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Für 2022 erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine weitere Erholung am Arbeitsmarkt, wenn der Ukraine-Krieg nicht mit weiteren Eskalationen einhergeht. Die Forschenden rechnen mit einer leichten Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in allen Bundesländern und einem Abbau der Arbeitslosigkeit. Die am Montag veröffentlichte regionale Arbeitsmarktprognose des IAB für das Jahr 2022 ist jedoch mit besonders großer Unsicherheit behaftet.

„Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Monaten recht robust entwickelt, was tendenziell auch für das laufende Jahr erwartet wird. Dennoch wird die noch im Herbst erwartete wirtschaftliche Erholung durch den Krieg in der Ukraine deutlich ausgebremst“, berichtet IAB-Forscherin Anja Rossen. Für Ost- und Westdeutschland werden im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit leichte Unterschiede erwartet. Für Westdeutschland prognostiziert die Studie im Jahresdurchschnitt 2022 einen etwas stärkeren Rückgang von 14,0 Prozent gegenüber 11,5 Prozent für Ostdeutschland.

Die in der IAB-Studie für das Jahr 2022 prognostizierten regionalen Arbeitslosenquoten bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen fallen im Jahresdurchschnitt in den süddeutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg mit 2,9 bzw. 3,3 Prozent weiterhin am niedrigsten aus. Am höchsten werden sie 2022 laut Prognose in den Stadtstaaten Bremen mit 9,3 Prozent und Berlin mit 8,5 Prozent sein.

Bei der Beschäftigungsentwicklung gehen die Arbeitsmarktforscherinnen und -forscher für 2022 im Jahresdurchschnitt bundesweit von einem weiteren Zuwachs aus. Den mit Abstand höchsten Anstieg erwarten sie erneut in Berlin mit 2,7 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 1,8 Prozent. Am geringsten fällt das Beschäftigungswachstum dagegen mit 0,6 Prozent in Sachsen-Anhalt aus. Mit einem Anstieg von 1,6 Prozent fällt das prognostizierte Beschäftigungswachstum in Westdeutschland insgesamt höher aus als in Ostdeutschland mit 1,3 Prozent.

Trotz der positiven Aussichten für die regionalen Arbeitsmärkte betont IAB-Forscher Oskar Jost: „Unter anderem aufgrund des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Unsicherheit bei der Rohstoff- und Energieversorgung sowie wegen des ungewissen Fortgangs der Covid-19-Pandemie sind die Prognosen des IAB für dieses Jahr mit besonders großer Unsicherheit behaftet“.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/regionale-arbeitsmarktprognosen-stand-maerz-2022.

Trotz des Ukraine-Kriegs ist das IAB-Arbeitsmarktbarometer im März zum dritten Mal in Folge gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt bei 105,1 Punkten und damit weiter auf hohem Niveau. Einen höheren Stand erreichte das Arbeitsmarktbarometer zuletzt im Sommer 2021.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt im März gegenüber dem Vormonat um 0,5 Punkte und signalisiert, dass sich der Arbeitsmarkt weiterhin auf einem Erholungskurs befindet. Risiken bleiben allerdings durch eine geopolitische Ausweitung der Ukraine-Krise oder einen Energie-Lieferstopp. „Solange der Ukraine-Krieg nicht noch umfassender eskaliert, erwarten die Arbeitsagenturen, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt weitergeht“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Sowohl die Aussichten für die Beschäftigungsentwicklung als auch für die Arbeitslosigkeit verbessern sich erneut. Je nach weiterer Entwicklung des Ukraine-Kriegs besteht allerdings das Risiko, dass dieser Aufwärtstrend ausgebremst wird. Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers legte im März um 0,3 Punkte auf 106,4 Punkte leicht zu. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit kletterte um 0,8 Punkte auf 103,8 Punkte und liegt damit im deutlich positiven Bereich. „Etliche Betriebe sind durch Lieferengpässe, Exportausfälle und Energiepreissteigerungen betroffen. Aber viele negative Arbeitsmarkteffekte können nötigenfalls durch Kurzarbeit abgefedert werden. Gleichzeitig schreitet auch die Erholung von der Corona-Krise weiter voran“, so Weber. „Anders als die Kurzarbeit sollten Wirtschaftshilfen gerade für energieintensive Betriebe bei Weiterführung der Produktion und nicht nur bei Ausfall unterstützen.“

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des IAB-Arbeitsmarktbarometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe.
eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter www.iab.de/presse/abgrafik.

„Während die wirtschaftlichen Aussichten zu Jahresbeginn optimistisch waren, wird der globale Konjunkturaufschwung infolge des Ukraine-Kriegs ausgebremst“, berichtet IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber in der am Freitag veröffentlichten IAB-Prognose für das Jahr 2022. Die Forschenden rechnen mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt um 350.000 Personen. Die Prognose basiert auf der Annahme, dass der Ukraine-Krieg zu keiner noch umfassenderen Eskalation führt, aber auch nicht schnell beendet sein wird.

Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut der IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt 2022 um 510.000 Personen höher liegen als im Vorjahr. Das Vorkrisenniveau sollte sie im zweiten Quartal 2022 erreichen. Bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rechnet das IAB mit einem Zuwachs von 520.000 auf 34,42 Millionen Personen. „Damit würde ein neuer Rekordstand erreicht. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten dürfte im Jahresschnitt 2022 zum ersten Mal die 10-Millionen-Marke überspringen“, ergänzt Weber.

Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte 2022 um rund 150.000 Personen auf 47,55 Millionen Personen wachsen. „Dieser Anstieg ist auf die Erholung der Zuzüge und auf Wiedereintritte in den Arbeitsmarkt nach Abflauen der Pandemie zurückzuführen. Im Falle einer längeren Bleibedauer der Geflüchteten aus der Ukraine ergäben sich zusätzlich erhöhende Effekte auf Erwerbspersonenpotenzial, Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit“, erklärt Weber.

In fast allen Wirtschaftsbereichen prognostiziert das IAB für das Jahr 2022 einen Beschäftigungsaufbau. Den höchsten Beschäftigungszuwachs mit 200.000 zusätzlichen Stellen wird es der IAB-Prognose zufolge im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit geben. Im von der Pandemie besonders betroffenen Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe kommen 190.000 Stellen dazu. Für den Bau geht das IAB von 20.000 Personen mehr aus. „Diese Entwicklung ist im Spannungsfeld hoher Nachfrage nach Wohnraum, dem großen Bedarf an erneuerbaren Energien und weiter zunehmenden Fachkräfteengpässen zu sehen“, so Weber. „Für die ökologische Transformation werden Fachkräfte gerade im technischen und handwerklichen Bereich benötigt. Fachkräftegewinnung und -qualifizierung wird für die 2020er Jahre daher noch entscheidender“. Für das Produzierende Gewerbe erwarten die IAB-Forschenden dagegen einen leichten Rückgang um 10.000 Beschäftigte. „Die Industrie ist mit Störungen des internationalen Handels und mit Energiepreissteigerungen konfrontiert, verschärft durch den Ukraine-Krieg“, erklärt Weber.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-07.pdf.

Rund 8 Prozent der Betriebe, die bereits Erfahrung mit ausländischen Arbeitskräften gemacht haben, stellen auch Geflüchtete ein. Bei Betrieben ohne diese Erfahrung ist der Anteil mit knapp 2 Prozent deutlich geringer. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Mögliche Gründe für die höhere Wahrscheinlichkeit von Betrieben, Geflüchtete zu beschäftigen, wenn sie bereits Erfahrungen mit ausländischen Beschäftigten gemacht haben, können zum Beispiel ein besserer Überblick über institutionelle Regelungen oder der Zugang zu informellen Such- und Besetzungswegen über bereits im Betrieb beschäftigte ausländische Personen sein. „Diese Betriebe können möglicherweise im Ausland erworbene Ausbildungen oder mitgebrachte Arbeitserfahrungen besser einschätzen und informelle Kontakte leichter nutzen“, berichtet IAB-Forscher Sekou Keita. Weitere Gründe könnten sein, dass Geflüchtete in Branchen aktiv sind, in denen die mitgebrachten Fähigkeiten– insbesondere in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft – eher den Stellenanforderungen entsprechen; zum Beispiel, wenn weniger Sprachkenntnisse erforderlich oder manuelle Tätigkeiten besonders gefragt sind.

Die Beschäftigung der Geflüchteten ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. In den ersten Jahren seit der Ankunft 2015/2016 waren rund die Hälfte der Geflüchteten in der Zeitarbeit und in überwiegend kleinstbetrieblich strukturierten Branchen wie dem Handel und dem Bau- oder Gastgewerbe tätig. Mit 56 Prozent waren mehr als die Hälfte der Geflüchteten in kleinen Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten tätig. „Insbesondere kleine Betriebe nutzen überdurchschnittlich häufig die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder andere persönliche Kontakte als Suchweg bei der Besetzung von neuen Stellen“, erklärt IAB-Forscher Andreas Hauptmann. Kleine und mittlere Betriebe berichten zudem häufiger von Schwierigkeiten, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden und könnten daher eher zu Kompromissen hinsichtlich formaler Qualifikationsanforderungen und Berufserfahrung bereit sein.

Betriebe, die über ungedeckten Arbeitskräftebedarf berichten, beschäftigen ebenfalls häufiger Geflüchtete. Insbesondere in Regionen in denen die regionale Arbeitslosenquote gering ist. Vor dem Hintergrund unbesetzter (Ausbildungs-)Stellen könnten Geflüchtete somit dazu beitragen, die Arbeitskräftebasis der Betriebe zu stabilisieren.

Die IAB-Studie beruht auf Auswertungen des IAB-Betriebspanels, einer repräsentativen Befragung von jährlich rund 15.500 Betrieben aller Betriebsgrößen und Wirtschaftszweige mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig beschäftigten Person.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-06.pdf.

Das Arbeitsvolumen ist 2021 um 1,9 Prozent auf 60,6 Milliarden Stunden gestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2019, also vor der Covid-19-Pandemie, lag es aber immer noch um 3,1 Prozent niedriger. Dies geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleichgeblieben und lag im Jahresdurchschnitt bei 44,9 Millionen Personen. Die Arbeitszeit betrug im Jahr 2021 rund 1.349 Stunden, dies sind 1,9 Prozent mehr als 2020, aber 2,3 Prozent weniger als 2019. Die Teilzeitquote liegt im Vergleich zum Vorjahr mit -0,1 Prozentpunkten etwas niedriger. Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten ist 2021 mit 0,1 Prozent schwächer gestiegen als die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten mit 0,4 Prozent.

Gegenüber dem Vorjahr wurden im Jahr 2021 mehr bezahlte und unbezahlte Überstunden geleistet. Beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisteten im Durchschnitt jeweils 20,0 bezahlte und 21,8 unbezahlte Überstunden und näherten sich damit wieder dem Niveau vor der Pandemie an. Im Jahr 2021 wurden von den Beschäftigten im Durchschnitt 0,5 Stunden Guthaben auf den Arbeitszeitkonten abgebaut, im Jahr 2020 waren es noch 3,6 Stunden. Daraus ergibt sich in 2021 eine um 3,1 Stunden längere Arbeitszeit.

Nach ersten vorläufigen Hochrechnungen betrug die Anzahl der Kurzarbeitenden im Jahresmittel 2021 aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie rund 1,8 Millionen Personen und war damit im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie mit knapp 150.000 Kurzarbeitenden im Jahresdurchschnitt 2019 immer noch enorm hoch. Gegenüber 2020 liegt sie aber im Mittel um mehr als 1,1 Millionen niedriger. „2021 war der Arbeitsmarkt auf dem Weg einer allmählichen Normalisierung. Im Jahresverlauf stieg die Beschäftigung, die Kurzarbeit ging nach der dritten Welle bis in den Herbst zurück, Arbeitszeitkonten wurden nicht weiter abgebaut“, erklärt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. „Den Vorkrisenstand hat das Arbeitsvolumen noch nicht wieder erreicht. Mit der Erholung aus der Omikron-Welle wäre dieses Ziel für das laufende Jahr realistisch, die Folgen des Ukraine-Kriegs dürften aber zu einem Dämpfer führen“, so Weber.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2021.pdf (nicht barrierefrei) zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Jahreszahlen ab 1991 ist unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

Mütter übernahmen auch während der Covid-19-Pandemie den größeren Teil der Sorgearbeit. Allerdings beteiligten sich Väter vor allem zu Beginn der Pandemie stärker an der Kinderbetreuung. Dies fand insbesondere in Haushalten statt, in denen Mütter mehr als 20 Stunden außer Haus tätig waren und keine Möglichkeit hatten, im Homeoffice zu arbeiten. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Der Anteil der Mütter, die vor der Covid-19-Pandemie fast vollständig oder überwiegend die Kinderbetreuung übernahmen, blieb auch im Juni 2020 während der Corona-Krise nahezu unverändert. Sie sank lediglich um 2 Prozentpunkte auf 64,2 Prozent. Der entsprechende Anteil der Väter verdoppelte sich im selben Zeitraum auf 10,5 Prozent. Auch in anderen Bereichen der Sorgearbeit wie der Hausarbeit, dem Einkaufen und häuslichen Reparaturarbeiten beteiligten sich Väter während der Pandemie stärker als zuvor, auch wenn die Veränderungen in der Aufteilung der Sorgearbeit in manchen Bereichen sehr gering waren. Die Ungleichheiten in der Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen im Verlauf des ersten Pandemiejahres waren weiterhin hoch. „Für eine weitere Verlagerung der Sorgearbeit hin zu den Frauen bei gleichzeitigem Rückgang des weiblichen Erwerbsumfangs – wie von der Retraditionalisierungshypothese erwartet – finden wir bisher keine empirischen Belege. Mütter kehrten zudem schneller zu ihrer vorherigen Arbeitszeit zurück als Väter“, berichtet IAB-Forscherin Claudia Globisch.

Die stärkere Beteiligung der Väter an der Sorgearbeit näherte sich im Verlauf der Pandemie wieder derjenigen vor der Corona-Krise an. Dennoch blieb die Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung mit 9,7 Prozent im August 2020 höher als vor der Covid-19-Pandemie. „Der wieder abnehmende Anteil der Väter an der Sorgearbeit spricht dafür, dass die beobachtete Ausweitung ihres Engagements eher aus der Notwendigkeit geboren war, und dass sie sich mit einer Normalisierung der Situation wieder zurückbilden dürfte“, erklärt Dana Müller, Leiterin des Forschungsdatenzentrums der Bundesagentur für Arbeit im IAB. „Nichtsdestotrotz haben Maßnahmen wie Homeoffice und angeordnete Kurzarbeit Zeitressourcen geschaffen, die eine stärkere Beteiligung der Väter an der Sorgearbeit ermöglichten“.

Die Ergebnisse beruhen auf den Daten des Hochfrequenten Online Personen Panels (HOPP) „Leben und Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona“. Inhaltlich erfasst die HOPP-Befragung die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Erwerbstätigkeit und die damit zusammenhängenden Aspekte wie die Nutzung von Homeoffice, die Aufteilung der Sorgearbeit aufgrund geschlossener Betreuungseinrichtungen, das Wohlbefinden oder die Gesundheit.

Ein begleitendes Interview mit Claudia Globisch und Michael Oberfichtner finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/arbeit-und-familie-im-lockdown. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-05.pdf.

Nach kontinuierlichen Rückgängen von Juni bis Dezember 2021 steigt das European Labour Market Barometer im Februar 2022 zum zweiten Mal in Folge wieder an. Der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nimmt gegenüber Januar um 1,2 Punkte auf 103,0 Punkte zu. Der Zeitraum der dem Barometer zugrundeliegenden Befragung endete Mitte Februar, daher sind mögliche Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine noch nicht abgebildet.

„Das absehbare Ende von Corona-Einschränkungen in vielen Ländern spricht für eine deutliche Frühjahrsbelebung. Die Folgen des Ukraine-Kriegs können aber zu einem Dämpfer führen “, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Der Frühindikator des European Labour Market Barometer ist im Februar gegenüber Januar in fast allen teilnehmenden Ländern gleichgeblieben oder gestiegen. In den osteuropäischen Ländern verzeichnet das Barometer überall Zuwächse. Diese Ergebnisse spiegeln allerdings den Stand vor dem russischen Angriff auf die Ukraine wider.

Ein optimistischerer Ausblick zeigt sich für die Beschäftigung und noch mehr für die Arbeitslosigkeit. „Die Erwartungen der europäischen Arbeitsverwaltungen für die Arbeitslosigkeitsentwicklung haben sich seit Jahresbeginn deutlich verbessert“, so Weber. Der Teilindikator für die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen nimmt im Vergleich zum Januar um 1,6 Punkte auf 102,2 Punkte zu. Der Wert liegt damit erneut über der neutralen Marke von 100 Punkten und deutet auf sinkende Arbeitslosigkeit hin. Der Teilindikator für die saisonbereinigte Entwicklung der Beschäftigung steigt um 0,9 Punkte auf 103,8 Punkte.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, die Schweiz, Tschechien und Zypern. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate signalisiert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des Barometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). Für jede der teilnehmenden Arbeitsverwaltungen wird ein Barometer bestimmt, aus denen sich das europäische Barometer als gewichtetes Mittel ergibt.

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 17 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components abrufbar. Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://doku.iab.de/kurzber/2020/kb2120.pdf.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Februar kräftig gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt bei 104,4 Punkten und damit deutlich im positiven Bereich. Der Zeitraum der dem Barometer zugrundeliegenden Befragung endete Mitte Februar, daher sind mögliche Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine noch nicht abgebildet.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer verbessert sich im Februar um 1,8 Punkte. Beide Komponenten des Barometers legen zu. Die Komponente des Frühindikators für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist gegenüber Januar um beachtliche 2,9 Punkte auf 102,9 Punkte gestiegen. Nach den starken Rückgängen seit Sommer 2021 ist dies der zweite Anstieg in Folge. „Die vor dem russischen Angriff auf die Ukraine befragten Arbeitsagenturen erwarteten, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten deutlich sinken wird“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
Die Beschäftigungskomponente steigt leicht auf hohem Niveau. Sie liegt im Februar bei 105,8 Punkten und damit um 0,7 Punkte höher als im Januar. „Mit der Perspektive auf eine wirtschaftliche Erholung nach der Delta- und Omikron-Welle verbesserte sich auch die Einschätzung der Aussichten für den Arbeitsmarkt“, erläutert Weber.
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des IAB-Arbeitsmarktbarometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:
eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe.
eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter www.iab.de/presse/abgrafik.

Im vierten Quartal 2021 gab es bundesweit 1,69 Millionen offene Stellen. Dies ist bei der seit 1989 durchgeführten Betriebsbefragung der höchste je gemessene Wert. Gegenüber dem dritten Quartal 2021 stieg die Zahl der offenen Stellen um 303.000 oder rund 22 Prozent, im Vergleich zum vierten Quartal 2020 um 507.000 oder 43 Prozent. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und der gesamten betrieblichen Nachfrage nach Personal, die so genannte Vakanzrate, beträgt im Bundesdurchschnitt 4,0 Prozent. Hierbei entspricht die gesamte betriebliche Personalnachfrage der Summe der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und der sofort zu besetzenden offenen Stellen. Auf 100 von den Betrieben nachgefragten Beschäftigten kommen also 4 offene Stellen. Im dritten Quartal 2021 waren es noch 3,2 offene Stellen, im vierten Quartal des Vorjahres 2,8. „Die Personalnachfrage ist somit deutlich gestiegen“, so Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. „Mit 4,3 Prozent sofort zu besetzenden offenen Stellen ist die Personalnachfrage im Osten höher als in Westdeutschland mit 3,9 Prozent“, sagt Kubis. Insgesamt gab es im vierten Quartal 2021 in Westdeutschland 1,34 Millionen offene Stellen, in Ostdeutschland 348.000.

215.000 der 1,69 Millionen offenen Stellen waren im vierten Quartal 2021 bei Großbetrieben mit mindestens 250 Beschäftigten zu besetzen. Mittlere Betriebe mit 50 bis 249 Beschäftigten hatten rund 425.000 offene Stellen. Die Mehrheit der offenen Stellen gab es mit 671.000 bei kleineren Betrieben mit 10 bis 49 Beschäftigten. Auf Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Beschäftigten entfielen im vierten Quartal 2021 379.000 offene Stellen. „Gegenüber dem Vorjahresquartal gab es in kleineren und mittleren Betrieben fast 50 Prozent mehr offene Stellen, bei Großbetrieben waren es sogar über 70 Prozent mehr. Bei Kleinstbetrieben war der Anstieg der offenen Stellen gegenüber dem Vorjahresquartal mit plus 19 Prozent am geringsten“, so Kubis weiter.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2021 lagen Antworten von rund 12.800 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://www.iab.de/stellenerhebung/daten online veröffentlicht.

Von der Covid-19-Pandemie betroffene Ausbildungsbetriebe haben Jugendliche nach Abschluss ihrer Ausbildung im Jahr 2020 deutlich seltener übernommen. Das ergibt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Übernahmequote in Betrieben, die von der Pandemie wirtschaftlich negativ betroffen waren, sank nach dem ersten Lockdown 2020 um 9,6 Prozentpunkte im Vergleich zu nicht betroffenen Betrieben.

„Ausgebildete Fachkräfte nicht übernehmen zu können, bedeutet für die Betriebe einen Verlust ihrer Investition in die Ausbildung und eine mögliche Verschärfung des Fachkräftemangels, sobald sich die Wirtschaft nach der Pandemie wieder erholt“, so IAB-Forscherin Sandra Dummert.

Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurden zudem insgesamt weniger Jugendliche ausgebildet: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Zahl der Auszubildenden zwischen Juni 2019 und Juni 2020 reduziert hat, ist in wirtschaftlich negativ von der Pandemie betroffenen Betrieben im Vergleich zu nicht betroffenen Betrieben um 7,7 Prozentpunkte gestiegen. „Da neue Ausbildungen meist erst ab August beziehungsweise September beginnen, deutet dieser Effekt darauf hin, dass es wegen der Pandemie nach dem ersten Lockdown in einigen Fällen zu Auflösungen von bereits vor der Pandemie bestehenden Ausbildungsverträgen gekommen sein könnte“, erklärt Matthias Umkehrer, Mitautor der Studie.

Darüber hinaus schlossen wirtschaftlich negativ von der Pandemie betroffene Betriebe für das Ausbildungsjahr 2020/2021 deutlich weniger neue Ausbildungsverträge ab als nicht betroffene Betriebe. Die Wahrscheinlichkeit neuer Ausbildungsverträge hat sich gegenüber 2019/2020 in wirtschaftlich negativ betroffenen Betrieben relativ zu nicht betroffenen Betrieben um 6,7 Prozentpunkte verringert.

Mehr als jeder fünfte Ausbildungsbetrieb hatte im Jahr 2020 mit starken oder sehr starken negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu kämpfen. Knapp 39 Prozent hatten hingegen nach eigenen Angaben keine negativen wirtschaftlichen Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie und gut 17 Prozent waren lediglich sehr schwach bis schwach negativ betroffen. Insbesondere Ausbildungsbetriebe im Gastgewerbe spürten wirtschaftlich am häufigsten negative Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, gefolgt von Betrieben im Bereich Transport und Lagerei. Am seltensten betroffen waren Ausbildungsbetriebe in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft sowie Bergbau wie auch Betriebe im Baugewerbe.

Die Studie beruht auf den Daten des IAB-Betriebspanels, einer repräsentativen Befragung, an der jährlich etwa 16.000 Betriebe teilnehmen.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-04.pdf.