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33 Prozent aller Beschäftigten in Jobs mit einem geringeren Automatisierbarkeitspotenzial nehmen an non-formalen Weiterbildungen teil, während dies für 19 Prozent der Beschäftigten in Jobs mit einem hohen Automatisierbarkeitspotenzial gilt. Dies betrifft insbesondere Weiterbildungen, die IT-Kenntnisse und Soft Skills vermitteln – und damit Qualifikationen, die für den Arbeitsmarkt häufig eine wichtige Rolle spielen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Wechseln Beschäftigte von einem Job mit einem hohen Automatisierbarkeitspotenzial in einen solchen mit einem geringeren Automatisierbarkeitspotenzial, so nehmen sie im Folgejahr häufiger an Weiterbildungen teil. Anders verhält es sich, wenn Beschäftigte von einer Tätigkeit mit geringem in eine solche mit hohem Automatisierbarkeitsgrad wechseln. In diesem Fall nimmt die Weiterbildung mittelfristig sogar ab. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Weiterbildungsbeteiligung vorrangig mit der Art des ausgeübten Jobs zusammenhängt und weniger mit den individuellen Fähigkeiten der Beschäftigten“, so IAB-Forscher Pascal Heß.

Die Unterschiede in der Weiterbildungsbeteiligung zwischen Beschäftigten mit hohem und geringem Automatisierbarkeitspotenzial zeigen sich ausschließlich bei der betrieblich finanzierten Weiterbildung, nicht aber bei den anderen Finanzierungsformen. Diese Form der Weiterbildung ist aber mit 86 Prozent die bedeutendste. „Beschäftigte, die keine Finanzierung von betrieblicher Seite erhalten, scheinen folglich nur selten auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten – seien es individuelle oder staatliche – zurückzugreifen“, erklärt Simon Janssen „Mit dem Arbeit-von-morgen-Gesetz steht zudem ein Instrument der Weiterbildungsförderung zur Verfügung, das sich speziell an Beschäftigte, die vom Strukturwandel betroffen sind, richtet, dies wird aber bislang vergleichsweise wenig genutzt“, gibt Ute Leber zu Bedenken. Um die Weiterbildungsbeteiligung zu erhöhen, erscheine insbesondere ein Ausbau von Beratungsaktivitäten sinnvoll, in denen gerade auch auf die Notwendigkeit von Weiterbildung in der modernen Arbeitswelt hingewiesen wird.

Die Studie beruht auf der Teilstudie „Bildung im Erwachsenenalter und lebenslanges Lernen“ des Nationalen Bildungspanels (NEPS), die durch das IAB sowie das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) erhoben und vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) koordiniert wird, und auf dem Webb-Index zur Messung des Automatisierbarkeitspotenzials. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/beschaeftigte-in-automatisierbaren-jobs-bilden-sich-seltener-weiter/.

Im dritten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,73 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal liegt die Zahl der offenen Stellen rund 15.000 oder knapp 1 Prozent niedriger. Im Vergleich zum dritten Quartal 2022 fällt der Rückgang mit einem Minus von 98.000 oder rund 5 Prozent stärker aus. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Bundesweit kamen im dritten Quartal 2023 auf 100 von den Betrieben ausgeschriebenen offenen Stellen rund 150 arbeitslos gemeldete Personen. „Im langjährigen Vergleich ist das ein niedriger Wert. Betriebe taten sich zuletzt schwerer damit Stellen zu besetzen als noch vor Jahren“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis.

„Wir sehen inzwischen bei der Rekrutierung eine Abkühlung in Folge der seit einem Jahr bestehenden konjunkturellen Schwächephase“, so Kubis weiter. 75 Prozent der offenen Stellen waren im dritten Quartal 2023 sofort zu besetzen. „Bei sofort zu besetzenden Stellen ist der ursprünglich geplante Besetzungstermin in der Regel verstrichen“, erläutert Kubis. Sowohl im Vergleich zum vorherigen Quartal als auch zum Vorjahresquartal lag der Anteil im dritten Quartal niedriger.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im dritten Quartal 2023 lagen Antworten von rund 7.700 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://www.iab.de/stellenerhebung/daten online veröffentlicht. Ein Beitrag im IAB-Forum ist unter https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-3-2023-fuenf-prozent-weniger-offene-stellen-als-ein-jahr-zuvor/ verfügbar.

Vollzeitbeschäftigte würden gern kürzer arbeiten, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).  Im Jahr 2021 wollten 49 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer ihre Arbeitszeit reduzieren. Insgesamt sind die gewünschten Arbeitszeiten über die Jahrzehnte aber bemerkenswert stabil geblieben.

Vollzeitbeschäftigte Frauen würden gern ihre tatsächliche Arbeitszeit von 40,9 Stunden um 6,2 Stunden reduzieren. Vollzeitbeschäftigte Männer hatten eine durchschnittliche tatsächliche Arbeitszeit 42,3 Stunden und würden diese gern um 5,5 Stunden reduzieren. Bei teilzeitbeschäftigten Frauen gab es bis zur Coronapandemie einen Aufwärtstrend bei den Arbeitszeitwünschen. 2021 wollten teilzeitbeschäftigte Frauen mit 25 Stunden 2 Stunden länger arbeiten als noch vor 20 Jahren.

 Enzo Weber, Leiter des Bereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB betont: „Beim Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten müssen auch die veränderten Erwerbskonstellationen in den Familien berücksichtigt werden.“ So gehöre das männliche Alleinernährermodell der Vergangenheit an. „Nicht jedes Arbeitsmodell ist in jeder Lebensphase gleich gut geeignet. Die Arbeitszeitwünsche fächern sich immer weiter auf. Deshalb sollten Arbeitszeiten individuell angepasst werden können“, empfiehlt Weber. „Das Potenzial mehr Arbeitsstunden zu mobilisieren ist bei den Arbeitszeitwünschen begrenzt. Wenn aber die Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuung, Mobilarbeit und Erwerbsanreize verbessert würden, dürften auch die Arbeitszeitwünsche nach oben gehen“, erklärt Ökonom Weber.

In der IAB-Studie haben die Forschenden auch untersucht, wie sich die Arbeitszeitwünsche in den verschiedenen Altersgruppen entwickeln. Ein Trend zu mehr Freizeit wird oft an den Wünschen der jüngeren Generationen festgemacht. Bei Frauen unter 25 Jahren, die zur sogenannten Generation Z gehören, sind die Arbeitszeitwünsche seit dem Jahr 2009 um sieben Stunden zurückgegangen. Es zeigt sich allerdings, dass dies auf einen deutlich gestiegenen Anteil von Minijobberinnen und Studentinnen unter den jungen Frauen zurückgeht. „Eine Sonderrolle der angeblich arbeitsunwilligen Generation Z gibt es nicht“, erklärt IAB-Forscher Weber.

Die IAB-Studie beruht auf Daten des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), einer jährlich durchgeführten Befragung von 30.000 Personen. Der IAB-Forschungsbericht ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/forschungsbericht/2023/fb1623.pdf.

Die Betriebe konnten im ersten Halbjahr 2022 rund 45 Prozent der Stellen für Fachkräfte nicht besetzen. Damit hat sich die Quote in den vergangenen 10 Jahren nahezu verdoppelt. Das geht aus dem IAB-Betriebspanel, einer jährlichen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Insbesondere Kleinstbetriebe sind von der Entwicklung betroffen. Diese konnten 62 Prozent ihrer Fachkraftstellen nicht besetzen. Bei Großbetrieben lag der Anteil bei 24 Prozent.

Über die Branchen hinweg zeigen sich ebenso deutliche Unterschiede. Im Baugewerbe konnten knapp zwei Drittel der Stellen nicht besetzt werden. Dort ist der Fachkräftebedarf aber auch besonders hoch. 12 Prozent aller Fachkräfte in Deutschland werden im Baugewerbe nachgefragt. IAB-Forscherin Barbara Schwengler erklärt: „Beim Baugewerbe dürfte der Boom der vergangenen Jahre eine Rolle gespielt haben. Da konnte das Angebot an Fachkräften einfach nicht mit der Nachfrage mithalten.“ Eine hohe Nichtbesetzungsquote zeigt sich auch bei den Übrigen personennahe Dienstleistungen sowie der Beherbergung und Gastronomie. Am niedrigsten ist die Nichtbesetzungsquote in der Öffentlichen Verwaltung. Hier bleibt jede zehnte Fachkraftstelle unbesetzt.  Auch in den Bereichen Erziehung und Unterricht sowie Bergbau, Energie, Wasser und Abfall lagen die Nichtbesetzungsquoten mit rund einem Drittel unterhalb des Durchschnitts.

Insgesamt zeigte sich der Fachkräftebedarf so hoch wie seit 10 Jahren nicht mehr. 40 Prozent der Betriebe vermeldeten im ersten Halbjahr 2022 einen Bedarf an Fachkräften. Vor 10 Jahren lag die Quote noch bei 28 Prozent. Im Vorjahr war neben dem Baugewerbe der Fachkräftebedarf besonders hoch in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht.

In der Studie wird die Bedeutung der Weiterbildung für Betriebe betont, damit die Fachkräftelücke künftig nicht noch größer wird. IAB-Forscherin Ute Leber unterstreicht: „Die Fachkräfte von heute müssen teils völlig neue Fertigkeiten erlernen, um auch morgen als Fachkräfte eingesetzt zu werden. Die Betriebe sehen angesichts von Digitalisierung und Dekarbonisierung einen erhöhten Weiterbildungsbedarf.“

Die Studie beruht auf den Daten des IAB-Betriebspanels, einer repräsentativen Befragung, an der jährlich gut 15.000 Betriebe teilnehmen.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/forschungsbericht/2023/fb1523.pdf. Ein begleitendes Interview zum Forschungsbericht mit Emanuel Bennewitz und den IAB-Forscherinnen Ute Leber und Barbara Schwengler finden Sie hier: https://www.iab-forum.de/interview-betriebspanel.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fällt mit 99,5 Punkten weiter unter die neutrale Marke von 100. Mit Ausnahme der ersten Corona-Welle stand das Barometer noch nie so tief. Das European Labour Market Barometer sinkt zum sechsten Mal in Folge. Mit einem Minus von 0,2 Punkten entfernt es sich im Oktober mit 99,1 Punkten noch stärker von der Marke von 100.

„Dem Arbeitsmarkt steht ein schwieriger Winter bevor“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Komponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit sinkt im Oktober deutlich in den negativen Bereich ab und steht nach einem Minus von 0,7 Punkten inzwischen bei 96,4 Punkten. „Die Arbeitsagenturen erwarten, dass der Wirtschaftsabschwung die Arbeitslosigkeit weiter steigen lässt“, so Weber. Die Beschäftigungskomponente fällt im Oktober um 0,1 Punkte auf 102,6 Punkte. Die Beschäftigungsaussichten verzeichnen nur einen kleinen Rückgang, bleiben damit positiv, aber im Vergleich zum Frühjahr deutlich gedämpft.  

Das European Labour Market Barometer sinkt zum sechsten Mal in Folge. Es fällt nur leicht um 0,2 Punkte gegenüber dem September, steht mit 99,1 Punkten aber etwas schwächer als das deutsche Barometer. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit fällt um 0,1 Punkte auf aktuell 97,4 Punkte und bleibt damit deutlich im negativen Bereich. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung liegt im Oktober bei 100,9 Punkten, 0,3 Punkte niedriger als im Vormonat. Die Beschäftigungsaussichten liegen damit noch knapp im grünen Bereich. Bis auf wenige Ausnahmen fallen die Aussichten in vielen teilnehmenden Ländern Europas im Oktober weiter ins Negative. „Die Weltkonjunktur lahmt nach der Energiekrise. Und mit ihr die europäischen Arbeitsmärkte“, so IAB-Ökonom Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/ .

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Die angespannte wirtschaftliche Lage ist auch auf den regionalen Arbeitsmärkten spürbar. Zwar steigt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in vielen Bundesländern an, gleichzeitig nimmt jedoch auch die Arbeitslosigkeit in nahezu allen Bundesländern zu. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit von 2023 auf 2024 fällt in Westdeutschland mit 2,3 Prozent stärker aus als in Ostdeutschland mit 1,6 Prozent. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Die größten relativen Anstiege bei den Arbeitslosenzahlen gibt es der Prognose zufolge in Bayern und Hamburg mit jeweils 4,3 Prozent sowie in Schleswig-Holstein mit 4,2 Prozent. Hingegen fallen die Anstiege bei den Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt mit 0,5 Prozent, in Sachsen mit 0,8 Prozent und in Brandenburg mit 0,9 Prozent am geringsten aus. Nur in Nordrhein-Westfalen wird mit einer Stagnation bei der Zahl der Arbeitslosen gerechnet. Trotz des geringen relativen Anstiegs der Arbeitslosenzahlen liegt die Arbeitslosenquote mit 7,2 Prozent in Ostdeutschland weiterhin höher als in Westdeutschland mit 5,4 Prozent. Bayern weist auch 2024 die niedrigste Arbeitslosenquote aller Bundesländer auf.

Das Beschäftigungswachstum fällt für Ost- und Westdeutschland mit 0,4 Prozent gleichermaßen niedrig aus. Damit unterscheidet sich die aktuelle Prognose von den Entwicklungen vor Beginn der Covid-19-Pandemie, als die Zahl der Beschäftigten in Westdeutschland im Vergleich zu Ostdeutschland noch deutlich stärker anstieg. In Ostdeutschland erwartet das IAB mit 1,2 Prozent für Berlin den höchsten Anstieg. In Westdeutschland wird mit 0,7 Prozent der stärkste Beschäftigungsaufbau für Hamburg prognostiziert.

Insgesamt hängt die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahr 2024 entscheidend von der weiteren konjunkturellen und geopolitischen Entwicklung ab. „Hohe Risiken gehen unter anderem von einer fortdauernd hohen Inflation, großen Außenhandelsabhängigkeiten und andauernder Arbeitskräfteknappheit aus.“, erklärt IAB-Forscherin Anja Rossen.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-20.pdf. Ein begleitendes Interview zur Regionalprognose mit IAB-Forscherin Anja Rossen finden Sie hier: https://www.iab-forum.de/nahezu-alle-bundeslaender-verzeichnen-einen-anstieg-der-arbeitslosigkeit.

Die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse für Berufe mit umwelt- oder klimafreundlichen Tätigkeitsinhalten, den sogenannten Green Skills, lag im Jahr 2021 um rund 14 Prozent höher als noch 2013. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Zu diesen Berufen gehören unter anderem Berufe in der regenerativen Energie- und Umweltschutztechnik, aber auch Berufe in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Berufe in der Dachdeckerei, sowie Schornsteinfeger*innen.

Trotz einer rückläufigen Zahl an Auszubildenden in den letzten zehn Jahren hat die Zahl der neu besetzten Ausbildungsstellen für Berufe mit umwelt- beziehungsweise klimafreundlichen Tätigkeiten zugenommen. Demgegenüber war die Zahl der neu besetzten Ausbildungsstellen in Berufen mit Brown Skills, also solchen mit potenziell umwelt- oder klimaschädlichen Tätigkeitsinhalten, im Jahr 2021 um rund 15 Prozent niedriger als noch 2013. Zu letzteren zählen beispielsweise Berufe in der Kunststoffherstellung sowie in der Baustoffherstellung.

„In Regionen mit ungünstiger demografischer Entwicklung ist die Zahl der neu besetzten Ausbildungsstellen für Berufe mit Brown Skills besonders stark geschrumpft“, erklärt Andreas Mense, Mitarbeiter im Forschungsbereich „Regionale Arbeitsmärkte“. „Bei den Berufen mit Green Skills war die Zunahme der Auszubildenden überdurchschnittlich hoch in Regionen, in denen 2013 relativ wenige Beschäftigte in Berufen mit potenziell umwelt- oder klimaschädlichen Tätigkeiten gearbeitet haben.“, so Mense weiter.

„Viele Berufe, die momentan noch umwelt- oder klimaschädliche Tätigkeiten beinhalten, werden auch in Zukunft gebraucht“, ordnet Markus Janser, Mitarbeiter im Forschungsbereich „Regionale Arbeitsmärkte“, die Ergebnisse ein. Die positive Entwicklung der Auszubildendenzahlen in Berufen mit Green Skills legt nahe, dass das „Greening” von Ausbildungsberufen auch deren Attraktivität erhöhen kann. Aus- und Weiterbildungsinhalte aller Berufe – insbesondere die von Berufen mit Brown Skills – sollten daher kontinuierlich angepasst werden, um Auszubildende auf ökologisch nachhaltigere Tätigkeiten vorzubereiten“, so Janser weiter.

Für die Studie verwenden die IAB-Forscher den Greenness-of-Jobs-Index (GOJI), der auf Basis der Kompetenzangaben im BERUFENET den Grad der potenziellen Umwelt- und Klimafreundlichkeit eines Berufs jeweils für die Jahre 2013 bis 2022 berechnet. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-19.pdf

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im September im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Punkte. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) steht nun mit 99,8 Punkten unter der neutralen Marke von 100 und erreicht damit den niedrigsten Wert seit dem Corona-Jahr 2020. Das European Labour Market Barometer sinkt zum vierten Mal in Folge. Mit einem Minus von 0,4 Punkten entfernt es sich im September mit 99,3 Punkten noch stärker von der Marke von 100.

Seit April ist das IAB-Arbeitsmarktbarometer im stetigen Abwärtstrend: „Die Arbeitsmarktaussichten sind etwas schwächer als Ende 2012 in der Eurokrise, der letzten Rezession vor Corona“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit sinkt im September zum fünften Mal in Folge und steht nach einem Minus von 0,4 Punkten inzwischen bei 97,0 Punkten. Sie liegt damit klar unter der neutralen Marke von 100,0 Punkten, was eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit erwarten lässt. Die Beschäftigungskomponente fällt im September um 1,0 Punkte auf 102,6 Punkte. „Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Beschäftigungszuwächse deutlich geringer werden. Von einem Einknicken gehen sie aber weiterhin nicht aus. Und trotz allem: Die Beschäftigung in Deutschland liegt noch immer auf Rekordstand“, berichtet Weber.

Das European Labour Market Barometer fällt im September weiter unter die Marke von 100 Punkten. Es verzeichnet einen Rückgang um 0,4 Punkte gegenüber dem August und liegt im September bei 99,3 Punkten. Das europäische Barometer steht damit etwas unter dem deutschen Barometer, es ist aber auch von einem weniger hohem Niveau gefallen. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit fällt um 0,4 Punkte auf aktuell 97,4 Punkte, was eine weiter steigende Arbeitslosigkeit signalisiert. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung liegt im September bei 101,1 Punkten, 0,5 Punkte niedriger als im Vormonat. Die Beschäftigungsaussichten liegen damit noch im grünen Bereich, die Einschätzungen werden aber verhaltener. In den meisten teilnehmenden Ländern Europas trüben sich die Aussichten im September ein. „Quer durch Europa schwächen sich die Arbeitsmarktaussichten ab. Die öffentlichen Arbeitsmarktservices sehen die Folgen der schwierigen wirtschaftlichen Situation“, so Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Die hohe Inflation, steigende Zinsen  sowie eine schwache Auslandsnachfrage haben die wirtschaftliche Entwicklung gedämpft. Die Zahl der Arbeitslosen wird um 190.000 in 2023 und um 60.000 Personen in 2024 zunehmen. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten IAB-Prognose für die Jahre 2023 und 2024 hervor. Die Jobchancen von Arbeitslosen sind derzeit so niedrig wie zu Corona-Zeiten. Entsprechend liegt die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.

Insgesamt erwarten die Forschenden für 2023 einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um -0,6 Prozent, für 2024 ein Wachstum von 1,1 Prozent. Die Erholung setzt voraus, dass  die Inflation deutlich sinkt.  „Der Wirtschaftsabschwung hat sich in Deutschland festgesetzt. Das macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar, gemessen an der schwachen Konjunktur hält er sich aber vergleichsweise gut“, erläutert Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. 

Im Jahresdurchschnitt 2023 dürfte die Zahl der Erwerbstätigen laut IAB-Prognose trotz des aktuellen Dämpfers um 310.000 Personen höher liegen als noch im Vorjahr. Für 2024 wird mit einem nochmaligen Anstieg um 160.000 Personen gerechnet.  Ebenfalls ansteigen wird laut Prognose die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Personen. Aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung und der Knappheit an Arbeitskräften rechnet das IAB für 2023 mit einem vergleichsweise geringen Anstieg von 250.000 Personen auf 34,76 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Im Vergleich zu 2022 reduziert sich der Beschäftigungszuwachs um mehr als die Hälfte. Mit der wirtschaftlichen Erholung wird zwar auch der Aufwärtstrend wieder stärker zur Geltung kommen. Wegen einer relativ schwachen Startposition aus dem laufenden Jahr ergibt die Prognose für 2024 aber nur ein Wachstum von 130.000 auf dann 34,89 Millionen Personen.

Den höchsten Beschäftigungszuwachs mit jeweils 100.000 zusätzlichen Stellen im Jahr 2023 und 60.000 Stellen im darauffolgenden Jahr erwarten die Forschenden in den Bereichen Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit. In der Land- und Forstwirtschaft sowie im Baugewerbe rechnet das IAB mit leichten Rückgängen.

Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte 2023 um rund 410.000 kräftig wachsen. Für das Jahr 2024 ist mit einem weiteren Wachstum von 90.000 Personen zu rechnen.

„Die Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung steht angesichts der konjunkturellen Schwäche, tiefgreifender Transformationen und der Arbeitskräfteknappheit vor großen Herausforderungen. Es braucht daher ein umfassendes Transformationsprogramm“, erklärt IAB-Ökonom Weber. Dabei gehe es um Investitionsförderung, Infrastruktur, Kompetenzentwicklung und Datenpolitik, ebenso wie um eine umfassende Fachkräftesicherung.

Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-18.pdf . Ein begleitendes Interview zur Prognose finden Sie hier: https://www.iab-forum.de/der-wirtschaftsabschwung-hat-sich-in-deutschland-festgesetzt.

Das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,8 Prozent auf 14,6 Milliarden Stunden. Es erreicht damit erstmals wieder den Vor-Corona-Stand des zweiten Quartals 2019. Ursächlich hierfür ist ein neuer Höchststand der Erwerbstätigkeit in einem Frühling. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Trotz Energiekrise und Konjunkturflaute, noch nie haben die Beschäftigten in einem Frühlingsquartal so viel gearbeitet“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Die Arbeitszeit je erwerbstätiger Person blieb mit 319,1 Stunden fast konstant gegenüber dem Vorjahresquartal. Im Vergleich zum Vorquartal stieg sie saison- und kalenderbereinigt aber um 0,6 Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im 2. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,7 Prozent auf 45,9 Millionen Personen. Damit wurde ein neuer Rekord erreicht, allerdings flachte der Anstieg der Erwerbstätigkeit zuletzt ab.

Die Teilzeitquote nahm gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,2 Prozentpunkte zu und lag im 2. Quartal 2023 bei 39,1 Prozent. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten stieg mit 1,4 Prozent dabei deutlich stärker als die der Vollzeitbeschäftigten mit 0,5 Prozent. Dies liegt auch an einem Beschäftigungszuwachs gerade in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil wie dem Gastgewerbe oder dem Bereich Erziehung und Unterricht.

Gegenüber dem Vorjahresquartal gingen die bezahlten und unbezahlten Überstunden zurück. Im Durchschnitt waren es 3,2 bezahlte und 4,7 unbezahlte Überstunden je beschäftigten*er Arbeitnehmer*in im 2. Quartal 2023. „Die Kurzarbeit ist wieder auf Normalniveau angekommen, aber Überstunden werden seit Corona deutlich weniger geleistet“, so Weber.

Der Krankenstand lag im 2. Quartal 2023 mit rund 5 Prozent nur leicht unter dem sehr hohen Niveau des Vorjahresquartals mit 5,3 Prozent. Hauptgrund für den nach wie vor hohen Krankenstand waren vor allem Atemwegsinfekte und Erkältungskrankheiten.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2302.xlsx zur Verfügung.
Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist  unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.