– insbesondere in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft – eher den Stellenanforderungen entsprechen; zum Beispiel, wenn weniger Sprachkenntnisse erforderlich oder manuelle Tätigkeiten besonders gefragt sind.

Die Beschäftigung der Geflüchteten ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. In den ersten Jahren seit der Ankunft 2015/2016 waren rund die Hälfte der Geflüchteten in der Zeitarbeit und in überwiegend kleinstbetrieblich strukturierten Branchen wie dem Handel und dem Bau- oder Gastgewerbe tätig. Mit 56 Prozent waren mehr als die Hälfte der Geflüchteten in kleinen Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten tätig. „Insbesondere kleine Betriebe nutzen überdurchschnittlich häufig die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder andere persönliche Kontakte als Suchweg bei der Besetzung von neuen Stellen“, erklärt IAB-Forscher Andreas Hauptmann. Kleine und mittlere Betriebe berichten zudem häufiger von Schwierigkeiten, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden und könnten daher eher zu Kompromissen hinsichtlich formaler Qualifikationsanforderungen und Berufserfahrung bereit sein.

Betriebe, die über ungedeckten Arbeitskräftebedarf berichten, beschäftigen ebenfalls häufiger Geflüchtete. Insbesondere in Regionen in denen die regionale Arbeitslosenquote gering ist. Vor dem Hintergrund unbesetzter (Ausbildungs-)Stellen könnten Geflüchtete somit dazu beitragen, die Arbeitskräftebasis der Betriebe zu stabilisieren.

Die IAB-Studie beruht auf Auswertungen des IAB-Betriebspanels, einer repräsentativen Befragung von jährlich rund 15.500 Betrieben aller Betriebsgrößen und Wirtschaftszweige mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig beschäftigten Person.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-06.pdf.

Das Arbeitsvolumen ist 2021 um 1,9 Prozent auf 60,6 Milliarden Stunden gestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2019, also vor der Covid-19-Pandemie, lag es aber immer noch um 3,1 Prozent niedriger. Dies geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleichgeblieben und lag im Jahresdurchschnitt bei 44,9 Millionen Personen. Die Arbeitszeit betrug im Jahr 2021 rund 1.349 Stunden, dies sind 1,9 Prozent mehr als 2020, aber 2,3 Prozent weniger als 2019. Die Teilzeitquote liegt im Vergleich zum Vorjahr mit -0,1 Prozentpunkten etwas niedriger. Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten ist 2021 mit 0,1 Prozent schwächer gestiegen als die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten mit 0,4 Prozent.

Gegenüber dem Vorjahr wurden im Jahr 2021 mehr bezahlte und unbezahlte Überstunden geleistet. Beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisteten im Durchschnitt jeweils 20,0 bezahlte und 21,8 unbezahlte Überstunden und näherten sich damit wieder dem Niveau vor der Pandemie an. Im Jahr 2021 wurden von den Beschäftigten im Durchschnitt 0,5 Stunden Guthaben auf den Arbeitszeitkonten abgebaut, im Jahr 2020 waren es noch 3,6 Stunden. Daraus ergibt sich in 2021 eine um 3,1 Stunden längere Arbeitszeit.

Nach ersten vorläufigen Hochrechnungen betrug die Anzahl der Kurzarbeitenden im Jahresmittel 2021 aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie rund 1,8 Millionen Personen und war damit im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie mit knapp 150.000 Kurzarbeitenden im Jahresdurchschnitt 2019 immer noch enorm hoch. Gegenüber 2020 liegt sie aber im Mittel um mehr als 1,1 Millionen niedriger. „2021 war der Arbeitsmarkt auf dem Weg einer allmählichen Normalisierung. Im Jahresverlauf stieg die Beschäftigung, die Kurzarbeit ging nach der dritten Welle bis in den Herbst zurück, Arbeitszeitkonten wurden nicht weiter abgebaut“, erklärt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. „Den Vorkrisenstand hat das Arbeitsvolumen noch nicht wieder erreicht. Mit der Erholung aus der Omikron-Welle wäre dieses Ziel für das laufende Jahr realistisch, die Folgen des Ukraine-Kriegs dürften aber zu einem Dämpfer führen“, so Weber.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2021.pdf (nicht barrierefrei) zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Jahreszahlen ab 1991 ist unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

Mütter übernahmen auch während der Covid-19-Pandemie den größeren Teil der Sorgearbeit. Allerdings beteiligten sich Väter vor allem zu Beginn der Pandemie stärker an der Kinderbetreuung. Dies fand insbesondere in Haushalten statt, in denen Mütter mehr als 20 Stunden außer Haus tätig waren und keine Möglichkeit hatten, im Homeoffice zu arbeiten. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Der Anteil der Mütter, die vor der Covid-19-Pandemie fast vollständig oder überwiegend die Kinderbetreuung übernahmen, blieb auch im Juni 2020 während der Corona-Krise nahezu unverändert. Sie sank lediglich um 2 Prozentpunkte auf 64,2 Prozent. Der entsprechende Anteil der Väter verdoppelte sich im selben Zeitraum auf 10,5 Prozent. Auch in anderen Bereichen der Sorgearbeit wie der Hausarbeit, dem Einkaufen und häuslichen Reparaturarbeiten beteiligten sich Väter während der Pandemie stärker als zuvor, auch wenn die Veränderungen in der Aufteilung der Sorgearbeit in manchen Bereichen sehr gering waren. Die Ungleichheiten in der Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen im Verlauf des ersten Pandemiejahres waren weiterhin hoch. „Für eine weitere Verlagerung der Sorgearbeit hin zu den Frauen bei gleichzeitigem Rückgang des weiblichen Erwerbsumfangs – wie von der Retraditionalisierungshypothese erwartet – finden wir bisher keine empirischen Belege. Mütter kehrten zudem schneller zu ihrer vorherigen Arbeitszeit zurück als Väter“, berichtet IAB-Forscherin Claudia Globisch.

Die stärkere Beteiligung der Väter an der Sorgearbeit näherte sich im Verlauf der Pandemie wieder derjenigen vor der Corona-Krise an. Dennoch blieb die Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung mit 9,7 Prozent im August 2020 höher als vor der Covid-19-Pandemie. „Der wieder abnehmende Anteil der Väter an der Sorgearbeit spricht dafür, dass die beobachtete Ausweitung ihres Engagements eher aus der Notwendigkeit geboren war, und dass sie sich mit einer Normalisierung der Situation wieder zurückbilden dürfte“, erklärt Dana Müller, Leiterin des Forschungsdatenzentrums der Bundesagentur für Arbeit im IAB. „Nichtsdestotrotz haben Maßnahmen wie Homeoffice und angeordnete Kurzarbeit Zeitressourcen geschaffen, die eine stärkere Beteiligung der Väter an der Sorgearbeit ermöglichten“.

Die Ergebnisse beruhen auf den Daten des Hochfrequenten Online Personen Panels (HOPP) „Leben und Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona“. Inhaltlich erfasst die HOPP-Befragung die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Erwerbstätigkeit und die damit zusammenhängenden Aspekte wie die Nutzung von Homeoffice, die Aufteilung der Sorgearbeit aufgrund geschlossener Betreuungseinrichtungen, das Wohlbefinden oder die Gesundheit.

Ein begleitendes Interview mit Claudia Globisch und Michael Oberfichtner finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/arbeit-und-familie-im-lockdown. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-05.pdf.