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Wenn Über-60-Jährige die Möglichkeit zum Homeoffice besaßen, nutzten sie es fast doppelt so häufig und mit einem größeren Wochenarbeitsvolumen als vor der Coronakrise. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Bei den 60- bis 62-Jährigen stieg der Anteil der Personen, die die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice hatten und diese tatsächlich wahrnahmen, von 46 Prozent auf 82 Prozent. Das im Homeoffice geleistete Arbeitsvolumen dieser Altersgruppe stieg von 15 auf 26 Stunden pro Woche; bei den 63- bis 65-Jährigen erhöhte sich der Anteil von im Home-Office-Tätigen von 45 auf 75 Prozent und die wöchentlichen Arbeitsstunden im Homeoffice von 14 auf 26 Stunden. Sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigte Rentner*innen im Alter von 66 bis 70 Jahren hatten seltener die Option zum Homeoffice. Da sie aber bei Möglichkeit bereits vor der Coronakrise zu einem höheren Anteil von zu Hause aus arbeiteten, fiel der Anstieg der Homeoffice-Beschäftigten von 64 auf 69 Prozent geringer aus. Auch das Arbeitsvolumen im Homeoffice stieg nur leicht von 10 auf 11 Stunden wöchentlich. Für Minijobber*innen war es in allen drei Altersgruppen am seltensten möglich, im Homeoffice zu arbeiten, da diese beispielsweise überproportional in Landwirtschaft, Einzelhandel, Nahrungsmittelherstellung, Gebäudepflege, Gastronomie oder in privaten Haushalten tätig sind. Angesichts der bestehenden Arbeits- und Fach­kräftelücke sollten Betriebe ihre Möglichkeiten ausschöpfen, Über-60-Jährige zum Beispiel durch mehr Homeoffice und andere Angebote länger in Beschäftigung zu halten“, erklärt Basha Vicari, Mitarbeiterin im IAB-Forschungsbereich „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“.  

Die IAB-Forschenden haben auch untersucht, inwiefern sich erwerbstätige Ältere durch die Coronakrise belastet fühlten.  Gesundheitliche Sorgen machten sich vor allem minijobbende und mit ihrem allgemeinen Gesundheitszustand unzufriedene Rentner*innen. Ähnlich verhielt es sich mit finanziellen Sorgen, die, anders als gesundheitliche Ängste, eher einen Anlass bieten könnten, trotz Pandemie weiter einer Beschäftigung nachzugehen. So sorgten sich besonders Über-60-Jährige mit einem geringeren Haushaltseinkommen oder Minijobende in dieser Altersgruppe über ihre finanzielle Lage. „Die Covid-19-Pandemie hat wie ein Brennglas ohnehin vorhandene gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt“, so Vicari.

Die Studie basiert auf Daten der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB von etwa 163.300 Personen aus der Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen im Mai 2019 und Mai 2020. Dabei wurden nur Personen analysiert, die eine sozialversicherungspflichtige und/oder geringfügig entlohnte Beschäftigung ausübten. Zweite Datenbasis bilden die IAB-Daten der ersten Welle der Befragung des Hochfrequenten Online Personen Panels (HOPP) „Leben und Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona“ im Mai 2020 mit 11.311 Personen. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-07.pdf.   

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dürfte 2023 in Westdeutschland mit 1,1 Prozent stärker steigen als in Ostdeutschland mit 0,7 Prozent. Am stärksten steigt die Beschäftigung in den drei Stadtstaaten: in Berlin um 2 Prozent, Hamburg um 1,9 Prozent und Bremen mit 1,3 Prozent. Einen Rückgang bei der Beschäftigung gibt es mit einem Minus von 0,2 Prozent in Sachsen-Anhalt und 0,1 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Trotz der erwarteten Beschäftigungszuwächse erwartet das IAB 2023 auch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, der in Ostdeutschland mit 4,2 Prozent etwas schwächer ausfällt als in Westdeutschland mit 4,5 Prozent. „Die Zunahme der Arbeitslosigkeit ist in beiden Landesteilen mehrheitlich auf die Registrierung von ukrainischen Geflüchteten in den Jobcentern zurückzuführen“, berichtet IAB-Forscherin Anja Rossen. Die größten Anstiege in der Zahl der Arbeitslosen gibt es in Bayern mit 5,9 Prozent sowie Thüringen und Hessen mit jeweils 5,8 Prozent. Hingegen fallen die Anstiege bei den Arbeitslosen in Berlin mit 1,9 Prozent und in Bremen mit 3,2 Prozent am geringsten aus. Die Arbeitslosenquote ist in Bayern mit 3,3 Prozent dennoch nach wie vor am geringsten, am höchsten ist sie mit 8,9 Prozent in Berlin. Die Arbeitslosenquote fällt in Ostdeutschland mit 6,9 Prozent weiterhin höher aus als in Westdeutschland mit 5,1 Prozent.

„Sollte es zu stärkeren geopolitischen Verwerfungen oder weiteren negativen Kettenreaktionen am Finanzmarkt kommen, könnte dies den Arbeitsmarkt noch stärker als bisher belasten. Andererseits könnte die Entwicklung auch günstiger ausfallen, wenn die ökonomischen Kosten des Krieges abnehmen oder die Inflation deutlich sinkt“, erklärt IAB-Forscher Christian Teichert.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/regionale-arbeitsmarktprognosen-stand-maerz-2023 

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt mit 0,3 Punkten zum fünften Mal in Folge und liegt im März bei 103,4 Punkten. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt damit deutlich über der neutralen Marke von 100 und deutet auf eine positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts in den nächsten Monaten hin. Auch das europäische Barometer verzeichnet erneut einen Anstieg: Es liegt mit 101,8 Punkten wieder deutlich über der neutralen Marke von 100 Punkten.

„Der Arbeitsmarkt zieht weiter an, die Wirtschaft lässt die Energiekrise Schritt für Schritt hinter sich“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Beschäftigungskomponente des Barometers nimmt im März um 0,6 Punkte auf 105,5 Punkte zu und zeigt ein deutliches Wachstum der Beschäftigung an. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit bleibt unverändert bei 101,3 Punkten. Damit liegt sie im positiven Bereich, im Vergleich zur Beschäftigung aber deutlich schwächer. Ein Grund dafür ist, dass die Zuwanderung, vor allem aus der Ukraine, zwar die Beschäftigung erhöht, zunächst aber auch die Arbeitslosigkeit steigen lässt. Zudem nehmen weniger Arbeitslose eine Beschäftigung auf als noch vor Corona, wenngleich die offenen Stellen auf einem Rekordhoch sind. „In der Coronakrise hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich erhöht und seit 2021 geht sie trotz hohen Arbeitskräftebedarfs nur langsam zurück. Weitere arbeitsmarktpolitische Anstrengungen sind notwendig, um die Jobaufnahmen von Arbeitslosen zu beschleunigen und einer Verfestigung von Arbeitslosigkeit stärker entgegen zu wirken“, erklärt Weber.

Das European Labour Market Barometer verzeichnet den dritten Anstieg in Folge. Im März legt es im Vergleich zum Vormonat um 1,0 Punkte zu und steht mit 101,8 Punkten zwar deutlich unter dem deutschen Barometer, aber wieder klar über der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die Arbeitsmärkte in Europa rappeln sich ebenso aus der Energiekrise“, so Weber. Alle osteuropäischen Länder haben teils deutlich zugelegt.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Berufswechsel gingen während der Covid-19-Pandemie 2020 häufiger als 2019 mit vorübergehender Arbeits­losigkeit sowie mit Einbußen bei der Qualität der Beschäftigung einher. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Montag veröffentlicht wurde. Berufswechselnde aus der Gastronomie waren besonders häufig betroffen.

Der Anteil der Berufswechselnden, die im ersten Monat nach Beendigung ihres ursprünglichen Beschäftigungsverhältnisses arbeitslos waren, lag im Pandemiejahr 2020 bei 13 Prozent. Das sind fast 4 Prozentpunkte mehr als bei Berufswechselnden des Vorjahres. Bei Berufswechselnden aus dem Gastgewerbe betrug der Anteil im Jahr 2020 knapp 14 Prozent. Im Vorjahr lag er mit 8,4 Prozent deutlich niedriger. Außerdem zog sich ein erheblicher Teil der Beschäftigten aus dem Arbeitsmarkt zurück.

Direkt nach einem Berufswechsel verdienten Beschäftigte im Pande­miejahr häufiger weniger als vor dem Berufswechsel verglichen mit Perso­nen nach einem entsprechenden Wechsel im Jahr 2019. Die niedri­geren Löhne sind teilweise darauf zurückzuführen, dass Berufswech­selnde in der Pandemie häufiger in Minijobs oder in Teilzeit arbeiteten.

Zum Ende des Jahres 2020 konnten die Berufswechselnden die Einbußen im Lohn und in der Beschäftigungsform wieder aufholen. Nur bei Wechselnden aus der Gastronomie war das nicht vollständig der Fall. Häufiger verbessert als im Vorjahr haben sich die Löhne der Personen, die zum Ende des Jahres wieder zurück in die Gastgewerbeberufe wechselten. „Dies könnte auf Rekrutierungsprobleme der Branche zurückgehen, in deren Folge attraktivere Beschäftigungsbedingungen angeboten werden“, erklärt Luisa Braunschweig, Mitarbeiterin in der Nachwuchsforschungsgruppe „Berufe und Erwerbsverläufe“ im IAB.

Insgesamt wechselten im Jahr 2020 rund 1,6 Prozent der im März Beschäftigten ihren Beruf. Im Jahr 2019 waren es dagegen rund 2,1 Prozent. „Dieser Rückgang dürfte unter anderem daran liegen, dass angesichts der unsicheren Arbeitsmarktsituation Pläne für freiwillige Berufswechsel aufgeschoben wurden“, so Mara Buhmann,  Mitarbeiterin in der Nachwuchsforschungsgruppe „Berufe und Erwerbsverläufe“ im IAB. Die Studie basiert auf Daten der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB). Für das Jahr 2020 wurden rund 106.800 Berufswechselnde betrachtet, deren Beschäftigungsverhältnis zwischen März und Juni 2020 endete. Diese Kohorte wurde mit einer entsprechenden Gruppe von rund 138.300 Berufswechselnden aus dem Jahr 2019 verglichen. Die Studie ist abrufbar unter:  https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-06.pdf

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnet in seiner Frühjahrsprognose, die am Freitag veröffentlicht wurde, für 2023 mit einem Plus von 340.000 bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. So wird sie mit 34,85 Millionen ein neues Allzeithoch erreichen. Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt 2023 um 380.000 Personen höher liegen als im Vorjahr und erreicht mit 45,95 Millionen ebenfalls einen neuen Höchststand.

Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Durchschnitt 2023 um 110.000 Personen höher als im Durchschnitt 2022. Der größte Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit erfolgte bereits in der zweiten Hälfte des Vorjahres, vor allem aufgrund der Registrierung ukrainischer Geflüchteter. Im Jahresverlauf 2023 ergeben sich keine maßgeblichen Änderungen der Zahl der Arbeitslosen. „Arbeitskräfte sind so knapp wie seit Jahrzehnten nicht. Betriebe versuchen daher ihre Beschäftigten auch in einem schwierigen Umfeld zu halten“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Das Bruttoinlandsprodukt wird im Jahresdurchschnitt stagnieren, im Jahresverlauf gibt es aber eine Erholung. „Die Konjunktur hat die Talsohle im Winter durchschritten“, so IAB-Ökonom Weber. Die gute Beschäftigungsentwicklung stütze die Einkommen und sei damit ein wichtiger Stabilitätsanker für die Konjunktur. „Die Akutphase der Energiekrise ist erst einmal überstanden. Jetzt gilt es, den Druck für die Transformation umzusetzen, also investieren in Technologie und Beschäftigte“, ergänzt Weber.

In fast allen Wirtschaftsbereichen prognostiziert das IAB für das Jahr 2023 einen Beschäftigungsaufbau. Die meisten zusätzlichen Stellen wird es mit einem Plus von 110.000 im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit geben. Der von der Pandemie besonders betroffene Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe erreicht Ende des Jahres mit 100.000 zusätzlichen Beschäftigten wieder das Vor-Corona-Niveau. Auch bei den Unternehmensdienstleistungen steigt die Beschäftigung mit einem Plus von 80.000 deutlich.

Kurzfristig erhöht sich das Arbeitskräfteangebot auch aufgrund der Flucht aus der Ukraine. Das Erwerbspersonenpotenzial steigt 2023 aufgrund starker Zuwanderung und höherer Erwerbsbeteiligung um 340.000 Personen.

In der Prognose nehmen die Forschenden an, dass der Ukrainekrieg nicht weiter eskaliert, aber auch nicht beendet wird. Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-05.pdf. Unter https://www.iab-forum.de/iab-prognose-2023-konjunktur-durchschreitet-die-talsohle-beschaeftigung-erreicht-neue-hoechststaende ist ein begleitendes Interview mit Enzo Weber veröffentlicht.

Bedingt durch die Covid-19-Pandemie investierte nur jeder zehnte Betrieb zusätzlich in computergestützte, intelligente sogenannte 4.0-Technologien von Büro- und Kommunikationsmitteln, indem beispielsweise Cloud-Computing Systeme angeschafft wurden. Dies zeigen erste Analysen der neuen, gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem ZEW – Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung und dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) durchgeführten, „Arbeitswelt 4.0“-Betriebsbefragung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Vor allem Betriebe, die vor der Pandemie schon Erfahrung mit 4.0-Technologien gesammelt hatten, haben coronabedingt weitere Investitionen in Büro- und Kommunikationsmittel getätigt. Von den fast 70 Prozent der Betriebe ohne Vorerfahrung investierten nur 2,5 Prozent pandemiebedingt in 4.0-Technologien, während es von den knapp 20 Prozent der Betriebe mit etwas Vorerfahrung 24,8 Prozent und von den gut 11 Prozent der Betriebe mit umfangreicher Vorerfahrung 27,3 Pro­zent waren. Im Durchschnitt gab es für alle Betriebe ei­nen pandemiebedingten Anstieg des Anteils an 4.0-Technologien von 2,6 Prozentpunkten. Dabei beträgt dieser coronabedingte Digitalisierungsschub bei Betrieben ohne Vorerfahrung 1,7 Prozentpunkte, bei Betrieben mit etwas Vorerfahrung 2,9 Prozentpunkte, bei jenen mit umfangreicher Vorerfahrung 4,0 Prozentpunkte: „Der digitale Graben zwischen den Betrieben hat sich durch die Coronakrise vertieft“, stellt Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe „Berufe in der Transformation“, fest.

Vorrangig investierten die Betriebe in Technologien, die es den Beschäftigten ermöglichen, im Homeoffice zu arbeiten. Dementsprechend war der coronabedingte Digitalisierungsschub deutlich stärker in Betrieben, in denen die anfallenden Arbeiten zu einem größeren Anteil im Homeoffice erledigt werden konnten. Während der Anteil von 4.0-Technologien bei einem niedrigen Homeoffice-Potenzial coronabedingt um durchschnittlich 1,7 Prozentpunkte stieg, erhöhte er sich bei einem hohen Homeoffice-Potenzial im Schnitt um das Doppelte. Hatten Betriebe mit hohem Homeoffice-Potenzial bereits Erfahrung in der Digitalisierung, stieg der Anteil an 4.0 Technologien pandemiebedingt sogar sechsmal stärker an.

Die Ergebnisse basieren auf ersten Analysen der zweiten Welle der IAB-ZEW-IZA-Arbeitswelt-4.0-Befragung, einer durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten, repräsentativen Betriebsbefragung von knapp 3.000 Betrieben, die zwischen August 2021 und Juni 2022 zu ihren Investitionen zwischen 2016 und 2022 befragt wurden. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-04.pdf.

Seit 2010 ist der Anteil der ausbildungsberechtigten Betriebe bis 2022 um 7 Prozentpunkte auf 52 Prozent gesunken, zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Vor allem Kleinst- und Kleinbetriebe erfüllen im Zeitverlauf immer seltener die Voraussetzung, ausbilden zu dürfen.

Der Anteil der ausbildungsberechtigten Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten ist von 51 Prozent im Jahr 2010 auf 43 Prozent im Jahr 2022 gesunken, der in Kleinbetrieben mit zehn bis 49 Beschäftigten von 74 Prozent auf 66 Prozent. Unter den ausbildungsberechtigten Betrieben bildet nur etwas mehr als die Hälfte 2022 auch tatsächlich aus.

Zudem fällt es Betrieben in Deutschland zunehmend schwerer, angebotene Ausbildungsplätze zu besetzen. Der Anteil der unbesetzten an allen angebotenen Ausbildungslätzen hat sich zwischen 2010 und 2021 nahezu verdoppelt: Lag die Nichtbesetzungsquote im Jahr 2010 noch bei rund 15 Prozent, konnte im Jahr 2019 gut jeder vierte Ausbildungsplatz nicht besetzt werden. Im Zuge der Corona-Krise setzt sich die Nichtbesetzungsquote auf einem hohen Niveau fort. „Ein Grund für die Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen dürften zunehmende Passungsprobleme zwischen angebotenen Ausbildungsstellen und den Ausbildungsplatzsuchenden sein“, erklärt IAB-Forscherin Ute Leber. „Angesichts der weiter gestiegenen Stellenbesetzungsprobleme ist es zentral, Betriebe und Ausbildungsplatzsuchende besser als bislang zusammenzuführen“, so Mitautorin Barbara Schwengler.

Die Quote der übernommenen Auszubildenden ist zwischen 2010 und 2019 deutlich gestiegen. Im ersten Corona-Jahr 2020 sank sie auf 72 Prozent, erreichte aber im Jahr 2022 mit 77 Prozent wieder das Vorkrisenniveau. „Dies liegt aber nur zum Teil an mehr Übernah­men, die Entwicklung geht aber auch mit weniger Ausbildungsabschlüssen einher“, erklärt IAB-Forscher Duncan Roth.

Die Studie beruht auf den Daten des IAB-Betriebspanels, einer repräsentativen Betriebsbefragung von rund 15.500 Betrieben mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-03.pdf.

Im vierten Quartal 2022 gab es bundesweit 1,98 Millionen offene Stellen. Damit wurde der Rekord vom zweiten Quartal nochmals übertroffen. Gegenüber dem Vorquartal stieg die Zahl der offenen Stellen um rund 160.900 oder 8,8 Prozent, im Vergleich zum vierten Quartal 2021 stieg die Zahl um 295.500 oder 17,5 Prozent. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

„Der Personalbedarf in Deutschland hat mit rund 2 Millionen offenen Stellen ein neues Allzeithoch erreicht. Die große Mehrheit der offenen Stellen ist sofort zu besetzen und der betriebliche Konkurrenzdruck um passendes Personal vielfach hoch“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. 1,63 Millionen im vierten Quartal 2022 waren sofort zu besetzen, 352.500 Stellen waren später zu besetzen. 82 Prozent der offenen Stellen waren damit sofort zu besetzen. In Westdeutschland lag der Anteil der sofort zu besetzenden Stellen mit 1,33 Millionen bei 83 Prozent und in Ostdeutschland mit 397.500 Stellen bei 80 Prozent.

 Auch die sogenannte Vakanzrate, die das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und der gesamten betrieblichen Nachfrage nach Personal, also der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der sofort zu besetzenden Stellen,  abbildet, erreicht einen neuen Höchstwert: Auf 100 von den Betrieben nachgefragten Beschäftigten kommen im vierten Quartal 2022 4,5 offene Stellen. Im dritten Quartal waren es noch 4,0 offene Stellen, im vierten Quartal des Vorjahres ebenfalls 4,0. „Der hohe Personalbedarf zeigt sich deutlich in den Angaben vieler Betriebe“, so Kubis.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2022 lagen Antworten von rund 14.000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor.

Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://iab.de/das-iab/befragungen/iab-stellenerhebung/ online veröffentlicht.

Einen begleitenden Beitrag im IAB-Forum finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-4-2022-neuer-rekord-mit-198-millionen-offenen-stellen.

Das Arbeitsvolumen stieg 2022 um 1,4 Prozent auf 61,10 Milliarden Stunden. Im Vergleich zu 2019, vor der Covid-19-Pandemie, lag es aber um 1,6 Prozent niedriger. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Die Arbeitszeit je erwerbstätiger Person stieg um 0,1 Prozent auf 1.341 Stunden und liegt 2,3 Prozent unter dem vor-Corona-Niveau.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich um 590.000 Personen deutlich gestiegen. Mit einem Jahresdurchschnitt von 45,57 Millionen Erwerbstätigen wurde ein neuer Rekordwert erreicht. „Die Beschäftigung hat ihren Aufwärtstrend nach der Pandemie fortgesetzt. Ein Zuwachs von mehr als einer halben Million Erwerbstätigen in einem krisenhaften Jahr ist bemerkenswert“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Dabei ist die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten 2022 mit 2,0 Prozent stärker gestiegen als die der Vollzeitbeschäftigten mit 1,3 Prozent. Dies liegt auch an einem Beschäftigungszuwachs in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil, wie im Gastgewerbe oder im Bereich Erziehung und Unterricht.  

Besonders stark ist auch das Beschäftigungswachstum bei den Nebenjobs. 2022 gingen erstmals mehr als zehn Prozent der Arbeitnehmer einer solchen Tätigkeit nach. Mit 4,26 Millionen Beschäftigten, die im Jahr 2022 eine Nebentätigkeit ausübten, wurde ein neuer Höchstwert erreicht.

Nach ersten Hochrechnungen sank die Kurzarbeit im Jahresdurchschnitt 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 1,42 Millionen auf 429.000 Personen. Zum Jahresende lag sie nur noch leicht über dem Vorkrisenniveau. Der Großteil der Kurzarbeit entfiel zuletzt auf Beschäftigte aus dem Produzierenden Gewerbe. „Die wirtschaftlichen Belastungen infolge der verteuerten Energieversorgung und Lieferkettenstörungen waren hier entscheidend“, stellt Weber fest. Der Arbeitsausfall mit 5,4 Stunden je Beschäftigtem durch Kurzarbeit sank im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr (29,7 Stunden) stark. Damit leistet der Rückgang bei der Kurzarbeit den größten Beitrag zum Anstieg der Arbeitszeit 2022.

„Zwar ging die Kurzarbeit stark zurück, aber dieser Effekt wird über Arbeitsausfälle durch Krankheit auf Rekordniveau wieder zunichtegemacht“, erklärt Weber. Denn mit einem neuen Spitzenwert von 5,95 Prozent lag der Krankenstand nicht nur deutlich über dem Vorjahreswert in Höhe von 4,42 Prozent – er war auch so hoch wie noch nie seit 1991. Das war besonders auf die starke Zunahme von Atemwegsinfekten und Erkältungskrankheiten – einschließlich einer hohen Zahl an Coronainfektionen – zurückzuführen.  

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2022.xlsx zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist  unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

In Westdeutschland lag der Gender Pay Gap, der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, 2021 mit 20,6 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in Ostdeutschland mit 6,3 Prozent. Im bundesweiten Durchschnitt erhielten 2021 vollzeitbeschäftigte Männer 18,9 Prozent mehr Lohn oder Gehalt. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom Montag hervor. Fünf Jahre zuvor lag der Gender Pay Gap noch 2,5 Prozentpunkte höher.

„Es hängt sehr stark von der konkreten Beschäftigungsstruktur vor Ort ab, ob und wie viel Frauen weniger verdienen als Männer“, berichtet Michaela Fuchs vom Regionalen Forschungsnetz des IAB. Im Bodenseekreis liegt der Gender Pay Gap bei 40 Prozent, und auch in Ingolstadt ist er mit 37 Prozent sehr hoch. Dagegen verdienen Frauen in vier Kreisen Ostdeutschlands sogar mehr als Männer. In Dessau-Roßlau liegt das Gehalt vollzeitbeschäftigter Frauen rund 2 Prozent über dem vollzeitbeschäftigter Männer. Auch in Frankfurt/Oder, Cottbus und im Landkreis Stendal liegen vollzeitbeschäftigte Frauen in puncto Gehalt im Schnitt vor den Männern.

Insbesondere Unterschiede in der Berufswahl spielen eine wesentliche Rolle für die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern: Frauen arbeiten häufiger in Dienstleistungs-, Gesundheits- und Sozialberufen. „Tätigkeiten in diesen Bereichen sind meistens mit einem geringeren Verdienst verbunden als in von Männern häufig ausgeübten Tätigkeiten“, erklärt Anja Rossen vom Regionalen Forschungsnetz des IAB . Außerdem sind Frauen häufiger in kleinen Betrieben tätig. „Damit profitieren sie nicht im gleichen Ausmaß wie Männer von den im Durchschnitt höheren Löhnen in Großbetrieben“, so Antje Weyh vom Regionalen Forschungsnetz des IAB. 

Diese Faktoren sind je nach Region unterschiedlich stark ausgeprägt. So ist beispielsweise der Bodenseekreis stark vom Maschinenbau geprägt und dort arbeitet der Großteil der Männer in gut dotierten Berufen der Maschinenbau- und Betriebstechnik. In Dessau-Roßlau sind Männer dagegen überdurchschnittlich häufig in Berufen der Lagerwirtschaft, Post und Zustellung mit niedrigen Verdiensten tätig, Frauen arbeiten demgegenüber häufiger in Verwaltungs-und Büroberufen mit mittlerem Verdienstniveau. Im Bodenseekreis sind deutlich mehr Beschäftigte in Großbetrieben tätig als in Dessau-Roßlau: knapp 47 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitern, in Dessau-Roßlau liegt dieser Anteil nur bei rund 28 Prozent.

Werden, soweit statistisch verfügbar, die Unterschiede zum Beispiel hinsichtlich Qualifikation, Beruf und Arbeitserfahrung berücksichtigt, beträgt der bereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland 10,8 Prozent und in Westdeutschland 15,3 Prozent. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://iab.de/daten/regionale-unterschiede-im-gender-pay-gap-in-deutschland-2021/.