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24 Prozent der beschäftigten Frauen haben selbst oder in ihrem Arbeitsumfeld Fälle sexueller Belästigung erlebt. Bei den Männern sind es 15 Prozent. Von den Betrieben berichten rund 13 Prozent mit 50 und mehr Beschäftigten von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz in den vergangenen zwei Jahren. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Der Großteil der von den Betrieben berichteten Fälle fand dabei unter den Beschäftigten statt, gefolgt von Fällen, in denen die sexuelle Belästigung von Personen ausging, die nicht zum Betrieb gehören – also Kund*innen, Geschäftspartner*innen oder Patient*innen. Etwa 1 Prozent der Betriebe berichtet über Fälle sexueller Belästigung mit Beteiligung einer Führungskraft. 72 Prozent der Betriebe mit mindestens einem Fall sexueller Belästigung berichten von negativen Auswirkungen auf den Betrieb, vor allem auf die Arbeitsmoral und die Produktivität der Beschäftigten. Knapp die Hälfte der Betriebe sieht zudem höhere Abwesenheitszeiten und eine gestiegene Personalfluktuation. „Gerade in Zeiten zunehmender Schwierigkeiten bei der Fachkräftesicherung und hohen Einstellungskosten machen diese betrieblichen Effekte die wirtschaftlichen Kosten sexueller Belästigung für Betriebe deutlich“, so IAB-Forscher Jonas Jessen.

In der Wahrnehmung, welches Verhalten als sexuelle Belästigung gilt, unterscheiden sich Frauen und Männer nicht. Im Gesundheits- und Sozialwesen oder – in geringerem Maße – in der Öffentlichen Verwaltung, Erziehung und Unterricht berichten Männer deutlich häufiger von sexueller Belästigung als in anderen Wirtschaftszweigen. „Männer waren wahrscheinlicher selbst betroffen oder haben in ihrem näheren Umfeld einen Vorfall erfahren, wenn sie in Sektoren mit einem relativ hohen Anteil an weiblichen Beschäftigten arbeiten“, so IAB-Forscher Jonas Jessen.

Etwa zwei Drittel der Beschäftigten erwarten bei Belästigungsvorwürfen eine entsprechende Reaktion von ihrem Betrieb. Frauen haben dabei ein deutlich geringeres Vertrauen in betriebliche Gegenmaßnahmen als Männer. Der Unterschied beträgt gut 7 Prozentpunkte bei der Frage, ob die Führungskraft sich um die Aufklärung und notwendige Maßnahmen kümmern würde und sogar 14 Prozentpunkte bei der Einschätzung, ob die Geschäftsführung Maßnahmen gegen die belästigende Person, wie eine Abmahnung oder Kündigung, ergreifen würde.

„Ein systematischer und präventiver Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ist nicht nur eine Frage des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, sondern dient auch der betrieblichen Resilienz und der langfristigen Beschäftigtenbindung“, bilanziert IAB-Forscherin Stefanie Wolter.

Die Studie beruht auf Ergebnissen zweier Befragungen – dem Online-Panel for Labour Market Research (OPAL) und dem Linked Personnel Panel (LPP). Die Befragungen fanden 2023 und 2024 statt. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-09.pdf.

Knapp ein Viertel der nahezu 35 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland geht in den nächsten zehn bis zwölf Jahren in Rente. Ausländische Arbeitskräfte spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Abfederung des Arbeitskräftemangels: Ihre Anzahl ist seit 2015 über alle Anforderungsniveaus hinweg kräftig gestiegen. Vor allem bei den Helfer- und Fachkrafttätigkeiten füllen ausländische Beschäftigte die Lücken. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Auf dem Fachkraftniveau sank die Zahl der deutschen Beschäftigten 2024 gegenüber 2015, sodass der Zuwachs von gut 600.000 Beschäftigten allein durch Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit erzielt wurde. „Auf Fachkraftniveau wären die Beschäftigungszahlen ohne die ausländischen Beschäftigten bereits rückläufig“, so IAB-Forscherin Sarah Kuhn. Auch bei den Helfertätigkeiten ging das Plus von gut einer Million Arbeitskräften fast ausschließlich auf ausländische Beschäftigte zurück. In den Spezialisten- und Expertentätigkeiten gab es hingegen auch bei den deutschen Beschäftigten ein kräftiges Wachstum zwischen 2015 und 2024.

Ohne ausländische Beschäftigte wäre der demografische Druck deutlich höher

2024 kamen in Westdeutschland auf 100 ältere Beschäftigte (58- bis 62-Jährige) 95 Jüngere (28- bis 32-Jährige), im Osten hingegen nur 68. „In Westdeutschland ist die Relation von jüngeren zu älteren Beschäftigten zwar günstiger, aber auch dort wird es nicht überall gelingen, die altersbedingten Abgänge vollständig durch Jüngere zu kompensieren“, erklärt IAB-Forscher Holger Seibert. Betrachtet man nur die deutschen Beschäftigten, stehen den Älteren am Arbeitsmarkt noch weniger Jüngere gegenüber: In den meisten ostdeutschen Kreisen kommen dann weniger als 40 Jüngere auf 100 Ältere, im Westen sind es in der Mehrheit der Kreise zwischen 60 und 79. Ohne ausländische Beschäftigte gibt es nur 12 Städte, in denen 100 älteren Beschäftigten auch mindestens 100 jüngere gegenüberstehen. „Die Zuwanderung zu Erwerbszwecken ist bisher zu gering, um die Personallücken langfristig schließen zu können“, ordnet IAB-Forscherin Sarah Kuhn ein. „Gerade in ostdeutschen Regionen außerhalb der Großstädte wäre aber die kompensatorische Kraft ausländischer Beschäftigter gefragt, um den zukünftigen Arbeitskräftemangel abzufedern.“ Die Studie beruht auf der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Sie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-08.pdf. Vertiefende Analysen zu Berufen nach Staatsangehörigkeit finden sich zudem in diesem aktuellen Beitrag im IAB-Forum: https://www.iab-forum.de/ohne-auslaendische-beschaeftigte-wird-es-in-vielen-berufen-eng/.

Digitalisierung, Dekarbonisierung und der demografische Wandel stellen die Betriebe in Deutschland vor große Herausforderungen. Dies zeigt sich auch an ihrer Einschätzung der Personalprobleme: War vor 15 Jahren noch jeder zweite Betrieb von solchen Problemen betroffen, trifft dies heute auf acht von zehn Betrieben zu. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Insbesondere die Gewinnung von Fachkräften, aber auch Belastungen durch Lohnkosten, hohe Fehlzeiten, Weiterbildungsbedarf sowie die Überalterung der Belegschaft machen den Betrieben zu schaffen. „Der Fachkräftemangel bleibt über Branchengrenzen hinweg das am häufigsten genannte Problem“, erklärt IAB-Forscher Michael Oberfichtner. Zwei von drei Betrieben bezweifeln laut dem IAB-Betriebspanel, dass sie in Zukunft ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte gewinnen können. Im Baugewerbe sind diese Sorgen besonders stark ausgeprägt. Nur ein Viertel rechnet hier nicht mit Problemen.

Fünf Prozent aller Betriebe erwarten hingegen einen zu hohen Personalstand. Im Verarbeitenden Gewerbe fällt dieser Anteil mit 8 Prozent etwas höher aus. „Durch den schwachen Außenhandel sowie die Energiewende ist das Verarbeitende Gewerbe besonders betroffen“, erläutert IAB-Forscherin Ute Leber. Im Jahr 2024 fühlten sich 55 Prozent der Betriebe darüber hinaus durch hohe Lohnkosten belastet, was einem Anstieg von 12 Prozentpunkten im Vergleich zu 2022 entspricht. Insbesondere Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes sowie der Groß- und Einzelhandel beklagen überdurchschnittlich häufig eine solche Belastung.

Der Mangel an Arbeitskräften für einfache Tätigkeiten spielt aus betrieblicher Sicht hingegen eine geringere Rolle. Jeder dritte Betrieb gibt an, bei der Rekrutierung in diesem Segment Schwierigkeiten zu erwarten. Am stärksten betroffen sind hier das Gastgewerbe und sonstige Dienstleister, wozu beispielsweise die Arbeitnehmerüberlassung und Wachdienste gehören, sowie die Landwirtschaft und der Bergbau.

Die meisten Personalprobleme spielen in Westdeutschland eine etwas größere Rolle als in Ostdeutschland. Lediglich die Belastung durch Lohnkosten sowie die Überalterung werden anteilig von mehr ost- als westdeutschen Betrieben als Personalproblem genannt.

„Die Fachkräftesicherung hat in den Betrieben eine große Bedeutung“, so IAB-Forscher Christian Hohendanner. Weiterbildungsangebote, Personalentwicklung sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehen etwa die Hälfte der Betriebe als geeignete Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. „Eine Mehrheit der Betriebe hat den Bedarf an Fachkräften erkannt und hält es für wichtig, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen.“

Die Studie beruht auf Daten aus dem IAB-Betriebspanel, einer repräsentativen Befragung von rund 15.000 Betrieben. Der IAB-Kurzbericht ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-07.pdf.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer verzeichnet nach sieben Rückgängen in Folge erstmals wieder einen Anstieg. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gewinnt im April 0,3 Punkte dazu und liegt damit bei 98,6 Punkten. Das European Labour Market Barometer hingegen sinkt und steht im April bei 99,5 Punkten.

Beide Komponenten des IAB-Arbeitsmarktbarometers entwickeln sich im April positiv. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit in Deutschland steigt im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte, liegt aber weiterhin im deutlich negativen Bereich bei 97,1 Punkten. Die Beschäftigungskomponente steigt um 0,1 Punkte auf 100,0 Punkte und liegt somit genau auf der neutralen Marke. „In den Erwartungen der Arbeitsagenturen gibt es einen ersten Hoffnungsschimmer – mehr aber noch nicht“, berichtet Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB. „Die angekündigten Finanzpakete könnten einen Stimmungsumschwung bewirken, aber die Krise der Industrie und der Handelskonflikt belasten die Aussichten“, so Weber weiter.

Das European Labour Market Barometer fällt im April im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Punkte auf 99,5 Punkte. Der Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB entwickelt sich nach zuletzt zwei Anstiegen wieder negativ. „Die europäischen Arbeitsverwaltungen sehen weiter keine Wende zum Besseren in ihren Arbeitsmärkten“, so Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 16 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Spanien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labour Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus diesen beiden Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Das European Labour Market Barometer wird bei mittlerweile hinreichender Zeitreihenlänge diesen Monat erstmalig saisonbereinigt ausgewiesen. Die Skala der Barometer reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/.  

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/. Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Der einfache Zugang, die hohe Flexibilität und die Vereinbarkeit mit anderen Tätigkeiten sind die Hauptgründe für die Aufnahme einer Beschäftigung bei Online-Lieferdiensten. Allerdings dauern die Lieferservice-Jobs selten länger als ein Jahr. Meist kündigen die Beschäftigten selbst, weil sie die Arbeitsbedingungen als unangenehm und die Bezahlung als gering empfinden. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Mit 59 Prozent kündigen die meisten Beschäftigten von Online-Lieferdiensten, auch Gig-Worker genannt, ihren Job selbst. Zum Vergleich: Bei Hilfsarbeitskräften allgemein ist das mit 19 Prozent deutlich seltener der Fall.

Rund 60 Prozent der Gig-Worker, die gekündigt haben, geben an, dass der Job nur als vorübergehende Tätigkeit geplant war. Dies wird auch von den Hilfsarbeitskräften am häufigsten genannt. Deutliche Unterschiede zeigen sich aber vor allem im Hinblick auf die Kündigungsgründe: Gig-Worker nennen eine geringe Bezahlung und unangenehme Arbeitsbedingungen mit 44 beziehungsweise 41 Prozent um ein Vielfaches häufiger als Hilfsarbeitskräfte mit 10 beziehungsweise 20 Prozent.

Kündigungen durch Arbeitgeber kommen bei Gig-Workern ebenfalls häufiger vor als bei Hilfsarbeitskräften: Rund jeder fünfte beendete Job der Befragten wurde durch den Arbeitgeber gekündigt. Betriebliche Gründe wie Umstrukturierungen und nachlassende Arbeitsnachfrage spielen eine wesentlich geringere Rolle als für die Entlassung von Hilfsarbeitskräften. Gig-Worker hingegen geben deutlich häufiger an, dass es aufgrund von krankheitsbedingten Fehlzeiten zu einer Kündigung kam. Außerdem gibt rund jede zehnte Person, die von einer Lieferdienst-Plattform entlassen wurde, an, dass der Arbeitgeber mit ihrer Arbeitsleistung unzufrieden war. „Bei Online-Lieferdiensten scheint ein hoher Leistungsdruck zu herrschen, der vergleichsweise häufig zu Kündigungen führt. Die Leistung der Gig-Worker kann durch ihre Smartphones in Echtzeit erfasst und mittels Algorithmen kontrolliert werden“, so Martin Friedrich, Leiter der Gig-Economy Studie am IAB.

Die Studie beruht auf einer repräsentativen Befragung von 2.370 Gig-Workern bei 11 App-basierten Lieferdiensten und einer Vergleichsgruppe von 1.017 Hilfsarbeitskräften. Die Vergleichsgruppe besteht aus Beschäftigten, die nach der Berufsklassifikation der Bundesagentur für Arbeit eine Helfertätigkeit ausüben, und die in Städten leben, in denen auch Gig-Worker arbeiten.

Die Studie ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/app-basierte-lieferdienste-in-deutschland-warum-menschen-gig-work-aufnehmen-und-meist-schnell-wieder-beenden/.

Obwohl die Jugendarbeitslosigkeit seit 2010 insgesamt gesunken ist, hat die Quote der arbeitslosen Jugendlichen ohne abgeschlossene Ausbildung zugelegt. Dies ist vor allem in Ostdeutschland, seit der Corona-Krise aber auch im Westen der Fall. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

In Westdeutschland waren im Dezember 2024 193.600 Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren arbeitslos gemeldet. Die Jugendarbeitslosenquote lag 2024 bei 4,8 Prozent. 76 Prozent dieser Jugendlichen hatten keine abgeschlossene Berufsausbildung. In Ostdeutschland gab es zuletzt 59.300 arbeitslose Jugendliche – das entspricht einer Jugendarbeitslosenquote von 7,6 Prozent. Unter ihnen haben 80 Prozent keinen beruflichen Abschluss.

Gegenüber 2010 fiel die Jugendarbeitslosenquote in Ostdeutschland bis 2024 zwar um 1,7 Prozentpunkte, damals hatte allerdings noch jede*r zweite arbeitslose Jugendliche einen Berufsabschluss. Im Westen blieb die Jugendarbeitslosenquote über die vergangenen Jahre insgesamt stabil. Zwischen 2010 und 2024 stieg sie um 0,2 Prozentpunkte auf nun 4,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote von Jugendlichen ohne beruflichen Abschluss stieg seit der Corona-Krise von 2,6 auf 3,6 Prozent. 2010 hatten hier noch 58 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen keinen Berufsabschluss. „Im internationalen Vergleich fällt die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland zwar relativ niedrig aus. Jugendliche ohne beruflichen Abschluss haben es aber schwer, Arbeit zu finden“, so IAB-Forscher Holger Seibert.

Zentral für die Höhe der Jugendarbeitslosigkeit ist unter anderem die Lage am regionalen Ausbildungsmarkt, denn wer einer Ausbildung nachgeht, ist währenddessen nicht arbeitslos und hat anschließend mit einem Abschluss bessere Beschäftigungschancen. Hier zeigen sich regional große Unterschiede: Das betriebliche Ausbildungsplatzangebot ist bezogen auf die Schulabgänger*innen  in Ostdeutschland seit Beginn der 2010er Jahre deutlich zurückgegangen: Gab es 2012 noch 80 Lehrstellen auf 100 Schulabgänger*innen, waren es 2023 noch 63. In Westdeutschland besteht seit 2014 hingegen ein umgekehrter Trend: Das Verhältnis ist von 61 zu 100 auf 75 zu 100 im Jahr 2023 angestiegen. Deutschlandweit gibt es große Unterschiede in den Agenturbezirken. Neben Ostdeutschland ist das relative Lehrstellenangebot beispielsweise auch im Ruhrgebiet oder in Südhessen weniger gut. Auffällig ist auch, dass in Regionen, in denen mehr Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen, die Jugendarbeitslosigkeit höher ausfällt. „Die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit muss bereits Aufgabe des allgemeinbildenden Schulsystems sein und nicht allein die der Ausbildungs- und Arbeitsmarktakteure“, so Seibert. Die Studie beruht auf Zahlen der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, des Bundesinstituts für Berufsbildung sowie der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Die Jugendarbeitslosenquote bezieht sich auf die Zahl der zivilen Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-05.pdf.

Die schwache Entwicklung der Wirtschaft hält nun schon im dritten Jahr an und wirkt sich mittlerweile in stärkerem Ausmaß negativ auf die regionalen Arbeitsmärkte aus. Obgleich in den meisten Bundesländern und dem Großteil der Agenturbezirke die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 2025 noch leicht zunehmen dürfte, erwartet das IAB für fünf der 16 Bundesländer und 38 Prozent der Agenturbezirke mittlerweile rückläufige Beschäftigungszahlen. Die Arbeitslosigkeit nimmt überall zu. In Ostdeutschland dürfte die Arbeitslosenquote 2025 um 0,3 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent etwas stärker zunehmen als in Westdeutschland, wo sie um 0,2 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent steigt. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Die größten relativen Anstiege bei den Arbeitslosenzahlen gibt es der Prognose zufolge in Bayern mit 7,3 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit 7,2 Prozent. Dies entspricht einem Anstieg der Arbeitslosenquote in Bayern um 0,2 Prozentpunkte und in Mecklenburg-Vorpommern um 0,5 Prozentpunkte gegenüber 2024. Während in Bayern weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote mit 3,9 Prozent erwartet wird, weist Mecklenburg-Vorpommern mit 8,5 Prozent, nach den Stadtstaaten Bremen mit 11,6 Prozent und Berlin mit 10 Prozent, die dritthöchste Quote aller Bundesländer auf. Die geringsten relativen Anstiege bei den Arbeitslosenzahlen gibt es der Prognose zufolge in Thüringen mit 1,9 Prozent, Brandenburg mit 3,6 Prozent, Rheinland-Pfalz mit 3,7 Prozent und Niedersachsen mit 3,8 Prozent. „Trotz der zum Teil hohen relativen Anstiege in der Zahl der Arbeitslosen bleibt das bekannte regionale Gefälle der Arbeitslosenquoten erhalten: Die Arbeitslosenquoten der süddeutschen Bundesländer sind auch 2025 niedriger als im Rest Deutschlands“, so IAB-Forscherin Antje Weyh.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dürfte 2025 insgesamt nur geringfügig wachsen – in Westdeutschland steigt sie um 0,3 Prozent, in Ostdeutschland hingegen sinkt sie um 0,2 Prozent. Am stärksten steigt die Beschäftigung in Hamburg mit 0,5 Prozent sowie in Schleswig-Holstein und Hessen mit jeweils 0,4 Prozent. Die stärksten Rückgänge in der Beschäftigung werden für das Saarland mit 0,9 Prozent sowie Sachsen-Anhalt und Thüringen mit jeweils 0,8 Prozent erwartet.

„Die Dynamik des Arbeitsmarktes hängt weiterhin entscheidend von aktuellen Entwicklungen ab. Eine schnelle Entfaltung des Finanzpaketes und eine Beilegung der Handelskonflikte würden die Entwicklung der regionalen Arbeitsmärkte begünstigen“, erklärt IAB-Forscher Rüdiger Wapler. Risiken gingen vor allem von eskalierenden Handelsstreitigkeiten mit den USA aufgrund der starken außenwirtschaftlichen Verflechtungen aus.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-04.pdf.

Eine Übersicht zur Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, der Arbeitslosen differenziert nach Rechtskreisen und der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sowie der Arbeitslosenquote für Bundesländer und Arbeitsagenturbezirke finden Sie hier: https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/Regionale_Arbeitsmarktprognosen_2501.pdf.

Ein begleitendes Interview zur Regionalprognose mit IAB-Forscher Rüdiger Wapler lesen Sie hier: https://www.iab-forum.de/eine-sinkende-beschaeftigung-erwarten-wir-in-fuenf-bundeslaendern-und-in-mehr-als-einem-drittel-der-agenturbezirke.

Deutschland ist seit Ende 2022 in einer Rezession. Dennoch ist der Anteil der Betriebe, die Personalabgänge zu verzeichnen haben, 2024 mit 29 Prozent niedriger als 2022 mit 31 Prozent. Die Personalabgänge haben in der Krise demnach nicht zugenommen. Vielmehr hielten die Betriebe auch 2024 trotz Rezession weiterhin stark an ihren Beschäftigten fest. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Grafik Aktuell des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

In den Jahren 2013 bis 2019 mit guter konjunktureller Lage haben Betriebe verstärkt Personal eingestellt und Beschäftigte den Arbeitgeber häufig gewechselt, bevor die Coronakrise in den Jahren 2020 und 2021 zu einem starken Einbruch bei den Personaleinstellungen führte. In diesem Zeitraum sank auch der Anteil der Betriebe mit Personalabgängen sowie der Anteil der Beschäftigten, die ihren Betrieb verließen. Bis zum Jahr 2022 entspannte sich die Situation am Arbeitsmarkt wieder: Der Arbeitskräftebedarf der Betriebe erhöhte sich und erreichte nahezu das Vorkrisenniveau. Die darauffolgende wirtschaftliche Eintrübung führte jedoch 2023 zu einem erneuten Rückgang der Personaleinstellungen und -abgänge – der sich auch 2024 fortsetzte.

Die Personalabgangsrate, also der Anteil der Personen, die den Betrieb verlassen haben, an allen Beschäftigten, sank seit 2022 geringfügig und lag 2024 bei 5,8 Prozent – und damit niedriger als 2018 und 2019, zwei Jahre mit wesentlich besserer wirtschaftlicher Situation. „Die niedrige Personalabgangsrate stabilisierte die Beschäftigung in der Rezession seit 2022“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. Die Arbeitslosigkeit steigt seit 2022 vor allem deswegen an, weil Betriebe weniger einstellen und die Chancen gesunken sind, einen neuen Job zu finden.

Derzeit liegt der Anteil der Betriebe, die Personalzugänge beziehungsweise -abgänge verzeichnen, deutlich unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre 2017 bis 2019. „Der Rückgang der Personalfluktuation ist insofern problematisch, als dieser das Tempo der wirtschaftlichen Transformation tendenziell verzögert. Dadurch wird auch der erforderliche Personalaufbau in Branchen mit hohem Wachstumspotenzial gebremst“, so IAB-Forscherin Barbara Schwengler. 

Die Studie beruht auf Daten aus dem IAB-Betriebspanel, einer jährlichen Betriebsbefragung in Deutschland. Der Beitrag ist als Grafik Aktuell abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/graphs/die-aktuelle-eintruebung-am-arbeitsmarkt-fuehrt-zu-einem-rueckgang-der-personalfluktuation/.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im März zum siebten Mal in Folge. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht um 0,3 Punkte im Vergleich zum Vormonat zurück und liegt damit bei 98,2 Punkten. Das European Labour Market Barometer stabilisiert sich dagegen im März bei 99,6 Punkten.

Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt im März im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 96,5 Punkte und befindet sich damit im deutlich negativen Bereich. „Perspektivisch stehen große Investitionspakete im Raum, aber die Arbeitsmarktaussichten für die nächsten Monate sind trüb“, berichtet Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB.

Auch die Beschäftigungskomponente verzeichnet ein Minus von 0,1 Punkten und liegt mit 99,9 Punkten erstmalig außerhalb der Covid-19-Pandemie unter der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die Arbeitsagenturen gehen aktuell nicht mehr davon aus, dass die Beschäftigungsgewinne in Bereichen wie Pflege oder Erziehung die Verluste der Industrie überkompensieren werden“, so Weber.

Das European Labour Market Barometer stagniert mit 99,6 Punkten im leicht negativen Bereich. Der tendenzielle Abwärtstrend ist seit Februar allerdings vorerst gestoppt. „Die europäischen Arbeitsmärkte könnten die Talsohle erreicht haben – einen Aufschwung macht das aber noch nicht“, so Weber. Die Entwicklung in den europäischen Staaten verläuft jedoch uneinheitlich: Der Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB verzeichnet genauso viele Zunahmen wie Abnahmen in den europäischen Ländern.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Spanien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labour Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus diesen beiden Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala der Barometer reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/.  

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Immer mehr Betriebe in Deutschland berichten von Problemen bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen: Konnten 2013 noch 29 Prozent der Betriebe mit Ausbildungsangeboten nicht alle offenen Ausbildungsstellen besetzen, waren es 2023 bereits 51 Prozent. Als Hauptgrund nennen die befragten Betriebe den generellen Mangel an (geeigneten) Bewerbungen. Doch berichtet inzwischen auch jeder vierte Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsplätzen, dass geeignete Bewerber*innen abspringen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Gab 2013 rund jeder dritte Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsplätzen an, dass sich nicht genug Personen auf die angebotenen Ausbildungsstellen beworben haben, waren es 2023 mit 57 Prozent mehr als die Hälfte. Dass sich Bewerber*innen anderweitig entschieden haben, wird im Vergleich zum generellen Fehlen von geeigneten Bewerbungen deutlich seltener als Grund genannt. Inzwischen führen ihn aber 27 Prozent der betroffenen Betriebe an; zehn Jahre zuvor waren es 23 Prozent. „Die bereits aus dem Mangel an Bewerbungen entstandene Problematik wird dadurch weiter verschärft und dürfte die betrieblichen Handlungsmöglichkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen teils deutlich einschränken“, so IAB-Forscherin Ute Leber.

Großbetriebe mit 500 und mehr Beschäftigten nennen Absprünge von Bewerber*innen besonders häufig als einen der Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen. Aber auch 28 Prozent der Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten haben mit dem Phänomen zu tun. 2013 waren es noch 19 Prozent. „Das Phänomen „Ghosting“ kann mit hohen betrieblichen Kosten verbunden sein, da nicht nur bereits in den Rekrutierungsprozess geflossene Investitionen verloren gehen. Es besteht auch die Gefahr, dass zum Beginn des Ausbildungsjahres keine passende Neubesetzung mehr erfolgen kann. Die Ausbildungsstelle bleibt dann unbesetzt und das Potenzial der Fachkräftequalifizierung ungenutzt“, erklärt IAB-Forscherin Barbara Schwengler.

Insbesondere Betriebe aus den Bereichen Finanz- und Versicherungswesen/unternehmensnahe Dienstleistungen sowie Verkehr, Information und Kommunikation berichteten im Jahr 2023 deutlich häufiger davon, dass Personen nach ihrer Bewerbung abgesprungen sind, als im Jahr 2013. „Die Ergebnisse verdeutlichen, wie sehr sich der Ausbildungsmarkt von einem Anbieter- zu einem Bewerbermarkt gewandelt hat“, ordnet Margit Ebbinghaus, Co-Autorin vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ein.

Die Analyse beruht auf Daten des IAB-Betriebspanels, einer regelmäßigen, repräsentativen Betriebsbefragung. Auf Basis der Daten ist keine Aussage darüber möglich, zu welchem Zeitpunkt im Stellenbesetzungsprozess der Rückzug ausbildungsinteressierter Personen erfolgt ist. Der Beitrag ist abrufbar im IAB-Forum: https://iab-forum.de/doch-lieber-woanders-hin-wenn-geeignete-bewerberinnen-und-bewerber-abspringen-verschaerft-dies-probleme-bei-der-besetzung-von-ausbildungsplaetzen.