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Zwischen den Jahren 2005 und 2020 stieg die Zahl der Ausbildungsabbrüche im dualen Ausbildungssystem kontinuierlich. Der steigende Trend hat dabei eine regionale Komponente: Insbesondere im Nordosten und in der Rhein-Ruhr-Region sind die Abbruchquoten teils sehr hoch. Der Anteil der Auszubildenden, die im Jahr 2020 ihre Ausbildung abgebrochen haben, war beispielsweise in Pirmasens in Rhein-Pfalz mit 42,5 Prozent fast viermal so hoch wie in Eichstätt in Bayern mit 11,3 Prozent. Dies hängt nicht nur mit der unterschiedlichen Wirtschaftskraft, sondern auch mit Unterschieden in der Branchenstruktur zusammen. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Landkreise mit hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Wirtschaftskraft weisen im Mittel eine höhere Abbruchquote auf als Landkreise und kreisfreie Städte mit niedrigerer Arbeitslosigkeit, vielen offenen Stellen und einer höheren Wirtschaftskraft. Die regionale Abbruchsquote steht ebenfalls in einem Zusammenhang mit der regionalen Branchenstruktur: Dort, wo beispielsweise überproportional viele Beschäftigte im Handwerk oder in der Finanz- und Versicherungsbranche arbeiten, sind im Schnitt auch die Abbruchquoten niedriger. Im Gegensatz dazu ist die Abbruchquote in Regionen tendenziell höher, die einen hohen Anteil anderer Dienstleistungsbranchen aufweisen wie Information und Kommunikation, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen oder haushaltsnahe Dienstleistungen. Dies gilt auch für Regionen mit einem höheren Anteil an Beschäftigten im öffentlichen Dienst.

„Es gibt keine typische Abbruchsregion“, fasst IAB-Forscherin Kerstin Ostermann die Ergebnisse zusammen. „Auch wenn Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Wirtschaftskraft höhere Abbruchquoten aufweisen, sind Ausbildungsabbrüche zugleich in Regionen wahrscheinlicher, die einen hohen Anteil an oftmals als zukunftsorientiert geltenden Branchen aufweisen.“

Die Studie beruht auf den Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB, die auf Prozessdaten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit basieren. Die Analysen beziehen sich ausschließlich auf Ausbildungsabbrüche im dualen Ausbildungssystem. Abbrüche von rein schulischen Ausbildungen sind nicht enthalten. Die Studie ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/ausbildungsabbrueche-im-regionalen-vergleich-die-schere-geht-immer-weiter-auseinander/

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im Vergleich zum Vormonat abermals um 0,3 Punkte und verzeichnet damit den vierten Rückgang in Folge. Mit 99,2 Punkten steht der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Dezember auf dem niedrigsten Stand außerhalb der Corona-Pandemie. Das European Labour Market Barometer fällt minimal um 0,1 Punkte und liegt mit 98,9 Punkten ebenfalls im pessimistischen Bereich.

Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit in Deutschland steht nach einem Minus von 0,2 Punkten inzwischen bei 97,6 Punkten. Damit liegt sie deutlich im pessimistischen Bereich – die Aussichten trüben sich also weiter ein. „Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Arbeitslosigkeit auch zu Beginn des neuen Jahres weiter steigen wird“, erklärt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB. Die Beschäftigungskomponente verzeichnet im Dezember einen Rückgang von 0,3 Punkten und fällt auf 100,8 Punkte. Niedrigere Werte gab es nur während der Corona-Pandemie. Insgesamt bleiben die Beschäftigungsaussichten stabil, aber Weber ordnet ein: „Der Arbeitsmarkt ist zweigeteilt: Industrie, Bau und Zeitarbeit verlieren, Gesundheit, Erziehung und Verkehr gewinnen. Die Beschäftigung geht in kleineren Betrieben zurück, nicht bei den großen.“

Das European Labour Market Barometer kann zum Jahresbeginn ebenfalls keine Trendwende verzeichnen und sinkt im Vergleich zum Vormonat geringfügig um 0,1 Punkte. Mit 98,9 Punkten liegt auch der Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB auf dem niedrigsten Stand außerhalb der Pandemie. Deutlich im pessimistischen Bereich bewegt sich die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit, die im Dezember auf 97,7 Punkte fällt. Die Beschäftigungskomponente wiederum steht mit 100,2 Punkten im leicht positiven Bereich. „Die Europäischen Arbeitsverwaltungen sehen zwar keinen Einbruch am Arbeitsmarkt, aber die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen“, so Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 16 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labour Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus diesen beiden Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

  • Eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  
  • Eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/.  
  • Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/. Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/.  

Syrien gehört seit 2011 zu den Ländern, die weltweit am stärksten von Krieg, Verfolgung und Vertreibung betroffen sind. Deutschland zählt mit rund einer Million geflüchteter Syrer*innen zu den wichtigsten Aufnahmeländern. Der Anteil syrischer Beschäftigter an der Gesamtbeschäftigung in Deutschland liegt 2024 bei etwa 0,6 Prozent, unter Berücksichtigung der Eingebürgerten bei rund 0,8 Prozent. Viele syrische Geflüchtete arbeiten in Mangelberufen, 62 Prozent in systemrelevanten Berufen. Das zeigt eine am Freitag veröffentliche Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im September 2024 waren 287.000 syrische Staatsangehörige in Deutschland beschäftigt, davon 82 Prozent sozialversicherungspflichtig. Mit 42 Prozent liegt ihre durchschnittliche Beschäftigungsquote allerdings unter den 61 Prozent, die syrische Geflüchtete sieben Jahre nach dem Zuzug erreichen. „Viele syrische Geflüchtete sind erst nach 2015 eingereist und befinden sich somit noch in einer frühen Phase des Integrationsprozesses“, erklärt IAB-Forscher Herbert Brücker.

Anforderungsniveau der ausgeübten Tätigkeit steigt mit zunehmender Aufenthaltsdauer

Im ersten Jahr nach der Ankunft in Deutschland waren noch 37 Prozent der syrischen Erwerbstätigen in Helfertätigkeiten beschäftigt, nach sieben Jahren sank dieser Anteil auf 26 Prozent. Der Anteil der Beschäftigten in Spezialisten- und Expertentätigkeiten – Berufe, die in der Regel eine akademische oder höherqualifizierende Ausbildung erfordern – stieg in diesem Zeitraum auf 15 Prozent. Insgesamt waren sieben Jahre nach dem Zuzug 74 Prozent der erwerbstätigen syrischen Geflüchteten in qualifizierten Tätigkeiten tätig, die üblicherweise einen Berufs- oder Hochschulabschluss voraussetzen. Allerdings haben die Syrer*innen vor dem Zuzug nach Deutschland im Durchschnitt auf einem höheren Qualifikationsniveau gearbeitet. So gingen vor ihrer Flucht nach Deutschland lediglich 9 Prozent der syrischen Geflüchteten einer Tätigkeit im Helferbereich nach, 66 Prozent übten eine Fachkrafttätigkeit und 25 Prozent eine Beschäftigung im Spezialisten- beziehungsweise Expertenbereich aus. „Betrachtet man das Anforderungsniveau der syrischen Geflüchteten vor dem Zuzug nach Deutschland, dann ergibt sich eine Dequalifizierungstendenz“, so IAB-Forscherin Yuliya Kosyakova.

Die Mehrheit der syrischen Geflüchteten arbeitet in Mangel- und systemrelevanten Berufen

Syrische Männer sind vorwiegend in Verkehrs- und Logistikberufen (22 %), Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen (zusammen 21 %), im Lebensmittel- und Gastgewerbe (14%), im Gesundheitswesen (11 %) sowie im Bau- und Ausbaugewerbe (9 %) beschäftigt. Syrische Frauen hingegen arbeiten vorrangig in sozialen und kulturellen Dienstleistungen (28 %), im Gesundheitswesen (18 %), im Lebensmittel- und Gastgewerbe (17 %) sowie im Handel (11 %). Viele der Tätigkeitsfelder, in denen syrische Geflüchtete arbeiten, gelten als Mangelberufe, in denen eine hohe Arbeitskräftenachfrage einem vergleichsweise geringen Arbeitsangebot gegenübersteht. Zudem arbeiten 62 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Syrer*innen in systemrelevanten Berufen, beispielsweise im Gesundheitswesen, im Bereich Transport und Logistik oder in der Nahrungsmittelproduktion. Bei den deutschen Beschäftigten sind es 48 Prozent. „Die starke Konzentration syrischer Geflüchteter in Mangel- und systemrelevanten Berufen, wie im Gesundheitswesen, im Transport- und Logistikbereich und ausgewählten Produktionsbereichen, hat arbeitsmarktpolitische Bedeutung“, erklärt Brücker. „Ein Wegfall dieses Potenzials durch Rückkehrmigration wäre zwar auf gesamtwirtschaftlicher Ebene nicht dramatisch, könnte aber regional und branchenspezifisch durchaus spürbare Auswirkungen haben – insbesondere in jenen Branchen, Tätigkeitsfeldern und Regionen, die bereits heute unter Arbeitskräftemangel leiden“, so Kosyakova.

Großteil der syrischen Geflüchteten will dauerhaft in Deutschland bleiben

In der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten gaben 94 Prozent der zwischen 2013 und 2019 eingereisten, in Syrien geborenen Geflüchteten an, dauerhaft in Deutschland bleiben zu wollen. Diese Zahlen können sich durch den Umbruch in Syrien verändern, aber voraussichtlich werden viele Syrer*innen dennoch nicht zurückkehren wollen: „Aus Sicht der Migrationsforschung ist davon auszugehen, dass aufgrund der bereits langen Aufenthaltsdauer sowie ausgeprägten Bleibewünsche die Mehrheit der syrischen Geflüchteten in Deutschland bleiben möchte“, erklärt Kosyakova.

Die Analyse ist abrufbar unter: https://iab.de/daten/syrische-arbeitskrafte-in-deutschland/.

Eine aktuelle Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gibt Einblicke in die Entwicklung des Leistungsbezugs und der Beschäftigung nach dem Ereignis, das die Sanktion begründet. Die Ergebnisse, basierend auf administrativen Daten der BA-Statistik für das Jahr 2018, zeigen: Fast zwei Drittel der betroffenen Personen erleben innerhalb eines Jahres nach dem ersten Sanktionsereignis mindestens ein weiteres. Nur ein kleiner Teil der Sanktionsereignisse geht mit einer späteren Beschäftigungsaufnahme einher.

Die Mehrzahl der Sanktionsereignisse betrifft Meldeversäumnisse. Innerhalb von zwölf Monaten nach dem Sanktionsereignis kommt es bei zwei Drittel der betroffenen Personen mindestens zu einem weiteren Sanktionsereignis und bei etwa 45 Prozent zu mehreren. Der Zeitraum bis zum nächsten Sanktionsereignis beträgt im Median 32 Tage.

Nicht bei allen Sanktionen erfolgt ein vollständig umgesetzter Minderungszeitraum

In 20 Prozent der Sanktionsereignisse im ersten Halbjahr 2018 wurde der angesetzte Minderungszeitraum nicht vollständig umgesetzt, sprich es kommt in weniger als den ursprünglich geplanten drei Monaten tatsächlich zu einer Leistungsminderung. „Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Betroffenen bereits zwischen Sanktionsereignis und Minderungszeitraum den Leistungsbezug verlassen, etwa weil sie eine Beschäftigung aufnehmen“, erklärt IAB-Forscherin Leonie Wicht.

Der kleinere Teil der Sanktionsereignisse geht mit einer späteren Beschäftigungsaufnahme einher

12 Monate nach dem Sanktionsereignis sind noch 76 Prozent der Personen im Leistungsbezug – mit und ohne Beschäftigung. 27 Prozent der Betroffenen sind beschäftigt, davon 12 Prozent ohne Leistungsbezug. Das heißt im Umkehrschluss: 73 Prozent der Sanktionierten sind 12 Monate nach einem Sanktionsereignis nicht beschäftigt. Im Vergleich dazu waren zwölf Monate vor dem Sanktionsereignis 19 Prozent beschäftigt, darunter 5 Prozent ohne Leistungsbezug. „Der kleinere Teil der Sanktionsereignisse geht mit einer späteren Beschäftigungsaufnahme einher“, so IAB-Forscherin Julia Schmidtke. „Dies ist wenig überraschend, da die Mehrzahl der Sanktionsereignisse Meldeversäumnisse betrifft.“

IAB-Direktor Bernd Fitzenberger fasst zusammen: „Eine verstärkte Sanktionierung ist kein Allheilmittel, um Beschäftigungsaufnahmen sicherzustellen. Gleichzeitig deuten die hohe Wiederholungsrate von Sanktionsereignissen und die begrenzte Wirkung auf die Beschäftigungsaufnahme darauf hin, dass Sanktionen nicht bei allen das Ziel einer langfristigen Mitwirkung der Betroffenen erreichen.“

Datengrundlage

Die Untersuchung basiert auf administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit. Der Kurzbericht beschreibt die zeitliche Abfolge nach Sanktionsereignissen im ersten Halbjahr 2018, also vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezüglich Sanktionen im November 2019. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-23.pdf.

Die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland ist für die Fachkräftesicherung von wachsender Bedeutung. Dennoch nutzen 2024 36 Prozent der Betriebe in Deutschland, die Fachkräfte benötigen, die Auslandsrekrutierung nicht. Diese Betriebe begründen den Verzicht vor allem mit Schwierigkeiten bei der Einschätzung der Qualifikation und mit rechtlichen Hürden. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

55 Prozent der Betriebe, die Fachkräfte benötigten, diese aber nicht im Ausland rekrutierten, taten sich nach eigenen Angaben schwer, die Qualifikation ausländischer Fachkräfte richtig einzuschätzen. 52 Prozent verzichteten wegen bürokratischer und rechtlicher Hürden auf die Auslandsrekrutierung. Schlechte Erfahrungen mit ausländischen Fachkräften nannten 14 Prozent der Betriebe als Grund. 58 Prozent aller Betriebe warben nach eigenen Angaben keine Fachkräfte im Ausland an, da sie zum Zeitpunkt der Befragung keinen Bedarf an Fachkräften hatten.

„Ein möglicher Grund für die häufige Nennung bürokratischer und rechtlicher Hürden könnte sein, dass die jüngsten gesetzlichen Änderungen vielen Betrieben nicht bekannt sind“, erklärt IAB-Forscher Florian Zimmermann. Um die Hürden bei der Rekrutierung zu verringern, wurde zum 1. März 2020 ein beschleunigtes Verfahren zur Einstellung ausländischer Fachkräfte eingeführt. Dadurch wird das Verwaltungsverfahren und damit der Einstellungsprozess wesentlich verkürzt. Die Dauer der Anerkennung der Qualifikation und Erteilung eines Visums soll so auf unter vier Monate verringert werden. Tatsächlich gaben nur 17 Prozent der Betriebe an, das beschleunigte Verfahren zur Einstellung von ausländischen Fachkräften zu kennen. Bei den größeren Betrieben sind die Bekanntheitswerte mit 31 Prozent deutlich höher. „Eine gezielte Werbung, um die Bekanntheit des beschleunigten Fachkräfteverfahrens zu erhöhen, könnte gerade kleinere Betriebe dazu bewegen, verstärkt Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren“, schlussfolgert Zimmermann.

Die Untersuchung basiert auf einer unterjährigen Kurzbefragung im Rahmen des IAB-Betriebspanels aus dem Jahr 2024. Diese Befragung wurde finanziert von der Europäischen Union – NextGenerationEU und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Studie ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/derzeit-werben-etwa-6-prozent-der-betriebe-fachkraefte-im-ausland-an.

Im dritten Quartal 2024 gab es bundesweit 1,28 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal liegt die Zahl der offenen Stellen um 58.100 oder rund 4 Prozent niedriger. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 fällt der Rückgang mit einem Minus von 446.500 oder rund 26 Prozent noch stärker aus. Insgesamt ist damit das siebte Quartal in Folge ein Rückgang bei den offenen Stellen zu beobachten. „Der Rückgang der offenen Stellen am Arbeitsmarkt setzt sich fort, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie noch im Vorquartal“, so Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

In Westdeutschland waren 1,03 Millionen offene Stellen im dritten Quartal 2024 zu besetzen, in Ostdeutschland rund 250.000. Bundesweit kamen im dritten Quartal 2024 auf 100 von den Betrieben ausgeschriebene offene Stellen rund 220 arbeitslos gemeldete Personen – das sind 67 Arbeitslose mehr als noch vor einem Jahr. „Der starke Anstieg bei der Arbeitslosen-Stellen-Relation gegenüber dem Vorjahresquartal hat zwei Ursachen“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. „Zum einen sank die Zahl der offenen Stellen um fast 447.000, zum anderen stieg die Zahl der Arbeitslosen um rund 180.000“.

81 Prozent beziehungsweise 1,04 Millionen der offenen Stellen im dritten Quartal 2024 waren sofort zu besetzen, das heißt sie waren zu diesem Zeitpunkt bereits unbesetzt. Die Vakanzrate, die das Verhältnis dieser sofort zu besetzenden offenen Stellen zur gesamten betrieblichen Nachfrage nach Personal, also zur Summe der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der sofort zu besetzenden Stellen, abbildet, lag im dritten Quartal 2024 bei 2,9 Prozent. „Seit dem Rekord von 4,5 Prozent im vierten Quartal 2022 hat sich die Vakanzrate damit wieder spürbar nach unten bewegt. Insgesamt zeigt sich der Arbeitsmarkt im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgekühlt“, so Kubis.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im dritten Quartal 2024 lagen Antworten von 11.783 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://iab.de/das-iab/befragungen/iab-stellenerhebung/aktuelle-ergebnisse/ online veröffentlicht.  Ein Beitrag im IAB-Forum ist unter https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-3-2024-zahl-der-offenen-stellen-sinkt-das-siebte-quartal-in-folge. verfügbar.

Die bezahlten und unbezahlten Überstunden je Arbeitnehmer*in sind seit der Pandemie um mehr als ein Drittel gefallen. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Die Beschäftigten machten im dritten Quartal 2024 im Schnitt 3,3 bezahlte und 3,9 unbezahlte Überstunden.

„Es werden so wenige Überstunden wie noch nie geleistet. Aber mittlerweile hat fast jeder neunte Beschäftigte einen zweiten Job“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Insgesamt gingen rund 4,6 Millionen Beschäftigte einer Nebentätigkeit nach, 1,2 Prozent mehr als noch im dritten Quartal 2023. Damit folgt die Entwicklung dem langfristigen Aufwärtstrend.

Die Zahl der Erwerbstätigen nahm um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und lag im dritten Quartal 2024 bei knapp 46,1 Millionen. Insgesamt arbeiteten die Erwerbstätigen in Deutschland im dritten Quartal 2024 15,7 Milliarden Stunden. Das bedeutet einen Anstieg von 0,4 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Arbeitszeit pro erwerbstätige Person betrug im dritten Quartal 2024 340,7 Stunden – damit zeigt sich mit +0,2 Prozent ein leichter Zuwachs gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Anstieg liegt vor allem an einem positiven Kalendereffekt – im dritten Quartal 2024 gab es aufgrund der Lage der Wochenenden einen Arbeitstag mehr als im Vorjahresquartal.

Die Teilzeitquote ist im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte gestiegen und liegt bei 39,7 Prozent. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten ist um 1,1 Prozent gestiegen, die der Vollzeitbeschäftigten um 0,4 Prozent hingegen leicht gesunken. „Der Arbeitsmarkt ist zweigeteilt: fast 100.000 Vollzeitjobs weniger als vor einem Jahr – aber fast 200.000 Teilzeitjobs mehr. Die Industrie ist in der Krise, aber Erziehung und Pflege boomen“, so IAB-Ökonom Weber.

Der Krankenstand lag im dritten Quartal 2024 mit 5,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahres mit 5,4 Prozent. Nach ersten vorläufigen Hochrechnungen ist die Kurzarbeit im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 89.000 Personen auf nun 217.000 Personen gestiegen. Angesichts der wirtschaftlichen Schwäche ist die Zahl der Kurzarbeitenden im längerfristigen Vergleich erhöht.  „Die meisten kommen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, insbesondere der Metall- sowie der Elektroindustrie und dem Maschinenbau“, so IAB-Forscherin Susanne Wanger.

Datengrundlage

Die IAB-Arbeitszeitrechnung ist das Schlüsselprodukt zu den geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland und liegt den Statistiken zum Arbeitseinsatz in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zugrunde. Im August 2024 gab es eine Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamtes. In diesem Zusammenhang hat das IAB seine Arbeitszeitrechnung weiterentwickelt. Dabei wurden neue Daten und Methoden berücksichtigt und die Berechnungen für den Zeitraum ab 1991 entsprechend neu vorgenommen. Die auf diese Weise ermittelten Zeitreihen erlauben somit weiterhin den langfristigen Vergleich der Arbeitszeitentwicklung ohne statistische Brüche. Eine detaillierte Darstellung der Revisionspunkte der IAB-Arbeitszeitrechnung wurde am 24.09.2024 im IAB-Forschungsbericht 20/2024 veröffentlicht.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2403.xlsx zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar. Weitere Informationen zur Verbreitung von bezahlten und unbezahlten Überstunden sind unter https://doku.iab.de/aktuell/2014/aktueller_bericht_1407.pdf zu finden.

Fünf Jahre nach dem Eintreten einer Schwerbehinderung haben die betroffenen Personen eine etwa 16 Prozentpunkte niedrigere Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein als ähnliche Personen, die nicht schwerbehindert wurden. Neben denjenigen, die den Arbeitsmarkt verlassen, wechseln viele Personen nach dem Eintreten einer Schwerbehinderung in Teilzeit oder in Tätigkeiten, die körperlich und psychisch weniger belastend sind. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Bei Personen, bei denen eine Schwerbehinderung eintritt, steigt das Risiko, in die Nichterwerbsbeteiligung zu wechseln, um 15 Prozentpunkte. Übergänge in Arbeitslosigkeit spielen dagegen kaum eine Rolle. „Dies bedeutet, dass sich ein Großteil der nicht erwerbstätigen Menschen mit Schwerbehinderung nicht arbeitslos meldet und damit der Zugang zu entsprechenden Unterstützungssystemen der Bundesagentur für Arbeit vermutlich fehlt“, erläutert IAB-Forscherin Karolin Hiesinger.

Erwerbsbeteiligung geht deutlich zurück

Der Rückgang der Erwerbsbeteiligung nach Auftreten einer Schwerbehinderung ist erheblich: Bereits ein Jahr nach Eintreten einer Schwerbehinderung reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, beschäftigt zu sein, um 10 Prozentpunkte im Vergleich zu ähnlichen Personen, bei denen keine Schwerbehinderung eintritt. Nach fünf Jahren sind es 16 Prozentpunkte. Ähnliches gilt für den Lohn: Im Vergleich zu Personen ohne Schwerbehinderung  verdienen Menschen fünf Jahre nach dem Eintreten der Schwerbehinderung etwa 7 Prozentpunkte weniger. „Ein Teil des Lohnverlusts kann dadurch erklärt werden, dass Menschen mit einer Schwerbehinderung ihre Arbeitsbelastung reduzieren, indem sie von Vollzeit in Teilzeit wechseln“, so IAB-Forscherin Laura Pohlan.

Schwerbehinderte Menschen arbeiten häufiger in Teilzeit

Die Wahrscheinlichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, steigt fünf Jahre nach Eintreten der Schwerbehin­derung um fast 5 Prozentpunkte im Vergleich zur Gruppe der Personen, die nicht schwerbehindert werden. Menschen mit einer Schwerbehinderung wechseln zudem häufiger den Arbeitgeber und üben körperlich und psychisch weniger belastende Tätigkeiten aus. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass die meisten Menschen mit dem Auftreten einer Schwerbehinderung trotz der gesundheitlichen Einschränkungen nicht für den Arbeitsmarkt verloren sind“, schlussfolgert Hiesinger. „Für eine erfolgreiche Wiedereingliederung ist es daher wichtig, Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und Beruf zu ermöglichen. Geeignete Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen sowie gezielte Beratungsangebote können ebenfalls hilfreich sein, um einen Wechsel in andere Tätigkeiten zu erleichtern.“

Datengrundlage

Die Untersuchung basiert auf administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit aus der Beschäftigungsstatistik der schwerbehinderten Menschen (BsbM). Die Daten wurden mit den Integerierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB verknüpft.

Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-22.pdf.

Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fällt im November um 0,3 Punkte im Vergleich zum Vormonat und liegt somit bei 99,5 Punkten. „Die Industriekrise und der langanhaltende Wirtschaftsabschwung hinterlassen am Arbeitsmarkt ihre Spuren“, berichtet Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB. Das European Labour Market Barometer verzeichnet im November mit 99,0 Punkten den niedrigsten Stand seit 2020.

Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt um 0,3 Punkte im Vergleich zum Vormonat auf 97,9 Punkte im November. Somit ist zu erwarten, dass die Arbeitslosigkeit weiter zunehmen wird. „Bei der steigenden Arbeitslosigkeit ist bis zum Frühjahr keine Trendwende in Sicht“, so Weber.  Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers geht ebenfalls um 0,3 Punkte zurück und liegt nun bei 101,1 Punkten. Sie bleibt damit zwar im positiven Bereich, verzeichnet aber den niedrigsten Stand mit Ausnahme der Corona-Pandemie. Damit flacht die Beschäftigungsentwicklung weiter ab.

Das European Labour Market Barometer sinkt im November zum vierten Mal in Folge. Nach einem Rückgang um 0,2 Punkte liegt es bei 99,0 Punkten – und damit auf dem schwächsten Stand seit 2020. Sowohl die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit als auch die Beschäftigungskomponente des Frühindikators des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB verlieren im November. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit dürfte sich somit im Winter fortsetzen. „Die Europäischen Arbeitsmarktservices sehen in den kommenden Monaten keinen Beschäftigungszuwachs mehr“, ergänzt Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 16 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Im November 2024 erfolgte eine Revision auch aufgrund einer Aktualisierung des Korrekturfaktorverfahrens. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/.   

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Fast alle befragten arbeitslosen Grundsicherungsbeziehenden sind nach eigenen Angaben grundsätzlich bereit, eine neue Arbeitsstelle auch bei ungünstigeren Arbeitsbedingungen anzunehmen. Gleichzeitig unterscheidet sich die sogenannte Konzessionsbereitschaft zwischen Männern und Frauen, vor allem wenn der familiäre Kontext berücksichtigt wird. Frauen mit Kindern legen insbesondere auf Stelleneigenschaften Wert, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Arbeitslose Männer und Frauen ohne Kinder, die Leistungen der Grundsicherung beziehen, sind insbesondere dann kompromissbereit, wenn es um Arbeit unter dem eigenen fachlichen Können, ungünstige Arbeitszeiten und lange Arbeitswege geht. Die geringste Konzessionsbereitschaft weisen Kinderlose beiderlei Geschlechts bei Wohnortwechseln auf. Auch ein geringes Einkommen würde von den meisten nicht akzeptiert.

Arbeitslose Leistungsbeziehende mit Kindern sind eher bereit, einen Job unter dem fachlichen Können anzunehmen sowie Belastungen am Arbeitsplatz zu akzeptieren – und zwar unabhängig vom Geschlecht. Große Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es hingegen bei der Akzeptanz ungünstiger Arbeitszeiten und langer Arbeitswege: Während jeweils etwa 60 Prozent der Männer hier zu Zugeständnissen bereit wären, würden bei den Frauen nur 29 Prozent lange Arbeitswege und 19 Prozent ungünstige Arbeitszeiten akzeptieren. Demgegenüber ist mehr als jede zweite Frau bereit, ein geringes Einkommen zu akzeptieren, jedoch nur knapp 40 Prozent der Männer.

„Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Konzessionsbereitschaft von arbeitslosen Leistungsbeziehenden zumindest teilweise ein klassisches Rollenverständnis widerspiegelt. Mütter sind demnach eher bereit, schlechter bezahlte Jobs anzunehmen, sofern diese eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Vätern hingegen wird häufiger die Rolle des Familienernährers zugeschrieben, sodass ihnen monetäre Aspekte im Schnitt wichtiger sind als Müttern“, erklärt IAB-Forscherin Corinna Frodermann. Die Tatsache, dass bestimmte Stellen aus Sicht der Betroffenen nicht in Frage kommen, beeinflusse auch die beruflichen Chancen im weiteren Erwerbsverlauf und kann zu Nachteilen insbesondere für Mütter führen. „Bestehende Geschlechterrollen, die sich darauf auswirken, wie Erwerbs- und Nichterwerbsarbeit innerhalb der Familie aufgeteilt werden, haben langfristige Konsequenzen für die individuelle Arbeitsmarktbeteiligung, die sich zum Nachteil von Müttern auswirken“, so Frodermann.

Die Studie beruht auf Daten des Panels „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS), einer jährlichen Panelbefragung der Wohnbevölkerung in Deutschland ab 15 Jahren. Die Studie ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/arbeitslose-im-grundsicherungsbezug-vaeter-nehmen-unguenstige-arbeitszeiten-und-lange-arbeitswege-eher-in-kauf-als-muetter/.