Weiterbildungsbeteiligung und Weiterbildungshürden bei Arbeitsuchenden und Erwerbstätigen
Beschreibung
"Trotz der hohen Bedeutung, die der Weiterbildung in der modernen Arbeitswelt zukommt, nehmen nicht alle Personengruppen gleichermaßen an Weiterbildung teil. Unser Beitrag gibt einen Einblick in die Strukturen der Weiterbildungsbeteiligung und versucht, mögliche Hürden zu identifizieren, die die Weiterbildungsteilnahme erschweren oder verhindern. Dazu präsentieren wir Ergebnisse aus der Erwachsenenstudie des Nationalen Bildungspanels (NEPS-SC6) und betrachten neben der non-formalen, kursförmig organisierten Weiterbildung auch informelle Lernaktivitäten, wie z.B. das Lesen von Fachliteratur. In unseren Auswertungen differenzieren wir zwischen Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden. Unsere Analysen zeigen zunächst, dass die Weiterbildungsbeteiligung eng mit der Qualifikation und dem Alter zusammenhängt. So nehmen (erwerbstätige und arbeitsuchende) Höherqualifizierte und mittlere Altersgruppen häufiger an non-formaler Weiterbildung teil als geringqualifizierte sowie jüngere und ältere Personen. Bezüglich der Teilhabe an informeller Weiterbildung finden wir dagegen einen Zusammenhang nur für die Qualifikation, nicht aber für das Alter. Unterschiede zwischen non-formaler und informeller Weiterbildung sind zudem auch beim Geschlecht zu beobachten: Arbeitsuchende und erwerbstätige Frauen nehmen häufiger an non-formaler Weiterbildung teil, Männer dagegen häufiger an informellen Lernaktivitäten. Auch zeigen unsere Analysen für die Gruppe der Erwerbstätigen, dass Personen mit höheren Kompetenzen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) häufiger an non-formaler und an informeller Weiterbildung partizipieren als Personen mit geringeren Kompetenzen in diesem Bereich. Für die Gruppe der Arbeitsuchenden ergibt sich ein solches Muster lediglich für die informelle, nicht aber für die non-formale Weiterbildung. Neben Faktoren wie der Qualifikation, dem Alter, dem Geschlecht und der Kompetenzausstattung betrachten wir auch weitere Merkmale, die Hürden für die Weiterbildungsbeteiligung darstellen können. Hier ist zu erkennen, dass die Weiterbildungsbeteiligung in einem engen Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand steht. Dabei scheint ein schlechter Gesundheitszustand vor allem in der Gruppe der Arbeitsuchenden ein Hemmnis der Weiterbildungsteilnahme zu sein. Darüber hinaus beeinflussen die individuellen Erwartungen an den Nutzen und die Kosten einer Weiterbildung die Teilnahmewahrscheinlichkeit. Wenig überraschend gilt, dass die Weiterbildungsbeteiligung höher ist, wenn damit relativ große Nutzen- und relativ geringe Kostenerwartungen verbunden sind. Eine bedeutende Rolle spielt unseren Analysen zufolge auch die Information über Weiterbildungsangebote. Vor allem Arbeitsuchende fühlen sich häufig nur schlecht über Weiterbildungsmöglichkeiten informiert. Hier zeigt sich: Je weniger Information vorliegen, desto geringer ist die Weiterbildungsbeteiligung – und zwar sowohl bei den Erwerbstätigen als auch bei den Arbeitsuchenden. Schließlich ist auch die Weiterbildungsmotivation für eine Teilnahme von Bedeutung; allerdings kann nicht jeder, der eine Weiterbildung plant, diese auch tatsächlich umsetzen. Insgesamt deuten unsere Analysen darauf hin, dass die Weiterbildungsbeteiligung mit einer Vielzahl an Faktoren zusammenhängt, die Ansatzpunkte bieten, die Weiterbildungsteilnahme künftig zu verbessern. Mögliche Maßnahmen, um die Weiterbildungsbeteiligung zu erhöhen, betreffen etwa den Ausbau von Beratungs- und Informationsaktivitäten oder ein besseres Angebot an digitalen Lernformen, die den besonderen Bedürfnissen bestimmter Personengruppen eher gerecht werden können." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Helbig, Laura, Carlotta Hesener, Ute Leber, Annette Trahms & Basha Vicari (2025): Weiterbildungsbeteiligung und Weiterbildungshürden bei Arbeitsuchenden und Erwerbstätigen. (IAB-Forschungsbericht 26/2025), Nürnberg, 43 S. DOI:10.48720/IAB.FB.2526
