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Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS) / Lebensqualität und soziale Sicherung

Das vom IAB durchgeführte Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung stellt eine  Datengrundlage bereit, mit deren Hilfe die Dynamik des Grundsicherungsbezugs und die soziale Lage von Haushalten im Grundsicherungsbezug untersucht werden können. Die Notwendigkeit einer solchen Datengrundlage ergibt sich insbesondere aus zwei Feststellungen:

  1. Da es sich bei der der Grundsicherung für Arbeitsuchende um eine haushalts- (beziehungsweise bedarfsgemeinschafts-) bezogene Sozialleistung handelt, müssen die Haushaltskontexte von Leistungsempfängern berücksichtigt werden, um die individuellen und sozialen Folgen des Leistungsbezugs adäquat untersuchen zu können. Gleiches gilt für eine adäquate Evaluation arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen, da Strategien einer aktivierenden Arbeitsmarktpolitik immer auf haushaltstypische Lebensumstände treffen und abhängig von diesen kontextabhängige Wirkungen entfalten. Eine weitere Frage, die sich ohne Rückgriff auf die sozialen und ökonomischen Binnenstrukturen von Haushalten kaum hinreichend beantworten lässt, ist die nach den geschlechtsspezifischen Wirkungen einzelner Maßnahmen und der Bedeutung von Berufs- und Erwerbsorientierungen von Frauen und Männern für die Überwindung des Leistungsbezugs. Daher erschien es sinnvoll,  PASS als Haushaltsbefragung zu konzipieren.
  2. Die Fokussierung der Untersuchungsperspektive auf Kontexte und Dynamiken von Armutshaushalten erfordert ein als Längsschnitt angelegtes Untersuchungsdesign, ein Sachverhalt, dem die Konzeption des PASS als Panelstudie Rechnung trägt. Ein solches Design gestattet nicht nur eine ereignisbezogene Untersuchung der Ein- und Austritte in den Leistungsbezug und deren Relation zu sozial- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen des SGB II, sondern es ermöglicht darüber hinaus auch eine Ausweitung der Perspektive auf individuelle wie auch haushaltstypische Verfestigungen von Bedürftigkeit. Darüber hinaus können auch die in der Intention des SGB II liegenden Pfade aus der Hilfebedürftigkeit und in eine (Re-)Integration ins Erwerbsleben identifiziert werden. Dabei lässt sich auch untersuchen, inwieweit die im SGB II vorgesehenen Maßnahmepakete eine solche Integration im Kontext unterschiedlicher Haushaltskonstellationen erleichtern oder nicht.

Daneben sind noch vier weitere methodische Besonderheiten des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung zu nennen: (a) die Kombination aus zwei in etwa gleich großen Teilstichproben, (b) die Durchführung der Erhebung in einem Mixed Mode aus telefonischen (CATI) und persönlichen (CAPI) Interviews, (c) die mehrsprachige Durchführung der Erhebung, sowie (d) die Verknüpfung mit administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit.

Der erste Punkt (a) ergibt sich daraus, dass sich die forschungsleitenden Fragen des PASS zwar stark mit unterschiedlichen Aspekten des SGB-II-Leistungsbezugs verknüpft sind, sich ihrer Gesamtheit aber nicht allein mit einer Stichprobe von SGB-II-Leistungsempfängern beantworten lassen. Wichtige, mithilfe des PASS zu beantwortenden Fragen sind zum Beispiel die nach

  • den Wegen in die sowie aus der Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen,
  • der Veränderung der sozialen Lage und der gesellschaftlichen Teilhabe der vom Leistungsbezug betroffenen Haushalte und Personen,
  • der subjektiven Bewältigung von Langzeitarbeitslosigkeit und Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen und der damit möglicherweise verknüpften Veränderung handlungsrelevanter Orientierungen der Befragten im Zeitverlauf,
  • dem Kontakt zu den Trägern der Grundsicherung und der institutionellen Handlungspraxis zur Eingliederung in Arbeit.

Insbesondere bei der Analyse von Zugangsprozessen, für die Konstruktion von Kontrollgruppen und für die Einschätzung relativer Lebenslagen werden zur Beantwortung der genannten Fragestellungen auch Informationen über Bevölkerungsgruppen außerhalb des Leistungsbezugs benötigt. Aus diesem Grund umfasst das PASS neben einer jährlich um Neuzugänge zur Grundsicherung aufgefrischten Teilstichprobe von Bedarfsgemeinschaften aus Prozessdaten der BA, eine zweite Teilstichprobe, bei der es sich um eine allgemeine Bevölkerungsstichprobe handelt. Diese ermöglicht nicht zuletzt die Hochrechnung aller Befunde aus PASS auf die Wohnbevölkerung Deutschlands.

Die zweite Besonderheit der Studie (b), die Verwendung sowohl telefonischer als auch persönlicher Interviews in einem flexiblen sequentiellen Mixed-Mode Design, soll zu einer möglichst hohen Stichprobenausschöpfung unter Budgetrestriktionen führen. Haushalte werden dabei zunächst in dem Modus kontaktiert, in dem sie zuletzt erfolgreich befragt wurden. Kommt es hier zu keinem Interview, wird der Modus gewechselt. In den ersten drei Erhebungswellen wurden erstmals teilnehmende Haushalte zunächst telefonisch kontaktiert, ab Welle 4 dann persönlich.

Der dritte Punkt (c), die mehrsprachige Durchführung der Studie, ergibt sich vor allem daraus, dass sich Migranten überproportional häufig in prekären Lebenslagen befinden, wobei gerade auch eine schlechte Beherrschung der deutschen Sprache eine zusätzliche Hürde für eine Platzierung am Arbeitsmarkt darstellen dürfte. Damit auch bei dieser wichtigen Zielgruppe keine systematischen Ausfälle entstehen, ist eine Durchführung der Befragungen nicht nur auf Deutsch möglich, sondern zusätzlich auch in den Muttersprachen der zahlenmäßig bedeutendsten Migrantengruppen. In den Wellen 1-9 wurden Interviews in Türkisch und Russisch angeboten, ab der zehnten Erhebungswelle wurde Türkisch durch Arabisch ersetzt.

Die Verknüpfung mit administrativen Daten der BA (d) stellt einerseits sicher, dass die Befragten nicht über Gebühr durch die Befragung belastet werden. So müssen erwerbsbiographische Angaben nicht umfassend erhoben werden, da sie für Teilnehmer, die informiert einwilligen, aus administrativen Daten zugespielt werden können. Sie erweitert zudem die Analysepotenziale, da Befragungsdaten gemeinsam mit schwer erhebbaren detaillierten Angaben zu Maßnahmeteilnahmen oder exakten Einkommensverläufen ausgewertet werden können. Nicht zuletzt stellt die Verknüpfung die Basis für viele Projekte der methodischen Begleitforschung zu PASS dar.

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