Springe zum Inhalt

Jugendliche von Förderschulen mit dem Schwerpunkt „Lernen“ finden nur schwer Zugang zu einer Ausbildung und beenden diese oft nicht. Selbst wenn sie einen vergleichbaren Schulabschluss haben wie Jugendliche von Regelschulen bestehen die Probleme weiter. Das geht aus einer gemeinsamen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Etwa 23 Prozent der ehemaligen Förderschülerinnen und -schüler haben sechs Jahre nach dem Besuch der 9. Klasse noch keine Ausbildung gefunden. Bei den Jugendlichen von Regelschulen, die maximal einen Hauptschulabschluss erlangt haben, waren das dagegen 13 Prozent. Jugendliche von Förderschulen verbringen außerdem mehr Monate in berufsvorbereitenden Maßnahmen als ehemalige Regelschülerinnen und -schüler mit Hauptschulabschluss. Zudem hatten nur 35 Prozent der Jugendlichen von Förderschulen ihre Ausbildung im Zeitraum von September 2011 bis Oktober 2016 erfolgreich abgeschlossen, bei den Jugendlichen von Regelschulen waren das 43 Prozent.

Bis zum 20. Lebensjahr erhöht sich der Anteil Jugendlicher aus Förderschulen, die weder erwerbstätig noch in Ausbildung sind oder eine Schule besuchen, auf fast ein Drittel. Unter den Abgängerinnen und Abgängern von Regelschulen mit maximal Hauptschulabschluss ist dieser Anteil mit 16 Prozent nur halb so groß. „Dies deutet auf eine fehlende Integration in das Ausbildungssystem oder den Arbeitsmarkt hin“, so IAB-Forscher Malte Sandner. „Es wäre jedoch nicht zulässig, den Förderschulbesuch kausal für das schlechtere Abschneiden verantwortlich zu machen, da mit den vorliegenden Daten nicht ermittelbar ist, wie diese Jugendlichen an einer Regelschule abgeschnitten hätten“.

Schülerinnen und Schüler, die die Förderschule mit einem Hauptschulabschluss verlassen, weisen zwar eine höhere Beteiligung auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt auf als diejenigen ohne Hauptschulabschluss. Allerdings gelingt ihre Integration immer noch schlechter als bei Jugendlichen, die den Hauptschulabschluss an einer Regelschule erlangt haben: Sie sind kürzer in einer betrieblichen Ausbildung, weniger Zeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt und leben länger in Bedarfsgemeinschaften, die Grundsicherung für Arbeitssuchende beziehen. „Da Abgängerinnen und Abgängern von Förderschulen mit einem Hauptschulabschluss die Arbeitsmarktintegration wesentlich besser gelingt als denjenigen ohne Hauptschulabschluss, kann eine bessere Unterstützung an Förderschulen zur Erreichung eines Hauptschulabschlusses ebenfalls ein Weg für einen erfolgreichen Übergang sein“, erklärt Silke Anger, IAB-Forschungsbereichsleiterin „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“.

Die IAB-WZB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-22.pdf. Die Studie beruht auf den Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zu 1.628 Schülerinnen und Schülern, die im Herbst 2010 die 9. Klasse an verschiedenen Schulformen in Deutschland besucht haben.

In 2022 wird die Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern gegenüber dem Vorjahr zurückgehen. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Im Zuge der konjunkturellen Erholung rechnen wir für das Jahr 2022 auch mit einer deutlichen Erholung der regionalen Arbeitsmärkte. In nahezu allen Regionen steigt die Beschäftigung und sinkt die Arbeitslosigkeit“, berichtet die IAB-Forscherin Anja Rossen. Für Ost- und Westdeutschland werden im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nur geringe Unterschiede erwartet. Für Ostdeutschland prognostiziert die Studie von 2021 im Jahresdurchschnitt auf 2022 einen Rückgang von 12,1 Prozent gegenüber 10,8 Prozent für Westdeutschland.

Die in der IAB-Studie für das Jahr 2022 prognostizierten regionalen Arbeitslosenquoten, die sich auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen beziehen, fallen im Jahresdurchschnitt in den süddeutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg mit 3,4 bzw. 3,8 Prozent weiterhin am niedrigsten aus. Am höchsten werden sie 2022 laut Prognose nach wie vor in den Stadtstaaten Bremen mit 10,3 Prozent und Berlin mit 9,8 Prozent sein. Die Berechnungsweise der in der IAB-Studie prognostizierten regionalen Arbeitslosenquoten weicht von der Berechnungsweise der Arbeitslosenquote durch die Bundesagentur für Arbeit, die sich üblicherweise auf alle zivilen Erwerbspersonen bezieht, leicht ab, sodass die in der Studie genannten Quoten für alle Landesteile etwas höher liegen.

Bei der Beschäftigungsentwicklung gehen die Arbeitsmarktforscher für 2022 im Jahresdurchschnitt von einem bundesweiten Zuwachs aus. Das höchste Beschäftigungsplus erwarten sie in den Bundesländern Berlin mit 2,4 Prozent und Bayern mit 2,1 Prozent. Während für das Jahr 2021 noch ein nahezu identischer Beschäftigungsaufbau für Ost- und Westdeutschland vorhergesagt wird, fällt die Erwartung 2022 für Westdeutschland stärker aus als für Ostdeutschland. Damit ähnelt das prognostizierte Beschäftigungswachstum wieder den Entwicklungen vor Beginn der Covid-19-Pandemie.

Trotz der positiven Aussichten für die regionalen Arbeitsmärkte weisen die Prognosen für das Jahr 2022 eine hohe Unsicherheit auf, betonen die IAB-Forscher. „Der Fortgang der Covid-19-Pandemie und die daraus erwachsenden Konsequenzen für den Arbeitsmarkt, beispielsweise aufgrund von Material- und Lieferengpässen, sind nur schwer abzuschätzen“, erklärt IAB-Forscherin Antje Weyh.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-21.pdf.

Die betrieblichen Pläne zum Einsatz von Mobilarbeit weisen für die Zeit nach der Pandemie in sehr unterschiedliche Richtungen. Während rund zwei Drittel der Betriebe Homeoffice im selben Umfang ermöglichen wollen wie vor der Krise, möchte gut jeder zehnte Betrieb das Homeoffice-Angebot unter den Stand vor der Krise zurückfahren. Jeder fünfte Betrieb will dagegen die Homeoffice-Option gegenüber dem Vorkrisen-Niveau ausbauen. Das zeigt eine zwischen dem 05. und dem 20. Juli durchgeführte repräsentative Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

„Der Anteil der Betriebe, die die Homeoffice-Option ausbauen wollen, ist bei den Großbetrieben mit über 250 Mitarbeitenden sehr viel höher als bei kleinen und mittleren Betrieben.“ erklärt IAB-Forscher Christian Kagerl. So lag dieser Anteil bei Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitenden bei etwa 65 Prozent, bei Betrieben mit 50 bis 249 Mitarbeitenden bei gut 30 Prozent und bei Betrieben mit weniger als 50 Angestellten bei knapp 20 Prozent.

Die Pläne der Betriebe zur Zukunft des Homeoffice-Angebots nach der Pandemie sind im Laufe des letzten Jahres größtenteils stabil geblieben. Zu den Gründen, mehr oder weniger Homeoffice als vor der Krise anbieten zu wollen, wurden die Betriebe im Oktober 2020 befragt. Dabei zeigte sich, dass die Betriebe, die zukünftig mehr Homeoffice anbieten wollen als vor der Krise, dadurch vor allem die Flexibilität ihrer Beschäftigten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern möchten. „Beides geht häufig mit der Erwartung einher, sich damit als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.“, so IAB-Forscherin Laura Pohlan.

Knapp zwei Drittel der Betriebe, die Homeoffice nicht ausbauen oder sogar zurückfahren möchten, gab im Oktober 2020 an, dass sich die Tätigkeiten großer Teile ihrer Beschäftigten nicht wirklich für die Arbeit von zu Hause aus eignen. Gut die Hälfte der Betriebe führte als einen weiteren Hinderungsgrund die erschwerten Bedingungen der Zusammenarbeit auf Distanz an. Betriebe, die angaben, dass die Distanz die Zusammenarbeit erschwert, haben häufiger auch Bedenken, ihre Beschäftigten ungleich zu behandeln. Knapp 40 Prozent der Betriebe gab außerdem an, dass die Unternehmenskultur einer Ausweitung des Homeoffice entgegenstehe.

In der repräsentativen Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ werden monatlich etwa 1.500 bis 2.000 Betriebe zum Umgang mit der Corona-Krise befragt. Das IAB hat dabei mehrfach auch Daten zur Bedeutung von Homeoffice erhoben. Die Studie ist abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/homeoffice-in-der-corona-krise-leichter-rueckgang-auf-hohem-niveau

Der Anteil der Betriebe, die ihre liquiden Mittel für grundsätzlich ausreichend halten, ist über den Sommer von 34 Prozent im Mai auf 45 Prozent im September gestiegen. Das zeigt eine zwischen dem 6. und dem 20. September durchgeführte repräsentative Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

„Dieser Anstieg geht insbesondere auf die verbesserte Lage in kleinen Betrieben zurück“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. Der Anteil der kleineren Betriebe mit 10 bis 49 Beschäftigten, die ihre Liquiditätsreserven für grundsätzlich ausreichend halten, ist von 40 Prozent im Mai auf 48 Prozent im September gestiegen. Bei Kleinstbetrieben mit bis zu 9 Beschäftigten hat sich der Anteil im gleichen Zeitraum um 12 Prozent auf 43 Prozent erhöht. Bei größeren Betrieben hat sich die Liquiditätssituation dagegen kaum verändert.

Vor allem im Gastgewerbe und im Handel hat sich die Lage deutlich verbessert. Der Anteil der Betriebe im Gastgewerbe, die über ausreichend liquide Mittel verfügen, ist von 20 Prozent im Mai über 30 Prozent im Sommer auf 37 Prozent im September gestiegen. Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe im Gastgewerbe, deren Liquiditätsreserven eigenen Angaben zufolge maximal zwei Monate ausreichen, von einem Drittel im Mai auf 21 Prozent im September gesunken. Im Handel gaben 45 Prozent der Betriebe an, ausreichend liquide zu sein. Im Mai waren das noch 30 Prozent.

Auch die Zahl der Betriebe, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen, ist über den Sommer stark gesunken und liegt aktuell bei 5 Prozent. Im April sahen sich noch 13 Prozent der Betriebe in ihrer Existenz gefährdet.

Die positive Entwicklung macht sich auch im Einstellungsverhalten der Betriebe bemerkbar. Insgesamt übersteigen die vorgenommenen Einstellungen im September in 17 Prozent der Betriebe die Anzahl an Entlassungen. Vor allem im Gastgewerbe vergrößert aktuell mehr als ein Viertel der Betriebe ihre Belegschaft: „Das liegt insbesondere daran, dass die Einschränkungen der Geschäftsaktivitäten Stück für Stück zurückgefahren wurden“, so IAB-Vizedirektor Ulrich Walwei. „Für die Zukunft wird sicher viel von der weiteren Impfbereitschaft abhängen“.

Im Rahmen der IAB-Studie „Betriebe in der Covid-19-Krise“ werden seit August 2020 in regelmäßigen Abständen etwa 1.500 bis 2.000 Betriebe der Privatwirtschaft dazu befragt, wie sich die Covid-19-Pandemie auf verschiedene Bereiche ihrer Geschäftstätigkeit auswirkt. Die Befragungsstichprobe ist repräsentativ für die privatwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland.

Zum Download stehen unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/ADuI_BeCovid_W17.xlsx Tabellen zu den Ergebnissen aus der 17. Befragungswelle bereit. Tabellen und Grafiken aus früheren Befragungswellen können Sie ebenfalls herunterladen unter https://www.iab.de/de/daten/arbeitsmarktentwicklung.aspx.

Das European Labour Market Barometer ging im September zum dritten Mal in Folge zurück und nahm gegenüber dem August um 0,6 auf 103,7 Punkte ab. Der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt aber noch immer über dem Vorkrisenniveau und signalisiert eine weitere Verbesserung der Arbeitsmarktlage in den europäischen Staaten.

„Nach der Aufhebung der Lockdowns in vielen Ländern hatte es schnelle Erholungsreaktionen auf den europäischen Arbeitsmärkten gegeben. Die Erholung wird weitergehen, aber mit etwas gemäßigterem Tempo.“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Der Teilindikator des European Labour Market Barometer für die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen sinkt im Vergleich zum August um 1,5 Punkte und liegt im September bei 103,1 Punkten. Der Teilindikator für die künftige Entwicklung der Beschäftigung stieg dagegen leicht um 0,3 auf 104,3 Punkte. In einigen Ländern, etwa Bulgarien, Deutschland, Österreich, Polen, Portugal, der Schweiz und in Wallonien und damit auch beim European Labour Market Barometer insgesamt, liegt der Wert für die Beschäftigungskomponente jetzt wieder über dem Wert für die Komponente Arbeitslosigkeit. „Günstigere Erwartungen für die Beschäftigung als für die Arbeitslosigkeit waren vor der Krise der Normalfall.“, erklärt Weber.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, die Schweiz, Tschechien und Zypern. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate signalisiert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des Barometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). Für jede der teilnehmenden Arbeitsverwaltungen wird ein Barometer bestimmt, aus denen sich das europäische Barometer als gewichtetes Mittel ergibt.

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 17 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components abrufbar. Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://doku.iab.de/kurzber/2020/kb2120.pdf.

„Nachdem sich die Erholung im vierten Quartal 2021 abschwächt, wird die deutsche Wirtschaft 2022 wieder stärker wachsen“, erklärt IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber in der am Montag veröffentlichten IAB-Prognose für die Jahre 2021 und 2022. Insgesamt erwarten die Forscher für 2021 ein Jahreswachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 2,2 Prozent, für 2022 ein Wachstum von 3,8 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt laut der IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt 2022 um 290.000 Personen.

Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut der IAB-Prognose 2021 um rund 20.000 Personen sinken. Im Frühjahr 2022 wird sie aber das Vorkrisenniveau erreichen und im Jahresdurchschnitt um 560.000 Personen höher liegen als im laufenden Jahr. Bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rechnen die Forscherinnen und Forscher für 2022 mit einer Zunahme um 550.000 auf 34,42 Millionen. „Damit werden neue Rekordstände erreicht“, berichtet Weber. „Allerdings ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung noch deutlich von dem Wachstumspfad entfernt, der ohne die Krise erwartbar gewesen wäre“.

Die IAB-Forscherinnen und -Forscher rechnen für fast alle Wirtschaftsbereiche mit einem Beschäftigungsaufbau. Insbesondere für die Bereiche Gastronomie und Tourismus, Luft- und Landverkehr sowie Kultur-, Sport- und Messeveranstalter erwarten sie in der zweiten Jahreshälfte eine Erholung aus dem Lockdown. Den mit Abstand höchsten Beschäftigungsaufbau wird laut der Prognose der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit erreichen. Für 2021 erwarten die Forscherinnen und Forscher hier eine Zunahme von rund 240.000 Personen und für 2022 eine Zunahme von rund 230.000 Personen.

Mit der im Zuge der Erholung steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften werden Engpässe am Arbeitsmarkt wieder relevanter werden. „Das betrifft derzeit in Teilen auch Bereiche wie das Gastgewerbe, die während der Lockdowns viel Beschäftigung verloren haben und nun in kurzer Zeit wieder aufstocken müssen“, erklärt Weber. „Es zeigen sich wieder deutlich mehr Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen als noch bis Anfang des Jahres, allerdings weniger als vor der Krise“.

Laut der Prognose sinkt das Erwerbspersonenpotenzial 2021 mit 120.000 Personen das zweite Mal hintereinander. 2022 dürfte es bei einem kurzfristigen Nachholeffekt bei den Zuzügen nach Deutschland sowie einem Wiedereintritt vieler Arbeitskräfte nach dem Abflauen der Pandemie um 140.000 Arbeitskräfte zulegen.
Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-20.pdf.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer liegt im September niedriger als im Sommer und ist gegenüber dem August um 1,2 Punkte gesunken. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hält sich aber mit 106,2 Punkten auf einem höheren Wert als in allen Vorjahren.

Die Aussichten auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung zeigen insgesamt trotz des Rückgangs positive Signale. Die Beschäftigungskomponente erreicht mit 107,0 Punkten das höchste Niveau seit Anfang 2018. Die Komponente Arbeitslosigkeit des IAB-Arbeitsmarktbarometers sinkt im September zwar deutlich vom Höchststand um 2,6 Punkte auf 105,5, liegt aber insgesamt immer noch auf einem sehr positiven Wert. „Durch die Lieferengpässe in der Industrie wurde der Aufschwung etwas gebremst. Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Arbeitslosigkeit weiter zurückgeht, aber nicht mehr so schnell wie in den letzten Monaten“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Dies entspricht nun wieder dem vor der Krise üblichen Muster, nach dem die Beschäftigungserwartungen über denen für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit liegen. „Neben der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung legen jetzt auch die Minijobs wieder zu“, erklärt Weber. Das würde sich aber nicht auf die Arbeitslosigkeit auswirken, da diese durch die Aufnahme eines Minijobs nicht beendet würde. „Zudem kommen vermehrt Menschen zurück, die sich in der Corona-Krise vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hatten, wodurch die Beschäftigungserwartungen zusätzlich steigen“, so Weber.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des IAB-Arbeitsmarktbarometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe.
- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter www.iab.de/presse/abgrafik.

Im Vergleich zu der Zeit vor der Covid-19-Pandemie ist die allgemeine Lebenszufriedenheit von Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2020 auf einer Skala von 0 für sehr unzufrieden bis 10 für sehr zufrieden um 0,5 gesunken. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Dieser Einbruch ist untypisch für junge Menschen in diesem Lebensabschnitt. Er entspricht zum Beispiel dem drastischen Rückgang der Lebenszufriedenheit in Kriegsgebieten“, erklärt IAB-Forscher Malte Sandner. Die allgemeine Lebenszufriedenheit des ersten Corona-Abiturjahrgangs ist Ende 2020 im Vergleich zum Vorjahr von 7,3 auf 6,8 gesunken. Dagegen hat ist die durchschnittliche Lebenszufriedenheit der Gesamtbevölkerung im gleichen Zeitraum wesentlich weniger stark zurückgegangen.

Am wenigsten zufrieden mit ihrer allgemeinen Lebenssituation sind mit einem Wert von 6,6 Abiturientinnen und Abiturienten, die Ende 2020 noch keinen Bildungsweg eingeschlagen haben und sich in einem Überbrückungsjahr befinden. Für die Lebenszufriedenheit von denen, die bereits einen Bildungsweg gewählt haben, spielt der eingeschränkte Präsenzunterricht eine große Rolle: Mit einem Wert von 6,6 sind insbesondere diejenigen überdurchschnittlich unzufrieden, für die Lehrveranstaltungen oder Berufsschulunterricht gänzlich entfallen sind. Dagegen sind Abiturientinnen und Abiturienten, die Digitalunterricht angeboten bekamen, mit einem Wert von 6,9 etwas zufriedener. „Bei künftigen Abwägungen zu Infektionsschutzmaßnahmen müssen die starken negativen Auswirkungen der Schul- und Hochschulschließungen Berücksichtigung finden“, so IAB-Forscherin Sarah Bernhard.

Ungefähr jede sechste Schülerin beziehungsweise jeder sechste Schüler gibt an, dass die Covid-19-Pandemie die Entscheidung des ersten Bildungswegs nach dem Abitur stark beeinflusst hat. Unter diesen Umständen haben sich rund 47 Prozent der befragten jungen Erwachsenen für ein Studium unmittelbar nach dem Abitur entschieden. Von ihnen studieren mit 95 Prozent fast alle zu Hause und kennen ihre Hochschule hauptsächlich über digitale Audio- oder Video-Veranstaltungen. Für ein duales Studium haben sich direkt nach dem Schulabschluss 6 Prozent und für eine Ausbildung 9 Prozent der Befragten entschieden. Auszubildende sind von den Einschränkungen aufgrund der Eindämmungsmaßnahmen nicht so stark betroffen wie Studierende. Sie berichten seltener von Digitalunterricht, von Unterrichtsreduktion oder von Einschränkungen bei der persönlichen Anwesenheit in der Berufsschule. 38 Prozent der Befragten befinden sich in einem Überbrückungsjahr.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-19.pdf. Die Studie beruht auf der Befragung von 2.338 Schülerinnen und Schüler aus 190 Schulen, die im Sommer 2020 ihr Abitur gemacht haben.

Die Gefahr, sich bei der Ausübung des Berufs mit dem Coronavirus anzustecken, ist in den medizinischen und nicht-medizinischen Gesundheitsberufen mit durchschnittlich etwa 35 Prozent am höchsten. Aber auch in Berufen in der Arzt- und Praxishilfe, in der Gesundheits- und Krankenpflege, im Rettungsdienst und in der Geburtshilfe sowie in medizinischen Laboratorien besteht eine deutlich hohe Ansteckungsgefahr. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Ausschlaggebend für die Ansteckungsgefahr bei der Ausübung des Berufs sind die beruflichen Arbeitsbedingungen wie der Umgang mit infizierten Menschen, aber auch der enge Körper- und Kundenkontakt. Insbesondere in Berufen in der Human- und Zahnmedizin besteht mit 69 Prozent die höchste Ansteckungsgefahr. Aber auch in Berufen in der Arzt- und Praxishilfe, in der Gesundheits- und Krankenpflege, im Rettungsdienst und in der Geburtshilfe sowie in medizinischen Laboratorien besteht eine deutlich hohe Ansteckungsgefahr.

Mit durchschnittlich 18 Prozent weisen Reinigungsberufe ebenfalls eine erhöhte Infektionsgefahr auf, gefolgt von den Sicherheitsberufen mit durchschnittlich 8 Prozent. Bei den Reinigungsberufen spielt der Kontakt mit infizierten Oberflächen und Gegenständen eine entscheidende Rolle und bei den Sicherheitsberufen der Umgang mit infizierten Menschen. Aber auch in den sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen und den Handelsberufen besteht durch den Umgang mit Menschen, die betreut werden, beziehungsweise durch den Kundenkontakt die Gefahr einer Ansteckung.

Am geringsten ist die Ansteckungsgefahr dagegen für Beschäftigte in den Bau- und Ausbauberufen, in fertigungstechnischen Berufen und in Berufen der Unternehmensführung und -organisation. Insgesamt weist weniger als ein Viertel aller Berufe eine erhöhte Ansteckungsgefahr auf, unabhängig davon, ob ein Beruf im Homeoffice erledigt werden kann.

„Um einen Ausbruch der Infektion mit dem Coronavirus am Arbeitsplatz zu vermeiden und gleichwohl eine möglichst effiziente Arbeitsorganisation sicher zu stellen, ist es wichtig, die Arbeitsschutzmaßnahmen einerseits so strikt wie nötig und andererseits auch so erträglich und praktikabel wie möglich zu gestalten“, so Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe „Berufe in der Transformation“.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/berufe-und-covid-19-pandemie-wie-hoch-ist-das-berufsspezifische-ansteckungsrisiko
Die Studie beruht auf der Expertendatenbank BERUFENET der Bundesagentur für Arbeit, die Informationen über alle knapp 4.000 in Deutschland bekannten Berufe zur Verfügung stellt.

Im Vergleich zu Personen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, verdienen Personen, die ihre Ausbildung abgebrochen haben, deutlich weniger. Personen, die ihre Ausbildung unterbrochen und ihren Abschluss in einer neuen Ausbildung erworben haben, verdienen ähnlich viel wie Personen, die ihren Abschluss ohne Unterbrechungen erwarben. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die auf dem Ausbildungspanel Saarland beruht.

Abbrechende verdienen fünf Jahre nach dem ersten Ausbildungsbeginn 5,3 Prozent weniger als Personen, die ihren Abschluss ohne Unterbrechungen erwerben. Zehn Jahre nach Beginn der ersten Ausbildung steigt der Lohnunterschied auf 7,3 Prozent. „Ein Großteil der Abbrechenden entwickelt diskontinuierliche Erwerbskarrieren und erzielt langfristig geringere Löhne. Daran zeigt sich, dass der Erwerb eines formalen Berufsabschlusses maßgeblich für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration ist“, so IAB-Forscher Alexander Patzina.

Unterbrechende verdienen hingegen ähnlich viel wie Personen, die ihren Abschluss ohne Unterbrechungen erwerben. „Vorzeitige Vertragslösungen sind nicht per se mit Nachteilen verbunden. Sie bieten die Möglichkeit, die ursprüngliche Berufswahlentscheidung zu überdenken und sich beruflich neu zu orientieren und damit auch Erwerbskarrieren neu auszurichten“, erklärt IAB-Forscherin Gabriele Wydra-Somaggio.

Darüber hinaus sind Abbrechende oft kürzer beschäftigt als Unterbrechende und Personen, die ihren Abschluss ohne Unterbrechungen erworben haben. „Gezielte Beratungsangebote in Schulen können dabei unterstützen, die Passung von Ausbildungen und Auszubildenden zu erhöhen. Der Fokus ist auf Maßnahmen zu legen, die einen Ausbildungsabbruch verhindern, indem sie beispielsweise Ausbildungsalternativen aufzeigen, die zu einem erfolgreichen Abschluss führen können“, so Wydra-Somaggio.

Auszubildende, deren Vertrag gelöst wird, absolvierten die Ausbildung eher in kleinen Betrieben und in Betrieben, die ihre Auszubildenden seltener nach der Ausbildung weiterbeschäftigen sowie sich weniger im Bereich der Berufsausbildung engagieren.

Insgesamt wurde jeder fünfte der zwischen 1999 und 2002 geschlossenen Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Nach der vorzeitigen Vertragslösung begannen 4 Prozent aller Auszubildenden eine neue Ausbildung und schlossen diese erfolgreich ab. 15 Prozent dagegen verließen das Ausbildungssystem bis 2018 ohne formalen Berufsabschluss.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-18.pdf. Die Studie beruht auf dem „Ausbildungspanel Saarland“, das ausbildungs- und erwerbsbiografische Informationen zu Personen enthält, die zwischen 1999 und 2002 mindestens einen Tag in einem Betrieb im Saarland in einem Ausbildungsverhältnis standen.