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Publikation

Die deutsche Wirtschaft in der Pandemie

Beschreibung

"Der Ausbruch der Corona-Pandemie zu Beginn des Jahres 2020 beendete die längste Wachstumsphase der Wirtschaft im wiedervereinten Deutschland. Schon die erste Welle der Corona-Krise bedeutet einen großen Einschnitt in die Geschäftstätigkeit vieler Betriebe in Deutschland, etwa zwei Drittel aller Betriebe in West- und Ostdeutschland sind zum Befragungszeitpunkt, d.h. zwischen Juni und Oktober 2020, von negativen Auswirkungen der Pandemie oder den Maßnahmen zu ihrer Eindämmung betroffen. Den Rückgang der Nachfrage bezeichnen 85 Prozent und damit mit Abstand die meisten Betriebe in Deutschland als problematisch. Behördlich angeordnete Schließungen wirkten sich auf die Geschäftstätigkeit etwa eines Drittels der Betriebe negativ aus. Vor allem betroffene kleine (neun Prozent) und Kleinstbetriebe (zwölf Prozent) sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Unter den Betrieben in Beherbergung und Gastronomie und den Übrigen personennahen Dienstleistungen ist der Anteil existenzbedrohter Betriebe besonders hoch. Viele Betriebe passen sich mit Umstellungen in ihrer Geschäftstätigkeit und personalpolitischen Maßnahmen der neuen Situation an. Am häufigsten sind verschiedene Formen der kurzfristigen Arbeitszeitanpassung zu beobachten, neben dem Ausgleich von Arbeitszeitkonten spielt v.a. die Anordnung von Kurzarbeit eine große Rolle. Für viele Betriebe gewinnt auch die Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsformen an Bedeutung. So hat insgesamt etwa ein Drittel der befragten Betriebe Möglichkeiten zur Heimarbeit für Ihre Belegschaft eingeführt oder erweitert. In Sektoren, in denen Arbeitsprozesse nicht immer die physische Anwesenheit des Personals erfordern, ist der Anteil mehr als doppelt so hoch. Daneben lässt sich feststellen, dass die Flexibilisierung der Arbeitszeit insbesondere durch die Nutzung von Teilzeitarbeitsmodellen stattfindet. Ein pandemiebedingter Abbau von Personal ist sowohl in westdeutschen als auch in ostdeutschen Betrieben eher selten zu beobachten. Allerdings hat sich die allgemeine Dynamik auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 2020 deutlich abgeschwächt, insbesondere in Kleinstbetrieben ist das Beschäftigungswachstum negativ. Der Fachkräftebedarf ist im Jahr 2020 erstmals rückläufig. Sowohl in westdeutschen als auch in ostdeutschen Betrieben ist ein Rückgang um etwa ein Drittel zu beobachten, was sich auch auf die Nichtbesetzungsquote auswirkt. Sie sinkt auf 32 Prozent in Westdeutschland und 37 Prozent in Ostdeutschland. Auch in der aktuellen Situation spielt die Berufsausbildung für viele Betriebe eine bedeutende Rolle für die Deckung des zukünftigen Fachkräftebedarfs, die Ausbildungsbeteiligung liegt bei etwa der Hälfte der berechtigten Betriebe. Die Befunde offenbaren allerdings auch, dass insbesondere kleine Betriebe und Betriebe in Ostdeutschland zunehmend Probleme bei der Suche nach geeigneten Ausbildungsinteressenten und deren Ausbildung haben. In einer multivariaten Analyse wird der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg eines Betriebes in der Vergangenheit und der Schwere der Betroffenheit von der Krise untersucht. Die Ergebnisse legen nahe, dass insbesondere die Ertragslage des Vorjahres einen hohen Einfluss auf die Wirkung der Pandemie in den Betrieben hat. Eine gute bis sehr gute Ertragslage in der Vergangenheit scheint demnach wie ein Puffer zu wirken, der die ersten Folgen und damit die negativen Auswirkungen der Pandemie abfedern kann. Die Arbeitsproduktivität und das Beschäftigungswachstum, wenngleich für die Schwere der Liquiditätsengpässe von ökonomischer Bedeutung, haben einen eher geringen Einfluss auf die Stärke der Corona-Effekte für die Betriebe." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Dettmann, Eva, André Diegmann, Matthias Mertens, Steffen Müller, Verena Plümpe, Ute Leber & Barbara Schwengler (2021): Die deutsche Wirtschaft in der Pandemie. (IAB-Forschungsbericht 11/2021), Nürnberg, 173 S.

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