Obwohl die Jugendarbeitslosigkeit seit 2010 insgesamt gesunken ist, hat die Quote der arbeitslosen Jugendlichen ohne abgeschlossene Ausbildung zugelegt. Dies ist vor allem in Ostdeutschland, seit der Corona-Krise aber auch im Westen der Fall. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
In Westdeutschland waren im Dezember 2024 193.600 Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren arbeitslos gemeldet. Die Jugendarbeitslosenquote lag 2024 bei 4,8 Prozent. 76 Prozent dieser Jugendlichen hatten keine abgeschlossene Berufsausbildung. In Ostdeutschland gab es zuletzt 59.300 arbeitslose Jugendliche – das entspricht einer Jugendarbeitslosenquote von 7,6 Prozent. Unter ihnen haben 80 Prozent keinen beruflichen Abschluss.
Gegenüber 2010 fiel die Jugendarbeitslosenquote in Ostdeutschland bis 2024 zwar um 1,7 Prozentpunkte, damals hatte allerdings noch jede*r zweite arbeitslose Jugendliche einen Berufsabschluss. Im Westen blieb die Jugendarbeitslosenquote über die vergangenen Jahre insgesamt stabil. Zwischen 2010 und 2024 stieg sie um 0,2 Prozentpunkte auf nun 4,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote von Jugendlichen ohne beruflichen Abschluss stieg seit der Corona-Krise von 2,6 auf 3,6 Prozent. 2010 hatten hier noch 58 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen keinen Berufsabschluss. „Im internationalen Vergleich fällt die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland zwar relativ niedrig aus. Jugendliche ohne beruflichen Abschluss haben es aber schwer, Arbeit zu finden“, so IAB-Forscher Holger Seibert.
Zentral für die Höhe der Jugendarbeitslosigkeit ist unter anderem die Lage am regionalen Ausbildungsmarkt, denn wer einer Ausbildung nachgeht, ist währenddessen nicht arbeitslos und hat anschließend mit einem Abschluss bessere Beschäftigungschancen. Hier zeigen sich regional große Unterschiede: Das betriebliche Ausbildungsplatzangebot ist bezogen auf die Schulabgänger*innen in Ostdeutschland seit Beginn der 2010er Jahre deutlich zurückgegangen: Gab es 2012 noch 80 Lehrstellen auf 100 Schulabgänger*innen, waren es 2023 noch 63. In Westdeutschland besteht seit 2014 hingegen ein umgekehrter Trend: Das Verhältnis ist von 61 zu 100 auf 75 zu 100 im Jahr 2023 angestiegen. Deutschlandweit gibt es große Unterschiede in den Agenturbezirken. Neben Ostdeutschland ist das relative Lehrstellenangebot beispielsweise auch im Ruhrgebiet oder in Südhessen weniger gut. Auffällig ist auch, dass in Regionen, in denen mehr Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen, die Jugendarbeitslosigkeit höher ausfällt. „Die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit muss bereits Aufgabe des allgemeinbildenden Schulsystems sein und nicht allein die der Ausbildungs- und Arbeitsmarktakteure“, so Seibert. Die Studie beruht auf Zahlen der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, des Bundesinstituts für Berufsbildung sowie der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Die Jugendarbeitslosenquote bezieht sich auf die Zahl der zivilen Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-05.pdf.