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Publikation

Unter der erschütterten Oberfläche

Beschreibung

"Unser Fokus liegt auf einem Teil der Haushalte, die von der Krise betroffen sind, und denen es gelingt, auch unter den widrigen Bedingungen besser zurechtzukommen als zu erwarten wäre, oder ihre widrige Lebenslage sogar zu verbessern oder zu verlassen.<br> Resilienz im Kontext einer soziologischen Armuts- und Vulnerabilitätsforschung meint ebendies - die Fähigkeit mancher Personen oder Haushalte, im Hinblick auf sozioökonomische Lage, psychosoziale Stabilität und soziale Integration besser dazustehen als andere Betroffene, besser als das unter ähnlichen Umständen normalerweise zu erwarten wäre. (...). Für Resilienz in sozioökonomischen Zusammenhängen spielen externe und interne, soziale, ökonomische, kulturelle und psychische Ressourcen eine Rolle, aber auch die Fähigkeit, sie zu mobilisieren und in eine Praxis oder Lebensweise zu verschmelzen.<br> Im Forschungsprojekt RESCuE, das diesem Aufsatz zugrunde liegt, zeigt sich erstaunlicherweise, dass der Ausbau, die Wiederaufnahme und Weiterentwicklung von residualen Wirtschaftspraktiken unterhalb und außerhalb der Norm außerhäusiger Erwerbsarbeit für die Verringerung von Vulnerabilität eine erhebliche Rolle spielen. Diese Praktiken umfassen vieles - ähnlich wie in der ,mixed economy' englischer Landarbeiterhaushalte im 18. Jahrhundert: Subsistenzproduktion und Eigenarbeit, Wildbeutertum, Allmendenutzung, Gaben-, Natural- und Dienstleistungstausch in nicht-marktlichen Netzwerken, Sparsamkeit und Wiederverwendung, Kleinunternehmertum und Lohnarbeit, auf informellen Märkten, in Kombination mit kleiner oder instabiler formaler Erwerbsarbeit oder wohlfahrtsstaatlichen Leistungen, geförderter Arbeit oder Ehrenämtern.<br> (...) Anhand von drei Fällen vulnerabler Familien in Spanien, Griechenland und Deutschland wird im folgenden Abschnitt demonstriert, welche Bedeutung gerade informelle Aktivitäten und Vernetzungen bei der Entwicklung von Resilienz in sozioökonomischen Krisen und widrigen Lebenssituationen spielen." (Textauszug, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Promberger, Markus, Theodosia Marinoudi & María Paz Martín Martín (2016): Unter der erschütterten Oberfläche. Sozioökonomische Praktiken, Zivilgesellschaft und Resilienz in der europäischen Krise. In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Jg. 29, H. 3, S. 86-97.