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Im Jahr 2020 waren ein Jahr nach Ende einer beruflichen Rehabilitation 7 von 10 Auszubildenden sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 2015 waren es noch 5 von 10 Auszubildenden. Allerdings ist die Zahl der Zugänge in beruflicher Rehabilitation im Rahmen der Ersteingliederung rückläufig: Waren es im Jahr 2009 noch etwa 49.000, sind es 2020 nur noch rund 34.000. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Der Anteil der Auszubildenden mit psychischen Behinderungen, die ein Jahr nach Reha-Ende in Beschäftigung finden, stieg zwischen 2015 und 2020 von 41 auf 61 Prozent. Bei Menschen mit Lernbehinderungen stieg der Anteil von 53 auf 67 Prozent, bei Menschen mit Behinderungen des Stütz- und Bewegungsapparates von 63 auf 78 Prozent. „Ein stärkeres Bewusstsein für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen, technischer Fortschritt, aber vor allem die demografische Entwicklung und die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt verbunden mit einem erhöhten Fachkräftemangel dürften dafür gesorgt haben, dass immer mehr Betriebe Personen mit Behinderungen nicht nur ausbilden, sondern auch beschäftigen“, erklärt Nancy Reims, Mitarbeiterin im IAB-Forschungsbereich „Erwerbslosigkeit und Teilhabe“.

Knapp die Hälfte der Geförderten, die 2020 eine berufliche Rehabilitation beendeten, durchlief eine Ausbildung. 38 Prozent der Ausbildungen waren dabei betrieblich – ein Plus von 9 Prozentpunkten gegenüber 2014. Je betriebsnäher die Ausbildung, desto höher sind die Chancen, Arbeit zu finden: Knapp 8 von 10 Absolvierenden einer regulären oder bezuschussten betrieblichen Ausbildung im Jahr 2019 waren 2020 beschäftigt. Allerdings nahmen auch gut 6 von 10 Personen, die eine außerbetriebliche Ausbildung durchlaufen hatten, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf. „Insgesamt lassen sich sehr gute Beschäftigungschancen für junge Menschen mit Behinderungen nach einer Ausbildung im Rahmen der beruflichen Rehabilitation beobachten“, so Angela Rauch, Mitarbeiterin im IAB-Forschungsbereich „Erwerbslo­sigkeit und Teilhabe“ im IAB.

Die Studie beruht auf Daten des LTA-Reha-Prozessdatenpanels (LTA-RehaPro); hier wurden die Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB um rehaspezifische sowie bildungsspezifische Informationen aus der Berufsberatung erweitert. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-11.pdf.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im Juni zum dritten Mal in Folge und liegt nun bei 101,0 Punkten, 0,7 Punkte niedriger als im Vormonat. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt damit über der neutralen Marke von 100 und zeigt für den deutschen Arbeitsmarkt insgesamt noch eine positive Entwicklung an. Auch das europäische Barometer liegt nach dem zweiten Rückgang in Folge bei 101,0 Punkten, eine Verringerung um 0,6 Punkte gegenüber dem Mai. Damit liegen die Barometerwerte für Deutschland und Europa nun insgesamt auf demselben Stand - der in der Vergangenheit zumeist bessere Arbeitsmarktausblick in Deutschland hat sich mittlerweile auf das europäische Mittelmaß verschlechtert.

Hierzulande sinkt die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit im Juni zum vierten Mal in Folge und liegt nach einem Minus von 0,2 Punkten inzwischen bei 97,9 Punkten. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung fällt im Juni stärker um 1,1 Punkte, bleibt aber mit 104,2 Punkten noch immer auf einem guten Stand. Die Beschäftigungsperspektiven bleiben somit weiterhin positiv. „Es gibt gute Chancen, dass immer mehr Zugewanderte aus der Ukraine offene Stellen in Deutschland besetzen werden. Aber zunächst bedeutet Jobsuche oft Arbeitslosigkeit“, so Weber weiter. Auch seien die wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise zäh und würden auf der Arbeitsmarktentwicklung lasten. „Die Arbeitsagenturen sehen den Arbeitsmarkt nach wie vor als stabil an. Sie sehen aber Warnsignale und gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten steigen wird“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Das European Labour Market Barometer fällt zum zweiten Mal in Folge und liegt nach einem Rückgang um 0,6 Punkte aktuell bei 101,0 Punkten. Der Ausblick bleibt insgesamt noch positiv. Die Arbeitslosigkeitskomponente fällt um 0,3 Punkte auf 99,5 Punkte, was eine leicht steigende Arbeitslosigkeit signalisiert. Die Beschäftigungskomponente geht um 0,8 Punkte zurück, verbleibt aber auch auf europäischer Ebene mit 102,6 Punkten weiter im positiven Bereich. Die Beschäftigung wird weiter zunehmen, wenn auch in einem langsameren Tempo. „Nach einer Erholung seit Jahresbeginn gibt es jetzt einen Dämpfer für die Aussichten auf den europäischen Arbeitsmärkten“, erläutert Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labour Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/. Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Um die Teilhabe von Menschen mit Schwerbehinderung am Arbeitsleben zu fördern, müssen Unternehmen in Deutschland mit 20 bis 39 Mitarbeitenden mindestens eine schwerbehinderte Person beschäftigen, Unternehmen mit 40 bis 59 Mitarbeitenden mindestens zwei. Andernfalls ist eine Ausgleichsabgabe zu entrichten. Diese Ausgleichsabgabe wirkt positiv: Firmen knapp oberhalb des Grenzwerts von 40 Mitarbeitenden beschäftigen im Schnitt 0,2 mehr Personen mit Schwerbehinderung, als es ohne die Regelung der Fall wäre. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die Ausgleichsabgabe hat aber auch unerwünschte Nebenwirkungen: Einige wenige Unternehmen scheinen  unterhalb des Schwellenwerts von 40 Beschäftigten zu bleiben, um einer Erhöhung der Ausgleichsabgabe zu entgehen. Auch bauen Unternehmen direkt unterhalb des Schwellenwerts von 40 ihre Beschäftigung im Schnitt seltener weiter auf und zahlen geringere Löhne als Unternehmen knapp oberhalb des Schwellenwerts. Darüber hinaus haben Unternehmen, die knapp unterhalb der einschlägigen Schwellenwerte liegen, im Schnitt einen höheren Anteil an geringfügiger Beschäftigung. „Dies dürfte daran liegen, dass geringfügig Beschäftigte bei der Berechnung der Unternehmensgröße in der Regel nicht mitzählen. So entsteht ein Anreiz, reguläre durch geringfügig Beschäftigte zu ersetzen“, erklärt IAB-Forscherin Franka Vetter. „Auch wenn die Regelung die Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung prinzipiell begünstigt, bedarf es weiterer Maßnahmen, um die Inklusion von Menschen mit Schwerbehinderung zu verbessern. Dazu zählen beispielsweise eine verstärkte Weiterqualifizierung der Betroffenen und stärkere positive Anreize, wie beispielsweise Prämien oder öffentliche Anerkennung, für Unternehmen, die die Quote erfüllen“, so IAB-Forscherin Karolin Hiesinger. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/beschaeftigung-von-menschen-mit-schwerbehinderung-die-ausgleichsabgabe-wirkt/.

Im Durchschnitt weisen ostdeutsche Großstädte innerhalb von Nachbarschaften ein niedrigeres Niveau der Lohnungleichheit auf als westdeutsche Großstädte. Dabei reduzierte sich zwischen 2006 und 2017 die Lohnungleichheit innerhalb von Nachbarschaften in ostdeutschen Großstädten noch stärker. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Für die Studie haben die IAB-Forscherinnen Kerstin Ostermann und Katja Wolf die innerstädtische Lohnungleichheit mithilfe kleinräumiger Gini-Koeffizienten gemessen. Der mittlere Gini-Koeffizient in ostdeutschen Großstädten lag 2017 bei 0,36. Für westdeutsche Großstädte war dieser Wert 17 Prozent höher und lag bei 0,42. IAB-Forscherin Katja Wolf berichtet: „Ausschlaggebend für die Differenzen in der innerstädtischen Lohnungleichheit zwischen Ost und West ist die nach wie vor unterschiedliche Lohn- und Erwerbsstruktur sowie die Einführung des Mindestlohns.“ Von der Einführung des Mindestlohns haben Beschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern aufgrund des generell niedrigeren Lohnniveaus dabei deutlich häufiger profitiert.

„Für die Stadtpolitik ist es wichtig, Kenntnis über innerstädtische Lohnverteilungen zu haben, um passgenaue Maßnahmen initiieren zu können“, erklärt IAB-Forscherin Kerstin Ostermann. Bei solchen Maßnahmen geht es in homogenen Nachbarschaften mit einem niedrigen Lohnniveau darum, die geringeren Erwerbschancen auszugleichen, in heterogenen Nachbarschaften darum, den sozialen Zusammenhalt stärker zu fördern. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-09.pdf. Unter https://static-content.springer.com/esm/art%3A10.1186%2Fs12651-022-00310-x/MediaObjects/12651_2022_310_MOESM1_ESM.pdf sind die Daten zu allen deutschen Großstädten (mit mehr als 100.000 Einwohner*innen) einsehbar.

Mehr als ein Viertel aller betrieblichen Auszubildenden wird im Handwerk ausgebildet. Allerdings gehen die Ausbildungszahlen im Handwerk insgesamt zurück, jedoch weniger stark als in der Gesamtwirtschaft. In Westdeutschland nimmt die Zahl der Auszubildenden im Handwerk ab. Demgegenüber stieg die Zahl der Handwerks-Auszubildenden in den ostdeutschen Ländern. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im Jahresdurchschnitt gab es zwischen 2014 und 2021 die stärksten Auszubildendenzuwächse im Handwerk in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit über 2 Prozent, sowie in Thüringen mit im Schnitt 1,4 Prozent. Auch in den Pandemiejahren 2020 und 2021 entwickelten sich die Ausbildungszahlen im Handwerk in den meisten ostdeutschen Bundesländern günstiger als in den westdeutschen. Die duale Handwerks-Ausbildung ist von den Auswirkungen der Pandemie zwar weniger stark betroffen als die duale Ausbildung in der Gesamtwirtschaft. Dennoch sind die Ausbildungzahlen im Handwerk insgesamt rückläufig. „Das Handwerk muss dafür Sorge tragen, dass Handwerksberufe für junge Menschen attraktiv bleiben – auch im Vergleich zu möglichen Alternativen wie Studium oder Helferjobs“, sagt IAB-Forscherin Gabriele Wydra-Somaggio. „Die Politik wiederum sollte leistungsschwächeren Jugendlichen den Weg in eine betriebliche Ausbildung durch passgenaue unterstützende Maßnahmen im handwerklichen Bereich erleichtern, beispielsweise in Form einer Ausbildungsgarantie“, so Wydra-Somaggio weiter.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Handwerk hat sich bundesweit zwischen 2014 und 2020 erhöht, wenn auch in Ostdeutschland weniger stark als in Deutschland insgesamt. Mit einem Anteil von 12,7 Prozent an der Gesamtwirtschaft arbeitete im Jahr 2020 knapp jeder achte Beschäftigte in Deutschland im Handwerk. „Die Personalknappheit im Handwerk dürfte sich aufgrund demografischer Entwicklungen und der zu erwartenden steigenden Nachfrage, wie beispielsweise aufgrund der Energiewende, künftig noch verschärfen. Umso mehr kommt der beruflichen Ausbildung eine wesentliche Rolle zu“, erklärt Wydra-Somaggio.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/die-bedeutung-des-handwerks-fuer-beschaeftigung-und-ausbildung-ist-regional-sehr-unterschiedlich.    

Das Arbeitsvolumen stieg im 1. Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,9 Prozent auf 15,7 Milliarden Stunden. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Die Arbeitszeit je erwerbstätiger Person sank um 0,1 Prozent auf 345,1 Stunden gegenüber dem Vorjahresquartal. Saison- und kalenderbereinigt stieg sie im Vergleich zum Vorquartal aber um 0,5 Prozent.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist im 1. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,0 Prozent auf 45,6 Millionen Personen gestiegen. „Trotz der Rezession wurde weiter Beschäftigung aufgebaut und knappes Personal gehalten“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Stundenproduktivität sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,0 Prozent. Weber sagt weiter: „Nachdem die Produktivität schon zu Beginn des Ukrainekrieges deutlich gesunken war, sackt sie Anfang 2023 noch einmal ab. Die Inflation drückt auf den Konsum, die hohen Energiepreise lassen die Produktion sinken.“

Die Teilzeitquote ist gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,4 Prozentpunkte gestiegen und lag bei 38,8 Prozent. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten ist mit 2,1 Prozent deutlich stärker gestiegen als die der Vollzeitbeschäftigten mit 0,6 Prozent. Dies liegt auch an einem Beschäftigungszuwachs gerade in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil wie dem Gastgewerbe oder dem Bereich Erziehung und Unterricht.  

Gegenüber dem Vorjahresquartal sind die bezahlten und unbezahlten Überstunden im 1. Quartal 2023 etwas zurückgegangen, um 0,2 beziehungsweise 0,3 Stunden. Im Durchschnitt waren es 3,2 bezahlte und 4,0 unbezahlte Überstunden je beschäftigten Arbeitnehmer im 1. Quartal 2023. Im Vergleich zum Vorjahresquartal mit -1,3 Stunden wurden von den Beschäftigten im 1. Quartal 2023 im Schnitt lediglich 0,8 Stunden Guthaben auf den Arbeitszeitkonten abgebaut.

Der Krankenstand lag im 1. Quartal 2023 mit einem neuen historischen Höchststand von 7,11 Prozent nochmal über dem bereits sehr hohen Niveau des Vorjahresquartals von 6,36 Prozent. „Deutlich mehr Beschäftigte, Kurzarbeit weitgehend normalisiert – aber wegen des Rekordkrankenstands wird in Deutschland immer noch weniger gearbeitet als vor der Covid-19-Pandemie“, so Weber.  

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2301.xlsx zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist  unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt um 0,8 Punkte und liegt im Mai bei 101,8 Punkten. Es handelt sich um den zweiten Rückgang in Folge, nachdem das Barometer zuvor von September bis März im stetigen Aufwärtstrend war. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt aber weiter klar über der neutralen Marke von 100 und deutet auf eine positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts in den nächsten Monaten hin. Das europäische Barometer verzeichnet einen minimalen Rückgang um 0,1 Punkte: Es liegt mit 101,7 Punkten ebenso deutlich über der neutralen Marke von 100 Punkten.

„Der Höhepunkt der Energiekrise ist vorbei, aber die Folgen lasten auf der wirtschaftlichen Entwicklung“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.  Die Beschäftigungskomponente des deutschen Arbeitsmarktbarometers fällt im Mai um 0,1 Punkte auf 105,6 Punkte und deutet auf weitere deutliche Beschäftigungszuwächse hin. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit sinkt um 1,5 Punkte auf 98,0 Punkte. Sie liegt damit wieder klar unter der neutralen Marke von 100,0 Punkten, was eine Zunahme der Arbeitslosigkeit erwarten lässt. Gerade die Jobchancen von Arbeitslosen haben während der langanhaltenden wirtschaftlichen Rückschläge gelitten. So liegt die Langzeitarbeitslosigkeit um knapp 180.000 Personen über Vorkrisenniveau und der Anteil Arbeitsloser ohne Berufsausbildung hat deutlich zugenommen. Im Jahresverlauf würden zudem immer mehr Menschen aus der Ukraine auf Arbeitssuche gehen, die momentan teils noch an Kursen teilnehmen.

Die Entwicklung des Barometers auf europäischer Ebene ist dagegen seit Januar besser als in Deutschland. Das European Labour Market Barometer steht aktuell bei 101,7 Punkten. Im Mai fällt es im Vergleich zum Vormonat marginal um 0,1 Punkte. Die Komponente für Beschäftigung steigt leicht um 0,3 Punkte auf 103,6 Punkte. Die Beschäftigungsperspektiven sind weiterhin gut. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit geht dagegen leicht um 0,4 Punkte auf 99,8 Punkte zurück.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 17 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Im ersten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,75 Millionen offene Stellen. Damit wurde das Allzeithoch vom vierten Quartal 2022 klar unterschritten. Gegenüber dem Vorquartal sank die Zahl der offenen Stellen um rund 237.000 oder 11,9 Prozent. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 liegt die Zahl um 7.700 höher und damit fast auf dem gleichen Niveau wie vor einem Jahr. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im ersten Quartal 2023 kamen auf 100 von den Betrieben ausgeschriebenen offenen Stellen rund 150 arbeitslos gemeldete Personen. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation lag damit bei 1,5. In Ostdeutschland waren es durchschnittlich 200 und in Westdeutschland 140.

„Gegenüber dem Vorquartal bedeutet dies eine leichte Abkühlung am Arbeitsmarkt. Die Personalnachfrage ist jedoch nach wie vor hoch“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Die sogenannte Vakanzrate, die das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und der gesamten betrieblichen Nachfrage nach Personal, also der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der sofort zu besetzenden Stellen, abbildet, liegt nach wie vor über dem Niveau vor der COVID-19-Pandemie: Auf 100 von den Betrieben nachgefragte Beschäftigte kommen im ersten Quartal 2023 3,7 offene Stellen. „Im vierten Quartal 2019, also direkt vor der COVID-19-Pandemie, erreichte dieser Wert mit 3,3 noch einen neuen Höchststand“, so Kubis. Der aktuelle Rekord wurde im Vorquartal mit einer Vakanzrate von 4,5 Prozent offenen Stellen registriert.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2023 lagen Antworten von rund 7.100 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor.

Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://www.iab.de/stellenerhebung/download online veröffentlicht. Einen begleitenden Beitrag im IAB-Forum finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-1-2023-175-millionen-offene-stellen-am-arbeitsmarkt/.

Neueingestellte Frauen verdienen durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer. Vergleicht man Frauen und Männer im gleichen Beruf mit ähnlichen individuellen Merkmalen lag der Unterschied bei rund 15 Prozent. Unter Berücksichtigung des geschlechtsspezifischen Bewerbungsverhaltens reduziert sich die bereinigte Verdienstlücke sogar um mehr als die Hälfte auf rund 7 Prozent. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Montag veröffentlicht wurde.

Frauen bewarben sich seltener bei Betrieben mit höheren Löhnen und häufiger bei solchen mit niedrigeren Löhnen. Ihre Bewerbungsquote bei Hochlohnfirmen war um mehr als 25 Prozentpunkte niedriger als die der Männer. Bei den zehn Prozent der Betriebe mit den niedrigsten Löhnen bewarben sich im Mittel rund 55 Prozent Frauen und 45 Prozent Männer.  

Flexibilitätsanforderungen, die mit einer ausgeschriebenen Stelle einher gehen, beeinflussen das Bewerbungsverhalten. Bewerber*innen sind bereit, längere Pendelstrecken für besser bezahlte Stellen zurückzulegen. Außerdem erfordern höher bezahlte Stellen im Durchschnitt mehr Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und beruflicher Mobilität. Mit zunehmenden Flexibilitätsanforderungen steigt der Anteil der Bewerbungen von Männern. Im Mittel bewarben sich etwa 30 Prozent Frauen auf Stellen mit häufigen Dienstreisen und wechselnden Arbeitsorten. Dagegen lag der Anteil der Bewerbungen von Männern bei circa 70 Prozent. Auch legten Männer größere Pendeldistanzen zu Hochlohnfirmen zurück als Frauen, speziell im Vergleich zu Müttern. Mütter, die in geringerem Maße Flexibilitätsanforderungen nachkommen können, haben im Vergleich zu Männern und kinderlosen Frauen die höchsten Verdiensteinbußen. „Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, etwa durch flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sowie eine gerechtere Aufteilung der Sorge-Arbeit zwischen beiden Elternteilen könnte die individuelle Flexibilität erhöhen, was sich wiederum positiv auf das Bewerbungsverhalten und die Verdienstmöglichkeiten auswirken könnte“, erklärt IAB-Forscher Benjamin Lochner.

Die Ergebnisse beruhen auf kombinierten Daten der IAB-Stellenerhebung von 2016 bis 2020 und den Individualdaten 21.694 neueingestellter Personen im Rahmen der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB), basierend auf dem Meldeverfahren der Sozialversicherungen in 2020. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-08.pdf.  

Bis zum Jahr 2060 wird das Erwerbspersonenpotenzial, nach einer am Freitag veröffentlichten Projektion des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), um 11,7 Prozent von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen schrumpfen.

„Der Rückgang der inländischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bedingt die Schrumpfung. Weder die steigenden Erwerbsquoten noch die Zuwanderung können sie in unserer Projektion ausgleichen“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Entwicklung“. Nach der Projektion werden 2060 72,6 Millionen Menschen in Deutschland leben. Davon sind 52,2 Millionen Personen im erwerbsfähigen Alter. Das bedeutet einen Rückgang um 10,2 Millionen Personen. Nach der Projektion der IAB-Forschenden Timon Hellwagner, Doris Söhnlein und Enzo Weber wird sich die jährliche Nettozuwanderung von 220.000 Personen in 2020 auf 106.000 in 2060 mehr als halbieren. Die Zuwanderung von Personen aus der EU wird von durchschnittlich jährlich 900.000 in den vergangenen 10 Jahren bis 2060 auf 600.000 sinken. Gleichzeitig wird die Zuwanderung aus Drittstaaten bis dahin von 240.000 auf 500.000 steigen. Die Wirkung der Zuwanderung auf das Erwerbspersonenpotenzial wird aber dadurch begrenzt, dass die Abwanderung von 750.000 pro Jahr auf 1 Millionen Personen steigen wird. Die IAB-Forschenden erwarten auch, dass die Geburtenrate pro Frau von 1,5 auf 1,7 steigen wird. Die Erwerbsbeteiligung deutscher Frauen zwischen 25 und 54 Jahren wird von 89 auf 93 Prozent steigen, die von ausländischen Frauen von 67 auf 77 Prozent.  Die Erwerbsbeteiligung Älterer wird bei deutschen Männern um 7 Prozentpunkte, bei ausländischen Frauen um 7 Prozentpunkte, bei ausländischen Männern um 3 Prozentpunkte und bei deutschen Frauen um einen Prozentpunkt zunehmen.

IAB-Ökonom Weber erklärt: „Die Ergebnisse zeigen, dass den Betrieben in den nächsten Jahrzehnten deutlich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. Wenn wir die Schrumpfung vermeiden wollen, müssen wir bei den Gegenmaßnahmen also noch mindestens zwei Schippen drauflegen.“ Ansatzpunkte bilden die Erwerbsbeteiligung, insbesondere ausländischer Frauen und Älterer, der Abbau der Arbeitslosigkeit als auch die Migration. „Bei der Erwerbsmigration werden Drittländer gegenüber der EU immer wichtiger. Die Hürden müssen deshalb weiter abgebaut werden, gleichzeitig muss aber auch mehr dafür getan werden, dass Zugewanderte auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen und in Deutschland eine langfristige Perspektive finden,“ so Weber weiter. Zur langfristigen Stabilisierung des Erwerbspersonenpotenzials über 2035 hinaus wird es aber auch auf eine höhere Geburtenrate ankommen. IAB-Ökonom Weber sagt: „Entscheidend dafür ist eine Gesellschaft, in der sich Beruf und Familie gut vereinbaren lassen.“ Faktoren wie umfassende Kinderbetreuungsangebote, partnerschaftliche Aufgabenteilung, flexible individuelle Arbeitsmodelle und familienpolitische Unterstützung würden dabei helfen.

Die Projektion des Erwerbspersonenpotenzials berücksichtigt die stark negative demografische Entwicklung, aber auch Ausgleichsmöglichkeiten über Erwerbsbeteiligung und Migration. Insbesondere wurden Zuwanderung nach Gruppen von Herkunftsländern wie auch Abwanderung modelliert. Die Entwicklung kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden und ist damit mit Unsicherheiten behaftet. Das 2/3-Konfidenzintervall für das Erwerbspersonenpotenzial im Jahr 2060 liegt bei 37,9 Millionen bis 42,9 Millionen Personen.

Die englischsprachige IAB-Studie ist online abrufbar unter https://iab.de/publikation/?id=13318541.

Im IAB-Forum ist dazu eine Grafik Aktuell veröffentlicht: https://www.iab-forum.de/graphs/