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Im dritten Quartal 2022 gab es bundesweit 1,82 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem zweiten Quartal 2022 sank die Zahl der offenen Stellen um rund 105.700 oder 5 Prozent. Im Vergleich zum dritten Quartal 2021 liegt die Zahl jedoch immer noch um 437.600 oder 32 Prozent höher. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

In Westdeutschland waren im dritten Quartal 2022 rund 1,46 Millionen Stellen zu vergeben, in Ostdeutschland rund 362.700. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation lag im dritten Quartal 2022 bei 1,4. Damit kommen auf 100 von den Betrieben ausgeschriebenen offenen Stellen rund 140 arbeitslos gemeldete Personen. In Ostdeutschland waren es durchschnittlich 160 und in Westdeutschland 130 arbeitslos gemeldete Personen.

„Vor 10 Jahren lag das Verhältnis von arbeitslos gemeldeten Personen zu offenen Stellen mit 370 zu 100 deutlich höher. Während im Westen Deutschlands damals auf 100 offene Stellen rund 310 arbeitslos gemeldete Personen kamen, waren es im Osten zu diesem Zeitpunkt mit 610 fast doppelt so viele Menschen“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Die bundesweite Arbeitslosen-Stellen-Relation lag im zweiten Quartal 2022 mit 1,2 auf dem Tiefststand der Erhebung und nicht weit vom aktuellen Niveau entfernt. „Der Arbeitsmarkt zeigte sich auch im dritten Quartal 2022 trotz der bestehenden Unwägbarkeiten im Zuge der durch den Angriffskrieg auf die Ukraine verursachten Energiekrise relativ robust“, so Kubis weiter. „Allerdings zeigen nicht zuletzt die Erfahrungen aus den Corona-Lockdowns, dass gerade Betriebe aus krisengebeutelten Branchen sich mit Neueinstellungen zurückhalten. Insofern muss in den kommenden Quartalen trotz vermutlich weiter bestehender Stellenbesetzungsprobleme mit einem Rückgang in der Zahl der offenen Stellen in den betroffenen Branchen gerechnet werden.“

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im dritten Quartal 2022 lagen Antworten von rund 7.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://iab.de//stellenerhebung/download/ online veröffentlicht.

Die Anspruchslöhne von erwerbslosen Geflüchteten liegen in den ersten beiden Jahren nach der Zuwanderung über dem durchschnittlichen Niveau von anderen Migrantengruppen in Deutschland. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer sinken sie. Im Durchschnitt sind arbeitsuchende Geflüchtete bereit, für den angegebenen Monatsverdienst mehr Stunden zu arbeiten. Das zeigen Ergebnisse einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 lag der monatliche Anspruchsverdienst – also das minimal geforderte Gehalt zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit – von erwerbslosen Geflüchteten inflationsbereinigt bei 1.529 Euro netto. Bei anderen erwerbslosen Personen mit eigener Migrationserfahrung lag er bei 1.374 Euro netto und bei Personen ohne Migrationshintergrund bei 1.350 Euro netto.

Allerdings waren Geflüchtete bereit, für dieses Gehalt länger zu arbeiten: Die angegebene Wochenarbeitszeit lag bei Geflüchteten durchschnittlich bei knapp 37 Stunden, also 5 Stunden mehr als die angegebene Wochenarbeitszeit von anderen Personen mit eigener Migrationserfahrung und ohne Migrationshintergrund. Somit lag der Anspruchslohn von Geflüchteten bei durchschnittlich 9,70 Euro netto pro Stunde. Bei Personen ohne Migrationshintergrund lag er bei 10,10 Euro netto. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer sanken die Anspruchslöhne der Geflüchteten allerdings deutlich: Geflüchtete, die sich zwei Jahre oder kürzer in Deutschland aufhielten, erwarteten durchschnittlich mindestens 10,40 Euro netto pro Stunde. Drei Jahre nach dem Zuzug sank der Anspruchslohn auf 9,60 Euro netto.

Der Anspruchslohn stieg mit den Qualifikationen und Deutschkenntnissen der Geflüchteten sowie mit der Haushaltsgröße und dem Vorhandensein von Kindern im Haushalt. „Das könnte sowohl auf höhere Lebenshaltungskosten als auch auf höhere Transferzahlungen – etwa Hartz IV oder Asylbewerberleistungen – in Haushalten mit mehr Personen zurückzuführen sein“, so IAB-Forscher Philipp Jaschke.

Der Anspruchslohn fiel niedriger aus für Geflüchtete, die bereits Stellen über die Arbeitsagenturen und Jobcenter gesucht oder Berufserfahrungen in Deutschland erworben hatten. „Geringe Deutschkenntnisse und unvollkommene Informationen haben oft zur Folge, dass Geflüchtete bei ihrer Ankunft in Deutschland den Arbeitsmarkt nicht genau kennen. Das betrifft etwa Qualifikationsanforderungen oder Löhne und Gehälter. Diese Informationsdefizite können die Einschätzungen hinsichtlich der Erwerbschancen und der erzielbaren Löhne verzerren,“ erklärt IAB-Forscher Ehsan Vallizadeh.

Die IAB-Studie basiert auf Auswertungen der ersten fünf Wellen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus den Jahren 2016 bis 2020 von knapp 7.900 seit 2013 zugezogenen Asylsuchenden im erwerbsfähigen Alter von 18 bis 64 Jahren. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-20.pdf

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im Oktober 2022 bei 100,2 Punkten und ist im Vergleich zum September um weitere 0,3 Punkte gesunken. Damit liegt der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nur noch knapp über der neutralen Marke von 100 und signalisiert somit nur noch geringfügig positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung. Auf europäischer Ebene verzeichnet das Barometer ebenfalls den sechsten Rückgang in Folge und liegt nun mit 99,7 Punkten leicht unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten.
„Normalerweise gibt es nur eines von beiden: starker Arbeitskräftebedarf oder schwache Konjunktur. Aber im Moment trifft Knappheit auf Krise“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. „Weil Arbeitskräfte knapp sind, halten die Betriebe ihre Beschäftigten auch in der Energiekrise. Die Einstellungspläne werden aber etwas zurückgefahren“, erläutert Weber weiter. Zusätzliche Risiken durch eine mögliche Verschärfung der Energiekrise bleiben bestehen.
Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers ist im Oktober im Vergleich zum September um 0,5 Punkte nochmals gesunken, deutet mit 103,3 Punkten aber nach wie vor auf einen positiven Beschäftigungstrend hin. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit verzeichnet im Oktober einen weiteren Rückgang von 0,1 Punkten und liegt nun bei 97,2 Punkten. Damit deutet sie weiter auf steigende Arbeitslosigkeit hin. „Die Fluchtzuwanderung aus der Ukraine erhöht schlagartig das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland und damit zunächst die Arbeitslosigkeit wie auch – stärker zeitverzögert – die Beschäftigung“, so Weber.
Der Stand des European Labour Market Barometer hat sich im Oktober zum sechsten Mal in Folge verschlechtert. Im Vergleich zum September ist der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB um 0,3 Punkte gesunken und liegt nun mit 99,7 Punkten unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die europäischen Arbeitsmärke werden nicht einknicken, aber schwächer waren die Aussichten nur zu Hochzeiten der Corona-Krise“, so Weber. Während die meisten Länder Rückgänge zu verzeichnen haben, zeigen einige osteuropäischen Länder eine leichte Erholung. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit liegt mit einem Rückgang von 0,1 Punkten aktuell bei einem Wert von 98,2 Punkten, was auf steigende Arbeitslosigkeit in den europäischen Ländern hinweist. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung ist um 0,6 Punkte auf 101,2 Punkte gesunken, liegt damit aber weiterhin im positiven Bereich. Die erwartete Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung ist in den anderen teilnehmenden europäischen Ländern nicht so unterschiedlich wie in Deutschland, was den relativ starken Effekt der Fluchtzuwanderung in Deutschland zeigt.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.
Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.
Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).
Zum Download stehen bereit:

In der Corona-Krise sind sowohl die Zahlen der von der Bundesagentur für Arbeit monatlich ausgewiesenen dualen Ausbildungsstellen als auch die der Bewerbenden ab dem zweiten Quartal 2020 gegenüber 2019 deutlich zurückgegangen. Dabei sank die Zahl der Bewerbenden stärker als das Stellenangebot. Im zweiten Jahr der Pandemie gab es den stärksten Rückgang bei der Zahl der erfolgreichen Vermittlungen in eine Ausbildung. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Verglichen mit dem Trend der Zahlen der Bewerbenden und des Stellenangebots sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge deutlich stärker. Diese Entwicklung deutet auf zunehmende Passungsprobleme hin. „Mögliche Gründe hierfür können etwa die fehlende Übereinstimmung zwischen angebotenen Stellen und beruflichen Wünschen von Ausbildungsinteressenten oder zwischen dem regionalen Angebot und der regionalen Nachfrage sein“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. „Weitere Gründe sind, dass die Qualifikationen der Bewerbenden nicht dem Anforderungsprofil der Betriebe entsprechen oder dass junge Menschen Alternativen im tertiären Bildungsbereich, beispielsweise den Besuch einer Fachhochschule, vorziehen“, ergänzt Anna Heusler, Mitautorin der Studie.

Starke Rückgänge zeigen sich vor allem in Berufen, die besonders von der Corona-Krise betroffen waren, beispielsweise in den Bereichen „Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus” sowie „Geisteswissenschaften, Kultur, Gestaltung”. Mit dem Rückgang der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Bewerbenden und der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge während der Krise setzt sich ein Trend fort, der schon vor der Pande¬mie begann. Dagegen nahm die Zahl der bei den Arbeitsagen¬turen und Jobcentern registrierten betrieblichen Ausbildungsstellen längerfristig zu und ging erst mit Be¬ginn der Pandemie zurück. „Pandemiebedingt erschwerte sich nicht nur die Kontaktaufnahme zwischen Ausbildungsinteressier¬ten und Betrieben, sondern auch zwischen potenziellen Bewerben¬den und den Arbeitsagenturen. Das beeinträchtigte die Aktivierung und Vermittlung von Jugendlichen“, so Anna Houštecká, Mitautorin der Studie. „Denkbar wäre allerdings auch, dass ausbildungsinteressierte Jugendliche zunehmend auf das Onlineangebot der BA zurückgreifen und sich ohne persönliche Beratung und Registrierung in einer Arbeitsagentur über mögliche Stellen informieren“, so Leonie Wicht weiter, Mitautorin der Studie.

Die Studie beruht auf Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Diese bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Stellen, Bewerbenden und neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge umfassen. Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-19.pdf.

Das Lebensentgelt steigt fast immer mit dem Anforderungsniveau des Berufs. In bestimmten Berufen können Beschäftigte mit einer Berufsausbildung und anschließendem Fortbildungsabschluss aber Lebensentgelte erzielen, die vergleichbar sind mit denen von Personen mit Hochschulabschluss in anderen Berufen. Das zeigen Ergebnisse einer am Dienstag erschienenen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Das durchschnittliche Brutto-Lebensentgelt von Fachkräften, die in der Regel eine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung absolviert haben, beträgt 1,7 Millionen Euro. Spezialisten, also Personen, die über ihre berufliche Ausbildung hinaus einen Fortbildungsabschluss wie einen Meister-, Techniker-, oder Fachwirtabschluss erzielen, haben ein durchschnittliches Brutto-Lebensentgelt von 2,4 Millionen Euro. Die höchsten Brutto-Lebensentgelte mit durchschnittlich 2,7 Millionen Euro erreichen Experten, also Personen, die Tätigkeiten ausüben, für die in der Regel ein Hochschulabschluss benötigt wird.

Die Lebensentgelte variieren jedoch erheblich zwischen Berufen. „Experten erreichen zwar im Durchschnitt das höchste Lebensentgelt, ihr Lebensentgelt liegt aber nicht per se über dem von Fachkräften oder Spezialisten in anderen Berufen“, berichtet IAB-Forscher Heiko Stüber.

In den Berufshauptgruppen der MINT-Berufe erzielen Spezialisten beispielsweise ein durchschnittliches Brutto-Lebensentgelt von mehr als 2,7 Millionen Euro. „Sie erreichen damit ein Lebensentgelt, das über dem durchschnittlichen Lebensentgelt von Experten liegt“, ergänzt Stüber. Auch erzielen Spezialisten in 29 und Fachkräfte in 13 Berufshauptgruppen, wie zum Beispiel im Bereich Papier- und Druckberufe und technische Mediengestaltung, ein Lebensentgelt von brutto über 1,6 Millionen Euro und somit ein höheres Lebensentgelt als Experten in Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufen.

Aufgrund der steigenden Fachkräfteengpässe ist — zumindest in bestimmten Berufsgruppen — in den nächsten Jahren ein überproportionaler Anstieg der Entgelte von Fachkräften und Spezialisten im Vergleich zur Steigerung der Löhne insgesamt zu erwarten.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-18.pdf

Persönliche Empfehlungen bauen betriebliche Vorbehalte gegenüber Langzeitarbeitslosen ab. In wirtschaftlichen Krisenzeiten profitieren Langzeitarbeitslose im Einstellungsprozess von geringeren Vorbehalten. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Der Anteil der Betriebe, für die eine Besetzung offener Stellen mit Langzeitarbeitslosen generell nicht infrage kommt, lag im Jahr 2021 bei 54 Prozent. Rund die Hälfte dieser Betriebe wäre aber im Falle einer persönlichen Empfehlung dazu bereit, Bewerbungen dieser Personengruppe eine Chance zu geben. „Die Bedeutung sozialer Kontakte zeigt, dass die Unsicherheit der Betriebe hinsichtlich des Leistungsvermögens und der Motivation Langzeitarbeitsloser ein wichtiges Einstellungshemmnis darstellt. Die damit verbundenen Vorbehalte und Stigmatisierung können über persönliche Empfehlungen abgebaut werden“, erklärt Nicole Gürtzgen, Leiterin des Forschungsbereichs „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“.

„In Rezessionen wird Langzeitarbeitslosigkeit etwas stärker als Ergebnis der nachteiligen wirtschaftlichen Lage gesehen und weniger als Ergebnis eines geringeren Leistungsvermögens“, ergänzt IAB-Forscher Martin Popp. So stieg der Anteil an Betrieben, die Bewerbungen Langzeitarbeitsloser im Einstellungsprozess berücksichtigen, im Krisenjahr 2020 um rund einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. „Wir können zumindest weitestgehend ausschließen, dass in konjunkturell schwachen Phasen für ein gegebenes Stellenangebot ein geringerer Anteil von Betrieben Langzeitarbeitslosen eine Chance gibt“, so Popp.

Der Anteil der Betriebe, die grundsätzlich dazu bereit wären, Bewerbungen Langzeitarbeitsloser zu berücksichtigen, lag im Jahr 2021 bei rund 39 Prozent. 38 Prozent der Betriebe gaben an, nur diejenigen arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber zu berücksichtigen, die maximal bis zu einem Jahr arbeitslos waren. 16 Prozent der Betriebe waren nicht bereit, Bewerbungen arbeitsloser Personen im Einstellungsprozess zu berücksichtigen.

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen stieg im Jahr 2021 auf rund 39 Prozent an, während er im Vorkrisenjahr 2019 im Schnitt bei 32 Prozent lag. In einem durchschnittlichen Monat des Jahres 2021 gingen knapp 2 Prozent der Langzeitarbeitslosen in Erwerbstätigkeit über.

Die Studie beruht auf Daten der IAB-Stellenerhebung, einer repräsentativen Befragung von Betrieben in Deutschland, an der sich jährlich zwischen 11.500 und 20.000 Betriebe und Verwaltungen beteiligen. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-17.pdf

Die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine dämpfen die Erholung der regionalen Arbeitsmärkte. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt in allen Bundesländern leicht an. Gleichzeitig nimmt aber auch die Arbeitslosigkeit zu. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Der Arbeitsmarkt bleibt stabil, eine positive Entwicklung wird aber durch die aktuellen Krisen gebremst. Die Beschäftigung steigt weniger stark als in den Jahren vor der Covid-19-Pandemie und die Arbeitslosigkeit nimmt in nahezu allen Regionen leicht zu“, berichtet die IAB-Forscherin Anja Rossen. Ost- und Westdeutschland liegen bei einem Beschäftigungswachstum von durchschnittlich jeweils 0,9 Prozent. In Ostdeutschland erwartet das IAB mit 1,7 Prozent für Berlin den höchsten Anstieg. In Westdeutschland wird mit 1,3 Prozent der stärkste Beschäftigungsaufbau für Hessen prognostiziert.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit von 2022 auf 2023 fällt in Ostdeutschland mit 3,0 Prozent stärker aus als in Westdeutschland mit 2,3 Prozent. Die größten Anstiege in der Zahl der Arbeitslosen gibt es in Sachsen mit 4,4 Prozent, in Thüringen mit 3,9 Prozent gefolgt von Baden-Württemberg mit 3,8 Prozent. Hingegen fallen die Anstiege bei den Arbeitslosen in Schleswig-Holstein mit 0,1 Prozent, im Saarland mit 0,3 Prozent, in Hessen mit 1,0 Prozent und in Rheinland-Pfalz mit 1,0 Prozent am geringsten aus. Für Ostdeutschland fällt die Arbeitslosenquote mit 6,8 Prozent höher aus als für Westdeutschland mit 5,1 Prozent.

Insgesamt hängen die Dynamik und Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahr 2023 entscheidend von der weiteren geopolitischen Entwicklung ab. „Hohe Risiken gehen von noch weiter steigenden Energie- und Rohstoffpreisen aus. Chancen könnten sich dagegen ergeben, wenn sich die Energieversorgung stabilisiert und Materialengpässe schneller abgebaut werden können. Der Fortgang der Covid-19-Pandemie bleibt zudem als Unsicherheitsfaktor bestehen“, erklärt IAB-Forscher Christian Teichert.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: http://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-16.pdf  

Ein begleitendes Interview zur Regionalprognose gibt es hier: https://www.iab-forum.de/regionalprognose-2023-konjunkturschwaeche-daempft-arbeitsmarktentwicklung-der-deutschen-bundeslaender

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im September 2022 bei 100,4 Punkten und ist im Vergleich zum August um weitere 0,8 Punkte gesunken. Damit liegt der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) knapp über der neutralen Marke von 100, was weiterhin leicht positive Aussichten signalisiert. Auf europäischer Ebene verzeichnet das Barometer den fünften Rückgang in Folge und liegt nun genau auf dem neutralen Stand von 100 Punkten. „Arbeitskräftemangel trifft auf Energiekrise. Der boomende Arbeitsmarkt bekommt einen Dämpfer“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers ist im September im Vergleich zu August um 0,7 Punkte nochmals gesunken, befindet sich mit 103,7 Punkten aber weiter auf gutem Niveau. Die Beschäftigung dürfte also weiterhin wachsen, wenn auch in einem langsameren Tempo.
Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit verzeichnet im September einen weiteren Rückgang von 0,9 Punkten und liegt nun bei 97,1 Punkten. Damit entfernt sie sich weiter von der neutralen Marke 100, was auf eine steigende Arbeitslosigkeit hindeutet. „Kurzfristig hat die Fluchtzuwanderung die Arbeitslosigkeit erhöht“, bestätigt Weber, „für die Zukunft gibt es aber zusätzliches Beschäftigungspotenzial.“

Der Stand des European Labour Market Barometer hat sich im September zum fünften Mal in Folge verschlechtert. Im Vergleich zum August ist der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB um 0,9 Punkte gesunken und liegt nun genau auf der neutralen Marke von 100 Punkten. In allen teilnehmenden osteuropäischen Ländern steht das Barometer sogar noch deutlich schlechter – hier sind die Kriegswirkungen besonders spürbar. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit liegt mit einem Rückgang von 1,0 Punkten aktuell bei einem Wert von 98,3 Punkten, was auf eine steigende Arbeitslosigkeit in den europäischen Ländern hinweist. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung ist um 0,7 Punkte auf 101,7 Punkte gesunken, liegt aber damit immer im leicht positiven Bereich. Wie für Deutschland gilt für die erfassten europäischen Länder insgesamt, dass eine eher positive Beschäftigungsentwicklung bei gleichzeitig ansteigender Arbeitslosigkeit erwartet wird.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.
Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden (seit September 2022), die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

  • eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe.
  • eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter www.iab.de/presse/abgrafik.

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 17 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components abrufbar.
Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter http://doku.iab.de/kurzber/2020/kb2120.pdf.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise bremsen den erwarteten Konjunkturaufschwung für dieses Jahr. Insgesamt erwarten die Forschenden für 2022 ein Jahreswachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,5 Prozent, für 2023 einen Rückgang von -0,4 Prozent. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten IAB-Prognose für die Jahre 2022 und 2023 hervor.

„Einen Wirtschaftseinbruch gab es bisher nicht, angesichts der sich verschärfenden Energiekrise droht aber eine Rezession. Der Arbeitsmarkt wird durch die wirtschaftlichen Rückschläge beeinträchtigt, wir erwarten jedoch in Anbetracht des hohen Arbeitskräftebedarfs keinen Einbruch“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut der IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt 2022 um 560.000 Personen höher liegen als im Vorjahr. Im nächsten Jahr kommt es zu einem weiteren Anstieg um 220.000 Erwerbstätige. Die Zahl der Arbeitslosen wird 2022 um 200.000 Personen sinken und im Jahr 2023 um 60.000 Personen steigen, auch aufgrund der Registrierung ukrainischer Geflüchteter in der Grundsicherung.

Bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rechnet das IAB mit einem Zuwachs von 610.000 auf 34,51 Millionen Personen. Für 2023 erwarten die Forschenden ein Plus von 300.000 auf 34,81 Millionen Personen. Den höchsten Beschäftigungszuwachs mit 210.000 zusätzlichen Stellen im Jahr 2022 und 150.000 im Jahr 2023 wird es der IAB-Prognose zufolge im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit geben. „Dies liegt hauptsächlich am Ausbau der Kindertagesbetreuung und an der Alterung der Gesellschaft und wird durch den Betreuungsbedarf für Geflüchtete aus der Ukraine verstärkt“, erklärt Weber.  Der Bereich Information und Kommunikation schafft im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung 70.000 zusätzliche Stellen im Jahr 2022 und 50.000 im Jahr 2023. Für das Produzierende Gewerbe erwartet das IAB weitestgehend Stagnation.

Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte 2022 um rund 420.000 Personen kräftig wachsen. Auch für das Jahr 2023 ist mit einem weiteren Wachstum von 180.000 Personen zu rechnen. „Das liegt an der Fluchtmigration aus der Ukraine und der Erholung von der Corona-Krise. Die demographische Entwicklung zieht das Erwerbspersonenpotenzial darüber hinaus aber weiterhin stark nach unten“, so Weber.

Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-15.pdf. Ein begleitendes Interview zur Prognose gibt es hier: https://www.iab-forum.de/iab-prognose-2022-23-grosse-unsicherheiten-fuer-weitere-wirtschaftliche-entwicklung-aber-voraussichtlich-robuster-arbeitsmarkt.

Anders als bei der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 gibt es kaum Arbeitsagenturen, die negative Auswirkungen auf die Beschäftigung befürchten. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte sein, dass sich der Mangel an Arbeitskräften zwischenzeitlich massiv verschärft hat. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die sich auf die monatliche Befragung der 155 regionalen Arbeitsagenturen durch die Bundesagentur für Arbeit (BA) stützt.

Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung erwarten 86 Prozent der Agenturen für ihre Bezirke von der Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro keine Beschäftigungseffekte, während dies bei der geringfügigen Beschäftigung auf 70 Prozent zutrifft. Die übrigen Agenturen erwarten positive oder negative Wirkungen, die Anteile halten sich fast die Waage.

Vor der Einführung des Mindestlohns im Dezember 2014 hatte noch etwa ein Fünftel der Agenturen Beschäftigungsverluste befürchtet. Eine Rolle für die aktuell wesentlich neutralere Erwartungshaltung spielt die stark wachsende Knappheit an Arbeitskräften: Dabei erwarten Agenturen, die eine größere Knappheit an Arbeitskräften beim Stellenbesetzungsprozess melden, tendenziell auch positivere Effekte der Mindestlohnerhöhung auf die geringfügige Beschäftigung.

„Die stark gestiegene Knappheit am Arbeitsmarkt trägt dazu bei, dass die Mindestlohnerhöhung die betriebliche Nachfrage nach Arbeitskräften weniger stark dämpft. Arbeitskräfte werden gehalten oder hätten bessere Jobchancen, falls es doch zu Entlassungen kommt“, erklärt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. „Sollte sich die realwirtschaftliche und geopolitische Situation nochmals massiv verschlechtern, würde dies den Arbeitskräftebedarf dämpfen. Die anstehende Erhöhung des Mindestlohns könnte sich dann negativer auf die Beschäftigung auswirken“, ergänzt Christian Hutter, Mitautor der Studie.

Die Studie beruht auf der monatlichen Befragung der 155 regionalen Arbeitsagenturen durch die Bundesagentur für Arbeit (BA). Die Studie ist abrufbar unter https://www.iab-forum.de/die-arbeitsagenturen-erwarten-von-der-erhoehung-des-mindestlohns-auf-12-euro-mehrheitlich-keine-auswirkungen-auf-die-beschaeftigung.