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Coaching ist ein wichtiger Bestandteil des Sozialen Arbeitsmarkts. Damit soll das geförderte Beschäftigungsverhältnis stabilisiert werden. Die Geförderten sind überwiegend mit dem Coaching zufrieden, sie wünschen sich aber zum Teil eine weitergehende Unterstützung. Dies könnte auf spezifische Verbesserungspotenziale hinweisen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Durchschnittlich erhielten die Geförderten der beiden neuen Förderinstrumente des Teilhabechancengesetzes Coaching zu drei Betreuungsbereichen. Etwa die Hälfte der Geförderten wurde – laut Befragungsdaten – beim Umgang mit Behörden, bei der Bewältigung persönlicher Probleme oder bei Problemen im Betrieb, zum Beispiel mit Kolleginnen und Kollegen, von einer Coachin oder einem Coach unterstützt. Zwei Fünftel der Geförderten wurden bei Gesundheitsfragen oder der Organisation des Arbeitsalltags und der Anpassung von Arbeitsbedingungen gecoacht. Von den Geförderten mit Betreuungsaufgaben wurde etwa ein Viertel bei der Organisation der Pflege von Angehörigen beziehungsweise der Kinderbetreuung unterstützt. Zwei Fünftel der Geförderten wünschten sich Coaching in weiteren Bereichen.

Befragungsergebnissen zufolge hat die überwiegende Mehrheit der Geförderten bereits ein Coaching erhalten und es fanden im Schnitt fünf bis sechs Coaching-Gespräche pro Quartal statt. 43 Prozent der Geförderten wurden von Mitarbeitenden des Jobcenters und 57 Prozent durch externe Coaches betreut. Mit Blick auf mögliche Verbesserungen ihrer persönlichen Situation empfanden die Gecoachten eine Coachin oder einen Coach aus dem Jobcenter hilfreicher. Dies könnte, so die IAB-Forschenden, an der größeren Erfahrung im Umgang mit Behörden oder mit Problemlagen von Grundsicherungsbeziehenden bei der Integration in Erwerbsarbeit liegen. Konkrete Hilfen in diesen Bereichen könnten schon kurzfristig zu einer wahrgenommenen Verbesserung der persönlichen Situation führen. „Allerdings wünschten sich Befragte mit einer Coachin oder einem Coach aus dem Jobcenter öfter zusätzliche Beratungsinhalte und ein umfangreicheres Coaching als bei einer externen Coachin oder einem externen Coach“, fügt Mit-Autorin Zein Kasrin hinzu.

Mit der Bürgergeldreform plant die Bundesregierung, ein Coaching unabhängig von der Teilnahme an Fördermaßnahmen zu ermöglichen. Dadurch können erwerbsfähige Leistungsberechtigte mit vielfältigen Problemlagen unterstützt werden. „Angesichts unserer Befunde sollte bei der Umsetzung darauf geachtet werden, dass die unterschiedlichen Bedarfe der Leistungsberechtigten breit abgedeckt werden können“, so IAB-Forschungsbereichsleiter Joachim Wolff. Die Studie basiert auf der Panelbefragung „Lebensqualität und Teilhabe“, in deren ersten Welle insgesamt 5.444 Geförderte der beiden 2019 neu eingeführten Förderinstrumente „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen“ und „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ befragt wurden. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-23.pdf. Ein begleitendes Interview dazu finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/die-gefoerderten-erteilen-dem-coaching-eine-gute-note

Im ersten Halbjahr 2020 nahmen im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung weniger Personen an wichtigen Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung teil als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im zweiten Halbjahr 2020 stieg die Zahl zwar wieder an, das Niveau vor der Pandemie wurde aber bisher nicht wieder erreicht. Unabhängig davon blieb die Förderwirkung bei allen untersuchten Maßnahmen durchweg positiv. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Den stärksten Einbruch bei den Zugängen gab es bei den Maßnahmen zur Aktivierung und Eingliederung bei einem Träger. Dort sanken die Zugänge im ersten Halbjahr 2020 um 40 Prozent. „Auch wenn die Eintrittszahlen nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 vorübergehend wieder angestiegen sind, wurden die alten Stände bisher nicht wieder erreicht“, erklärt Gesine Stephan, Leiterin des IAB-Forschungsbereichs „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“.

Die Wirkung der Maßnahmen, gemessen an dem Zuwachs im Anteil der Geförderten, der ein Jahr nach Maßnahmenbeginn in Beschäftigung ist, blieb während der Covid-19-Pandemie relativ stabil. Bei den kürzeren Weiterbildungsmaßnahmen bis drei Monate waren in der Gruppe der Geförderten ein Jahr nach Förderbeginn mindestens 15 Prozentpunkte mehr in Beschäftigung als in der Vergleichsgruppe. Auch für etwas längere Weiterbildungen sowie für Maßnahmen zur Aktivierung und Eingliederung bei einem Träger ermittelt die Studie positive - wenn auch etwas geringere - Wirkungen. Für Personen, die an betriebsnahen Maßnahmen teilnahmen, fiel die geschätzte Förderwirkung am höchsten aus – bei diesen ist aber auch das Risiko von Mitnahme- und Substitutionseffekten auf der betrieblichen Ebene am größten.

Die Autorinnen und Autoren haben auch untersucht, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie aus Sicht der Bildungsanbieter auf die Durchführung der Weiterbildungen hatte. Fast 20 Prozent der Bildungsanbieter, die zu Beginn der Pandemie Weiterbildungskurse im Präsenzformat angeboten haben, mussten solche Kurse abbrechen. 56 Prozent gaben an, dass Kurse ausgesetzt wurden. Für einen großen Teil der Präsenzkurse war aber eine alternative Durchführung umsetzbar: Fast 77 Prozent aller Träger haben Kurse von Präsenz- auf Onlineformate umgestellt. „Die Möglichkeiten einer virtuellen Durchführung von Weiterbildungskursen hängen stark von der Art und dem Inhalt der Weiterbildung ab. Je mehr praktische Anteile die Weiterbildung beinhaltet, desto schwieriger dürfte sich eine Umstellung gestalten“, gibt die IAB-Autorin Julia Lang zu bedenken.

Neben Ergebnissen aus einer Befragung von Bildungsanbietern beruht die Studie auf Ergebnissen der Wirkungsanalyse der Bundesagentur für Arbeit. Mit dem Verfahren TrEffeR („Treatment Effects and Prediction”) überprüft die Zentrale der BA laufend, wie sich die Teilnahme an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik auf die Arbeitsmarktchancen der Geförderten auswirkt. Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-22.pdf.

Das Arbeitsvolumen ist im dritten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,2 Prozent auf 15,6 Milliarden Stunden gestiegen. Saison- und kalenderbereinigt zeigt sich ein Anstieg um 0,1 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2022. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Jede erwerbstätige Person arbeitete dabei 342,1 Stunden im Quartal, ein Plus von 1,1 Prozent.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist im dritten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal mit 1,1 Prozent deutlich gestiegen und erreicht mit 45,6 Millionen Personen einen neuen Rekord. Auch die Zahl der Beschäftigten mit einem Nebenjob erreicht mit 4,29 Millionen einen Rekordstand. „Die Beschäftigung hat sich von der Coronakrise erholt und ist bisher robust gegenüber den aktuellen Krisen. Nur der hohe Krankenstand sorgt dafür, dass das Vorkrisenniveau beim Arbeitsvolumen noch nicht wieder erreicht werden konnte“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Der Krankenstand lag im dritten Quartal 2022 mit 5,56 Prozent deutlich über dem des Vorjahresquartals von 4,10 Prozent. Vor der Covid-19-Pandemie, im dritten Quartal 2019, betrug das Arbeitsvolumen 15,9 Milliarden Stunden.

Die Arbeitsproduktivität hingegen ist im dritten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal um 1 Prozent gesunken. Weber erläutert dazu: „Während das Arbeitsvolumen zunimmt, bekommt die Wirtschaft durch die Energiekrise den nächsten Dämpfer. Das drückt die Produktivität ins Minus.“

Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist die Kurzarbeit nach vorläufigen Hochrechnungen im dritten Quartal 2022 deutlich um 770.000 auf nun 170.000 Personen zurückgegangen. Während die coronabedingten Einschränkungen gelockert wurden, behindern in vielen Betrieben Engpässe bei Rohstoffen und Vorleistungsgütern im Produzierenden Gewerbe infolge des Angriffs Russlands auf die Ukraine die Produktion. Das Niveau der daraus folgenden Kurzarbeit ist allerdings bislang eher moderat.

Die Teilzeitquote ist gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,1 Prozentpunkte gestiegen und lag bei 38,8 Prozent. „Dies liegt auch an einem Beschäftigungszuwachs gerade in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil wie dem Gastgewerbe oder dem Bereich Erziehung und Unterricht“, erklärt IAB-Forscherin Susanne Wanger. Enzo Weber ergänzt: „Es gibt heute die höchste Teilzeitquote aber auch einen Rekordwert bei der betriebsüblichen Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten: Sie arbeiten mittlerweile drei Stunden pro Woche mehr als noch in den 2000er Jahren.“

Im Rahmen der Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum ab 2018 (Sommerrechnung) hat das IAB seine Arbeitszeitrechnung überarbeitet. Dabei wurden Datenquellen aktualisiert und neue Datengrundlagen integriert.  Eine ausführliche Darstellung der Revisionspunkte der IAB-Arbeitszeitrechnung ist unter https://doku.iab.de/forschungsbericht/2022/fb1322.pdf online abrufbar.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2203.xlsx zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

Weitere Informationen zur Verbreitung von bezahlten und unbezahlten Überstunden sind unter https://doku.iab.de/aktuell/2014/aktueller_bericht_1407.pdf zu finden.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer verblieb im November 2022 bei 100,5 Punkten und zeigt damit keine Verschlechterung gegenüber Oktober. Somit liegt der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weiterhin knapp über der neutralen Marke von 100 und signalisiert leicht positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung. Auf europäischer Ebene verzeichnet das Barometer den siebten Rückgang in Folge und liegt nun mit 99,7 Punkten geringfügig unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten.

„Trotz des Drucks der Energiekrise hält sich am deutschen Arbeitsmarkt ein leicht positiver Ausblick“, betont Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit verzeichnet im November einen Anstieg um 0,3 Punkte und liegt nun bei 97,7 Punkten. Damit deutet sie weiter auf zunehmende Arbeitslosigkeit hin. Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers für Deutschland hat sich im November im Vergleich zum Oktober mit einem Rückgang um 0,2 Punkte leicht verschlechtert, deutet mit 103,3 Punkten aber nach wie vor auf steigende Beschäftigung hin. „Ein stabiler Arbeitsmarkt hilft dabei mit, eine schwerwiegende Rezession zu vermeiden“, so Weber.

Der Stand des European Labour Market Barometer hat sich im November zum siebten Mal in Folge verschlechtert. Im Vergleich zum Oktober ist der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB um 0,1 Punkte gesunken und liegt nun mit 99,7 Punkten unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten. Gegenüber dem Vormonat handelt es sich damit nur noch um einen geringfügigen Rückgang, nachdem das Barometer zuvor noch schneller gesunken war. Jedoch ist der Wert in keinem osteuropäischen Land über 100. Weber sieht hier einen Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. „Insgesamt haben die europäischen Arbeitsmärkte durch die Kriegswirkungen ihren Schwung verloren“, so Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (Excel-Format) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/ .

Die Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro zum Oktober 2022 betrifft die Regionen in Deutschland unterschiedlich stark. Insbesondere in ländlichen Regionen Ostdeutschlands gab es vor der Erhöhung einen relativ hohen Anteil an Beschäftigten mit Stundenlöhnen unterhalb dieser Schwelle. Im Süden, im Südwesten sowie in Berlin und den Ballungsräumen des Westens trifft die Mindestlohnerhörung hingegen vergleichsweise weniger Beschäftigte. Grund dafür sind die regionalen Preis- und Lohnunterschiede. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Vor allem in den neuen Bundesländern und den ländlichen Regionen der alten Bundesländer sind viele Beschäftigte von der Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro betroffen. In diesen Regionen ist der Anteil an Beschäftigten mit Stundenlöhnen unterhalb dieser Schwelle deutlich höher als anderswo. Darüber hinaus führen die niedrigeren Preise für Wohnraum sowie für lokale Güter und Dienstleistungen dazu, dass die Kaufkraft durch die Erhöhung im Vergleich zu den hochpreisigen Ballungsräumen stärker zunimmt.

In Regionen mit einem hohen Preis- und Lohnniveau liegt dagegen nur ein kleiner Anteil der Beschäftigungsverhältnisse unter dem Mindestlohn. „In Regionen mit hohen Lebenshaltungskosten besteht ein höherer Spielraum für eine Anhebung des Mindestlohns“, erklärt Wolfgang Dauth, Leiter des Forschungsbereichs „Regionale Arbeitsmärkte”. Ein einheitlicher Mindestlohn berücksichtigt diese regionalen Lohn- und Preisunterschiede nicht. „Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wäre es denkbar, den Mindestlohn bei zukünftigen Anpassungen auf Basis von Preisniveauunterschieden zu regionalisieren. Damit wären nach dem Mindestlohn entlohnte Beschäftigte in allen Regionen hinsichtlich ihrer Kaufkraft annähernd gleichgestellt“, so Andreas Mense, Mitautor der Studie, „Dabei wären jedoch Vor- und Nachteile abzuwägen“.

Die Studie beruht auf den Daten der Verdienststrukturerhebung (VSE) des Statistischen Bundesamtes, einer repräsentativen Befragung von Betriebsstätten mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig beschäftigten Person in Deutschland. Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-21.pdf.

Im dritten Quartal 2022 gab es bundesweit 1,82 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem zweiten Quartal 2022 sank die Zahl der offenen Stellen um rund 105.700 oder 5 Prozent. Im Vergleich zum dritten Quartal 2021 liegt die Zahl jedoch immer noch um 437.600 oder 32 Prozent höher. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

In Westdeutschland waren im dritten Quartal 2022 rund 1,46 Millionen Stellen zu vergeben, in Ostdeutschland rund 362.700. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation lag im dritten Quartal 2022 bei 1,4. Damit kommen auf 100 von den Betrieben ausgeschriebenen offenen Stellen rund 140 arbeitslos gemeldete Personen. In Ostdeutschland waren es durchschnittlich 160 und in Westdeutschland 130 arbeitslos gemeldete Personen.

„Vor 10 Jahren lag das Verhältnis von arbeitslos gemeldeten Personen zu offenen Stellen mit 370 zu 100 deutlich höher. Während im Westen Deutschlands damals auf 100 offene Stellen rund 310 arbeitslos gemeldete Personen kamen, waren es im Osten zu diesem Zeitpunkt mit 610 fast doppelt so viele Menschen“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Die bundesweite Arbeitslosen-Stellen-Relation lag im zweiten Quartal 2022 mit 1,2 auf dem Tiefststand der Erhebung und nicht weit vom aktuellen Niveau entfernt. „Der Arbeitsmarkt zeigte sich auch im dritten Quartal 2022 trotz der bestehenden Unwägbarkeiten im Zuge der durch den Angriffskrieg auf die Ukraine verursachten Energiekrise relativ robust“, so Kubis weiter. „Allerdings zeigen nicht zuletzt die Erfahrungen aus den Corona-Lockdowns, dass gerade Betriebe aus krisengebeutelten Branchen sich mit Neueinstellungen zurückhalten. Insofern muss in den kommenden Quartalen trotz vermutlich weiter bestehender Stellenbesetzungsprobleme mit einem Rückgang in der Zahl der offenen Stellen in den betroffenen Branchen gerechnet werden.“

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im dritten Quartal 2022 lagen Antworten von rund 7.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://iab.de//stellenerhebung/download/ online veröffentlicht.

Die Anspruchslöhne von erwerbslosen Geflüchteten liegen in den ersten beiden Jahren nach der Zuwanderung über dem durchschnittlichen Niveau von anderen Migrantengruppen in Deutschland. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer sinken sie. Im Durchschnitt sind arbeitsuchende Geflüchtete bereit, für den angegebenen Monatsverdienst mehr Stunden zu arbeiten. Das zeigen Ergebnisse einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 lag der monatliche Anspruchsverdienst – also das minimal geforderte Gehalt zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit – von erwerbslosen Geflüchteten inflationsbereinigt bei 1.529 Euro netto. Bei anderen erwerbslosen Personen mit eigener Migrationserfahrung lag er bei 1.374 Euro netto und bei Personen ohne Migrationshintergrund bei 1.350 Euro netto.

Allerdings waren Geflüchtete bereit, für dieses Gehalt länger zu arbeiten: Die angegebene Wochenarbeitszeit lag bei Geflüchteten durchschnittlich bei knapp 37 Stunden, also 5 Stunden mehr als die angegebene Wochenarbeitszeit von anderen Personen mit eigener Migrationserfahrung und ohne Migrationshintergrund. Somit lag der Anspruchslohn von Geflüchteten bei durchschnittlich 9,70 Euro netto pro Stunde. Bei Personen ohne Migrationshintergrund lag er bei 10,10 Euro netto. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer sanken die Anspruchslöhne der Geflüchteten allerdings deutlich: Geflüchtete, die sich zwei Jahre oder kürzer in Deutschland aufhielten, erwarteten durchschnittlich mindestens 10,40 Euro netto pro Stunde. Drei Jahre nach dem Zuzug sank der Anspruchslohn auf 9,60 Euro netto.

Der Anspruchslohn stieg mit den Qualifikationen und Deutschkenntnissen der Geflüchteten sowie mit der Haushaltsgröße und dem Vorhandensein von Kindern im Haushalt. „Das könnte sowohl auf höhere Lebenshaltungskosten als auch auf höhere Transferzahlungen – etwa Hartz IV oder Asylbewerberleistungen – in Haushalten mit mehr Personen zurückzuführen sein“, so IAB-Forscher Philipp Jaschke.

Der Anspruchslohn fiel niedriger aus für Geflüchtete, die bereits Stellen über die Arbeitsagenturen und Jobcenter gesucht oder Berufserfahrungen in Deutschland erworben hatten. „Geringe Deutschkenntnisse und unvollkommene Informationen haben oft zur Folge, dass Geflüchtete bei ihrer Ankunft in Deutschland den Arbeitsmarkt nicht genau kennen. Das betrifft etwa Qualifikationsanforderungen oder Löhne und Gehälter. Diese Informationsdefizite können die Einschätzungen hinsichtlich der Erwerbschancen und der erzielbaren Löhne verzerren,“ erklärt IAB-Forscher Ehsan Vallizadeh.

Die IAB-Studie basiert auf Auswertungen der ersten fünf Wellen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus den Jahren 2016 bis 2020 von knapp 7.900 seit 2013 zugezogenen Asylsuchenden im erwerbsfähigen Alter von 18 bis 64 Jahren. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-20.pdf

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im Oktober 2022 bei 100,2 Punkten und ist im Vergleich zum September um weitere 0,3 Punkte gesunken. Damit liegt der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nur noch knapp über der neutralen Marke von 100 und signalisiert somit nur noch geringfügig positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung. Auf europäischer Ebene verzeichnet das Barometer ebenfalls den sechsten Rückgang in Folge und liegt nun mit 99,7 Punkten leicht unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten.
„Normalerweise gibt es nur eines von beiden: starker Arbeitskräftebedarf oder schwache Konjunktur. Aber im Moment trifft Knappheit auf Krise“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. „Weil Arbeitskräfte knapp sind, halten die Betriebe ihre Beschäftigten auch in der Energiekrise. Die Einstellungspläne werden aber etwas zurückgefahren“, erläutert Weber weiter. Zusätzliche Risiken durch eine mögliche Verschärfung der Energiekrise bleiben bestehen.
Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers ist im Oktober im Vergleich zum September um 0,5 Punkte nochmals gesunken, deutet mit 103,3 Punkten aber nach wie vor auf einen positiven Beschäftigungstrend hin. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit verzeichnet im Oktober einen weiteren Rückgang von 0,1 Punkten und liegt nun bei 97,2 Punkten. Damit deutet sie weiter auf steigende Arbeitslosigkeit hin. „Die Fluchtzuwanderung aus der Ukraine erhöht schlagartig das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland und damit zunächst die Arbeitslosigkeit wie auch – stärker zeitverzögert – die Beschäftigung“, so Weber.
Der Stand des European Labour Market Barometer hat sich im Oktober zum sechsten Mal in Folge verschlechtert. Im Vergleich zum September ist der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB um 0,3 Punkte gesunken und liegt nun mit 99,7 Punkten unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die europäischen Arbeitsmärke werden nicht einknicken, aber schwächer waren die Aussichten nur zu Hochzeiten der Corona-Krise“, so Weber. Während die meisten Länder Rückgänge zu verzeichnen haben, zeigen einige osteuropäischen Länder eine leichte Erholung. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit liegt mit einem Rückgang von 0,1 Punkten aktuell bei einem Wert von 98,2 Punkten, was auf steigende Arbeitslosigkeit in den europäischen Ländern hinweist. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung ist um 0,6 Punkte auf 101,2 Punkte gesunken, liegt damit aber weiterhin im positiven Bereich. Die erwartete Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung ist in den anderen teilnehmenden europäischen Ländern nicht so unterschiedlich wie in Deutschland, was den relativ starken Effekt der Fluchtzuwanderung in Deutschland zeigt.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.
Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.
Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).
Zum Download stehen bereit:

In der Corona-Krise sind sowohl die Zahlen der von der Bundesagentur für Arbeit monatlich ausgewiesenen dualen Ausbildungsstellen als auch die der Bewerbenden ab dem zweiten Quartal 2020 gegenüber 2019 deutlich zurückgegangen. Dabei sank die Zahl der Bewerbenden stärker als das Stellenangebot. Im zweiten Jahr der Pandemie gab es den stärksten Rückgang bei der Zahl der erfolgreichen Vermittlungen in eine Ausbildung. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Verglichen mit dem Trend der Zahlen der Bewerbenden und des Stellenangebots sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge deutlich stärker. Diese Entwicklung deutet auf zunehmende Passungsprobleme hin. „Mögliche Gründe hierfür können etwa die fehlende Übereinstimmung zwischen angebotenen Stellen und beruflichen Wünschen von Ausbildungsinteressenten oder zwischen dem regionalen Angebot und der regionalen Nachfrage sein“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. „Weitere Gründe sind, dass die Qualifikationen der Bewerbenden nicht dem Anforderungsprofil der Betriebe entsprechen oder dass junge Menschen Alternativen im tertiären Bildungsbereich, beispielsweise den Besuch einer Fachhochschule, vorziehen“, ergänzt Anna Heusler, Mitautorin der Studie.

Starke Rückgänge zeigen sich vor allem in Berufen, die besonders von der Corona-Krise betroffen waren, beispielsweise in den Bereichen „Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus” sowie „Geisteswissenschaften, Kultur, Gestaltung”. Mit dem Rückgang der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Bewerbenden und der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge während der Krise setzt sich ein Trend fort, der schon vor der Pande¬mie begann. Dagegen nahm die Zahl der bei den Arbeitsagen¬turen und Jobcentern registrierten betrieblichen Ausbildungsstellen längerfristig zu und ging erst mit Be¬ginn der Pandemie zurück. „Pandemiebedingt erschwerte sich nicht nur die Kontaktaufnahme zwischen Ausbildungsinteressier¬ten und Betrieben, sondern auch zwischen potenziellen Bewerben¬den und den Arbeitsagenturen. Das beeinträchtigte die Aktivierung und Vermittlung von Jugendlichen“, so Anna Houštecká, Mitautorin der Studie. „Denkbar wäre allerdings auch, dass ausbildungsinteressierte Jugendliche zunehmend auf das Onlineangebot der BA zurückgreifen und sich ohne persönliche Beratung und Registrierung in einer Arbeitsagentur über mögliche Stellen informieren“, so Leonie Wicht weiter, Mitautorin der Studie.

Die Studie beruht auf Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Diese bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Stellen, Bewerbenden und neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge umfassen. Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-19.pdf.

Das Lebensentgelt steigt fast immer mit dem Anforderungsniveau des Berufs. In bestimmten Berufen können Beschäftigte mit einer Berufsausbildung und anschließendem Fortbildungsabschluss aber Lebensentgelte erzielen, die vergleichbar sind mit denen von Personen mit Hochschulabschluss in anderen Berufen. Das zeigen Ergebnisse einer am Dienstag erschienenen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Das durchschnittliche Brutto-Lebensentgelt von Fachkräften, die in der Regel eine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung absolviert haben, beträgt 1,7 Millionen Euro. Spezialisten, also Personen, die über ihre berufliche Ausbildung hinaus einen Fortbildungsabschluss wie einen Meister-, Techniker-, oder Fachwirtabschluss erzielen, haben ein durchschnittliches Brutto-Lebensentgelt von 2,4 Millionen Euro. Die höchsten Brutto-Lebensentgelte mit durchschnittlich 2,7 Millionen Euro erreichen Experten, also Personen, die Tätigkeiten ausüben, für die in der Regel ein Hochschulabschluss benötigt wird.

Die Lebensentgelte variieren jedoch erheblich zwischen Berufen. „Experten erreichen zwar im Durchschnitt das höchste Lebensentgelt, ihr Lebensentgelt liegt aber nicht per se über dem von Fachkräften oder Spezialisten in anderen Berufen“, berichtet IAB-Forscher Heiko Stüber.

In den Berufshauptgruppen der MINT-Berufe erzielen Spezialisten beispielsweise ein durchschnittliches Brutto-Lebensentgelt von mehr als 2,7 Millionen Euro. „Sie erreichen damit ein Lebensentgelt, das über dem durchschnittlichen Lebensentgelt von Experten liegt“, ergänzt Stüber. Auch erzielen Spezialisten in 29 und Fachkräfte in 13 Berufshauptgruppen, wie zum Beispiel im Bereich Papier- und Druckberufe und technische Mediengestaltung, ein Lebensentgelt von brutto über 1,6 Millionen Euro und somit ein höheres Lebensentgelt als Experten in Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufen.

Aufgrund der steigenden Fachkräfteengpässe ist — zumindest in bestimmten Berufsgruppen — in den nächsten Jahren ein überproportionaler Anstieg der Entgelte von Fachkräften und Spezialisten im Vergleich zur Steigerung der Löhne insgesamt zu erwarten.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-18.pdf