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Die Erwerbstätigkeit von Älteren ab 50 nimmt seit 20 Jahren deutlich zu. Dabei dominiert der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, insbesondere bei den 60- bis 64-Jährigen. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

So ist die Beschäftigungsquote Älterer deutlich stärker gestiegen als die Beschäftigungsquote insgesamt: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren stieg zwischen 2006 und 2021 von 37 Prozent auf 47 Prozent, bei den 55- bis 59-Jährigen sogar von 43 Prozent auf 64 Prozent.

Auch im Vergleich zu anderen Beschäftigungsformen gewinnt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung besonders bei Älteren an Bedeutung. Während in der Gesamtbevölkerung die ausschließlich geringfügige Beschäftigung relativ zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung seit 2001 um gut 20 Prozent zurückgefallen ist, beträgt der relative Bedeutungsverlust bei den 60- bis 64-Jährigen über 80 Prozent. Die Selbstständigkeit geht insgesamt von 2001 bis 2021 relativ zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 20 Prozent zurück, für die 60- bis 64-Jährigen sogar um gut 60 Prozent.

„Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass es gelingen kann, mehr Ältere im Arbeitsmarkt zu halten“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. „Der hohe Arbeitskräftebedarf sollte genutzt werden, um Ältere mit individuellen Arbeitszeitregelungen, Maßnahmen zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit und geeigneten Tätigkeitsprofilen für eine längere berufliche Aktivität zu gewinnen“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/der-starke-anstieg-der-erwerbstaetigkeit-von-aelteren-ist-ganz-ueberwiegend-dem-wachstum-der-sozialversicherungspflichtigen-beschaeftigung-geschuldet.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt mit 0,1 Punkten minimal und liegt im April bei 103,0 Punkten. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt damit aber weiter klar über der neutralen Marke von 100 und deutet auf eine positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts in den nächsten Monaten hin. Das europäische Barometer verzeichnet den vierten Anstieg in Folge: Es liegt mit 102,0 Punkten deutlich über der neutralen Marke von 100 Punkten.

Die Beschäftigungskomponente des Barometers steigt im April um 0,4 Punkte auf 105,9 Punkte und lässt weitere deutliche Beschäftigungszunahmen erwarten.  „Der Arbeitsmarkt befindet sich weiter im Aufwind“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit fällt um 0,7 Punkte auf die neutrale Marke von 100,0 Punkte. Damit liegt sie zwar nicht im negativen Bereich, im Vergleich zur Beschäftigung aber weiter schwächer. Die Ursachen könnten darin liegen, dass noch viele Menschen aus der Ukraine an Maßnahmen und Sprachkursen teilnehmen und im Jahresverlauf auf Arbeitsuche gehen werden. Zudem sind die Entlassungen zwar gering, aber die Dauer der Arbeitslosigkeit hat sich in der langanhaltenden Krisenphase erhöht. „Die Arbeitslosigkeit kann noch weiter sinken, aber das wird nicht einfach“, erklärt Weber.

Das European Labour Market Barometer steigt zum vierten Mal in Folge. Im April legt es im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Punkte auf 102,0 Punkte zu. Die Komponenten für Beschäftigung und für Arbeitslosigkeit sind jeweils leicht gestiegen: um 0,3 Punkte auf 103,4 Punkte sowie um 0,2 Punkte auf 100,5 Punkte. Die Beschäftigungsperspektiven sind gut. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit lässt nun wieder einen leichten Abbau der Arbeitslosigkeit erwarten. „Die Arbeitsmarktperspektiven in Europa sind zwar noch nicht wieder so stark wie vor einem Jahr, aber haben sich nach der Energiekrise deutlich erholt“, so Weber. Besonders in Osteuropa gibt es im April Verbesserungen.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Von allen formalen beruflichen Aufstiegen im Jahr 2019 entfielen 59 Prozent auf Männer und 41 Prozent auf Frauen. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Von allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männern gelang damit 3,8 Prozent ein formaler Aufstieg, bei den Frauen waren es mit 3,1 Prozent erkennbar weniger.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen auch beim Ausgangsniveau, von dem aus ein Aufstieg vollzogen wird: Für Frauen und Männer gilt gleichermaßen, dass mehr als die Hälfte aller formalen Aufstiege aus  Helfer- und Anlerntätigkeiten erfolgen. Allerdings wurden 41 Prozent der Aufstiege von Frauen in 2019 aus Fachkrafttätigkeiten vollzogen, während das bei 35 Prozent der Aufstiege von Männern der Fall war. In 13 Prozent der Aufstiege sind Männer aus Spezialisten- hin zu Expertentätigkeiten aufgestiegen, bei Frauen traf dies auf 8 Prozent zu.

Gerade Beschäftigen in Berufen mit einem hohen Frauenanteil gelingt mit 5 Prozent aller formalen Aufstiege der Aufstieg von einer Spezialisten- in eine Expertentätigkeit selten. Zum Vergleich: In Berufen mit einem hohen Männeranteil und in geschlechtergemischten Berufen, in denen der Frauenanteil zwischen 30 und 70 Prozent beträgt, ist das in 13 beziehungsweise 15 Prozent aller Aufstiege der Fall. „Die geschlechtersegregierte Berufswahl spielt bei den Karrieremöglichkeiten eine wichtige Rolle, denn in frauendominierten Berufen gibt es weniger Stellen mit komplexeren Spezialisten- und Expertentätigkeiten“, erklärt IAB-Forscherin Basha Vicari. „Kampagnen wie der Girls‘ Day können helfen, Mädchen schon frühzeitig auf Berufe aufmerksam zu machen, in denen es bessere Aufstiegschancen gibt“, so Vicari weiter.

Die Studie beruht auf den den Daten der Integrierten Erwerbsbiografien, die Informationen zu Erwerbsläufen ermöglichen. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/frauen-ueben-seltener-als-maenner-taetigkeiten-mit-hohen-anforderungsniveau-aus.

Im internationalen Vergleich ist die Kurzarbeit in Deutschland in Folge der Corona-Krise weniger schnell zurückgegangen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Mittwoch veröffentlicht worden ist. Zunächst war die Inanspruchnahme im Vergleich zu anderen OECD-Ländern mit 15,5 Prozent der Beschäftigten im April/Mai 2020 eher niedrig. Andere Länder haben Sonderregelungen bei den Maßnahmen zur Arbeitsplatzsicherung eher aufgegeben und somit sank der Anteil von Kurzarbeit dort rascher.

„Vor allem in der frühen Phase der Coronakrise hat der starke Einsatz von Kurzarbeit in Verbindung mit Möglichkeiten des erleichterten Zugangs einen massiven Rückgang der Beschäftigung verhindert und zur Stabilisierung der Wirtschaft beigetragen“, berichtet Bernd Fitzenberger, Direktor des IAB. Die zunächst vielfach befürchtete Zombiefizierung von Firmen mit einer anschließenden Pleitewelle sei nicht eingetreten.

Gleichzeitig ist aber festzustellen, dass der massenhafte Einsatz der Kurzarbeit mit in der Spitze bis zu sechs Millionen Kurzarbeitenden in Deutschland zu einem sehr hohen Verwaltungsaufwand führt. Das bedeutet auch, dass es vergleichsweise lange dauert, bis alle Abrechnungen abschließend bearbeitet werden können. Andere europäische Länder haben die Möglichkeiten zur Kurzarbeit stärker als Deutschland vereinfacht und kamen so auf einen höheren Anteil von Kurzarbeitenden. Spanien konnte mit dem starken Einsatz von Kurzarbeit die Effekte eines Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts auf die Beschäftigung deutlich abbremsen. Lohnkostensubventionen wie in den USA oder wie in Australien waren wenig zielgenau und mit hohen Mitnahmeeffekten verbunden. „Sie sind daher nicht als bessere Alternative zur Kurzarbeit einzustufen“, erklärt IAB-Vizedirektor Ulrich Walwei.

„Trotz der insgesamt positiven Einschätzung der Kurzarbeit   kann Deutschland aus den internationalen Erfahrungen einiges lernen. Wir sollten die Zeit nun nutzen, um uns für eine neue Krise zu rüsten“, so Fitzenberger. Bei einem Krisen-Kurzarbeitergeld mit größeren administrativen Erleichterungen muss die Notwendigkeit fortwährend überprüft werden. So spricht die Erfahrung der anderen Länder, wie Spanien, dafür, in einem Zwei-Wochen-Rhythmus weitreichende Sonderregelungen, etwa durch ein Fachgremium, zu überprüfen. Außerdem sollten geeignete Kofinanzierungsmodelle genutzt werden, um Betriebe im Verlauf einer Krise stärker an den Kosten der Kurzarbeit zu beteiligen und Anreize zu setzen, Kurzarbeit nur im notwendigen Maß zu nutzen. Bei einer langen Nutzung von Kurzarbeit, könnten Unternehmen in normalen Zeiten Rückzahlungen zu leisten haben oder höhere Beiträge als Umlage zahlen müssen. Die Einnahmen könnten dann als Rücklage für kommende Krisen dienen. Des Weiteren sollte die Nutzung von Kurzarbeit eine notwendige Transformation nicht behindern. Erreicht werden könnte dies über mehr Anreize zur Weiterbildung und einem Arbeitsplatzwechsel, wenn die Kurzarbeit länger als 6 Monate dauert. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/forschungsbericht/2023/fb0523.pdf.

Wenn Über-60-Jährige die Möglichkeit zum Homeoffice besaßen, nutzten sie es fast doppelt so häufig und mit einem größeren Wochenarbeitsvolumen als vor der Coronakrise. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Bei den 60- bis 62-Jährigen stieg der Anteil der Personen, die die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice hatten und diese tatsächlich wahrnahmen, von 46 Prozent auf 82 Prozent. Das im Homeoffice geleistete Arbeitsvolumen dieser Altersgruppe stieg von 15 auf 26 Stunden pro Woche; bei den 63- bis 65-Jährigen erhöhte sich der Anteil von im Home-Office-Tätigen von 45 auf 75 Prozent und die wöchentlichen Arbeitsstunden im Homeoffice von 14 auf 26 Stunden. Sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigte Rentner*innen im Alter von 66 bis 70 Jahren hatten seltener die Option zum Homeoffice. Da sie aber bei Möglichkeit bereits vor der Coronakrise zu einem höheren Anteil von zu Hause aus arbeiteten, fiel der Anstieg der Homeoffice-Beschäftigten von 64 auf 69 Prozent geringer aus. Auch das Arbeitsvolumen im Homeoffice stieg nur leicht von 10 auf 11 Stunden wöchentlich. Für Minijobber*innen war es in allen drei Altersgruppen am seltensten möglich, im Homeoffice zu arbeiten, da diese beispielsweise überproportional in Landwirtschaft, Einzelhandel, Nahrungsmittelherstellung, Gebäudepflege, Gastronomie oder in privaten Haushalten tätig sind. Angesichts der bestehenden Arbeits- und Fach­kräftelücke sollten Betriebe ihre Möglichkeiten ausschöpfen, Über-60-Jährige zum Beispiel durch mehr Homeoffice und andere Angebote länger in Beschäftigung zu halten“, erklärt Basha Vicari, Mitarbeiterin im IAB-Forschungsbereich „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“.  

Die IAB-Forschenden haben auch untersucht, inwiefern sich erwerbstätige Ältere durch die Coronakrise belastet fühlten.  Gesundheitliche Sorgen machten sich vor allem minijobbende und mit ihrem allgemeinen Gesundheitszustand unzufriedene Rentner*innen. Ähnlich verhielt es sich mit finanziellen Sorgen, die, anders als gesundheitliche Ängste, eher einen Anlass bieten könnten, trotz Pandemie weiter einer Beschäftigung nachzugehen. So sorgten sich besonders Über-60-Jährige mit einem geringeren Haushaltseinkommen oder Minijobende in dieser Altersgruppe über ihre finanzielle Lage. „Die Covid-19-Pandemie hat wie ein Brennglas ohnehin vorhandene gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt“, so Vicari.

Die Studie basiert auf Daten der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB von etwa 163.300 Personen aus der Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen im Mai 2019 und Mai 2020. Dabei wurden nur Personen analysiert, die eine sozialversicherungspflichtige und/oder geringfügig entlohnte Beschäftigung ausübten. Zweite Datenbasis bilden die IAB-Daten der ersten Welle der Befragung des Hochfrequenten Online Personen Panels (HOPP) „Leben und Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona“ im Mai 2020 mit 11.311 Personen. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-07.pdf.   

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dürfte 2023 in Westdeutschland mit 1,1 Prozent stärker steigen als in Ostdeutschland mit 0,7 Prozent. Am stärksten steigt die Beschäftigung in den drei Stadtstaaten: in Berlin um 2 Prozent, Hamburg um 1,9 Prozent und Bremen mit 1,3 Prozent. Einen Rückgang bei der Beschäftigung gibt es mit einem Minus von 0,2 Prozent in Sachsen-Anhalt und 0,1 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Trotz der erwarteten Beschäftigungszuwächse erwartet das IAB 2023 auch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, der in Ostdeutschland mit 4,2 Prozent etwas schwächer ausfällt als in Westdeutschland mit 4,5 Prozent. „Die Zunahme der Arbeitslosigkeit ist in beiden Landesteilen mehrheitlich auf die Registrierung von ukrainischen Geflüchteten in den Jobcentern zurückzuführen“, berichtet IAB-Forscherin Anja Rossen. Die größten Anstiege in der Zahl der Arbeitslosen gibt es in Bayern mit 5,9 Prozent sowie Thüringen und Hessen mit jeweils 5,8 Prozent. Hingegen fallen die Anstiege bei den Arbeitslosen in Berlin mit 1,9 Prozent und in Bremen mit 3,2 Prozent am geringsten aus. Die Arbeitslosenquote ist in Bayern mit 3,3 Prozent dennoch nach wie vor am geringsten, am höchsten ist sie mit 8,9 Prozent in Berlin. Die Arbeitslosenquote fällt in Ostdeutschland mit 6,9 Prozent weiterhin höher aus als in Westdeutschland mit 5,1 Prozent.

„Sollte es zu stärkeren geopolitischen Verwerfungen oder weiteren negativen Kettenreaktionen am Finanzmarkt kommen, könnte dies den Arbeitsmarkt noch stärker als bisher belasten. Andererseits könnte die Entwicklung auch günstiger ausfallen, wenn die ökonomischen Kosten des Krieges abnehmen oder die Inflation deutlich sinkt“, erklärt IAB-Forscher Christian Teichert.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter: https://www.iab-forum.de/regionale-arbeitsmarktprognosen-stand-maerz-2023 

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt mit 0,3 Punkten zum fünften Mal in Folge und liegt im März bei 103,4 Punkten. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt damit deutlich über der neutralen Marke von 100 und deutet auf eine positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts in den nächsten Monaten hin. Auch das europäische Barometer verzeichnet erneut einen Anstieg: Es liegt mit 101,8 Punkten wieder deutlich über der neutralen Marke von 100 Punkten.

„Der Arbeitsmarkt zieht weiter an, die Wirtschaft lässt die Energiekrise Schritt für Schritt hinter sich“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Beschäftigungskomponente des Barometers nimmt im März um 0,6 Punkte auf 105,5 Punkte zu und zeigt ein deutliches Wachstum der Beschäftigung an. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit bleibt unverändert bei 101,3 Punkten. Damit liegt sie im positiven Bereich, im Vergleich zur Beschäftigung aber deutlich schwächer. Ein Grund dafür ist, dass die Zuwanderung, vor allem aus der Ukraine, zwar die Beschäftigung erhöht, zunächst aber auch die Arbeitslosigkeit steigen lässt. Zudem nehmen weniger Arbeitslose eine Beschäftigung auf als noch vor Corona, wenngleich die offenen Stellen auf einem Rekordhoch sind. „In der Coronakrise hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich erhöht und seit 2021 geht sie trotz hohen Arbeitskräftebedarfs nur langsam zurück. Weitere arbeitsmarktpolitische Anstrengungen sind notwendig, um die Jobaufnahmen von Arbeitslosen zu beschleunigen und einer Verfestigung von Arbeitslosigkeit stärker entgegen zu wirken“, erklärt Weber.

Das European Labour Market Barometer verzeichnet den dritten Anstieg in Folge. Im März legt es im Vergleich zum Vormonat um 1,0 Punkte zu und steht mit 101,8 Punkten zwar deutlich unter dem deutschen Barometer, aber wieder klar über der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die Arbeitsmärkte in Europa rappeln sich ebenso aus der Energiekrise“, so Weber. Alle osteuropäischen Länder haben teils deutlich zugelegt.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Berufswechsel gingen während der Covid-19-Pandemie 2020 häufiger als 2019 mit vorübergehender Arbeits­losigkeit sowie mit Einbußen bei der Qualität der Beschäftigung einher. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Montag veröffentlicht wurde. Berufswechselnde aus der Gastronomie waren besonders häufig betroffen.

Der Anteil der Berufswechselnden, die im ersten Monat nach Beendigung ihres ursprünglichen Beschäftigungsverhältnisses arbeitslos waren, lag im Pandemiejahr 2020 bei 13 Prozent. Das sind fast 4 Prozentpunkte mehr als bei Berufswechselnden des Vorjahres. Bei Berufswechselnden aus dem Gastgewerbe betrug der Anteil im Jahr 2020 knapp 14 Prozent. Im Vorjahr lag er mit 8,4 Prozent deutlich niedriger. Außerdem zog sich ein erheblicher Teil der Beschäftigten aus dem Arbeitsmarkt zurück.

Direkt nach einem Berufswechsel verdienten Beschäftigte im Pande­miejahr häufiger weniger als vor dem Berufswechsel verglichen mit Perso­nen nach einem entsprechenden Wechsel im Jahr 2019. Die niedri­geren Löhne sind teilweise darauf zurückzuführen, dass Berufswech­selnde in der Pandemie häufiger in Minijobs oder in Teilzeit arbeiteten.

Zum Ende des Jahres 2020 konnten die Berufswechselnden die Einbußen im Lohn und in der Beschäftigungsform wieder aufholen. Nur bei Wechselnden aus der Gastronomie war das nicht vollständig der Fall. Häufiger verbessert als im Vorjahr haben sich die Löhne der Personen, die zum Ende des Jahres wieder zurück in die Gastgewerbeberufe wechselten. „Dies könnte auf Rekrutierungsprobleme der Branche zurückgehen, in deren Folge attraktivere Beschäftigungsbedingungen angeboten werden“, erklärt Luisa Braunschweig, Mitarbeiterin in der Nachwuchsforschungsgruppe „Berufe und Erwerbsverläufe“ im IAB.

Insgesamt wechselten im Jahr 2020 rund 1,6 Prozent der im März Beschäftigten ihren Beruf. Im Jahr 2019 waren es dagegen rund 2,1 Prozent. „Dieser Rückgang dürfte unter anderem daran liegen, dass angesichts der unsicheren Arbeitsmarktsituation Pläne für freiwillige Berufswechsel aufgeschoben wurden“, so Mara Buhmann,  Mitarbeiterin in der Nachwuchsforschungsgruppe „Berufe und Erwerbsverläufe“ im IAB. Die Studie basiert auf Daten der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB). Für das Jahr 2020 wurden rund 106.800 Berufswechselnde betrachtet, deren Beschäftigungsverhältnis zwischen März und Juni 2020 endete. Diese Kohorte wurde mit einer entsprechenden Gruppe von rund 138.300 Berufswechselnden aus dem Jahr 2019 verglichen. Die Studie ist abrufbar unter:  https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-06.pdf

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnet in seiner Frühjahrsprognose, die am Freitag veröffentlicht wurde, für 2023 mit einem Plus von 340.000 bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. So wird sie mit 34,85 Millionen ein neues Allzeithoch erreichen. Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt 2023 um 380.000 Personen höher liegen als im Vorjahr und erreicht mit 45,95 Millionen ebenfalls einen neuen Höchststand.

Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Durchschnitt 2023 um 110.000 Personen höher als im Durchschnitt 2022. Der größte Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit erfolgte bereits in der zweiten Hälfte des Vorjahres, vor allem aufgrund der Registrierung ukrainischer Geflüchteter. Im Jahresverlauf 2023 ergeben sich keine maßgeblichen Änderungen der Zahl der Arbeitslosen. „Arbeitskräfte sind so knapp wie seit Jahrzehnten nicht. Betriebe versuchen daher ihre Beschäftigten auch in einem schwierigen Umfeld zu halten“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Das Bruttoinlandsprodukt wird im Jahresdurchschnitt stagnieren, im Jahresverlauf gibt es aber eine Erholung. „Die Konjunktur hat die Talsohle im Winter durchschritten“, so IAB-Ökonom Weber. Die gute Beschäftigungsentwicklung stütze die Einkommen und sei damit ein wichtiger Stabilitätsanker für die Konjunktur. „Die Akutphase der Energiekrise ist erst einmal überstanden. Jetzt gilt es, den Druck für die Transformation umzusetzen, also investieren in Technologie und Beschäftigte“, ergänzt Weber.

In fast allen Wirtschaftsbereichen prognostiziert das IAB für das Jahr 2023 einen Beschäftigungsaufbau. Die meisten zusätzlichen Stellen wird es mit einem Plus von 110.000 im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit geben. Der von der Pandemie besonders betroffene Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe erreicht Ende des Jahres mit 100.000 zusätzlichen Beschäftigten wieder das Vor-Corona-Niveau. Auch bei den Unternehmensdienstleistungen steigt die Beschäftigung mit einem Plus von 80.000 deutlich.

Kurzfristig erhöht sich das Arbeitskräfteangebot auch aufgrund der Flucht aus der Ukraine. Das Erwerbspersonenpotenzial steigt 2023 aufgrund starker Zuwanderung und höherer Erwerbsbeteiligung um 340.000 Personen.

In der Prognose nehmen die Forschenden an, dass der Ukrainekrieg nicht weiter eskaliert, aber auch nicht beendet wird. Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-05.pdf. Unter https://www.iab-forum.de/iab-prognose-2023-konjunktur-durchschreitet-die-talsohle-beschaeftigung-erreicht-neue-hoechststaende ist ein begleitendes Interview mit Enzo Weber veröffentlicht.

Bedingt durch die Covid-19-Pandemie investierte nur jeder zehnte Betrieb zusätzlich in computergestützte, intelligente sogenannte 4.0-Technologien von Büro- und Kommunikationsmitteln, indem beispielsweise Cloud-Computing Systeme angeschafft wurden. Dies zeigen erste Analysen der neuen, gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem ZEW – Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung und dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) durchgeführten, „Arbeitswelt 4.0“-Betriebsbefragung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Vor allem Betriebe, die vor der Pandemie schon Erfahrung mit 4.0-Technologien gesammelt hatten, haben coronabedingt weitere Investitionen in Büro- und Kommunikationsmittel getätigt. Von den fast 70 Prozent der Betriebe ohne Vorerfahrung investierten nur 2,5 Prozent pandemiebedingt in 4.0-Technologien, während es von den knapp 20 Prozent der Betriebe mit etwas Vorerfahrung 24,8 Prozent und von den gut 11 Prozent der Betriebe mit umfangreicher Vorerfahrung 27,3 Pro­zent waren. Im Durchschnitt gab es für alle Betriebe ei­nen pandemiebedingten Anstieg des Anteils an 4.0-Technologien von 2,6 Prozentpunkten. Dabei beträgt dieser coronabedingte Digitalisierungsschub bei Betrieben ohne Vorerfahrung 1,7 Prozentpunkte, bei Betrieben mit etwas Vorerfahrung 2,9 Prozentpunkte, bei jenen mit umfangreicher Vorerfahrung 4,0 Prozentpunkte: „Der digitale Graben zwischen den Betrieben hat sich durch die Coronakrise vertieft“, stellt Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe „Berufe in der Transformation“, fest.

Vorrangig investierten die Betriebe in Technologien, die es den Beschäftigten ermöglichen, im Homeoffice zu arbeiten. Dementsprechend war der coronabedingte Digitalisierungsschub deutlich stärker in Betrieben, in denen die anfallenden Arbeiten zu einem größeren Anteil im Homeoffice erledigt werden konnten. Während der Anteil von 4.0-Technologien bei einem niedrigen Homeoffice-Potenzial coronabedingt um durchschnittlich 1,7 Prozentpunkte stieg, erhöhte er sich bei einem hohen Homeoffice-Potenzial im Schnitt um das Doppelte. Hatten Betriebe mit hohem Homeoffice-Potenzial bereits Erfahrung in der Digitalisierung, stieg der Anteil an 4.0 Technologien pandemiebedingt sogar sechsmal stärker an.

Die Ergebnisse basieren auf ersten Analysen der zweiten Welle der IAB-ZEW-IZA-Arbeitswelt-4.0-Befragung, einer durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten, repräsentativen Betriebsbefragung von knapp 3.000 Betrieben, die zwischen August 2021 und Juni 2022 zu ihren Investitionen zwischen 2016 und 2022 befragt wurden. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-04.pdf.