Kindergrundsicherung – Kinder in der Grundsicherung
Erhöhter Kinderfreibetrag und mehr Kindergeld, reformierter Kinderzuschlag in der Grundsicherung, Kinderbonus, Schulbedarfs- und Bildungspaket - die vielfältigen sozialstaatlichen Hilfen für Familien mit Kindern sind in den letzten Jahren stetig korrigiert worden. Demgegenüber stehen Befunde zur überdurchschnittlich hohen Betroffenheit von Kindern unter 15 Jahren im SGB-II-Bezug mit der Folge mangelnder Bildungs- und soziokultureller Teilhabe.
Dieses Themendossier bietet einen Literaturüberblick und Links zur Debatte um gerechte Teilhabechancen für Kinder.
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Literaturhinweis
Berechnung von angemessenen Beträgen einer Kindergrundsicherung: Projektbericht im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung (2024)
Becker, Irene;Zitatform
Becker, Irene (2024): Berechnung von angemessenen Beträgen einer Kindergrundsicherung. Projektbericht im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. (WSI study 37), Düsseldorf, 31 S.
Abstract
"Angesichts anhaltend hoher Kinderarmut und sozialer Ungleichheit zielt das Konzept der Kindergrundsicherung auf eine Abkehr von der derzeitigen Transfervielfalt. Zudem umfasst der Reformvorschlag, anders als der Regierungsentwurf für eine Kindergrundsicherung, eine methodisch stringente Bemessung des soziokulturellen Existenzminimums von Kindern und Jugendlichen, denn potenzielle Erfolge einer Kindergrundsicherung bei der Bekämpfung von Kinderarmut stehen und fallen mit der Bemessung des Existenzminimums. Der Pauschbetrag soll für Steuer- und Sozialrecht gelten, was derzeit mit den vergleichsweise hohen kindspezifischen Freibeträgen nicht gilt, und mit steigendem Familieneinkommen bis zu einem Mindestbetrag abgeschmolzen werden. Die Studie leitet eine angemessene Höhe der Kindergrundsicherung her und erörtert Verfahren der Dynamisierung, um auch in inflationären Zeiten die Realwerterhaltung der Leistung zu sichern. Die Berechnungen ergeben vor allem für Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche deutlich höhere Beträge als aktuell von der Bundesregierung vorgesehen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Economic Aspects of Basic Child Benefits (2024)
Blömer, Maximilian; von Gaudecker, Hans-Martin; Stichnoth, Holger; Hebsaker, Michael;Zitatform
Blömer, Maximilian, Hans-Martin von Gaudecker, Michael Hebsaker & Holger Stichnoth (2024): Economic Aspects of Basic Child Benefits. In: Sozialer Fortschritt, Jg. 73, H. 4, S. 281-300. DOI:10.3790/sfo.2024.1436203
Abstract
"Ende des Jahres 2023 hat die Bundesregierung die Kindergrundsicherung in den Gesetzgebungsprozess eingebracht. Dieser kurze Beitrag geht auf einige ökonomische Aspekte der Reform ein. Zunächst wird die grundlegende Mechanik der Reform dargestellt, welche die Leistungen des Bürgergelds für Kinder und des Kinderzuschlags zusammenführt. Anschließend werden die Auswirkungen auf die monatlich verfügbaren Einkommen verschiedener Musterhaushalte dargestellt. Schließlich betrachten wir mögliche fiskalische Auswirkungen der Reform. Zur Illustration und Simulation der Kindergrundsicherung werden die Mikrosimulationsmodelle des ifo, des IZA und des ZEW verwendet (siehe Buhlmann et al. 2022 sowie Blömer/Peichl 2020). Zudem wird das quelloffene und freie Mikrosimulationsmodell GETTSIM als Vergleichsmodell herangezogen. Für Hochrechnungen auf die Gesamtbevölkerung verwenden wir dabei das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) als Datengrundlage" (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Die Ausgestaltung des Transferentzugs in der Interdependenz mit dem Bürgergeld, der Kindergrundsicherung und dem Wohngeld: Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (2024)
Zitatform
Blömer, Maximilian, Emanuel Hansen & Andreas Peichl (2024): Die Ausgestaltung des Transferentzugs in der Interdependenz mit dem Bürgergeld, der Kindergrundsicherung und dem Wohngeld. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. (Ifo Forschungsberichte 145), München, 108 S.
Abstract
"Die vorliegende Studie untersucht die Wechselwirkungen zwischen dem Bürgergeld, der geplanten Kindergrundsicherung und dem Wohngeld, um Reformoptionen zur Verbesserung der Arbeitsanreize im Bereich der Grundsicherung zu analysieren. Mithilfe eines mikroökonometrisch geschätzten Verhaltensmodells auf Basis repräsentativer Mikrodaten wird das Arbeitsangebots- und Transferinanspruchnahmeverhalten der betroffenen Haushalte abgebildet. Die Ergebnisse zeigen, dass das gegenwärtige System erhebliche Ineffizienzen aufweist, die das Arbeitsangebot schwächen können, insbesondere durch stark variierende und teilweise extrem hohe Grenzbelastungen. Eine Integration des Wohngeldes in das Bürgergeld und eine Anpassung der Freibeträge für Erwerbstätige könnten diese Probleme verringern, die Transparenz erhöhen und die Anreize zur Aufnahme und Ausweitung einer Erwerbstätigkeit verbessern. Die Reformvorschläge zielen auf eine strukturelle Vereinfachung und Optimierung der Grundsicherungssysteme." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Kindergrundsicherung statt Kinderzuschlag oder Bürgergeld: Mögliche Auswirkungen auf die Leistungsinanspruchnahme (2024)
Zitatform
Bruckmeier, Kerstin (2024): Kindergrundsicherung statt Kinderzuschlag oder Bürgergeld: Mögliche Auswirkungen auf die Leistungsinanspruchnahme. In: Sozialer Fortschritt, Jg. 73, H. 4, S. 265-280., 2024-01-31. DOI:10.3790/sfo.2024.1436202
Abstract
"Mit der für das Jahr 2025 geplanten Kindergrundsicherung sollen Familien durch einen leichteren Zugang zu monetären Leistungen finanziell bessergestellt werden. Dieser Beitrag untersucht möglichen Auswirkungen der Reform auf die Inanspruchnahme bedarfsgeprüfter Leistungen. Ein starker armutsreduzierender Effekt durch eine erhöhte Leistungsinanspruchnahme ist aufgrund des Umbaus der Kinderleistungen nicht zu erwarten, da auch nach der Reform Schnittstellen zum Bürgergeld und Wohngeld bestehen bleiben. Grundsätzlich positiv zu werten sind geplante Vereinfachungen der Antragsprozesse durch Digitalisierung und den Kindergrundsicherungs-Check, um potenzielle Empfänger zu erreichen. Der Erfolg dieser Maßnahmen und ob die Abstimmung zwischen Bürgergeld, Wohngeld und Kindergrundsicherung im Vergleich zum Status quo mit dem Kinderzuschlag einfacher oder gar aufwändiger wird, hängt von der Umsetzung und den rechtlichen, organisatorischen und technischen Möglichkeiten ab." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Universal, targeted or both: Effects of different child support policies on labour supply and poverty - A simulation study (im Erscheinen) (2024)
Zitatform
Bruckmeier, Kerstin, Diego d'Andria & Jürgen Wiemers (2024): Universal, targeted or both: Effects of different child support policies on labour supply and poverty - A simulation study (im Erscheinen). In: Journal of contextual economics, 2023-06-15.
Abstract
"Wir untersuchen hypothetische Reformen der wichtigsten Transferleistungen für Kinder in Deutschland: eine Reform des nicht bedarfsgeprüften Kindergeldes, eine Reform der Kinderregelbedarfe im Rahmen der Grundsicherung und eine Kombination aus beiden Leistungen. Mit Hilfe eines statischen Steuer-Transfer Mikrosimulationsmodells (IAB-MSM), das auch endogene Arbeitsangebots- und Inanspruchnahmeentscheidungen abbildet, untersuchen wir die Auswirkungen der Reformen auf die Einkommensverteilung, relative Armut und das Arbeitsangebot von Eltern. Da die Reformen mit unterschiedlichen fiskalischen Kosten verbunden sind, verwenden wir zwei alternative Ansätze zum Ausgleich des Staatshaushalts: eine Erhöhung der Einkommensteuer oder eine erhöhte Konsumsteuer. Wir zeigen, dass eine Erhöhung der Kinderregelbedarfe zu einer erheblichen Verringerung der relativen Armut bei gleichzeitig relativ geringen fiskalischen Kosten führt. Allerdings ist die Erhöhung der Kinderregelbedarfe mit einem Rückgang des Arbeitsangebots von Familien mit niedrigem Einkommen verbunden. Eine alternative Erhöhung des Kindergeldes wirkt sich vergleichsweise stärker auf den Rückgang der Einkommensungleichheit (gemessen am Gini-Koeffizienten) aus, allerdings auf Kosten geringerer Arbeitsanreize für Familien mit mittlerem und hohem Einkommen. Die Gegenfinanzierung der Reformkosten - insbesondere bei einer progressiv wirkenden Einkommensteuererhöhung - verstärkt den Rückgang der relativen Armut und der Einkommensungleichheit, während gleichzeitig das Arbeitskräfteangebot erheblich reduziert wird." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
The impact of using an income supplement to meet child poverty targets: evidence from Scotland (2024)
Congreve, Emma; Connolly, Kevin ; Harrison, Jordan; McGregor, Peter G. ; Mitchell, Mark; Kumar, Ashwin ;Zitatform
Congreve, Emma, Kevin Connolly, Jordan Harrison, Ashwin Kumar, Peter G. McGregor & Mark Mitchell (2024): The impact of using an income supplement to meet child poverty targets: evidence from Scotland. In: Journal of Social Policy, Jg. 53, H. 4, S. 933-949. DOI:10.1017/S0047279422000927
Abstract
"In 2017 the Scottish Government passed the Child Poverty (Scotland) Act with the commitment to significantly reduce the relative child poverty rate from the current prevailing level of around 25% to 10% by 2030/31. In response, the government introduced the Scottish Child Payment (SCP) that provides a direct transfer to households at a fixed rate per eligible child – currently £25 per week. In this paper we explore, using a micro to macro modelling approach, the effectiveness of using the SCP to achieve the Scottish child poverty targets. While we find that the ambitious child poverty targets can technically be met solely using the SCP, the necessary payment of £165 per week amounting to a total government cost of £3 billion per year, makes the political and economy-wide barriers significant. A key issue with only using the SCP is the non-linearity in the response to the payment; as the payment increases, the marginal gain in the reduction of child poverty decreases – this is particularly evident after payments of £80 per week. A ‘policy-mix’ option combining the SCP, targeted cash transfers and other policy levels (such as childcare provision) seems the most promising approach to reaching the child poverty targets." (Author's abstract, IAB-Doku) ((en))
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Literaturhinweis
Kinderarmut – Fallstricke der Debatte (2024)
Cremer, Georg;Zitatform
Cremer, Georg (2024): Kinderarmut – Fallstricke der Debatte. In: Sozialer Fortschritt, Jg. 73, H. 4, S. 253-263. DOI:10.3790/sfo.2024.1436201
Abstract
"Die Existenz von Armut in einem Sozialstaat gilt weithin als Beleg seines Versagens. Die dominanten Konzepte, Armut zu messen, sind jedoch nicht geeignet, Fortschritte oder Rückschläge bei der Bekämpfung von Armut verlässlich zu bewerten. Die statistische Konvention der „Armutsrisikoquote“ wird in der politischen Diskussion als sozialpolitische Norm fehlinterpretiert. Gemessen an dieser Norm aber scheitert jede Politik zur Armutsbekämpfung. Wird die Zahl der Grundsicherungsbezieher als Armutsindikator genutzt, so scheint Armut umso verbreiteter zu sein, je mehr der Sozialstaat leistet, sie zu bekämpfen. Die Auseinandersetzung um die Kindergrundsicherung zeigt, dass diese konzeptionellen und kommunikativen Fallstricke die Verständigung über eine wirksame Politik der Armutsbekämpfung erschweren." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Kindergrundsicherung: Weichen jetzt richtig stellen! (2024)
Funcke, Antje; Menne, Sarah;Zitatform
Funcke, Antje & Sarah Menne (2024): Kindergrundsicherung: Weichen jetzt richtig stellen! (Policy Brief / Bertelsmann Stiftung), Gütersloh, 11 S. DOI:10.11586/2024009
Abstract
"Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf für die Einführung einer Kindergrundsicherung auf den Weg gebracht. Vorrangiges Ziel dieses Gesetzes ist es, die seit Jahren bestehende Kinder- und Jugendarmut in unserem Land zu verringern. Der Gesetzentwurf ist ein erster wichtiger Schritt, Leistungen für junge Menschen zusammenzufassen und Familien zu entlasten. Doch um Kinder- und Jugendarmut wirksam zu vermeiden, muss noch nachgebessert werden. In unserem Policy Brief haben wir zusammengefasst, an welchen Stellen der Gesetzentwurf im Sinne der jungen Menschen dringend überarbeitet werden sollte. Unsere Vorschläge betreffen vor allem die Neubestimmung der Existenzsicherung, den Bildungs- und Teilhabebetrag, Kinder in alleinerziehenden Familien, Kinder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und die Familienservicestellen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Die Kindergrundsicherung und ihre Schnittstellen zu anderen sozialstaatlichen Leistungen: Eine juristische Perspektive (2024)
Harich, Björn;Zitatform
Harich, Björn (2024): Die Kindergrundsicherung und ihre Schnittstellen zu anderen sozialstaatlichen Leistungen: Eine juristische Perspektive. In: Sozialer Fortschritt, Jg. 73, H. 4, S. 301-317. DOI:10.3790/sfo.2024.1436204
Abstract
"Erklärtes Ziel der Einführung einer Kindergrundsicherung ist neben der Bekämpfung von Kinderarmut die Vereinfachung des derzeitigen, sehr stark aufgegliederten Systems von staatlichen Leistungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Der Beitrag untersucht die rechtlichen Schnittstellen zu den weiteren steuerfinanzierten Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts, insbesondere zur Grundsicherung für Arbeitsuchende (Zweites Buch Sozialgesetzbuch, SGB II). Er geht vor dem Hintergrund des aktuellen Gesetzentwurfs der Bundesregierung zur Einführung einer Kindergrundsicherung der Frage nach, ob die bisherigen konzeptionellen Überlegungen zu einer Verringerung der Schnittstellen und ihrer Komplexität führen können oder ob insoweit weiterer Anpassungsbedarf besteht." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Kindergrundsicherung (2024)
Hohner, Sören;Zitatform
Hohner, Sören (2024): Kindergrundsicherung. In: ZFSH/SGB, Jg. 63, H. 1, S. 9-27.
Abstract
"Das Grundgesetz gibt dem Gesetzgeber einen eindeutigen Auftrag zur Existenzsicherung. Doch warum wächst dann jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut auf oder ist armutsgefährdet? Wird die Kindergrundsicherung daran etwas ändern können? Der Aufsatz geht der Frage nach, ob die angekündigte Kindergrundsicherung eine spürbare Verbesserung mit sich bringen wird. Die Untersuchung dieser Frage wird aufgrund der geplanten tiefgreifenden strukturellen sowie verwaltungs- und verfahrenstechnischen Änderungen auf die finanzielle Existenzsicherung begrenzt. In erster Linie soll die Weiterentwicklung des finanziellen Leistungsumfangs, seine Leistungshöhe sowie die fortlaufende Aktualisierung in den Blick genommen werden. Nach einer klärenden Betrachtung der Bedeutung von Armut, zum einen auf der semantischen, zum anderen auf der statistischen Ebene, wird nachfolgend der verfassungsmäßige Auftrag zur Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums und seine einfachgesetzliche Ausgestaltung, insbesondere im Hinblick auf Kinder, dargestellt. Anschließend folgt eine Analyse des gegenwärtigen Standes der Gesetzgebung zur Kindergrundsicherung, wobei der Schwerpunkt gleichfalls auf den finanziellen Aspekten liegt. Abschließend erfolgt eine Bewertung, inwieweit Kinder- und Jugendarmut mit den geplanten finanziellen Änderungen entgegengewirkt werden kann." (Textauszug, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Kindergrundsicherung: Ein wichtiger und richtiger Schritt, aber auch eine vertane Chance (Interview) (2024)
Keitel, Christiane; Koppenfels-Spies, Katharina von;Zitatform
Keitel, Christiane; Katharina von Koppenfels-Spies (interviewte Person) (2024): Kindergrundsicherung: Ein wichtiger und richtiger Schritt, aber auch eine vertane Chance (Interview). In: IAB-Forum H. 30.01.2024. DOI:10.48720/IAB.FOO.20240130.01
Abstract
"Ab dem Jahr 2025 soll die Kindergrundsicherung verschiedene Leistungen für Familien bündeln. Schneller, einfacher, direkter – so wirbt das Bundesfamilienministerium auf seiner Website dafür. Doch wird die Kindergrundsicherung dieses Versprechen einlösen? Die Redaktion des IAB-Forums hat dazu bei Katharina von Koppenfels-Spies nachgefragt, die als Professorin für Sozialrecht an der Universität Freiburg die juristische Seite der Kinder- und Familienförderung unter die Lupe nimmt." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Beteiligte aus dem IAB
Keitel, Christiane; -
Literaturhinweis
Hilfe aus einer oder wie vielen Händen? (2024)
Knuth, Matthias;Zitatform
Knuth, Matthias (2024): Hilfe aus einer oder wie vielen Händen? In: Sozialer Fortschritt, Jg. 73, H. 4, S. 319-330. DOI:10.3790/sfo.2024.1436205
Abstract
Im Beitrag geht es um die leistungsrechtliche und institutionelle Umsetzung des Gesetzgebungsvorhabens der Bundesregierung, mit einer eigenständigen 'Kindergrundsicherung' die existenzsichernden Leistungen für Kinder vollständig aus dem SGB II bzw. SGB XII herauszulösen und zu ersetzen. Die bei der Bundesagentur für Arbeit angesiedelten bisherigen Familienkassen sollen zu diesem Zweck in 'Familienservice' umbenannt und personell massiv aufgestockt und ähnlich 'bürokratiearm' verwirklicht werden wie derzeit der Kinderzuschlag. Der Beitrag stellt dazu dessen zentrale Gestaltungselemente vor, um sie danach um die Alternativvorschläge des Bundesrats zu ergänzen. Sollten dessen Anregungen nicht aufgenommen werden, kommt es zu einer nicht intendierten Zunahme der Anlaufstellen, mit denen Betroffene in ihren jeweils spezifischen Lebenslagen zu tun haben. Die Gesetzesbegründung gibt keine Antwort auf die zentrale Frage, warum die Inanspruchnahme der derzeit verfügbaren Leistungen unzureichend ist und aufgrund welcher Eigenschaften und Gegebenheiten das vorgeschlagene neue System die Inanspruchnahme um angenommene 600.000 Fälle steigern wird. Dass der Grundsicherungsbedarf in Deutschland in hohem Maße damit zusammenfällt, dass Personen nicht im deutschen System des Verwaltungsstaates sozialisiert sind und nicht Deutsch als Muttersprache gelernt haben, wird in der Debatte über die Einführung eines eigenständigen Systems der Kindergrundsicherung aber an keiner Stelle reflektiert. So befindet sich die Diskussion von vornherein jenseits der Realität einer Einwanderungsgesellschaft, und lässt das grundsätzliche Paradox einer separat von der Lebenslage der Eltern bzw. der gesamten Familie diskutierten, beklagten und adressierten 'Kinderarmut', einem jede Kritik von vornherein verbietenden Begriff, zu Tage treten. Der Beitrag urteilt abschließend: 'Die Verselbständigung der Kindergrundsicherung in einem eigenständigen Leistungssystem mit eigener institutioneller Zuständigkeit widerspricht den Zielen des Gesetzgebungsvorhabens, Leistungen für Familien leichter zugänglich zu machen und dadurch mehr anspruchsberechtigte Familien zu erreichen.' (IAB)
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Literaturhinweis
Auswirkungen der Kindergrundsicherung auf Armut, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum (2024)
Krebs, Tom; Scheffel, Martin;Zitatform
Krebs, Tom & Martin Scheffel (2024): Auswirkungen der Kindergrundsicherung auf Armut, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum. (WSI study 36), Düsseldorf, 30 S.
Abstract
"Die Studie untersucht auf Basis eines mikroökonomisch fundierten makro-ökonomischen Modells die Auswirkungen der Einführung der Kindergrundsicherung auf Kinderarmut, Chancengleichheit, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum. Der Fokus liegt auf den langfristigen Effekten, die sich aus der Ausweitung des Leistungsbezugs - zusätzlich 1,5 Millionen Kinder erhalten Unterstützung - ergeben. Die Einführung der Kindergrundsicherung bekämpft Kinderarmut und erhöht die Chancengleichheit: Die Armutsgefährdungsquote für Kinder sinkt unmittelbar nach der Einführung um 1,8 Prozentpunkte und bis 2050 um drei Prozentpunkte von 21,6 auf 18,6 Prozent. Damit geht die Anzahl armutsgefährdeter Kinder um 440.000 zurück. Die Chancenlücke reduziert sich um 6,8 Prozentpunkte von 44,3 auf 37,5 Prozent. Bis 2050 steigt die Beschäftigung um 155.500 vollzeit-äquivalente Stellen, und die gesamtwirtschaftliche Produktion nimmt um jährlich 11,3 Mrd. Euro zu. Der fiskalische Break-Even-Punkt wird bereits nach 18 Jahren erreicht." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
How large families fare in Germany: Examining child poverty risks and policy solutions (2024)
Zitatform
Köppe, Stephan, Megan Curran & Iñigo Aldama (2024): How large families fare in Germany: Examining child poverty risks and policy solutions. In: International Journal of Social Welfare. DOI:10.1111/ijsw.12639
Abstract
"Historically, researchers and policymakers alike recognized the risk of poverty among large families, but family size is often neglected in the contemporary literature. This article revives an examination of the connections between family size and poverty risk for children with a focus on Germany. We take a child‐centered perspective by analyzing a sample of 13–14 year‐old children from the National Educational Panel Study (NEPS). First, we provide a detailed overview of the welfare and tax policies aimed at large families in Germany. Next, we estimate the poverty risk and prevalence for children in large families (looking at families with 3+ and 4+ children). Finally, we discuss how the policy and socio‐economic context interacts with the risk of poverty. We identify that the means‐tested social assistance scheme penalizes large families, while the child benefit would only acknowledge higher need of middle‐income families with three or more children." (Author's abstract,IAB-Doku, Published by arrangement with John Wiley & Sons) ((en))
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Literaturhinweis
Auf was armutsgefährdete Kinder in Deutschland verzichten müssen (2024)
Zitatform
Lietzmann, Torsten & Claudia Wenzig (2024): Auf was armutsgefährdete Kinder in Deutschland verzichten müssen. In: IAB-Forum H. 12.09.2024. DOI:10.48720/IAB.FOO.20240912.01
Abstract
"Zentraler Ausgangspunkt der Überlegungen zur Einführung einer Kindergrundsicherung war das Ziel, die Armutsgefährdung von Kindern zu verringern und dafür zu sorgen, dass Leistungen bei den Kindern und Familien ankommen. Denn viele unterschiedliche empirische Analysen kommen zu dem einheitlichen Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits seit Jahren ein überdurchschnittliches Armutsrisiko aufweisen. Wer sind nun die armutsgefährdeten Kinder und Jugendlichen und was bedeutet ein Aufwachsen in armutsgefährdeten Haushalten für ihren Alltag und ihre Familien?" (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
All in, against all odds. Path shift in family policy via cross-party agreement: the case of the Single Universal Allowance reform in Italy (2024)
Zitatform
Madama, Ilaria & Eugenia Mercuri (2024): All in, against all odds. Path shift in family policy via cross-party agreement: the case of the Single Universal Allowance reform in Italy. In: Social Policy and Administration, Jg. 58, H. 3, S. 474-490. DOI:10.1111/spol.12981
Abstract
"The introduction of the Single Universal Child Allowance in2021 marked a sharp turning point in Italian family policy.Presented as a major revolution aimed at combating the country's alarmingly low birth rates as well as child poverty,the reform was also meant to rationalize the benefits system while overcoming the historical fragmentation and uneven protection granted to families. Against this back-drop, the article contributes to the literature from two different angles. First, the study offers fresh empirical evidence of the path-shifting scope of the reform, markinga rupture with the longstanding weak model of income support. Second, the article engages from an interpretative standpoint with the puzzling emergence of a cross-party consensus around approval. Drawing from the comparative literature on institutional change and the modernisation offamily policies, the article asks which factors made itpossible—after decades of substantial inertia—to overcome path dependency through cross-party agreement in Italy,providing an in-depth, original examination of parties' positions throughout the legislative process and identifying keyelements of agreement and conflict." (Author's abstract, IAB-Doku, Published by arrangement with John Wiley & Sons) ((en))
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Literaturhinweis
Kinderarmut verstehen und bekämpfen: Einführung in grundlegende Perspektiven (2024)
Rahn, Peter; Zimmermann, Sabine;Zitatform
Rahn, Peter & Sabine Zimmermann (Hrsg.) (2024): Kinderarmut verstehen und bekämpfen. Einführung in grundlegende Perspektiven. Opladen: Uni-Taschenbücher GmbH, 160 S.
Abstract
"Die Kinderarmutsquote ist seit drei Jahrzehnten kontinuierlich hoch und die Dauer der Armutserfahrung steigt. Die Folgen der Armut sind vielfältig und gefährden vor allem die gesellschaftliche Teilhabe der Kinder. In diesem Buch schildern Wissenschaftler*innen in Interviews, wie sie Kinderarmut analysieren. Sie verdeutlichen, was zur Prävention und Bekämpfung von Kinderarmut zu tun ist. Neben fachlichen Einschätzungen und politischen Überlegungen finden sich auch persönliche Bezüge und Zugänge zum Themenkomplex." (Verlagsangaben, IAB-Doku)
Weiterführende Informationen
Inhaltsverzeichnis vom Verlag -
Literaturhinweis
Familie im Arbeitsumfeld: Fachkräftesicherung (2024)
Zitatform
Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (2024): Familie im Arbeitsumfeld. Fachkräftesicherung. (Position / vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. Februar 2024), München, 19 S.
Abstract
"Familie und Arbeitswelt sind eng miteinander verbunden: Viele Mitarbeiter*innen betreuen ihre Kinder oder übernehmen bei Bedarf die Pflege von Angehörigen. Häufig besteht dabei der Wunsch, familiäre Aufgaben und berufliche Verpflichtungen zu vereinbaren. Arbeitgeber hingegen haben vor dem Hintergrund des Arbeitskräfte- und Fachkräftemangels ein noch größeres Interesse an Lösungen, die dem betrieblichen Bedarf und der familiären Situation ihrer Mitarbeiter*innen Rechnung tragen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Einschätzung zu Reformen bei Bürgergeld und Midijobs sowie zur Grundrente und zur Einführung der Kindergrundsicherung: Stellungnahme des IAB zur Anhörung beim Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am 13.10.2023 (2023)
Anger, Silke ; Wiemers, Jürgen ; Bruckmeier, Kerstin ; Trahms, Annette; Gellermann, Jan; Brücker, Herbert ; Sandner, Malte ; Promberger, Markus; Wolff, Joachim; Ramos Lobato, Philipp;Zitatform
Anger, Silke, Kerstin Bruckmeier, Herbert Brücker, Jan Gellermann, Markus Promberger, Philipp Ramos Lobato, Malte Sandner, Annette Trahms, Jürgen Wiemers & Joachim Wolff (2023): Einschätzung zu Reformen bei Bürgergeld und Midijobs sowie zur Grundrente und zur Einführung der Kindergrundsicherung. Stellungnahme des IAB zur Anhörung beim Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am 13.10.2023. (IAB-Stellungnahme 08/2023), Nürnberg, 17 S. DOI:10.48720/IAB.SN.2308
Abstract
"Zur Vorbereitung des Jahresgutachtens 2023/2024 des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wurde das IAB um seine Expertise zur Reform zum Bürgergeld, zum Gesetzesentwurf zur Kindergrundsicherung, zur Anhebung der Einkommensgrenze für Midijobs sowie zur Einführung der Grundrente gebeten. Die Erkenntnisse, die das IAB im Herbst 2023 hierzu vorgelegt hat, werden in der vorliegenden Stellungnahme zusammengefasst." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Beteiligte aus dem IAB
Anger, Silke ; Wiemers, Jürgen ; Bruckmeier, Kerstin ; Trahms, Annette; Gellermann, Jan; Brücker, Herbert ; Sandner, Malte ; Promberger, Markus; Wolff, Joachim; Ramos Lobato, Philipp; -
Literaturhinweis
Einführung einer Kindergrundsicherung: Forschungsdaten und Evaluation (2023)
Anger, Silke ; Thomsen, Ulrich; Dietrich, Hans ; Bruckmeier, Kerstin ; Wolff, Joachim; Filser, Andreas ; Ramos Lobato, Philipp; Müller, Dana;Zitatform
Anger, Silke, Kerstin Bruckmeier, Hans Dietrich, Andreas Filser, Dana Müller, Philipp Ramos Lobato, Ulrich Thomsen & Joachim Wolff (2023): Einführung einer Kindergrundsicherung: Forschungsdaten und Evaluation. Nürnberg, 6 S.
Abstract
"Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Einführung einer Kindergrundsicherung ab dem Jahr 2025 verständigt, um „bessere Chancen für Kinder und Jugendliche [zu] schaffen“ (SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP 2021, S. 74). In einem Anfang 2023 vorgelegten Papier hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Eckpunkte der anvisierten Reform formuliert (BMSFSJ 2023). Ein wesentlicher Regelungsbestandteil ist dabei, dass Kinder und Jugendliche, die selbst beziehungsweise deren Eltern bislang Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende bezogen haben, mit Einführung der Kindergrundsicherung „weitgehend aus dem Bezug von SGB II bzw. SGB XII herausgelöst werden“ (ebd., S. 7) sollen. Damit fallen die betreffenden Kinder und Jugendliche auch nicht länger in den Zuständigkeitsbereich der Jobcenter, auch wenn ihre Eltern weiterhin auf Bürgergeld angewiesen sind. Stattdessen werden der Garantiebetrag sowie der einkommensabhängige Zusatzbetrag mit Einführung der Kindergrundsicherung bei einer anderen Verwaltungsbehörde beantragt. Das Eckpunktepapier wird in der Frage der behördlichen Zuständigkeit nicht konkreter, laut einer Pressemitteilung der Bundesregierung haben sich BMSFSJ und die Bundesagentur für Arbeit (BA) jedoch darauf geeinigt, dass die Familienkassen der BA die Administration der Kindergrundsicherung übernehmen sollen (Bundesregierung 2023). Ein Gesetzentwurf über die Einführung einer Kindergrundsicherung liegt bislang nicht vor. Eine unbeabsichtigte Nebenwirkung der administrativen Neuordnung an der Schnittstelle zwischen Grundsicherung für Arbeitsuchende und Kindergrundsicherung könnte sein, dass dadurch keine verknüpfte Prozessdaten von Eltern im Bürgergeldbezug und deren – dann Leistungen der Kindergrundsicherung beziehenden – Kindern bereitstehen. Dies wäre mit erheblichen Einschränkungen für die SGB-II-Forschung verbunden, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im gesetzlichen Auftrag (§55 Abs. 1 SGB II) durchführt. Vor diesem Hintergrund skizziert die vorliegende Unterlage die möglichen thematischen Einschnitte für die Wirkungsforschung und benennt die datentechnischen Anforderungen, um Daten der Familienkasse mit denen der Statistik der Bundesagentur für Arbeit zu verknüpfen und so auch zukünftig die SGB-II-Wirkungsforschung in ihrer bisherigen thematischen Breite durchführen zu können." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Beteiligte aus dem IAB
Anger, Silke ; Thomsen, Ulrich; Dietrich, Hans ; Bruckmeier, Kerstin ; Wolff, Joachim; Filser, Andreas ; Ramos Lobato, Philipp; Müller, Dana;