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Die deutsche Wirtschaft und der Arbeitsmarkt stecken in einer Schwächephase fest. Nachdem sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit Ende 2022 negativ entwickelt, ist auch für 2025 nur mit einem Wachstum von 0,2 Prozent zu rechnen. Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt dagegen im Vergleich zum Vorjahr um 40.000 Personen auf 46,04 Millionen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Arbeitslosen um 140.000 auf 2,92 Millionen Personen. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Der Arbeitsmarkt wird durch die schwache Konjunktur und die Transformationskrise beeinträchtigt. „Aus eigener Kraft wäre keine zeitnahe und durchgreifende Erholung der Wirtschaft absehbar. Die geplanten Fiskalpakete können die Konjunktur aber zum Jahresende beleben“, prognostiziert IAB-Ökonom Enzo Weber.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dürfte 2025 nur noch schwach um 60.000 auf 34,99 Millionen Personen wachsen. Dennoch wird damit ein neuer Höchststand erreicht. Der Anstieg beruht allerdings allein auf der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigung, wohingegen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten sinkt. Ein Rückgang wird auch bei den Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen sowie den marginal Beschäftigten erwartet.

Strukturelle Ursachen treiben die schwache Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen zunehmend voran und treffen insbesondere kleine Betriebe. Trotz sinkender Erwerbstätigkeit nimmt das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen um 0,2 Prozent auf 61,47 Milliarden Stunden zu.

Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte 2025 um rund 50.000 auf 48,71 Millionen Personen anwachsen. Die demografische Alterung wird in den kommenden Jahren einem weiteren Anstieg immer mehr entgegenstehen. Weber betont: „Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich im Zangengriff von Wirtschafskrise und Fachkräftemangel. Verlieren die Firmen die Zuversicht auf eine Erholung, sinkt auch die Bereitschaft, neue Stellen zu schaffen oder Arbeitskräfte trotz schlechter Zeiten zu halten und für die Zukunft Jobs aufzubauen.“ Für die Transformation würden gerade technische Fachkräfte dringend gebraucht. Deshalb sei eine gezielte Weiterentwicklung und Qualifizierung von Arbeitskräften erforderlich.

Im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit wird es 2025 mit einem Plus von 180.000 die meisten zusätzlichen Stellen geben. Für das Produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe und die Unternehmensdienstleister werden Rückgänge von 90.000 beziehungsweise 40.000 erwartet. In den Wirtschaftsbereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe wird ein Minus von 10.000 Stellen erwartet.

Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-03.pdf

Ein begleitendes Interview zur Prognose lesen Sie hier: https://www.iab-forum.de/iab-prognose-2025-wirtschaftskrise-trifft-auf-demografischen-wandel

Die Zahl der von berufstätigen Frauen jährlich geleisteten Arbeitsstunden war 2023 im Schnitt 24 Prozent niedriger als die der Männer. Damit lag die Arbeitszeitlücke um gut 100 Stunden oder 4 Prozentpunkte unter dem Stand von 2000 und hat sich seitdem nur langsam verringert. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Männer ihre Arbeitszeit verkürzt haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag veröffentliche Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Insgesamt verbrachten Frauen 2023 im Durchschnitt rund 350 Stunden im Jahr weniger mit Erwerbsarbeit als Männer. Die Arbeitszeitlücke besteht über alle Altersgruppen hinweg, vor allem aber in der Familienphase: Frauen im Alter von 35 bis 39 Jahren arbeiteten im Schnitt 1.105 Stunden pro Jahr, bei den Männern waren es 1.569 Stunden.

Die Gründe für den Gender-Working-Time-Gap liegen vor allem in den unterschiedlichen Teilzeitquoten und Wochenstunden von Frauen und Männern: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist ausschließlich bei den Teilzeitbeschäftigten gestiegen. Während mittlerweile fast 60 Prozent aller beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeiten, sind es bei den Männern rund 20 Prozent. Zudem arbeiten Frauen und Männer in Vollzeit-, Teilzeit- und Mini-Jobs unterschiedlich lange. So war die Jahresarbeitszeit bei vollzeitbeschäftigten Frauen 2023 rund 5 Prozent kürzer als die der vollzeitbeschäftigten Männer. „Männer und Frauen sind in verschiedenen Berufen und Branchen tätig“, erklärt IAB-Forscherin Susanne Wanger. „Aber insbesondere leisten Männer mehr Überstunden oder arbeiten häufiger in Führungspositionen mit sehr langen Arbeitszeiten.“

Es zeigen sich auch deutliche regionale Unterschiede: In Westdeutschland, wo traditionelle Geschlechternormen nach wie vor stärker ausgeprägt sind, lag der Gender-Working-Time-Gap 2023 bei 27 Prozent, in den ostdeutschen Bundesländern lediglich bei 18 Prozent. Hier sind Frauen schon seit DDR-Zeiten stärker in den Arbeitsmarkt integriert. Dies zeigt sich noch immer in einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie in niedrigeren Teilzeitquoten.

„Um diese Ungleichheiten zu reduzieren, müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessert und aufeinander abgestimmt werden. Dazu gehören ein besserer Zugang zu Kinderbetreuung, stärkere finanzielle Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit und möglichst flexible, selbstbestimmte Arbeitszeitregelungen. Zugleich beeinflussen bessere Rahmenbedingen auch die Arbeitszeitpräferenzen von Müttern, denn sie führen tendenziell dazu, dass auch die gewünschte Zahl der Arbeitsstunden steigt“, so Wanger.

Die Studie beruht auf der IAB-Arbeitszeitrechnung zu den geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland. Die Studie ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/die-arbeitszeitunterschiede-zwischen-frauen-und-maennern-verringern-sich-nur-langsam.

Neue Befragungsdaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen: In den vergangenen fünf Jahren wurden 9 Prozent aller Betriebe in Deutschland Opfer eines Spionageangriffs. Rund 12 Prozent berichten über mindestens einen Verdachtsfall oder Angriff auf ihren Betrieb.

Gut die Hälfte aller berichteten Verdachtsfälle sind Hackerangriffe auf die IT-Systeme, bei den tatsächlichen Angriffen beträgt dieser Anteil 61,5 Prozent. Das bedeutet, dass in 5,5 Prozent aller Betriebe in Deutschland Hackerangriffe verübt wurden und 3,7 Prozent den Verdacht haben, dass solche auf ihren Betrieb verübt wurden. Über ein Fünftel der Betriebe, die tatsächlichen Angriffen ausgesetzt waren, wurde Opfer eines digitalen Datendiebstahls, das entspricht 1,9 Prozent der Betriebe. Ein deutlich kleinerer Anteil von 0,8 Prozent wird Opfer von Abhören oder Ausspähen analoger oder digitaler Kommunikation. „Industrie- und Wirtschaftsspionage findet vor allem digital statt, beispielweise durch Cyberattacken oder digitales Ausspähen“, berichtet IAB-Forscherin Iris Möller.

Betriebe der Informations- und Kommunikationsbranche werden am häufigsten ausspioniert

Mit 15,5 Prozent beziehungsweise 14 Prozent kommen Spionageangriffe besonders häufig in den Bereichen Information und Kommunikation und Verkehr und Lagerei vor. Auch im Großhandel, in der öffentlichen Verwaltung sowie Finanz- und  in Versicherungsdienstleistungen wurden Betriebe überdurchschnittlich häufig ausspioniert. Im verarbeitenden Gewerbe sind 9 Prozent von Angriffen betroffen. „Grundsätzlich gibt es keine Bereiche, die von der Industrie- und Wirtschaftsspionage völlig verschont bleiben. Interessanterweise ist es nicht ausschließlich das verarbeitende Gewerbe, das von Spionage betroffen ist. Auch viele Branchen im Dienstleistungs- und Servicebereich und die öffentliche Verwaltung werden ausgespäht“, so IAB-Forscherin Susanne Kohaut.

Innovative, exportierende und forschende Betriebe sind besonders betroffen

Insbesondere innovative Betriebe mit Produkt- oder Verfahrensinnovationen berichten häufig von Spionageangriffen. Auch Betriebe, die sich mit Forschung und Entwicklung befassen, sind wesentlich häufiger von einem Spionageangriff betroffen als Betriebe, die nicht auf diesem Gebiet tätig sind. Zudem sind exportierende Betriebe tatsächlichen Angriffen häufiger ausgesetzt als nicht exportierende Betriebe. „Industrie- und Wirtschaftsspionage sind zielgerichtet und betreffen insbesondere solche Betriebe, die technologisch weit entwickelt sind und im internationalen Wettbewerb stehen“, ordnet Albrecht Glitz, Professor an der Universität Pompeu Fabra, die Ergebnisse ein. „Für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird es daher künftig noch wichtiger sein, die Entwicklungen in diesem Bereich genau zu verfolgen und effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um den gesamtwirtschaftlichen Schaden zu minimieren.“

Die Studie beruht auf Daten aus dem IAB-Betriebspanel von 2023, einer jährlichen Befragung der Betriebe in Deutschland.

Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-02.pdf.

Gegenüber dem Vorquartal liegt die Zahl der offenen Stellen um 124.100 oder rund 10 Prozent höher – das markiert den ersten Anstieg seit dem vierten Quartal 2022. Im Vergleich zum vierten Quartal 2023 sind 321.300 oder rund 19 Prozent weniger Stellen zu verzeichnen. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

1,14 Millionen offene Stellen gab es im vierten Quartal 2024 in Westdeutschland, in Ostdeutschland rund 260.700. Bundesweit waren im vierten Quartal 2024 rund 82 Prozent der Stellen sofort zu besetzen, das heißt sie waren zu diesem Zeitpunkt bereits unbesetzt. Der Anteil der sofort zu besetzenden offenen Stellen liegt dabei in Westdeutschland mit 82 Prozent leicht über dem ostdeutschen Anteil von 80 Prozent.

263.600 der 1,4 Millionen offenen Stellen waren im vierten Quartal 2024 bei Großbetrieben mit mindestens 250 Beschäftigten zu besetzen. Mittlere Betriebe mit 50 bis 249 Beschäftigten hatten rund 322.000 offene Stellen. Die Mehrheit der offenen Stellen gab es mit 817.700 bei kleineren Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten. Gegenüber dem Vorquartal stieg die Zahl der offenen Stellen bei kleineren Betrieben um fast 18 Prozent, bei Großbetrieben sank die Zahl hingegen um 5 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresquartal dagegen zeigt sich ein anderes Bild, wie Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis erklärt: Im Vorjahresvergleich zeigt sich bei den kleinen und mittelgroßen Betrieben ein deutlicher Stellenrückgang von über 20 Prozent. Bei den Großbetrieben ist der Rückgang der offenen Stellen gegenüber dem Vorjahresquartal hingegen mit minus 3 Prozent am geringsten. Im vierten Quartal 2024 und im Vorjahresquartal entfielen über 80 Prozent  der offenen Stellen auf kleine und mittelgroße Betriebe. „Derzeit besteht eine hohe Unsicherheit am Arbeitsmarkt. Die Arbeitsnachfrage auf dem deutschen Arbeitsmarkt hängt zu einem großen Teil vom Arbeitskräftebedarf der vielen kleinen und mittleren Betriebe ab“, so Kubis.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2024 lagen Antworten von 15.905 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://iab.de/das-iab/befragungen/iab-stellenerhebung/aktuelle-ergebnisse/ online veröffentlicht.  Ein Beitrag im IAB-Forum ist unter https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-zahl-der-offenen-stellen-steigt-saisonbedingt-auf-14-millionen/ verfügbar.

Nachdem das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen seit 2020 kontinuierlich gestiegen ist, geht es 2024 erstmals seit Corona um 0,1 Prozent auf 61,37 Milliarden Stunden zurück. Dies ergibt sich aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr nur noch schwach um 71.000 Personen gestiegen. Die Zahl der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer*innen ist im Jahr 2024 um 0,2 Prozent auf 25,58 Millionen gesunken. Demgegenüber ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um 1,2 Prozent gestiegen. Insgesamt wuchs die Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten damit auf 42,31 Millionen Personen an. Die Teilzeitquote liegt im Vergleich zum Vorjahr mit 39,5 Prozent um 0,3 Prozentpunkte etwas höher. Dies liegt auch an einem Beschäftigungszuwachs gerade in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil wie dem Gastgewerbe oder dem Bereich Erziehung und Unterricht.  Die Zahl der Selbstständigen und Mithelfenden sank weiter stark um 1,9 Prozent auf 3,77 Millionen Personen.

Im Schnitt arbeiteten Erwerbstätige 2024 rund 1.332 Stunden pro Kopf, das sind 0,3 Prozent beziehungsweise 3,5 Stunden weniger als ein Jahr zuvor. Die Arbeitszeit aller abhängigen Beschäftigten (einschließlich Nebenjobs) ist im Jahr 2024 um 1,2 Stunden auf knapp 1.294 Stunden pro Kopf gesunken. Nur durch den Beschäftigungsaufbau bei Teilzeitjobs ergab sich trotzdem noch ein Anstieg des Arbeitsvolumens der abhängig Beschäftigten um 0,3 Prozent auf 54,728 Milliarden Stunden. Dies glich aber nicht mehr den Rückgang des Arbeitsvolumens der Selbständigen und Mithelfenden um 3,0 Prozent aus. Deren Arbeitszeit pro Kopf schrumpfte um 1,1 Prozent auf 1.760 Stunden.

Gegenüber dem Vorjahr haben beschäftigte Arbeitnehmer*innen 2024 weniger Überstunden geleistet. Im Durchschnitt waren es 13,1 bezahlte und 15,1 unbezahlte Überstunden, das sind 2,2, unbezahlte beziehungsweise 0,1 bezahlte Überstunden weniger als im Vorjahr.

Die Kurzarbeit ist im Vergleich zum Vorjahr nach vorläufigen Hochrechnungen im Jahresdurchschnitt 2024 um rund 60.000 auf nun 300 Tausend Personen angestiegen. Hauptursache für den Anstieg der Kurzarbeit ist die Krise in der Industrie. So entfiel der Großteil der Kurzarbeit zuletzt auf Beschäftigte aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Der Arbeitsausfall je Beschäftigten ist im Jahr 2024 mit 3,0 Stunden im Vergleich zum Vorjahr mit 2,5 Stunden ebenso gestiegen.

„Verluste bei Vollzeitjobs, weniger Überstunden, mehr Kurzarbeit, immer weniger Selbstständige – erstmals seit Corona ist das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen gesunken“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Datengrundlage

Die IAB-Arbeitszeitrechnung ist das Schlüsselprodukt zu den geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland und liegt den Statistiken zum Arbeitseinsatz in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zugrunde. Im August 2024 gab es eine Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamtes. In diesem Zusammenhang hat das IAB seine Arbeitszeitrechnung weiterentwickelt. Dabei wurden neue Daten und Methoden berücksichtigt und die Berechnungen für den Zeitraum ab 1991 entsprechend neu vorgenommen. Die auf diese Weise ermittelten Zeitreihen erlauben somit weiterhin den langfristigen Vergleich der Arbeitszeitentwicklung ohne statistische Brüche. Eine detaillierte Darstellung der Revisionspunkte der IAB-Arbeitszeitrechnung wurde am 24.09.2024 im IAB-Forschungsbericht 20/2024 veröffentlicht.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab_az2024.xlsx  zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

Weitere Informationen zur Verbreitung von bezahlten und unbezahlten Überstunden sind unter https://doku.iab.de/aktuell/2014/aktueller_bericht_1407.pdf zu finden.

Befragung unter Geflüchteten aus der Ukraine: Fortschritte bei familiärer und schulischer Situation, Wohnbedingungen, Arbeitsmarktintegration und Deutschkenntnissen – Handlungsbedarf bei Kinderbetreuung, bedarfsgerechter Schulwahl sowie der Anerkennung von Abschlüssen aus dem Ausland – Hohe Bildungsaspirationen und großes Erwerbspotenzial sollten stärker für den Arbeitsmarkt nutzbar gemacht werden

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 haben etwa eine Million Menschen in Deutschland Schutz gesucht, darunter überwiegend Frauen und Kinder. Seitdem befindet sich zwar die Erwerbstätigenquote im Aufwärtstrend, jedoch hemmen mangelnde Kinderbetreuungsangebote sowie Bürokratie bei der Anerkennung von Abschlüssen die Integration in den Arbeitsmarkt.

Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommen Forschende in einem aktuellen Bericht, der Daten der repräsentativen Haushaltspanelstudie „IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten“ auswertet. Diese bildet die Grundlage für eine empirisch fundierte Analyse der Lebensrealitäten geflüchteter Ukrainer*innen in Deutschland und wird gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) durchgeführt. Die Befragung fand zwischen Juli 2023 und Januar 2024 statt und unterscheidet zwei Zuzugskohorten (Februar bis Mai 2022 sowie ab Juni 2022).

Mehr Familiennachzug und stabilere Lebensverhältnisse. Kinderbetreuung bleibt jedoch eine Herausforderung

Die Gruppe der erwachsenen ukrainischen Geflüchteten besteht weiterhin überwiegend (zu 75 Prozent) aus Frauen, allerdings hat sich der Nachzug von Männern seit 2022 leicht erhöht und damit zur Stabilisierung vieler Familien beigetragen. Inzwischen leben zwei Drittel der erwachsenen Geflüchteten in Deutschland in festen Partnerschaften, und der Anteil 20- bis 49-jähriger Frauen, die mit minderjährigen Kindern ohne einen Partner in Deutschland leben, ist von 46 im Jahr 2022 auf 20 Prozent in der zweiten Jahreshälfte 2023 gesunken. In der Gruppe der drei- bis sechsjährigen Kinder stieg die Betreuungsquote zwar auf 76 Prozent und bei den unter Dreijährigen auf 23 Prozent, jedoch liegen beide Quoten um rund 15 Prozentpunkte unter dem deutschen Durchschnitt. „Die Förderung alternativer Kinderbetreuungsmodelle könnte Barrieren abbauen und den Einstieg in den Arbeitsmarkt für viele Mütter erleichtern. Dabei könnten kooperative Betreuungsnetzwerke und ehrenamtliche Initiativen eine entscheidende Rolle spielen“, so Prof. Dr. Sabine Zinn, kommissarische Direktorin des Sozio-oekonomischen Panels und Mitherausgeberin des Berichts.

Schulische Integration gut, jedoch nicht immer leistungsadäquat

Der Großteil der ukrainischen Schüler*innen wird inzwischen vollständig in deutschen Regelklassen unterrichtet. Nur noch 16 Prozent der Schulkinder zwischen 7 und 17 Jahren besuchen ausschließlich Spezialklassen. Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen nimmt parallel zum deutschen Schulunterricht ein Kursangebot in der Ukraine in Anspruch.

Auffällig ist jedoch, dass ukrainische Kinder verglichen mit der Gesamtschülerschaft überproportional häufig Mittel- und Hauptschulen besuchen. Dies deutet darauf hin, dass sie nicht immer Schulen besuchen, die ihrem Leistungsniveau entsprechen. Hier besteht Handlungsbedarf, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Bildungsaspirationen und Teilnahmerate an Integrationskursen hoch

61 Prozent der Geflüchteten streben eine Berufsausbildung oder ein Studium in Deutschland an, 16 Prozent befinden sich bereits in einer Bildungsmaßnahme. Etwa ein Fünftel der Erwachsenen hat bereits einen Antrag auf Anerkennung von Abschlüssen gestellt, unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. Jedoch geben 73 Prozent der befragten ukrainischen Geflüchteten an, dass sie mehr Informationen und Unterstützung beim Anerkennungsverfahren benötigen, insbesondere hinsichtlich finanzieller Belange, des Antragsverfahrens sowie der Beschaffung notwendiger Unterlagen. Im zweiten Halbjahr 2023 hatten 70 Prozent der Geflüchteten einen Integrationskurs absolviert oder befanden sich in einem solchen. Ihre Deutschkenntnisse haben sich deutlich verbessert: Nur noch 12 Prozent geben an, gar keine Deutschkenntnisse zu haben (gegenüber 78 Prozent zum Zeitpunkt der Einreise). 52 Prozent bewerten ihre Deutschkenntnisse als mindestens „ausreichend“. „Der Spracherwerb der ukrainischen Geflüchteten entwickelt sich auch aufgrund ihrer hohen Teilnahmerate an Integrationskursen positiv“, so Dr. Nina Rother, Leiterin des Forschungsfeldes Integration im BAMF-FZ und Mitherausgeberin des Berichts. „Für einen noch erfolgreicheren Deutscherwerb sind vor allem eine durchgängige Kinderbetreuung und insbesondere im Rahmen von Berufssprachkursen flexible Kursformate von Bedeutung.“

Fortschritte bei der Arbeitsmarktintegration, aber Potenziale bleiben ungenutzt

In der zweiten Jahreshälfte 2023 gingen im Durchschnitt 22 Prozent der Geflüchteten einer Erwerbstätigkeit nach. Die Erwerbsquote steigt mit zunehmender Aufenthaltsdauer: Liegt sie 13 Monate nach Ankunft noch bei 13 Prozent, steigt sie nach 22 bis 23 Monaten bereits auf 31 Prozent. Allerdings gibt es einige Entwicklungspotenziale auf dem Arbeitsmarkt. Frauen finden viel später als Männer eine Arbeitsstelle, auch wenn sich ihre Erwerbsquote zuletzt um 10 Prozent erhöht hat. Die meisten Arbeitsaufnahmen nach dem Zuzug erfolgen in Berufen wie Reinigung, Speisenzubereitung sowie Erziehung und Sozialarbeit, einschließlich der Heilerziehungspflege. 57 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer üben Tätigkeiten aus, die unterhalb des Niveaus ihrer letzten Tätigkeit im Heimatland liegen.

Geflüchtete aus der Ukraine bringen ein hohes (Aus-)Bildungsniveau mit, das bislang noch nicht ausreichend für den deutschen Arbeitsmarkt nutzbar gemacht wird: Rund 75 Prozent haben einen beruflichen oder einen Hochschulabschluss und fast 90 Prozent umfangreiche Berufserfahrungen. Viele Geflüchtete bringen außerdem Qualifikationen mit, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt besonders gefragt sind, beispielsweise im Gesundheits- und Bildungssektor. Eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration könnte somit helfen, dem Fachkräftemangel in Deutschland zu entgegnen und würde für mehr (Planungs-)Sicherheit bei den Geflüchteten sorgen. Deren Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit ist sehr hoch: 94 Prozent der noch nicht Erwerbstätigen möchten einer Erwerbstätigkeit nachgehen. „Flexible Arbeitszeitangebote, Unterstützung beim Spracherwerb, frühzeitige Arbeitsmarkt- und Berufsberatung und die Ausweitung von Kinderbetreuungsangeboten könnten die Integration ukrainischer Geflüchteter in den deutschen Arbeitsmarkt beschleunigen. Ein weiterer Baustein ist der Bürokratieabbau bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und entsprechende Unterstützung bei der Informationsbeschaffung“, so Prof. Dr. Yuliya Kosyakova, Leiterin des Bereichs Migration, Integration und Internationale Arbeitsmarktforschung am IAB und Mitherausgeberin des Berichts.

Über die Hälfte wollen bleiben, Großteil hat privaten Wohnraum bezogen

59 Prozent der Geflüchteten aus der ersten Zuzugskohorte planen, langfristig in Deutschland zu bleiben; bei später Zugezogenen sind es sogar 69 Prozent. Rückkehrpläne hängen unter anderem stark von der wirtschaftlichen Lage in der Ukraine (60 Prozent) ab. Dies unterstreicht aus Sicht der Autor*innen die Bedeutung von Planungssicherheit für Investitionen in die eigene berufliche Integration. Die Mehrheit der Geflüchteten wohnt in der zweiten Jahreshälfte 2023 in privaten Wohnungen und Häusern. Später Zugezogene haben es schwerer, eine eigene Wohnung zu finden, ebenso Alleinstehende, Geflüchtete mit niedrigerem oder mittlerem Bildungsabschluss und solche ohne Kontakt zu Deutschen.

Psychische Belastungen hoch

Geflüchtete aus der Ukraine sind stärker von psychischen Belastungen betroffen als die Gesamtbevölkerung in Deutschland: 19,4 Prozent berichten von depressiven Symptomen, 14,2 Prozent von Symptomen einer Angststörung. Die Unterstützung niedrigschwelliger psychotherapeutischer Angebote und die Stärkung psychosozialer Beratung für Geflüchtete ist daher empfehlenswert.

Der Bericht erscheint inhaltsgleich als IAB-Forschungsbericht, BAMF-Forschungsbericht sowie in der Reihe „Politikberatung kompakt“ des DIW Berlin:

https://doku.iab.de/forschungsbericht/2025/fb0525.pdf

https://www.bamf.de/fb51-ukr-gefluechtete

https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.937890.de/diwkompakt_2025-204.pdf

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer verzeichnet im Februar den sechsten Rückgang in Folge. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sinkt um 0,4 Punkte im Vergleich zum Vormonat und liegt damit bei 98,3 Punkten. Das European Labour Market Barometer hingegen steigt das erste Mal seit fünf Monaten und liegt im Februar bei 99,5 Punkten.

Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 96,7 Punkte im Februar. Einen Wert unter 97 Punkten erreichte die Komponente zuvor lediglich im Jahr 2020 während der Covid-19-Pandemie und 2008/2009 während der Weltfinanzkrise. Die Aussichten sind deutlich negativ. Auch die Beschäftigungskomponente verzeichnet ein Minus von 0,4 Punkten und liegt mit 99,9 Punkten erstmalig außerhalb der Covid-19-Pandemie unter der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen, die Beschäftigung nur noch stagnieren. Die Arbeitsagenturen blicken mit Sorge auf 2025“, berichtet Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB.

Das European Labour Market Barometer markiert hingegen mit 0,3 Punkten den ersten Anstieg seit fünf Monaten. Der Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB liegt damit im Februar bei 99,5 Punkten. Spanien nimmt erstmals teil und steigt mit 101,1 Punkten ein. Ohne Spanien wäre das European Labour Market Barometer allerdings um 0,5 Punkte schlechter ausgefallen. „Bei den Europäischen Arbeitsmarktservices überwiegen noch immer die leicht pessimistischen Erwartungen. Insbesondere gibt es auch optimistischere Einschätzungen, wie in Spanien, das erstmals beim European Labour Market Barometer dabei ist“, so Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Spanien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labour Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus diesen beiden Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala der Barometer reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/.   

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Die Erwerbsbeteiligung in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen ist seit 2015, als der erste Jahrgang der Generation Z in diese Altersgruppe vorrückte, um über 6 Prozentpunkte auf rund 76 Prozent überdurchschnittlich gestiegen. Der Anstieg ist vor allem auf eine zunehmende Erwerbsbeteiligung unter Studierenden zurückzuführen. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Montag veröffentlicht wurde.

Junge Leute beteiligen sich heute stärker am Arbeitsmarkt als noch in den vergangenen Jahrzehnten. „Dass die Generation Z viel fordert, aber wenig arbeitet, ist ein verbreitetes Vorurteil. Doch es ist falsch. Die jungen Leute sind fleißig wie lange nicht mehr“, erklärt IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber. Von 2015 bis 2023 ist zwar sowohl die Teilzeit- als auch die Vollzeitbeschäftigung unter den 20- bis 24-Jährigen gestiegen, die Teilzeitbeschäftigung aber wesentlich stärker.

Die höhere Erwerbsbeteiligung Jüngerer ist vor allem einem wachsenden Anteil von Studierenden mit Nebenjobs geschuldet: Die Erwerbsquote unter Studierenden im Alter von 20 bis 24 Jahren zwischen 2015 und 2023 hat um 19,3 Prozentpunkte auf 56 Prozent zugenommen. Gleichzeitig ist die Erwerbsquote unter allen Nichtstudierenden dieser Altersgruppe im genannten Zeitraum ebenso gestiegen – um 1,6 Prozentpunkte auf 85,9 Prozent. „Der Anstieg der Erwerbsquoten ist zu großen Teilen, aber nicht ausschließlich, auf eine höhere Erwerbsbeteiligung unter Studierenden zurückzuführen“, so IAB-Forscher Timon Hellwagner. „Dieser Befund widerspricht gängigen Klischees zur mangelnden Arbeitsbereitschaft der Generation Z, passt aber zu weiteren generationsspezifischen Ergebnissen. So wechseln junge Leute heute nicht häufiger den Job als früher und auch die Entwicklung der gewünschten Arbeitsstunden bei den Jungen unterscheidet sich nicht von der Älterer“, schreiben Hellwagner und Weber. Die Studie beruht auf Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit und des Mikrozensus für die Jahre 2015 bis 2023 und ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/generation-z-noch-ein-klischee-weniger/

38 Prozent der Rentner*innen sind neben der Altersrente erwerbstätig. Eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: Nach dem Renteneintritt arbeiten noch mehr als zwei Drittel der ehemals Selbstständigen und etwa ein Drittel der ehemals abhängig Beschäftigten. Die Erwerbstätigkeit nach dem Renteneintritt ähnelt dabei oft der vorherigen.

Reinigungskräfte sind nach dem Renteneintritt dabei am häufigsten im gleichen Berufssegment beschäftigt, gefolgt von Personen in Land-, Forst- und Gartenbauberufen. Auch diejenigen, die früher in Gesundheitsberufen, in geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Berufen oder in Verkehrs- und Logistikberufen tätig waren, verbleiben neben der Altersrente sehr häufig im gleichen Berufssegment. Von Personen, die früher in Sicherheitsberufen oder in fertigungstechnischen Berufen tätig waren, arbeitet weniger als die Hälfte später neben der Altersrente im selben Berufssegment.

Zudem gleicht die Beschäftigungsart neben der Altersrente oft der früheren Tätigkeit: So arbeiten über 90 Prozent der Erwerbstätigen, die ehemals selbstständig waren, auch nach dem Renteneintritt wieder selbstständig. Auch entspricht das Anforderungsniveau der Tätigkeit bei drei von vier erwerbstätigen Rentner*innen demjenigen vor der Rente. Nur bei den früheren Spezialist*innen weicht dieses Muster ab: Zwar arbeiten auch von ihnen mehr als die Hälfte neben der Altersrente erneut in komplexen Spezialisten-Tätigkeiten. Fast ein Drittel geht aber einer Tätigkeit mit einem niedrigeren Anforderungsniveau als Fachkraft oder Helfer nach und knapp ein Zehntel übt eine hoch komplexe Expertentätigkeit aus. „Im Fall einer qualifikationsadäquaten Beschäftigung vor der Altersrente sind es vor allem Meister und Techniker, die später neben der Altersrente das Anforderungsniveau wechseln“, so Basha Vicari, Mitautorin der Studie.

 „Mehr Flexibilität beim Renteneintrittsalter, die spezifische Berufsbelastungen besser berücksichtigt, sowie gesundheitliche Prävention und Weiterbildung, aber auch mehr Wertschätzung seitens der Betriebe könnten die Erwerbsbeteiligung von Älteren weiter steigern“, erklärt IAB-Forscherin Annette Trahms.

Die Studie beruht auf der Erwachsenenbefragung des Nationalen Bildungspanels (NEPS, National Educational Panel Study), einer jährlichen Panelbefragung von in Deutschland lebenden Personen. Bei der Analyse der NEPS-Daten wurden alle Beschäftigungsarten vor dem Renteneintritt sowie alle Erwerbstätigkeiten von Rentner*innen unabhängig von deren Dauer und Stundenumfang bis zu zehn Jahre nach Renteneintritt betrachtet.

Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-01.pdf.  

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt mit dem fünften Rückgang in Folge auf das niedrigste Niveau außerhalb des Jahres 2020. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verliert im Januar 0,4 Punkte und steht damit bei 98,8 Punkten. Auch das European Labour Market Barometer sinkt und verzeichnet im Januar 99,2 Punkte.

Beide Komponenten des IAB-Arbeitsmarktbarometers fallen im Januar. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Punkte und liegt damit im deutlich negativen Bereich bei 97,0 Punkten. „Es sieht nicht gut aus am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit steigt im dritten Jahr hintereinander“, berichtet Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB. Auch die Beschäftigungskomponente fällt um 0,4 Punkte auf 100,5 Punkte und liegt somit nur noch leicht über der neutralen Marke von 100 Punkten. „Wir haben Rekordbeschäftigung, aber der Trend ist abgeknickt. Zurück in die Erfolgsspur kommt der Arbeitsmarkt nur mit positiven wirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven in der Transformation“, erklärt Weber.

Das European Labour Market Barometer fällt im Januar im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Punkte auf 99,2 Punkte. Der Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB liegt damit seit nunmehr 1,5 Jahren unter der neutralen Marke von 100 Punkten. „Der trübe Ausblick hängt derzeit wie eine bleierne Wolke über den europäischen Arbeitsmärkten“, so Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 16 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labour Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus diesen beiden Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Das European Labour Market Barometer wird bei mittlerweile hinreichender Zeitreihenlänge diesen Monat erstmalig saisonbereinigt ausgewiesen. Die Skala der Barometer reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/.   

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/.