Steuer-Transfer-Mikrosimulation
Beschreibung
Simulationsmodelle in den Sozialwissenschaften lassen sich allgemein als eine Art Modellierung verstehen, in der komplexe Zusammenhänge vereinfacht und formalisiert werden, so dass der Einfluss einzelner Größen oder Modellkomponenten auf Ergebnisgrößen simuliert werden kann. Man unterscheidet statische und dynamische Simulationsmodelle. Besonders häufige Anwendung finden statische Modelle zur Simulation von Steuern und Transfers auf Individual- und Haushaltsebene. Mit der Verfügbarkeit umfassender Individualdatensätze wurden in den letzten Jahren in vielen Ländern Steuer-Transfer-Mikrosimulationsmodelle (STMS-Modelle) entwickelt, die die Steuerbelastung und die Transferansprüche einzelner Haushalte eines Datensatzes berechnen. Der Beitrag erläutert die zentralen Schritte bei der Konstruktion von STMS-Modellen (Präzisierung der Fragestellung, Auswahl der zu berücksichtigenden rechtlichen Regelungen, Simulationsstichprobe, Daten, Imputationen, Hochrechnung, Fortschreiben der Datenbasis, Validierung, Arbeitsangebotsschätzung und -prognose). STMS-Modelle eignen sich insbesondere zur Ex-ante-Analyse der Auswirkungen von Änderungen im Steuer-Transfer-System auf einzelne Haushalte. Neben der Prognose von Effekten dienen STMS-Modelle auch der Analyse des Steuer-Transfer-Systems im Status quo. Sie können sowohl zur Analyse des bestehenden Steuer-Transfer-Systems einschließlich der Effekte bereits in der Vergangenheit umgesetzter Regelungsänderungen als auch zur Ex-ante-Prognose hypothetischer Regelungsänderungen eingesetzt werden. Da sich STMS-Modelle nicht nur zur Schätzung der quantitativen Effekte von Reformen eignen, sondern auch Hinweise auf deren Zustandekommen geben, erscheint ihre Anwendung im Rahmen der Hartz-Evaluation besonders relevant. (IAB)
Zitationshinweis
Jacobebbinghaus, Peter (2004): Steuer-Transfer-Mikrosimulation. In: T. Hagen & A. Spermann (2004): Hartz-Gesetze : methodische Ansätze zu einer Evaluierung (ZEW-Wirtschaftsanalysen, 74), S. 73-83.