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Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im September im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Punkte. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) steht nun mit 99,8 Punkten unter der neutralen Marke von 100 und erreicht damit den niedrigsten Wert seit dem Corona-Jahr 2020. Das European Labour Market Barometer sinkt zum vierten Mal in Folge. Mit einem Minus von 0,4 Punkten entfernt es sich im September mit 99,3 Punkten noch stärker von der Marke von 100.

Seit April ist das IAB-Arbeitsmarktbarometer im stetigen Abwärtstrend: „Die Arbeitsmarktaussichten sind etwas schwächer als Ende 2012 in der Eurokrise, der letzten Rezession vor Corona“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit sinkt im September zum fünften Mal in Folge und steht nach einem Minus von 0,4 Punkten inzwischen bei 97,0 Punkten. Sie liegt damit klar unter der neutralen Marke von 100,0 Punkten, was eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit erwarten lässt. Die Beschäftigungskomponente fällt im September um 1,0 Punkte auf 102,6 Punkte. „Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Beschäftigungszuwächse deutlich geringer werden. Von einem Einknicken gehen sie aber weiterhin nicht aus. Und trotz allem: Die Beschäftigung in Deutschland liegt noch immer auf Rekordstand“, berichtet Weber.

Das European Labour Market Barometer fällt im September weiter unter die Marke von 100 Punkten. Es verzeichnet einen Rückgang um 0,4 Punkte gegenüber dem August und liegt im September bei 99,3 Punkten. Das europäische Barometer steht damit etwas unter dem deutschen Barometer, es ist aber auch von einem weniger hohem Niveau gefallen. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit fällt um 0,4 Punkte auf aktuell 97,4 Punkte, was eine weiter steigende Arbeitslosigkeit signalisiert. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung liegt im September bei 101,1 Punkten, 0,5 Punkte niedriger als im Vormonat. Die Beschäftigungsaussichten liegen damit noch im grünen Bereich, die Einschätzungen werden aber verhaltener. In den meisten teilnehmenden Ländern Europas trüben sich die Aussichten im September ein. „Quer durch Europa schwächen sich die Arbeitsmarktaussichten ab. Die öffentlichen Arbeitsmarktservices sehen die Folgen der schwierigen wirtschaftlichen Situation“, so Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Die hohe Inflation, steigende Zinsen  sowie eine schwache Auslandsnachfrage haben die wirtschaftliche Entwicklung gedämpft. Die Zahl der Arbeitslosen wird um 190.000 in 2023 und um 60.000 Personen in 2024 zunehmen. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten IAB-Prognose für die Jahre 2023 und 2024 hervor. Die Jobchancen von Arbeitslosen sind derzeit so niedrig wie zu Corona-Zeiten. Entsprechend liegt die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.

Insgesamt erwarten die Forschenden für 2023 einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um -0,6 Prozent, für 2024 ein Wachstum von 1,1 Prozent. Die Erholung setzt voraus, dass  die Inflation deutlich sinkt.  „Der Wirtschaftsabschwung hat sich in Deutschland festgesetzt. Das macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar, gemessen an der schwachen Konjunktur hält er sich aber vergleichsweise gut“, erläutert Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. 

Im Jahresdurchschnitt 2023 dürfte die Zahl der Erwerbstätigen laut IAB-Prognose trotz des aktuellen Dämpfers um 310.000 Personen höher liegen als noch im Vorjahr. Für 2024 wird mit einem nochmaligen Anstieg um 160.000 Personen gerechnet.  Ebenfalls ansteigen wird laut Prognose die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Personen. Aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung und der Knappheit an Arbeitskräften rechnet das IAB für 2023 mit einem vergleichsweise geringen Anstieg von 250.000 Personen auf 34,76 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Im Vergleich zu 2022 reduziert sich der Beschäftigungszuwachs um mehr als die Hälfte. Mit der wirtschaftlichen Erholung wird zwar auch der Aufwärtstrend wieder stärker zur Geltung kommen. Wegen einer relativ schwachen Startposition aus dem laufenden Jahr ergibt die Prognose für 2024 aber nur ein Wachstum von 130.000 auf dann 34,89 Millionen Personen.

Den höchsten Beschäftigungszuwachs mit jeweils 100.000 zusätzlichen Stellen im Jahr 2023 und 60.000 Stellen im darauffolgenden Jahr erwarten die Forschenden in den Bereichen Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit. In der Land- und Forstwirtschaft sowie im Baugewerbe rechnet das IAB mit leichten Rückgängen.

Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte 2023 um rund 410.000 kräftig wachsen. Für das Jahr 2024 ist mit einem weiteren Wachstum von 90.000 Personen zu rechnen.

„Die Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung steht angesichts der konjunkturellen Schwäche, tiefgreifender Transformationen und der Arbeitskräfteknappheit vor großen Herausforderungen. Es braucht daher ein umfassendes Transformationsprogramm“, erklärt IAB-Ökonom Weber. Dabei gehe es um Investitionsförderung, Infrastruktur, Kompetenzentwicklung und Datenpolitik, ebenso wie um eine umfassende Fachkräftesicherung.

Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-18.pdf . Ein begleitendes Interview zur Prognose finden Sie hier: https://www.iab-forum.de/der-wirtschaftsabschwung-hat-sich-in-deutschland-festgesetzt.

Das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,8 Prozent auf 14,6 Milliarden Stunden. Es erreicht damit erstmals wieder den Vor-Corona-Stand des zweiten Quartals 2019. Ursächlich hierfür ist ein neuer Höchststand der Erwerbstätigkeit in einem Frühling. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Trotz Energiekrise und Konjunkturflaute, noch nie haben die Beschäftigten in einem Frühlingsquartal so viel gearbeitet“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

Die Arbeitszeit je erwerbstätiger Person blieb mit 319,1 Stunden fast konstant gegenüber dem Vorjahresquartal. Im Vergleich zum Vorquartal stieg sie saison- und kalenderbereinigt aber um 0,6 Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im 2. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,7 Prozent auf 45,9 Millionen Personen. Damit wurde ein neuer Rekord erreicht, allerdings flachte der Anstieg der Erwerbstätigkeit zuletzt ab.

Die Teilzeitquote nahm gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,2 Prozentpunkte zu und lag im 2. Quartal 2023 bei 39,1 Prozent. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten stieg mit 1,4 Prozent dabei deutlich stärker als die der Vollzeitbeschäftigten mit 0,5 Prozent. Dies liegt auch an einem Beschäftigungszuwachs gerade in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil wie dem Gastgewerbe oder dem Bereich Erziehung und Unterricht.

Gegenüber dem Vorjahresquartal gingen die bezahlten und unbezahlten Überstunden zurück. Im Durchschnitt waren es 3,2 bezahlte und 4,7 unbezahlte Überstunden je beschäftigten*er Arbeitnehmer*in im 2. Quartal 2023. „Die Kurzarbeit ist wieder auf Normalniveau angekommen, aber Überstunden werden seit Corona deutlich weniger geleistet“, so Weber.

Der Krankenstand lag im 2. Quartal 2023 mit rund 5 Prozent nur leicht unter dem sehr hohen Niveau des Vorjahresquartals mit 5,3 Prozent. Hauptgrund für den nach wie vor hohen Krankenstand waren vor allem Atemwegsinfekte und Erkältungskrankheiten.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2302.xlsx zur Verfügung.
Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist  unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer fällt im August im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Punkte. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) steht nun mit 100,5 Punkten nur knapp über der neutralen Marke von 100 und auf dem tiefsten Stand seit 2020. Das European Labour Market Barometer sinkt zum ersten Mal in diesem Jahr unter die Marke von 100 und liegt im August bei 99,7 Punkten.

„Der Wirtschaftsabschwung hat sich in Deutschland festgesetzt - mittlerweile hinterlässt das auch Spuren am Arbeitsmarkt“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Das Barometer liegt im August insgesamt nur noch knapp über der neutralen Marke von 100 – die Aussichten werden also zunehmend verhalten. Insbesondere wird eine steigende Arbeitslosigkeit erwartet: Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit fällt um 0,6 Punkte auf 97,5 Punkte. Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers sinkt im August zum vierten Mal in Folge. Nach einem Rückgang von 0,5 Punkten liegt sie nun bei 103,5 Punkten. Auch wenn weiterhin steigende Beschäftigung erwartet wird, so sind dennoch auch hier die Erwartungen nicht mehr ganz so optimistisch. „Halb leer oder halb voll? Der Arbeitsmarkt ist in Mitleidenschaft gezogen, steht aber immer noch deutlich besser da als die Konjunktur“, schätzt Weber die Situation ein.

Das European Labour Market Barometer dagegen unterschreitet zum ersten Mal in diesem Jahr die neutrale Marke von 100 Punkten. Es verzeichnet ein Rückgang um 1,0 Punkte gegenüber dem Juli und liegt im August bei 99,7 Punkten. Das liegt insbesondere an der Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit, die im August deutlich um 1,2 Punkte sinkt. Sie befindet sich nun mit 97,9 Punkten auf dem tiefsten Stand seit 2020 und zeigt steigende Arbeitslosigkeit an. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung fällt um 0,7 Punkte auf derzeit 101,5 Punkte. Die Beschäftigungsaussichten liegen damit noch im grünen Bereich, die Einschätzungen werden aber verhaltener. In den meisten teilnehmenden Ländern Europas trüben sich die Aussichten im August ein, teils sogar sehr deutlich. „Lange schlugen sich die europäischen Arbeitsmärkte gut in den Krisenzeiten. Aber jetzt wird es langsam Zeit für eine wirtschaftliche Trendwende“, so Weber.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 18 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/. Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Die Einführung von Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern geht mit einer Verringerung des Gender Pay Gaps bei Vollzeitbeschäftigten einher. Jede zusätzliche Maßnahme in einem Betrieb hängt mit einem um durchschnittlich 2,5 Prozentpunkte geringeren Gender Pay Gap zusammen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom Dienstag hervor. Dieser Effekt besteht allerdings nur in Westdeutschland.

Die IAB-Forscher haben in der Studie untersucht, wie sich Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung auf die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern im Betrieb ausgewirkt haben. Zu diesen Maßnahmen zählen unter anderem betriebliche Kinderbetreuungsangebote sowie die gezielte Förderung des weiblichen Nachwuchses, beispielsweise durch ein Mentoringprogramm. IAB-Forscher Florian Zimmermann erklärt: „Diese Maßnahmen können zu einer Reduktion des Gender Pay Gaps beitragen, indem Frauen im Betrieb beispielsweise flexibler arbeiten können oder häufiger befördert werden.“

Die Forscher betonen, dass alle untersuchten Maßnahmen zu einer Verringerung des Gender Pay Gaps beitragen. „Eine öffentliche Förderung von freiwilligen betrieblichen Maßnahmen könnte empfehlenswert sein, um die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern am Arbeitsmarkt zu reduzieren“, sagt Matthias Collischon, Forscher am IAB. Die Studie beruht auf Daten des IAB-Betriebspanels und ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-17.pdf

Erwerbstätige in Gesundheitsberufen waren besonders häufig mit dem Coronavirus infiziert. Die meisten Infektionen gab es mit 21 Prozent unter den Erwerbstätigen in der Arzt- und Praxishilfe. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Insgesamt war das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus im Gesundheitswesen 1,68-mal so hoch wie für Erwerbstätige in anderen Berufen.

Erwerbstätige mit Migrationserfahrung haben mit 14,6 Prozent häufiger eine Infektion durchgestanden als jene ohne Migrationserfahrung mit 9,7 Prozent.  Dabei spielen deutsche Sprachkompetenzen eine Rolle spielen, was mit der Vermittlung von Informationen zum Infektionsschutz zusammenhängen könnte. Auch die Arbeitsbedingungen haben dazu beigetragen. Etwa arbeiten Personen mit Migrationserfahrung häufiger in Berufen mit geringerer Möglichkeit zum Homeoffice. So ist im Bereich Reinigung der Anteil an Erwerbstätigen mit Migrationserfahrung überdurchschnittlich hoch, gleichzeitig gibt es in diesem Beruf keine Möglichkeit zum Homeoffice.

In der Studie berichtet außerdem ein nennenswerter Anteil der Erwerbstätigen von wiederkehrenden oder dauerhaften gesundheitlichen Beschwerden, die sich auf die Erwerbstätigkeit auswirken. Dieser Anteil ist unter Personen, die eine SARS-CoV-2 Infektion durchgestanden haben mit 15 Prozent höher als unter denjenigen, die nicht mit dem Virus infiziert waren (12 Prozent).

Die Studienautor*innen betonen, dass im Hinblick auf künftige Infektionskrankheiten die schnelle Verfügbarkeit effektiver Schutzausrüstung und strukturelle Infektionsschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz weiterhin wichtig sind, um Ansteckungsrisiken im Beruf zu minimieren. „Das gilt insbesondere in Berufen, in denen die Erwerbstätigen keine Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice haben“, erklärt IAB-Forscherin Laura Goßner.

Die Studie beruht auf Daten der RKI-SOEP-2 Studie, die das IAB in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch Institut (RKI), dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sowie dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) durchgeführt hat. Insgesamt wurden für die Studie zwischen November 2021 und Februar 2022 rund 11.000 Personen befragt, sowie deren Blut auf Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus untersucht. Sie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-16.pdf.

Beschäftigte haben in der Coronakrise nicht vermehrt die Branchen gewechselt. Das zeigt das neue IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar, das am Montag vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erstmals veröffentlicht wurde. Zu Beginn der Pandemie wechselten Beschäftigte kurzzeitig häufiger die Branche. Ab Frühling 2020 war das zunehmend seltener der Fall, entgegen dem Trend von vor der Pandemie.

„Im deutschen Arbeitsmarkt gab es während der Pandemie eher große Ruhe statt Great Resignation“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Aktuell liegt das IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar bei 56,4 Punkten. Damit erholt es sich leicht vom niedrigsten Wert im Mai 2023, liegt aber rund einen Punkt unter dem vor-Corona-Niveau von 2019. IAB-Ökonom Weber berichtet: „Derzeit wechseln weniger Beschäftigte die Branche als in den vergangenen Jahren.  Aber die Bewerbungen zwischen den Branchen haben seit 2022 angezogen. Nach der Corona- und der Energiekrise ist daher wieder mit mehr Wechseln zu rechnen“

„Die Arbeitswelt befindet sich in kontinuierlichem Wandel – um den sich ständig verändernden Herausforderungen begegnen zu können, ist es wichtig, Trends und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt frühzeitig zu erkennen“, so Kristin Keveloh, Arbeitsmarkt-Expertin bei LinkedIn.  Mit dem IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar kann mithilfe von zwei Komponenten nahezu in Echtzeit die Wechseldynamik am Arbeitsmarkt beobachtet werden. Als Basis dienen die Jobangaben in den Nutzerprofilen auf LinkedIn, dem weltweit größten beruflichen Netzwerk. Die Komponente „Wechsel heute“ misst, wie viel Prozent aller Neueinstellungen darauf zurückgehen, dass Beschäftigte zwischen den Branchen wechseln. Zuletzt waren das 40,6 Prozent. Die Komponente „Wechsel morgen“ misst den Anteil der Bewerbungen aus anderen Branchen, die auf LinkedIn verschickt werden, an allen Bewerbungen auf LinkedIn – zuletzt 72,3 Prozent. Diese Komponente dient als Frühindikator: Während übliche Arbeitsmarktstatistiken nur Auskunft über abgeschlossene Prozesse geben, ermöglichen die aktuellen Bewerbungsdaten von LinkedIn einen Ausblick auf das künftige Arbeitsmarktgeschehen. Wenn die Bewerbungsquote steigt, steigt zeitversetzt auch die Wechselquote – am stärksten nach acht Monaten. Das IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar entspricht dem Mittelwert der beiden Komponenten.

Künftig wird das IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar halbjährlich aktualisiert. Es ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/das-iab-linkedin-branchenwechsel-radar-great-resignation-ist-kein-trend.

Im zweiten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,74 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal sank die Zahl der offenen Stellen um rund 6.000 oder 0,4 Prozent und liegt damit fast auf dem gleichen Niveau. Sie fällt im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 jedoch um 188.000 oder rund 10 Prozent niedriger aus. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Bundesweit waren im zweiten Quartal 2023 rund 78 Prozent der Stellen sofort zu besetzen. „Die Dringlichkeit der Personalbeschaffung bleibt also vielerorts hoch. Im Vergleich zum Vorjahr liegen wir mit 1,74 Millionen Stellen aber rund 10 Prozent unter dem hohen Niveau des Vorjahres.“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. „Dies spricht derzeit für eine leichte Abkühlung der Personalnachfrage in Deutschland. Gemessen an der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung ist die Personalnachfrage bei den Betrieben weiterhin robust“, so Kubis weiter.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2023 lagen Antworten von rund 7.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://iab.de/das-iab/befragungen/iab-stellenerhebung/ online veröffentlicht. Ein Beitrag im IAB-Forum ist unter https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-2-2023-10-prozent-weniger-offene-stellen-als-ein-jahr-zuvor/ verfügbar.

Während Kinder aus akademischen Familien insgesamt häufiger studieren als Nicht-Akademikerkinder, ist dies im dualen Studium nicht der Fall. Bei Vorliegen eines Abiturs haben Akademikerkinder eine um knapp 3 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit als Nicht-Akademikerkinder, ein duales Studium zu beginnen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, für die die Forschenden den Übergang von der Schule zur weiterführenden Bildung von Personen mit einer Hochschul- oder Fachhochschulreife betrachtet haben.

Insgesamt ähneln dual Studierende von ihrem familiären Bildungshintergrund her den nicht dual Studierenden der Fachhochschulen. Ungefähr ein Drittel hat ein Elternteil mit einem Hochschulabschluss. Dieser Anteil ist deutlich niedriger als bei Studierenden an Universitäten, von denen ungefähr die Hälfte zumindest ein Elternteil mit akademischem Abschluss hat. „Das duale Studium stellt für Kinder aus nicht-akademischen Familien eine vergleichsweise attraktive Bildungsalternative dar“, so IAB-Forscher Alexander Patzina.

Werden Akademikerkinder und Kinder, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben, mit ähnlich guten schulischen Leistungen verglichen, nehmen Akademikerkinder noch seltener ein duales Studium auf.

Anders als das Fachhochschulstudium spricht das duale Studium – ähnlich wie ein Universitätsstudium – insbesondere diejenigen Jugendlichen an, die ihre Hochschulreife auf direktem Weg am Gymnasium erworben haben. „Zudem scheint das duale Studium eher für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler attraktiv zu sein, die vermutlich auch ein Studium an einer Universität oder einer vergleichbaren Hochschule hätten aufnehmen können. Dies wirkt Ungleichheiten nicht entgegen, denn zumindest langfristig dürfte ein Universitätsstudium bessere Karrierechancen mit sich bringen“, erklärt IAB-Forscherin Carina Toussaint.

Die Studie zeigt außerdem, dass Akademikerkinder eine im Vergleich um gut 14 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine Universität zu besuchen, und eine um gut 14 Prozentpunkte niedrigere Wahrscheinlichkeit, eine Berufsausbildung aufzunehmen, als Jugendliche, deren Eltern keinen akademischen Abschluss haben.

Die Studie beruht auf Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) und ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-15.pdf.

Ein Interview mit den Autor*innen können Sie im IAB-Forum lesen: https://www.iab-forum.de/das-duale-studium-spricht-eher-bildungsaufsteiger-an.

Im Schnitt waren 18 Prozent aller erwerbsfähigen ukrainischen Geflüchteten im Frühjahr 2023 erwerbstätig – ein leichter Anstieg von einem Prozentpunkt im Vergleich zur ersten Befragungswelle im Herbst 2022. Allerdings steigt die Erwerbstätigenquote ab einer Aufenthaltsdauer von zwölf Monaten deutlich auf 28 Prozent. Das zeigen die Ergebnisse der zweiten Welle der IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Donnerstag veröffentlichte.

Fast die Hälfte der erwerbstätigen ukrainischen Geflüchteten ist in Berufen tätig, für die sie auf dem deutschen Arbeitsmarkt formal überqualifiziert sind. Zudem verdienen ukrainische Geflüchtete unterdurchschnittlich: Die mittleren Bruttomonatsverdienste der vollzeitbeschäftigten ukrainischen Geflüchteten liegen mit 2.550 Euro deutlich unter dem Durchschnittsverdienst aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland von 3.516 Euro.

Bei Frauen und vor allem bei Müttern mit Kleinkindern gestaltet sich die Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter schwieriger als bei den Männern: Frauen haben im Vergleich ein höheres Risiko der Nichterwerbstätigkeit und der Beschäftigung unterhalb ihres Qualifikationsniveaus. Zudem verdienen sie weniger. „Die Kinderbetreuung ist ein strukturelles Problem“, erklärt Herbert Brücker, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“. „Eine frühzeitige und umfassende Kinderbetreuung erhöht nicht nur unmittelbar die Arbeitsmarktchancen für geflüchtete Frauen. Sie führt auch zu mehr sozialen Kontakten mit deutschen Familien, fördert die soziale Teilhabe und erleichtert damit auch indirekt den Arbeitsmarktzugang“, so Brücker weiter.

Mitgebrachte Bildungsabschlüsse und Berufserfahrung erhöhen die Arbeitsmarktchancen und Verdienste der ukrainischen Geflüchteten. Auch der Abschluss von Deutschkursen sowie gute Deutschkenntnisse erhöhen die Chancen auf eine Erwerbstätigkeit: Ukrainische Geflüchtete, die einen Deutschsprachkurs mit fortgeschrittenem Niveau beenden, haben eine um 21 Prozentpunkte höhere Erwerbstätigenquote als Geflüchtete, die keinen Sprachkurs absolvieren. „Angesichts der hohen Teilnahmequote von über 60 Prozent an Sprach- und Integrationsmaßnahmen zum Befragungszeitpunkt und ausgeprägten Erwerbstätigkeitswünsche ist nach Abschluss der Kurse eine beschleunigte Integration zu erwarten“, sagt Yuliya Kosyakova, Leiterin des IAB-Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“. „Nun gilt es die Potenziale voll auszuschöpfen. Wir müssen in Sprachkurse auf fortgeschrittenem Niveau, sonstige Qualifizierungs- und Arbeitsmarktberatungsmaßnahmen investieren und soziale Teilhabe fördern“, so Kosyakova weiter.

Die Studie beruht auf einer repräsentativen Befragung von rund 6.000 ukrainischen Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter von 18 bis 64 Jahren, die sich seit 24. Februar 2022 in Deutschland aufhalten. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-14.pdf