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Zwischen 2010 und 2017 gab es jährlich mehr als eine Million Erwachsene, die zum ersten Mal oder erneut Hartz IV bezogen. Gut ein Drittel von ihnen befand sich bereits während der letzten zwölf Monate in der Grundsicherung. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Mehr als jede fünfte in die Grundsicherung zugegangene Person verlor unmittelbar davor ihre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. „Diese Personen kamen meist aus den Bereichen Arbeitnehmerüberlassung, Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kraftfahrzeugen und Sonstige Dienstleistungen – sowie häufig aus niedrig entlohnten Beschäftigungsverhältnissen mit kurzer Beschäftigungsdauer“, berichtet Kerstin Bruckmeier, Leiterin der IAB-Forschungsgruppe „Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt“. Nur knapp 8 Prozent der Personen, die in die Grundsicherung übergegangen sind, erhielten bis unmittelbar davor noch Arbeitslosengeld.

Die Zugänge in Hartz IV verteilten sich auf sehr unterschiedliche Personengruppen. Die Hälfte von ihnen war jünger als 35 Jahre. „Sie konnten den Leistungsbezug aber – ebenso wie Paare ohne Kinder – in den nächsten zwölf Monaten schneller als andere Gruppen verlassen“, erklärt Katrin Hohmeyer, Mitautorin der Studie.

Mehr als 40 Prozent der Personen, die in die Grundsicherung zugegangen sind, hatten keine berufliche Ausbildung. „Im Vergleich zu den zugegangenen Personen mit beruflicher Qualifikation verblieben sie während der nächsten zwölf Monate häufiger im Leistungsbezug“, so Torsten Lietzmann, Mitautor der Studie.

Knapp 60 Prozent aller zugegangenen Personen waren arbeitslos gemeldet. Gründe für eine fehlende Arbeitslosmeldung sind beispielsweise die Betreuung von Kindern oder eine nicht bedarfsdeckende Beschäftigung.

Die IAB-Studie beruht auf Daten der Stichprobe der Integrierten Grundsicherungsbiografien (SIG) – am IAB aufbereiteter Daten der Grundsicherungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit bis 2017. Neuere Daten, die auch den Zeitraum der Pandemie einschließen, liegen noch nicht vor.

Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-17.pdf

Die Arbeitszeit pro Erwerbstätigen lag im zweiten Quartal 2021 bei 316,2 Stunden und stieg damit um 6,8 Prozent gegenüber dem entsprechenden Quartal im Vorjahr. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Der Arbeitsmarkt befindet sich auf Erholungskurs, es werden wieder deutlich mehr Stunden gearbeitet“, sagt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. „Aber bis zum Vorkrisenstand ist es noch ein weiter Weg – und erst recht zu einem Niveau, das ohne Krisenwirkungen erreichbar gewesen wäre“. Verglichen mit dem zweiten Quartal im Vorkrisenjahr 2019 war die Arbeitszeit pro Erwerbstätigen um knapp 3 Prozent geringer.

Insgesamt arbeiteten die Erwerbstätigen in Deutschland im zweiten Quartal 2021 14,1 Milliarden Stunden. Das bedeutet ein Plus von 6,8 Prozent verglichen mit dem Vorjahresquartal, dem Höhepunkt der ersten Welle der Pandemie. Gegenüber dem entsprechenden Vorkrisenquartal 2019 liegt das Arbeitsvolumen um 4 Prozent niedriger.

Die Kurzarbeit liegt weiterhin auf einem hohen Niveau. Im Vergleich zum Vorquartal ist die Zahl der Kurzarbeitenden im zweiten Quartal 2021 in Folge der Lockerungen des Lockdowns aber um knapp 1,4 Millionen auf rund 2 Millionen Personen gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeutet das eine Abnahme um mehr als 3,3 Millionen. Der Arbeitsausfall je Beschäftigten betrug im zweiten Quartal 2021 8,4 Stunden ist damit im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10,2 Stunden deutlich gesunken.

Mit gut 3,9 Millionen Mehrfachbeschäftigten wurde im zweiten Quartal 2021 fast wieder der Stand aus dem entsprechenden Vorkrisenquartal 2019 erreicht. Da Nebenjobs generell häufig kurzfristig angelegt sind, waren infolge der Covid-19-Pandemie viele dieser Jobs im zweiten Quartal 2020 weggefallen. Allerdings arbeiteten Mehrfachbeschäftigte in ihrer Nebentätigkeit im zweiten Quartal 2021 mit im Durchschnitt insgesamt 62,3 Stunden deutlich weniger Stunden als noch vor der Pandemie.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2102.pdf (nicht barrierefrei) zur Verfügung.
Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.
Weitere Informationen zur Verbreitung von bezahlten und unbezahlten Überstunden sind unter https://doku.iab.de/aktuell/2014/aktueller_bericht_1407.pdf zu finden.

32 Prozent der Betriebe mit Betriebsärztin oder Betriebsarzt haben ihren Beschäftigten im August 2021 Impfungen gegen Covid-19 angeboten, nur 4 Prozent planen dies noch zu tun. Dieser geringe Anteil erklärt sich vor allem dadurch, dass 46 Prozent der Beschäftigten bereits ein Impfangebot bekommen hatten. Das zeigt eine zwischen dem 2. und 17. August durchgeführte repräsentative Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im Vergleich zur letzten Befragung im Juni ist der Anteil der Betriebe mit Betriebsärztin oder Betriebsarzt, die Impfangebote machen, um 4 Prozent gestiegen. „Dieser auf den ersten Blick geringe Anstieg ergibt sich unter anderem aus der hohen Zahl an Beschäftigten, die in der Zwischenzeit bereits geimpft wurden“, erklärt Bernd Fitzenberger, Direktor des IAB. 98 Prozent der Betriebe, die ihren Beschäftigten aktuell kein Impfangebot machen, geben als Grund an, dass bereits eine Vielzahl der Beschäftigten geimpft ist.

Vor allem größere Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten bieten Impfungen durch Betriebsärztinnen und -ärzte an. In dieser Gruppe machen aktuell 61 Prozent der Betriebe den Beschäftigten ein Impfangebot. Demgegenüber bietet jeder vierte Kleinstbetrieb mit bis zu 9 Beschäftigten und jeder dritte Betrieb mit 10 bis 49 Beschäftigten Impfungen an. Die geringere Verbreitung bei kleineren Betrieben hängt auch damit zusammen, dass diese Betriebe oft keine festen Betriebsärztinnen oder -ärzte haben und mitunter nur eingeschränkt auf externe betriebsärztliche Leistungen zurückgreifen können.

Schaut man auf die verschiedenen Branchen, zeigt sich, dass im Baugewerbe sowie im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen derzeit vergleichsweise wenig Impfungen angeboten werden. „Das liegt vor allem daran, dass Beschäftigte in systemrelevanten Berufen, zu denen auch das Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen gehört, frühzeitig ein Impfangebot erhielten“, so Fitzenberger. Überdurchschnittlich häufig bieten dagegen aktuell Betriebe im Bereich Verkehr und Lagerei Impfungen an.

Im Rahmen der IAB-Studie „Betriebe in der Covid-19-Krise“ werden seit August 2020 in regelmäßigen Abständen etwa 1.500 bis 2.000 Betriebe der Privatwirtschaft dazu befragt, wie sich die Covid-19-Pandemie auf verschiedene Bereiche ihrer Geschäftstätigkeit auswirkt. Die Befragungsstichprobe ist repräsentativ für die privatwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland.

Den vollständigen Datensatz der aktuellen Befragungswelle 16, können Sie hier herunterladen: https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/ADuI_BeCovid_W16.xlsx. Der Beitrag im IAB-Forum ist hier abrufbar: https://www.iab-forum.de/viele-betriebe-unterstuetzen-die-impfungen-gegen-covid-19.

Das European Labour Market Barometer ging im August zum zweiten Mal in Folge zurück und nahm gegenüber dem Vormonat um 0,3 auf 104,3 Punkte ab. Der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt damit aber noch immer auf einem hohen Niveau.

„Die europäischen Arbeitsmärkte befinden sich weiter auf Erholungskurs. Die Risiken steigender Infektionszahlen im Herbst haben die Aussichten aber wieder etwas gedämpft“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. In mehreren teilnehmenden Ländern hat sich der Ausblick verschlechtert: In Zypern, Bulgarien, Schweiz, Tschechien, Polen und Flandern ist der Arbeitsmarkt-Frühindikator deutlich gefallen.

Der gesunkene Optimismus zeigt sich in den Erwartungen für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Der Teilindikator des European Labour Market Barometer für die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen verlor – ausgehend von einem besonders hohen Niveau – um 0,7 Punkte und liegt im August bei 104,7 Punkten. Der Beschäftigungsausblick bleibt hingegen stabil. Der Teilindikator für die künftige Entwicklung der Beschäftigung stieg leicht um 0,1 auf 104,0 Punkte.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, die Schweiz, Tschechien und Zypern. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate signalisiert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des Barometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). Für jede der teilnehmenden Arbeitsverwaltungen wird ein Barometer bestimmt, aus denen sich das europäische Barometer als gewichtetes Mittel ergibt.

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 17 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components abrufbar. Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://doku.iab.de/kurzber/2020/kb2120.pdf.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer erreicht im August mit 107,6 Punkten ein neues Allzeithoch. Gegenüber dem Juli klettere der Wert um 0,8 Punkte. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) signalisiert, dass sich der Arbeitsmarkt weiterhin auf einem Erholungskurs befindet.

Die Aussichten auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung sind sehr positiv. „Der Optimismus der Arbeitsagenturen wächst trotz der anrollenden vierten Corona-Welle“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Dafür verantwortlich seien auch die Impffortschritte und der wirtschaftliche Aufschwung. „Entscheidend für die weitere Erholung des Arbeitsmarkts ist, ob die Pandemie ohne neuerliche gravierende Einschränkungen kontrolliert werden kann“, so Weber.

Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers legte im August um 1,5 Punkte auf 106,8 Punkte zu. Zuletzt war der Ausblick auf die Entwicklung der Beschäftigung im Jahr 2018 so positiv. Die Arbeitslosigkeitskomponente hält im August mit 108,4 Punkten den Rekordstand aus dem Vormonat und signalisiert eine sinkende Arbeitslosigkeit.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des IAB-Arbeitsmarktbarometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe.
- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter www.iab.de/presse/abgrafik.

Die Beschäftigung in den Helferberufen erlebte im Frühjahr 2020 mit dem ersten Lockdown der Covid-19-Pandemie einen starken Einbruch. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Allerdings erholte sich die Beschäftigung in den Helferberufen vergleichsweise schneller als die Gesamtbeschäftigung.

„Der Pandemieausbruch im März 2020 verhinderte die ansonsten besonders starke jahreszeitlich bedingte Beschäftigungszunahme im Helferbereich.“, erklärt IAB-Forscher Holger Seibert.

Bis vor Beginn der Corona-Krise zwischen 2015 und Anfang 2020 hat sich die Beschäftigung in Helferberufen, also in Berufen mit einfachen, wenig komplexen Tätigkeiten, für die in der Regel keine formale Ausbildung erforderlich ist, in nahezu allen Bereichen überdurchschnittlich gut entwickelt. Während die Zahl der Beschäftigten insgesamt im Zeitraum von März 2015 bis März 2020 um 10,2 Prozent auf über 33,6 Millionen gestiegen ist, nahm die Zahl der Beschäftigten in Helferberufen in diesem Zeitraum um 15,6 Prozent auf 5,1 Millionen Personen zu. „Der Beschäftigungsrückgang war ab März 2020 bei den Helferjobs, zum Beispiel in den Bereichen Gastronomie und der Beherbergung durch die Maßnahmen des Lockdowns besonders ausgeprägt, da diese üblicherweise eine wesentlich stärkere Frühjahrsbelebung verzeichnen als die anderen Tätigkeiten.“, so IAB-Forscherin Barbara Schwengler. Die Corona-Krise traf auch die Zeitarbeitsbranche besonders stark. „Dies ist vor allem auf den gesunkenen Arbeitskräftebedarf in dieser Branche während der Covid-19-Pandemie zurückzuführen“, so Doris Wiethölter, Mitautorin der Studie.

Allerdings erholte sich die Beschäftigung in den Helferberufen im Zuge der Lockerungen der Pandemieverordnungen bereits ab Juni 2020 und damit zwei Monate früher als die Gesamtbeschäftigung. Das trifft insbesondere auf den Binnentourismus zu, in dem es zwischen März und Juni 2020 starke coronabedingte Rückgänge bei Helferjobs gab.

Andere Bereiche, die sich auch durch einen hohen Anteil an Helferberufen auszeichnen, zum Beispiel die Altenpflege, waren von der Corona-Krise kaum betroffen, beziehungsweise legten sogar bei der Zahl der Beschäftigten im Helferbereich zu. Zuwächse waren im Jahresverlauf 2020 zudem bei den Post- und Kurierdiensten sowie im Ausbaugewerbe zu beobachten.

Die Studie beruht auf den Daten der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Die Studie ist abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-16.pdf.

Im zweiten Quartal 2021 gab es bundesweit 1,16 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem ersten Quartal 2021 stieg die Zahl der offenen Stellen um 38.000 oder gut 3 Prozent. Den stärksten absoluten Anstieg gab es mit einem Plus von 26.000 offenen Stellen im Verarbeitenden Gewerbe. Das entspricht einer Steigerung von rund 21 Prozent in dieser Branche. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Insgesamt zeigt sich auf breiter Front ein Erholungseffekt am deutschen Arbeitsmarkt“, sagt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Neben der Erholung im Verarbeitenden Gewerbe ist diese auch in anderen Branchen zu erkennen. So liegt die Personalnachfrage im Bereich Sonstige Dienstleistungen mit rund 347.000 offenen Stellen 6 Prozent höher als im Vorquartal. Wichtige Branchen, die hierzu zählen, sind der Gesundheitssektor, der Kultur- und Erholungsbetrieb oder das Gastgewerbe.

„Die Covid-19-Pandemie hat sehr deutliche Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. Insofern ist der starke Anstieg der offenen Stellen in den von der Krise besonders betroffenen Branchen auch ein Ergebnis der derzeitigen Erholung am Arbeitsmarkt“, erklärt Kubis.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im zweiten Quartal 2021 lagen Antworten von rund 6.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://www.iab.de/stellenerhebung/daten online veröffentlicht.

Mit Beginn der Covid-19-Pandemie hat das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen erstmals seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 wieder deutlich zugenommen. Die wachsende Relation von Arbeitslosen pro Stelle fällt für Helfertätigkeiten stärker aus als für Tätigkeiten, die einen beruflichen oder akademischen Abschluss erfordern. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Für Helfertätigkeiten kamen im vierten Quartal 2020 auf eine offene Stelle 6,5 Arbeitslose, während es im Vorjahresquartal vier Arbeitslose waren. Für Fachkraft-Tätigkeiten, also die Gruppe mit beruflichem oder akademischem Abschluss, lag das Verhältnis mit 1,3 Arbeitslosen pro offener Stelle im vierten Quartal 2020 nur leicht über dem im Vorjahresquartal beobachteten Niveau. Der Anstieg ist einerseits auf eine Zunahme der Arbeitslosigkeit und andererseits auf einen Rückgang an offenen Stellen zurückzuführen.

Die wachsende Relation von Arbeitslosen pro Stelle spiegelt sich in der Entwicklung des vorherigen Erwerbsstatus neu eingestellter Personen wider: Hatten Betriebe bis vor der Covid-19-Rezession bei der Besetzung offener Stellen zunehmend um bereits beschäftigte Personen konkurriert, setzt sich dieser Trend im Jahr 2020 zumindest nicht weiter fort. „Zudem berichten die Betriebe verglichen mit den Vorjahren von weniger Stellenbesetzungsschwierigkeiten, einer kürzeren ungeplanten Vakanzzeit und weniger häufigen Kompromissen hinsichtlich der Entlohnung“, berichtet Nicole Gürtzgen, Leiterin des IAB-Forschungsbereichs „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich mit dem zugenommenen Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen Suchprozesse am Arbeitsmarkt zugunsten der Betriebe und zuungunsten der Arbeitsuchenden verändert haben. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass Betriebe weiterhin für einen beträchtlichen Anteil an Neueinstellungen von Stellenbesetzungsschwierigkeiten berichten und Kompromisse bei der Besetzung offener Stellen eingehen. Zudem haben nicht alle Betriebe von den günstigeren Bedingungen bei Stellenbesetzungen in gleichem Maße profitiert. „So verzeichnen vor allem die Branchen mit einem hohen Anteil an Kurzarbeit Rückgänge in den Neueinstellungen“, erklärt IAB-Forscher Alexander Kubis.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-15.pdf. Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2020 wurden 20.115 Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten befragt.

Der coronabedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit hat Wirtschaftszweige sowie Regionen unterschiedlich stark betroffen. Dies ist unter anderem auf das Qualifikationsniveau der Beschäftigten und die Betriebsgrößenstruktur zurückzuführen. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Der Corona-Effekt auf die Arbeitslosigkeit im Zeitraum zwischen April und August 2020 betrug bundesweit 8,2. Das bedeutet, dass es rund 8 Netto-Zugänge in Arbeitslosigkeit pro 1.000 Beschäftigte mehr gab als im Jahr davor. Diese Zahl errechnet sich aus der Differenz von Übergängen aus Beschäftigung in Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsaufnahmen aus der Arbeitslosigkeit heraus.

Ausgeprägte Unterschiede im coronabedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit ergeben sich zwischen Wirtschaftszweigen. Besonders stark war der Corona-Effekt in der Zeitarbeit mit 46,0, in der Beherbergung mit 32,0, in der Reisebranche mit 29,3 und in der Gastronomie mit 27,3.

Auch das Qualifikationsniveau der Beschäftigten spielt eine Rolle für die Höhe des Corona-Effekts: Ein hoher Anteil an hochqualifizierten Arbeitskräften in einem Wirtschaftszweig einer Region geht mit einem niedrigeren Corona-Effekt einher. „Dieses Ergebnis ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass Betriebe auch in der Krise versuchen, Spezialisten und Experten zu halten, sodass Regionen mit einem überdurchschnittlichen Anteil solcher Beschäftigter insgesamt entsprechend weniger Entlassungen erleben“, erklärt die IAB-Forscherin Annekatrin Niebuhr.
Die Unterschiede in der Höhe des Corona-Effekts sind darüber hinaus auch auf die Betriebsgrößenstruktur zurückzuführen. Demnach zeigt sich bei einem hohen Beschäftigungsanteil in Kleinstbetrieben eine ungünstigere Entwicklung der Arbeitslosigkeit.

„Doch auch unter Berücksichtigung der regionalen Wirtschaftszweig-, Qualifikations- und Betriebsgrößenstruktur ist der Corona-Effekt in den meisten ostdeutschen Arbeitsmarktregionen überdurchschnittlich hoch. Ungünstige Regionseffekte weisen aber auch einzelne Regionen in der Mitte oder im Westen Deutschlands auf“, so die Autorinnen und Autoren. Dabei handelt es sich vor allem um Regionen, die bereits vor Beginn der Pandemie ein relativ hohes Niveau der Arbeitslosigkeit aufwiesen. So ist im brandenburgischen Landkreis Oberhavel der coronabedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit um 7,2 zusätzliche Personen pro 1.000 Beschäftigte höher als im Bundesdurchschnitt. Vergleichsweise gering fällt der Corona-Effekt im bayerischen Landkreis Kronach aus, wo er um 7,8 unter dem Bundeswert liegt.

Die Datengrundlage für die Bestimmung des Corona-Effekts sind die Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit zu den monatlichen Zu- und Abgängen zwischen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und Arbeitslosigkeit.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-14.pdf.

Der Anteil der Betriebe, die sich akut in ihrer Existenz bedroht sehen, halbierte sich von 8 Prozent im Mai auf 4 Prozent im Juli. Das ergibt eine zwischen dem 5. bis 20. Juli durchgeführte repräsentative Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Knapp ein Drittel der Betriebe gab an, nicht von der Corona-Krise betroffen zu sein. Weitere 10 Prozent schätzten sich als überwiegend positiv betroffen ein. „Das sind nochmal deutlich mehr Betriebe, die ihre Lage positiv bewerten, als in den letzten Monaten“, berichtet IAB-Direktor Bernd Fitzenberger.

Im Gastgewerbe verringerte sich die Anzahl der Betriebe, die von Existenzängsten berichteten, seit Mai um 30 Prozentpunkte auf nun 7 Prozent. „Gerade im Gastgewerbe hängt der wachsende Optimismus natürlich mit den Öffnungen zusammen“, erklärt Fitzenberger. So gaben in dieser Branche im Juli nur noch 14 Prozent der Betriebe an vollständig oder teilweise geschlossen zu sein, während es im Mai noch 85 Prozent waren. Im Verarbeitenden Gewerbe sahen sich zuletzt 3 Prozent der Betriebe akut in ihrer Existenz bedroht und damit 6 Prozentpunkte weniger als zwei Monate zuvor.

Unter kleinen Betrieben waren existentielle Sorgen weiterhin deutlich weiterverbreitet, als unter großen. So gaben 5 Prozent der Betriebe mit zwischen einem und neun Mitarbeitenden an, existenzielle Sorgen zu haben und nur 1 Prozent der Betriebe mit über 250 Mitarbeitenden. „Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Liquiditätsreserven von Betrieben nach Betriebsgröße sehr unterschiedlich sind“, so IAB-Vizedirektor Ulrich Walwei. Über ausreichend Liquiditätsreserven zu verfügen gaben gut 70 Prozent der Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten an, aber nur knapp 40 Prozent der Betriebe mit einem bis 9 Beschäftigen.

Die positive Entwicklung macht sich auch im Einstellungsverhalten der Betriebe bemerkbar. Insgesamt übersteigen die vorgenommenen Einstellungen im Juli in 12 Prozent der Betriebe die Entlassungen. Auch hier ist die größte Veränderung im Gastgewerbe zu verzeichnen. Dort stellten 19 Prozent der Betriebe mehr ein als dass sie entlassen.

Im Rahmen der IAB-Studie „Betriebe in der Covid-19-Krise“ werden seit August 2020 in regelmäßigen Abständen etwa 1.500 bis 2.000 Betriebe der Privatwirtschaft dazu befragt, wie sich die Covid-19-Pandemie auf verschiedene Bereiche ihrer Geschäftstätigkeit auswirkt. Die Befragungsstichprobe ist repräsentativ für die privatwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland.

Zum Download stehen unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/ADuI_BeCovid_W15.xlsx Tabellen zu den Ergebnissen aus der 15. Befragungswelle bereit.