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Begriffliche Abgrenzung, Bestimmungsgründe, Verknüpfungen, Wirkungen und ungelöste Probleme.

Unbezahlten Aktivitäten wird in der Literatur eine deutlich geringere Aufmerksamkeit als der bezahlten Beschäftigung gewidmet, obwohl sie von allgemeinem Interesse sind und uns in unserem Leben überall begegnen. In verschiedenen Disziplinen wie der Ökonomik, der Soziologie und den politischen Wissenschaften spielen sie eher eine untergeordnete Rolle. Ein Überblick über die verschiedenen Forschungsfelder soll deutlich machen, wie heterogen die Thematik abgehandelt wird und zu welchen Ergebnissen die vorliegende Empirie und eigene Untersuchungen kommen. Es geht darum aufzuzeigen, wovon unbezahlte Hausarbeit, unbezahlte Überstunden, Ehrenamtstätigkeit und Beteiligung an Bürgerinitiativen abhängen und wie sich diese auf die Spendentätigkeit und die Lebenszufriedenheit auswirken.

Der Beitrag nimmt nach rund einem Jahr Bürgergeldreform eine erste empirische Zwischenbilanz aus der Perspektive von Jobcenter-Beschäftigten vor.

Im Januar 2023 hat in Deutschland das Bürgergeld das System der Grundsicherung abgelöst, begleitet von zahlreichen politischen und medialen Kontroversen. Der Beitrag nimmt nach rund einem Jahr Bürgergeldreform eine erste empirische Zwischenbilanz aus der Perspektive von Jobcenter-Beschäftigten vor.

Auf der Basis einer standardisierten Online-Befragung (n=2.008) unter den Beschäftigten in acht Jobcentern in Nordrhein-Westfalen im Frühjahr 2024 beleuchten wir in dem Beitrag eine Vielzahl verschiedener Indikatoren, die von Einschätzungen zu Sanktionen, Schonvermögen, Leistungsanreizen, Weiterbildung bis hin zu übergeordneten Fragen als wirksam erachteter Maßnahmen zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit reichen.

Die empirischen Befunde zeigen zwar eine Reihe positiver Einschätzungen zu vereinzelten Reforminhalten wie Bagatellgrenzen und den neuen Coaching-Maßnahmen, offenbaren in Summe aber eine recht reformaverse Beurteilung der Bürgergeld-Reform. Dabei legt die Analyse offen, dass dies vor allem die antizipierten negativen Effekte der Reform auf die Bürgergeldbeziehenden und weniger die individuelle negative Betroffenheit betrifft und zudem grundlegend aktivierende Workfare-Maßnahmen wie die Pflicht zur Aufnahme gemeinnütziger Arbeit bei erfolgloser Stellensuche eine unvermutet hohe Zustimmung finden.

Vor dem Hintergrund der Befragungsergebnisse diskutiert der Beitrag abschließend Erklärungsansätze für die breite Reformaversion unter Jobcenter-Beschäftigten sowie die zukünftigen Herausforderungen der Governance des Bürgergeldes und die Bedeutung der Evaluationsforschung wie auch der politischen Kommunikation in diesem Zusammenhang.