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Publikation

Wer nimmt die Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) in Anspruch? Eine Prozessdatenanalyse

Beschreibung

"Berufliche Weiterbildung und Neuorientierung gewinnen im Zuge der Digitalisierung und des demografischen Wandels weiter an Bedeutung. Um Menschen bei der beruflichen Orientierung zu unterstützen, hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) in den letzten Jahren verschiedene Berufsberatungsangebote (weiter-)entwickelt. Die Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) richtet sich dabei an Menschen, die im Erwerbsleben stehen. Ein zentrales Ziel ist es, diesen dabei zu helfen, die eigene berufliche Perspektive besser einzuschätzen. Zielgruppen sind vorrangig Erwerbstätige, insbesondere solche mit niedriger Qualifikation, die vor einer beruflichen Neu- bzw. Umorientierung stehen sowie Personen vor einem beruflichen Wiedereinstieg. Daneben richtet sich das Angebot an Arbeitslose im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung, die berufliche Vorerfahrungen und einen erhöhten beruflichen Beratungs- und Orientierungsbedarf haben. Dieser Forschungsbericht nutzt erstmalig neu erschlossene Forschungsdaten zu den beratenen Personen und verknüpft diese mit den Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB sowie dem Betriebs-Historik-Panel (BHP). Die IEB enthalten unter anderem Informationen zu Zeiten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, der registrierten Arbeitssuche, des Bezugs von Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II sowie zur Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Aus dem BHP lassen sich Informationen zum Beschäftigungsbetrieb ergänzen. Da sich das Angebot im Untersuchungszeitraum an verschiedene Zielgruppen richtete, differenziert der Bericht zwischen Personen, die zum Zeitpunkt der Erstberatung a) sozialversicherungspflichtig beschäftigt, b) arbeitslos im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) oder c) in einem sonstigen Status waren – unter die letzte Kategorie fallen auch potenzielle Wiedereinsteiger*innen in den Arbeitsmarkt. Für die Beschäftigten wird eine Referenzgruppe aus Personen gebildet, die zu einem Stichtag beschäftigt waren. Eine Referenzgruppe für die Arbeitslosen setzt sich aus Zugängen in Arbeitslosigkeit zusammen. Für die sonstigen Personen lässt sich keine Referenzgruppe bilden, da für sie zum ersten Beratungstermin größtenteils keine Informationen in den administrativen Daten der BA vorliegen. Das Analysesample enthält 45.000 Beschäftigte, knapp 9.000 Arbeitslose sowie rund 17.500 sonstige Personen, die im Jahr 2021 mindestens einen ersten Beratungstermin wahrgenommen haben und für die einige zusätzliche Bedingungen erfüllt waren. Verglichen mit den Referenzgruppen ergeben sich für das Analysesample annäherungsweise Beratungsquoten von 0,16 Prozent für Beschäftigte und 0,64 Prozent für Arbeitslose im Rechtskreis SGB III. Der Bericht untersucht dann, welche Merkmale die drei Gruppen beratener Personen aufweisen, für die ersten beiden Gruppen auch im Vergleich zu den Referenzgruppen. Neben individuellen Merkmalen der Personen lassen sich auch Merkmale des letzten oder aktuellen Arbeitgebers auswerten. Im Ergebnis zeigt sich insbesondere ein starker Alterseffekt: Die BBiE richtete sich in allen drei Gruppen eher an Jüngere – in der Gruppe der Beratenen liegt der Anteil der Personen bis zu 35 Jahren über dem in der Referenzgruppe, der Anteil derer ab 46 Jahren deutlich darunter. Ein zweiter starker Effekt zeigt sich beim Geschlecht: Je nach Gruppe liegt der Frauenanteil bei den Beratenen zwischen gut der Hälfte und zwei Dritteln und über dem Frauenanteil in den Referenzgruppen. Beratene Beschäftigte hatten im aktuellen Job ein (gemessen am Median) deutlich geringeres Bruttotagesentgelt als Personen in der Referenzgruppe und arbeiteten häufiger in Teilzeit. Darüber hinaus findet sich eine Vielzahl kleinerer Unterschiede zwischen den Beschäftigten und Arbeitslosen sowie den jeweiligen Referenzgruppen." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Heusler, Anna, Julia Lang & Gesine Stephan (2023): Wer nimmt die Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) in Anspruch? Eine Prozessdatenanalyse. (IAB-Forschungsbericht 21/2023), Nürnberg, 33 S. DOI:10.48720/IAB.FB.2321

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