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Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnet in seiner Frühjahrsprognose, die am Freitag veröffentlicht wurde, für 2023 mit einem Plus von 340.000 bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. So wird sie mit 34,85 Millionen ein neues Allzeithoch erreichen. Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt 2023 um 380.000 Personen höher liegen als im Vorjahr und erreicht mit 45,95 Millionen ebenfalls einen neuen Höchststand.

Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Durchschnitt 2023 um 110.000 Personen höher als im Durchschnitt 2022. Der größte Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit erfolgte bereits in der zweiten Hälfte des Vorjahres, vor allem aufgrund der Registrierung ukrainischer Geflüchteter. Im Jahresverlauf 2023 ergeben sich keine maßgeblichen Änderungen der Zahl der Arbeitslosen. „Arbeitskräfte sind so knapp wie seit Jahrzehnten nicht. Betriebe versuchen daher ihre Beschäftigten auch in einem schwierigen Umfeld zu halten“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Das Bruttoinlandsprodukt wird im Jahresdurchschnitt stagnieren, im Jahresverlauf gibt es aber eine Erholung. „Die Konjunktur hat die Talsohle im Winter durchschritten“, so IAB-Ökonom Weber. Die gute Beschäftigungsentwicklung stütze die Einkommen und sei damit ein wichtiger Stabilitätsanker für die Konjunktur. „Die Akutphase der Energiekrise ist erst einmal überstanden. Jetzt gilt es, den Druck für die Transformation umzusetzen, also investieren in Technologie und Beschäftigte“, ergänzt Weber.

In fast allen Wirtschaftsbereichen prognostiziert das IAB für das Jahr 2023 einen Beschäftigungsaufbau. Die meisten zusätzlichen Stellen wird es mit einem Plus von 110.000 im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit geben. Der von der Pandemie besonders betroffene Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe erreicht Ende des Jahres mit 100.000 zusätzlichen Beschäftigten wieder das Vor-Corona-Niveau. Auch bei den Unternehmensdienstleistungen steigt die Beschäftigung mit einem Plus von 80.000 deutlich.

Kurzfristig erhöht sich das Arbeitskräfteangebot auch aufgrund der Flucht aus der Ukraine. Das Erwerbspersonenpotenzial steigt 2023 aufgrund starker Zuwanderung und höherer Erwerbsbeteiligung um 340.000 Personen.

In der Prognose nehmen die Forschenden an, dass der Ukrainekrieg nicht weiter eskaliert, aber auch nicht beendet wird. Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: http://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-05.pdf. Unter https://www.iab-forum.de/iab-prognose-2023-konjunktur-durchschreitet-die-talsohle-beschaeftigung-erreicht-neue-hoechststaende ist ein begleitendes Interview mit Enzo Weber veröffentlicht.

Bedingt durch die Covid-19-Pandemie investierte nur jeder zehnte Betrieb zusätzlich in computergestützte, intelligente sogenannte 4.0-Technologien von Büro- und Kommunikationsmitteln, indem beispielsweise Cloud-Computing Systeme angeschafft wurden. Dies zeigen erste Analysen der neuen, gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem ZEW – Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung und dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) durchgeführten, „Arbeitswelt 4.0“-Betriebsbefragung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Vor allem Betriebe, die vor der Pandemie schon Erfahrung mit 4.0-Technologien gesammelt hatten, haben coronabedingt weitere Investitionen in Büro- und Kommunikationsmittel getätigt. Von den fast 70 Prozent der Betriebe ohne Vorerfahrung investierten nur 2,5 Prozent pandemiebedingt in 4.0-Technologien, während es von den knapp 20 Prozent der Betriebe mit etwas Vorerfahrung 24,8 Prozent und von den gut 11 Prozent der Betriebe mit umfangreicher Vorerfahrung 27,3 Pro­zent waren. Im Durchschnitt gab es für alle Betriebe ei­nen pandemiebedingten Anstieg des Anteils an 4.0-Technologien von 2,6 Prozentpunkten. Dabei beträgt dieser coronabedingte Digitalisierungsschub bei Betrieben ohne Vorerfahrung 1,7 Prozentpunkte, bei Betrieben mit etwas Vorerfahrung 2,9 Prozentpunkte, bei jenen mit umfangreicher Vorerfahrung 4,0 Prozentpunkte: „Der digitale Graben zwischen den Betrieben hat sich durch die Coronakrise vertieft“, stellt Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe „Berufe in der Transformation“, fest.

Vorrangig investierten die Betriebe in Technologien, die es den Beschäftigten ermöglichen, im Homeoffice zu arbeiten. Dementsprechend war der coronabedingte Digitalisierungsschub deutlich stärker in Betrieben, in denen die anfallenden Arbeiten zu einem größeren Anteil im Homeoffice erledigt werden konnten. Während der Anteil von 4.0-Technologien bei einem niedrigen Homeoffice-Potenzial coronabedingt um durchschnittlich 1,7 Prozentpunkte stieg, erhöhte er sich bei einem hohen Homeoffice-Potenzial im Schnitt um das Doppelte. Hatten Betriebe mit hohem Homeoffice-Potenzial bereits Erfahrung in der Digitalisierung, stieg der Anteil an 4.0 Technologien pandemiebedingt sogar sechsmal stärker an.

Die Ergebnisse basieren auf ersten Analysen der zweiten Welle der IAB-ZEW-IZA-Arbeitswelt-4.0-Befragung, einer durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten, repräsentativen Betriebsbefragung von knapp 3.000 Betrieben, die zwischen August 2021 und Juni 2022 zu ihren Investitionen zwischen 2016 und 2022 befragt wurden. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-04.pdf.

Seit 2010 ist der Anteil der ausbildungsberechtigten Betriebe bis 2022 um 7 Prozentpunkte auf 52 Prozent gesunken, zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Vor allem Kleinst- und Kleinbetriebe erfüllen im Zeitverlauf immer seltener die Voraussetzung, ausbilden zu dürfen.

Der Anteil der ausbildungsberechtigten Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten ist von 51 Prozent im Jahr 2010 auf 43 Prozent im Jahr 2022 gesunken, der in Kleinbetrieben mit zehn bis 49 Beschäftigten von 74 Prozent auf 66 Prozent. Unter den ausbildungsberechtigten Betrieben bildet nur etwas mehr als die Hälfte 2022 auch tatsächlich aus.

Zudem fällt es Betrieben in Deutschland zunehmend schwerer, angebotene Ausbildungsplätze zu besetzen. Der Anteil der unbesetzten an allen angebotenen Ausbildungslätzen hat sich zwischen 2010 und 2021 nahezu verdoppelt: Lag die Nichtbesetzungsquote im Jahr 2010 noch bei rund 15 Prozent, konnte im Jahr 2019 gut jeder vierte Ausbildungsplatz nicht besetzt werden. Im Zuge der Corona-Krise setzt sich die Nichtbesetzungsquote auf einem hohen Niveau fort. „Ein Grund für die Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen dürften zunehmende Passungsprobleme zwischen angebotenen Ausbildungsstellen und den Ausbildungsplatzsuchenden sein“, erklärt IAB-Forscherin Ute Leber. „Angesichts der weiter gestiegenen Stellenbesetzungsprobleme ist es zentral, Betriebe und Ausbildungsplatzsuchende besser als bislang zusammenzuführen“, so Mitautorin Barbara Schwengler.

Die Quote der übernommenen Auszubildenden ist zwischen 2010 und 2019 deutlich gestiegen. Im ersten Corona-Jahr 2020 sank sie auf 72 Prozent, erreichte aber im Jahr 2022 mit 77 Prozent wieder das Vorkrisenniveau. „Dies liegt aber nur zum Teil an mehr Übernah­men, die Entwicklung geht aber auch mit weniger Ausbildungsabschlüssen einher“, erklärt IAB-Forscher Duncan Roth.

Die Studie beruht auf den Daten des IAB-Betriebspanels, einer repräsentativen Betriebsbefragung von rund 15.500 Betrieben mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-03.pdf.

Im vierten Quartal 2022 gab es bundesweit 1,98 Millionen offene Stellen. Damit wurde der Rekord vom zweiten Quartal nochmals übertroffen. Gegenüber dem Vorquartal stieg die Zahl der offenen Stellen um rund 160.900 oder 8,8 Prozent, im Vergleich zum vierten Quartal 2021 stieg die Zahl um 295.500 oder 17,5 Prozent. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

„Der Personalbedarf in Deutschland hat mit rund 2 Millionen offenen Stellen ein neues Allzeithoch erreicht. Die große Mehrheit der offenen Stellen ist sofort zu besetzen und der betriebliche Konkurrenzdruck um passendes Personal vielfach hoch“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. 1,63 Millionen im vierten Quartal 2022 waren sofort zu besetzen, 352.500 Stellen waren später zu besetzen. 82 Prozent der offenen Stellen waren damit sofort zu besetzen. In Westdeutschland lag der Anteil der sofort zu besetzenden Stellen mit 1,33 Millionen bei 83 Prozent und in Ostdeutschland mit 397.500 Stellen bei 80 Prozent.

 Auch die sogenannte Vakanzrate, die das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und der gesamten betrieblichen Nachfrage nach Personal, also der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der sofort zu besetzenden Stellen,  abbildet, erreicht einen neuen Höchstwert: Auf 100 von den Betrieben nachgefragten Beschäftigten kommen im vierten Quartal 2022 4,5 offene Stellen. Im dritten Quartal waren es noch 4,0 offene Stellen, im vierten Quartal des Vorjahres ebenfalls 4,0. „Der hohe Personalbedarf zeigt sich deutlich in den Angaben vieler Betriebe“, so Kubis.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2022 lagen Antworten von rund 14.000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor.

Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://iab.de/das-iab/befragungen/iab-stellenerhebung/ online veröffentlicht.

Einen begleitenden Beitrag im IAB-Forum finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-4-2022-neuer-rekord-mit-198-millionen-offenen-stellen.

Das Arbeitsvolumen stieg 2022 um 1,4 Prozent auf 61,10 Milliarden Stunden. Im Vergleich zu 2019, vor der Covid-19-Pandemie, lag es aber um 1,6 Prozent niedriger. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Die Arbeitszeit je erwerbstätiger Person stieg um 0,1 Prozent auf 1.341 Stunden und liegt 2,3 Prozent unter dem vor-Corona-Niveau.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich um 590.000 Personen deutlich gestiegen. Mit einem Jahresdurchschnitt von 45,57 Millionen Erwerbstätigen wurde ein neuer Rekordwert erreicht. „Die Beschäftigung hat ihren Aufwärtstrend nach der Pandemie fortgesetzt. Ein Zuwachs von mehr als einer halben Million Erwerbstätigen in einem krisenhaften Jahr ist bemerkenswert“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Dabei ist die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten 2022 mit 2,0 Prozent stärker gestiegen als die der Vollzeitbeschäftigten mit 1,3 Prozent. Dies liegt auch an einem Beschäftigungszuwachs in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil, wie im Gastgewerbe oder im Bereich Erziehung und Unterricht.  

Besonders stark ist auch das Beschäftigungswachstum bei den Nebenjobs. 2022 gingen erstmals mehr als zehn Prozent der Arbeitnehmer einer solchen Tätigkeit nach. Mit 4,26 Millionen Beschäftigten, die im Jahr 2022 eine Nebentätigkeit ausübten, wurde ein neuer Höchstwert erreicht.

Nach ersten Hochrechnungen sank die Kurzarbeit im Jahresdurchschnitt 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 1,42 Millionen auf 429.000 Personen. Zum Jahresende lag sie nur noch leicht über dem Vorkrisenniveau. Der Großteil der Kurzarbeit entfiel zuletzt auf Beschäftigte aus dem Produzierenden Gewerbe. „Die wirtschaftlichen Belastungen infolge der verteuerten Energieversorgung und Lieferkettenstörungen waren hier entscheidend“, stellt Weber fest. Der Arbeitsausfall mit 5,4 Stunden je Beschäftigtem durch Kurzarbeit sank im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr (29,7 Stunden) stark. Damit leistet der Rückgang bei der Kurzarbeit den größten Beitrag zum Anstieg der Arbeitszeit 2022.

„Zwar ging die Kurzarbeit stark zurück, aber dieser Effekt wird über Arbeitsausfälle durch Krankheit auf Rekordniveau wieder zunichtegemacht“, erklärt Weber. Denn mit einem neuen Spitzenwert von 5,95 Prozent lag der Krankenstand nicht nur deutlich über dem Vorjahreswert in Höhe von 4,42 Prozent – er war auch so hoch wie noch nie seit 1991. Das war besonders auf die starke Zunahme von Atemwegsinfekten und Erkältungskrankheiten – einschließlich einer hohen Zahl an Coronainfektionen – zurückzuführen.  

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2022.xlsx zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist  unter http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

In Westdeutschland lag der Gender Pay Gap, der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, 2021 mit 20,6 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in Ostdeutschland mit 6,3 Prozent. Im bundesweiten Durchschnitt erhielten 2021 vollzeitbeschäftigte Männer 18,9 Prozent mehr Lohn oder Gehalt. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom Montag hervor. Fünf Jahre zuvor lag der Gender Pay Gap noch 2,5 Prozentpunkte höher.

„Es hängt sehr stark von der konkreten Beschäftigungsstruktur vor Ort ab, ob und wie viel Frauen weniger verdienen als Männer“, berichtet Michaela Fuchs vom Regionalen Forschungsnetz des IAB. Im Bodenseekreis liegt der Gender Pay Gap bei 40 Prozent, und auch in Ingolstadt ist er mit 37 Prozent sehr hoch. Dagegen verdienen Frauen in vier Kreisen Ostdeutschlands sogar mehr als Männer. In Dessau-Roßlau liegt das Gehalt vollzeitbeschäftigter Frauen rund 2 Prozent über dem vollzeitbeschäftigter Männer. Auch in Frankfurt/Oder, Cottbus und im Landkreis Stendal liegen vollzeitbeschäftigte Frauen in puncto Gehalt im Schnitt vor den Männern.

Insbesondere Unterschiede in der Berufswahl spielen eine wesentliche Rolle für die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern: Frauen arbeiten häufiger in Dienstleistungs-, Gesundheits- und Sozialberufen. „Tätigkeiten in diesen Bereichen sind meistens mit einem geringeren Verdienst verbunden als in von Männern häufig ausgeübten Tätigkeiten“, erklärt Anja Rossen vom Regionalen Forschungsnetz des IAB . Außerdem sind Frauen häufiger in kleinen Betrieben tätig. „Damit profitieren sie nicht im gleichen Ausmaß wie Männer von den im Durchschnitt höheren Löhnen in Großbetrieben“, so Antje Weyh vom Regionalen Forschungsnetz des IAB. 

Diese Faktoren sind je nach Region unterschiedlich stark ausgeprägt. So ist beispielsweise der Bodenseekreis stark vom Maschinenbau geprägt und dort arbeitet der Großteil der Männer in gut dotierten Berufen der Maschinenbau- und Betriebstechnik. In Dessau-Roßlau sind Männer dagegen überdurchschnittlich häufig in Berufen der Lagerwirtschaft, Post und Zustellung mit niedrigen Verdiensten tätig, Frauen arbeiten demgegenüber häufiger in Verwaltungs-und Büroberufen mit mittlerem Verdienstniveau. Im Bodenseekreis sind deutlich mehr Beschäftigte in Großbetrieben tätig als in Dessau-Roßlau: knapp 47 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitern, in Dessau-Roßlau liegt dieser Anteil nur bei rund 28 Prozent.

Werden, soweit statistisch verfügbar, die Unterschiede zum Beispiel hinsichtlich Qualifikation, Beruf und Arbeitserfahrung berücksichtigt, beträgt der bereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland 10,8 Prozent und in Westdeutschland 15,3 Prozent. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://iab.de/daten/regionale-unterschiede-im-gender-pay-gap-in-deutschland-2021/.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer verzeichnet mit 0,4 Punkten den vierten Anstieg in Folge und liegt im Februar bei 103,3 Punkten. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt damit deutlich über der neutralen Marke von 100 und zeigt eine positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes an. Das europäische Barometer schafft nach Monaten des Rückgangs die Trendwende: Es steigt um 0,6 Punkte auf 101,1 Punkte und liegt nun deutlich über der neutralen Marke von 100 Punkten.

„Die Arbeitsagenturen blicken zunehmend optimistisch in die Zukunft. Die Arbeitsmarktaussichten in Deutschland hellen sich weiter auf“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Beschäftigungskomponente des Arbeitsmarktbarometers nimmt im Februar leicht um 0,1 Punkte zu. Damit liegt sie bei 104,9 Punkten, was weiterhin ein starkes Wachstum der Beschäftigung signalisiert. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit hingegen steigt deutlich um 0,8 Punkte auf 101,8 Punkte und signalisiert einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. „Durch die Registrierung der ukrainischen Geflüchteten war die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr vorübergehend angestiegen, aber mit der zunehmenden Integration in Arbeit geht es jetzt mehr und mehr in die andere Richtung“, erklärt Weber. Der Abstand der beiden Komponenten hat sich somit von 8 Punkten im Juni 2022 auf jetzt 3,1 Punkte reduziert und beide entwickeln sich positiv.

Beim European Labour Market Barometer gibt es eine Trendwende. Es liegt im Februar nach dem zweiten Anstieg in Folge bei 101,1 Punkten – eine Steigerung von 0,6 Punkten im Vergleich zum Vormonat. „Seit Jahresbeginn haben sich die Perspektiven für die europäischen Arbeitsmärkte klar verbessert“, so Weber. Dennoch sind die positiven Erwartungen in Deutschland denen in Europa derzeit enteilt. Für alle Länder bestehen im Falle einer weiteren geopolitischen Eskalation aber erhebliche Risiken.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Gegenüber Personen mit Universitätsabschluss haben Personen mit Abschlüssen anderer Hochschulen am Arbeitsmarkt zwar Startvorteile, fallen langfristig aber zurück. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Dienstag veröffentlicht wurde, und die Erwerbsverläufe von Abiturient*innen untersucht.

Aufgrund ihrer praxisorientierten Bildungsgänge nehmen Personen mit Abschlüssen von Fachhochschulen, technischen Hochschulen, Kunsthochschulen oder Verwaltungshochschulen im Mittel deutlich schneller eine Beschäftigung auf: Rund 91 Prozent sind im Alter von 25 Jahren erwerbstätig, während dies auf 86 Prozent der Personen mit Universitätsabschluss zutrifft. Im weiteren Erwerbsverlauf weisen Universitätsabsolvent*innen jedoch höhere Beschäftigungsquoten auf. Zudem scheiden Absolvent*innen anderer Hochschulen schneller aus dem Erwerbsleben aus, insbesondere Männer.

Bei den erzielten Stundenlöhnen lässt sich indes kein Startvorteil von Personen mit Abschlüssen anderer Hochschulen feststellen. Ab einem Alter von 35 Jahren geht die Schere beim Einkommen im Vergleich von Uniabsolvent*innen und Absolvent*innen anderer Hochschulen im Erwerbsverlauf aber immer weiter auf. „Personen mit universitären Abschlüssen haben einen deutlichen Vorteil bei der Lohnentwicklung im Erwerbsverlauf“, erklärt IAB-Forscher Hans Dietrich.

Die IAB-Forscher haben auch untersucht, wie sich der sozioökonomische Status von Personen mit Universitätsabschluss und von Personen mit Abschlüssen anderer Hochschulen entwickelt.  Universitätsabsolvent*innen können besonders in den ersten Erwerbsjahren Gewinne beim sozioökonomischen Status erzielen, während sich der Status von Personen mit anderen Hochschulabschlüssen im Verlauf der Erwerbskarriere nur geringfügig ändert. Bei Frauen mit Abschlüssen anderer Hochschulen ist sogar ein schwacher, aber systematischer Rückgang des beruflichen Status bzw. der sozioökonomischen Position im Erwerbsverlauf zu beobachten. „Die Studienergebnisse verdeutlichen die hohe Relevanz von Bildungsentscheidungen nach dem Abitur“, resümiert Alexander Patzina, Forscher am IAB und an der Universität Bamberg.

Die Studie basiert auf Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 1984 bis 2015. Dabei wurden Erwerbsverläufe von Personen zwischen 25 und 65 Jahren mit allgemeiner Hochschulreife und abgeschlossener Hochschulbildung analysiert. Die Studie ist abrufbar unter:

„Die Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten müsste steigen, um die wachsende Fachkräftelücke zu decken“, erklärt der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Bernd Fitzenberger in einem Debattenbeitrag. Die Reformpläne der Ampelkoalition zur Erweiterung des Zuzugs von Fachkräften aus Drittstaaten seien sinnvoll, sie gehen aber nicht weit genug. Der Debattenbeitrag wurde am Mittwoch im IAB-Forum veröffentlicht.

Bislang beschränkt sich die gesteuerte Zuwanderung zu Erwerbszwecken aus Drittstaaten höchstens auf etwa 60.000 Personen pro Jahr. „Ein Grund dafür ist, dass die derzeitigen Zuwanderungsregelungen zu restriktiv sind,“ so der Ökonom Fitzenberger.

Die aktuellen Reformpläne der Ampelkoalition sehen Erleichterungen bei Zuzügen mit Arbeitsplatzzusage ohne weitergehende Qualifikationsauflagen vor, sofern die Qualifikation der jeweiligen Person ausreicht, um die Tätigkeit auszuüben. Ebenso sollen die Gehaltsschwellen für die Blaue Karte Europa reduziert werden. Außerdem soll über ein Punktesystem ein Kontingent für ausländische Arbeitskräfte geschaffen werden, die sich in Deutschland eine Arbeit suchen dürfen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen.

„Die Reformvorschläge der Bundesregierung sind richtig, reichen aber nicht aus,“ erklärt IAB-Direktor Fitzenberger. Sinnvoll wäre es beispielsweise, im Punktesystem Englischkenntnisse zu berücksichtigen, da es mit guten Englischkenntnissen in zahlreichen Berufsfeldern möglich sein dürfte, eine Erwerbstätigkeit in Deutschland auszuüben. Weiterhin sollte angesichts der Arbeitskräfteengpässe in einigen reglementierten Berufen, beispielsweise im medizinischen Bereich, geprüft werden, inwieweit Anerkennungsverfahrungen vereinfacht werden könnten oder einschlägige Berufserfahrung berücksichtigt werden könnte, so Fitzenberger. Eine Erwerbstätigkeit auf Probe könnte bei einschlägiger Berufserfahrung im Ausland das Nachholen eines anerkannten Berufsabschlusses ermöglichen.

Im Debattenbeitrag gibt Fitzenberger auch zu bedenken, dass das Erwerbspersonenpotenzial durch die große Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine zwar gestiegen sei, aber dass der steigende Fach- und Arbeitskräftebedarf nicht systematisch und dauerhaft durch die Zuwanderung von Geflüchteten gesichert werden könne. In der Rubrik Debattenbeiträge werden im IAB-Forum Beiträge veröffentlicht, in denen die Autor*innen Denkanstöße geben, Diskussionen anregen oder Reformvorschläge machen. Die Debattenbeiträge spiegeln die persönliche Position der Autor*innen wieder. Der Debattenbeitrag von Bernd Fitzenberger ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/erwerbszuwanderung-aus-drittstaaten-koennte-und-sollte-gestaerkt-werden

Mütter nehmen nach einer Elternzeit schneller wieder eine Arbeit auf, wenn der Ehemann auch Elternzeit nimmt. Das gilt besonders dann, wenn diese länger als 2 Monate dauert.  Das geht aus einer Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am 07.02.2023 veröffentlicht wurde.

Die Forschenden haben in der Studie untersucht, nach wie vielen Monaten ein Großteil der Mütter wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, abhängig von der Elternzeit der Ehemänner. Drei Viertel der Mütter, deren Ehemann mehr als 6 Monate Elternzeit nimmt, nehmen nach spätestens 9 Monaten wieder eine Arbeit auf. Wenn der Ehemann für 4 bis 6 Monate in Elternzeit geht, ist dies nach spätestens 10 Monaten der Fall. Unterbricht der Ehemann seine Erwerbstätigkeit für 2 bis 4 Monate, sind drei Viertel der Frauen nach spätestens 13 Monaten wieder berufstätig. Drei Viertel der Frauen, deren Partner maximal 2 Monate Elternzeit nimmt, sind nach 20 Monaten wieder erwerbstätig. Nimmt der Ehemann keine Elternzeit, sind erst nach 24 Monaten drei Viertel der Frauen wieder in den Arbeitsmarkt zurückgekehrt. Aber es sind auch ein Viertel der Mütter, deren Ehemann keine Elternzeit nimmt, früher zurückgekehrt als die Mütter, deren Ehemann 2 Monate Elternzeit nimmt. Bei der Mehrzahl der verheirateten Paare nimmt der Vater keine Elternzeit.  Wenn der Vater ebenfalls die Erwerbstätigkeit unterbricht, dann vorrangig für maximal 2 Monate.

Insgesamt stiegen nach der Elterngeldreform im Jahr 2007 sowohl die Erwerbsbeteiligung von Müttern als auch die familienbedingten Erwerbsunterbrechungen bei Vätern. „Nichtsdestotrotz dürften Mütter nach der Geburt eines Kindes weiterhin den Hauptteil der Betreuungsarbeit übernehmen“, stellt IAB-Forscher Andreas Filser fest.  Die ungleiche Verteilung der Dauern familienbedingter Erwerbsunterbrechungen bei Paaren ist vor allem vor dem Hintergrund längerfristiger Karrierenachteile problematisch, so die Forschenden. IAB-Forscherin Corinna Frodermann erklärt: „Längere Elternzeiten von Vätern, vor allem, wenn sie über 2 Monate hinausgehen, könnten dazu beitragen, etwaige negative Karrierefolgen für Frauen von familienbedingten Erwerbsunterbrechungen abzumildern.“

Die Studie basiert auf administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit und den Erwerbsverläufen von verheirateten Paaren, deren erstes Kind zwischen 2007 und 2013 geboren ist. Die Studie ist abrufbar unter: https://iab.de/publikationen/publikation/?id=13157951.

Ein begleitendes Interview finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/die-aufteilung-von-care-und-erwerbsarbeit-ist-eine-richtungsentscheidung-fuer-die-erwerbsverlaeufe-beider-eltern.