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Um die Teilhabe von Menschen mit Schwerbehinderung am Arbeitsleben zu fördern, müssen Unternehmen in Deutschland mit 20 bis 39 Mitarbeitenden mindestens eine schwerbehinderte Person beschäftigen, Unternehmen mit 40 bis 59 Mitarbeitenden mindestens zwei. Andernfalls ist eine Ausgleichsabgabe zu entrichten. Diese Ausgleichsabgabe wirkt positiv: Firmen knapp oberhalb des Grenzwerts von 40 Mitarbeitenden beschäftigen im Schnitt 0,2 mehr Personen mit Schwerbehinderung, als es ohne die Regelung der Fall wäre. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die Ausgleichsabgabe hat aber auch unerwünschte Nebenwirkungen: Einige wenige Unternehmen scheinen  unterhalb des Schwellenwerts von 40 Beschäftigten zu bleiben, um einer Erhöhung der Ausgleichsabgabe zu entgehen. Auch bauen Unternehmen direkt unterhalb des Schwellenwerts von 40 ihre Beschäftigung im Schnitt seltener weiter auf und zahlen geringere Löhne als Unternehmen knapp oberhalb des Schwellenwerts. Darüber hinaus haben Unternehmen, die knapp unterhalb der einschlägigen Schwellenwerte liegen, im Schnitt einen höheren Anteil an geringfügiger Beschäftigung. „Dies dürfte daran liegen, dass geringfügig Beschäftigte bei der Berechnung der Unternehmensgröße in der Regel nicht mitzählen. So entsteht ein Anreiz, reguläre durch geringfügig Beschäftigte zu ersetzen“, erklärt IAB-Forscherin Franka Vetter. „Auch wenn die Regelung die Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung prinzipiell begünstigt, bedarf es weiterer Maßnahmen, um die Inklusion von Menschen mit Schwerbehinderung zu verbessern. Dazu zählen beispielsweise eine verstärkte Weiterqualifizierung der Betroffenen und stärkere positive Anreize, wie beispielsweise Prämien oder öffentliche Anerkennung, für Unternehmen, die die Quote erfüllen“, so IAB-Forscherin Karolin Hiesinger. Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/beschaeftigung-von-menschen-mit-schwerbehinderung-die-ausgleichsabgabe-wirkt/.

Im Durchschnitt weisen ostdeutsche Großstädte innerhalb von Nachbarschaften ein niedrigeres Niveau der Lohnungleichheit auf als westdeutsche Großstädte. Dabei reduzierte sich zwischen 2006 und 2017 die Lohnungleichheit innerhalb von Nachbarschaften in ostdeutschen Großstädten noch stärker. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Für die Studie haben die IAB-Forscherinnen Kerstin Ostermann und Katja Wolf die innerstädtische Lohnungleichheit mithilfe kleinräumiger Gini-Koeffizienten gemessen. Der mittlere Gini-Koeffizient in ostdeutschen Großstädten lag 2017 bei 0,36. Für westdeutsche Großstädte war dieser Wert 17 Prozent höher und lag bei 0,42. IAB-Forscherin Katja Wolf berichtet: „Ausschlaggebend für die Differenzen in der innerstädtischen Lohnungleichheit zwischen Ost und West ist die nach wie vor unterschiedliche Lohn- und Erwerbsstruktur sowie die Einführung des Mindestlohns.“ Von der Einführung des Mindestlohns haben Beschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern aufgrund des generell niedrigeren Lohnniveaus dabei deutlich häufiger profitiert.

„Für die Stadtpolitik ist es wichtig, Kenntnis über innerstädtische Lohnverteilungen zu haben, um passgenaue Maßnahmen initiieren zu können“, erklärt IAB-Forscherin Kerstin Ostermann. Bei solchen Maßnahmen geht es in homogenen Nachbarschaften mit einem niedrigen Lohnniveau darum, die geringeren Erwerbschancen auszugleichen, in heterogenen Nachbarschaften darum, den sozialen Zusammenhalt stärker zu fördern. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-09.pdf. Unter https://static-content.springer.com/esm/art%3A10.1186%2Fs12651-022-00310-x/MediaObjects/12651_2022_310_MOESM1_ESM.pdf sind die Daten zu allen deutschen Großstädten (mit mehr als 100.000 Einwohner*innen) einsehbar.

Mehr als ein Viertel aller betrieblichen Auszubildenden wird im Handwerk ausgebildet. Allerdings gehen die Ausbildungszahlen im Handwerk insgesamt zurück, jedoch weniger stark als in der Gesamtwirtschaft. In Westdeutschland nimmt die Zahl der Auszubildenden im Handwerk ab. Demgegenüber stieg die Zahl der Handwerks-Auszubildenden in den ostdeutschen Ländern. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im Jahresdurchschnitt gab es zwischen 2014 und 2021 die stärksten Auszubildendenzuwächse im Handwerk in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit über 2 Prozent, sowie in Thüringen mit im Schnitt 1,4 Prozent. Auch in den Pandemiejahren 2020 und 2021 entwickelten sich die Ausbildungszahlen im Handwerk in den meisten ostdeutschen Bundesländern günstiger als in den westdeutschen. Die duale Handwerks-Ausbildung ist von den Auswirkungen der Pandemie zwar weniger stark betroffen als die duale Ausbildung in der Gesamtwirtschaft. Dennoch sind die Ausbildungzahlen im Handwerk insgesamt rückläufig. „Das Handwerk muss dafür Sorge tragen, dass Handwerksberufe für junge Menschen attraktiv bleiben – auch im Vergleich zu möglichen Alternativen wie Studium oder Helferjobs“, sagt IAB-Forscherin Gabriele Wydra-Somaggio. „Die Politik wiederum sollte leistungsschwächeren Jugendlichen den Weg in eine betriebliche Ausbildung durch passgenaue unterstützende Maßnahmen im handwerklichen Bereich erleichtern, beispielsweise in Form einer Ausbildungsgarantie“, so Wydra-Somaggio weiter.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Handwerk hat sich bundesweit zwischen 2014 und 2020 erhöht, wenn auch in Ostdeutschland weniger stark als in Deutschland insgesamt. Mit einem Anteil von 12,7 Prozent an der Gesamtwirtschaft arbeitete im Jahr 2020 knapp jeder achte Beschäftigte in Deutschland im Handwerk. „Die Personalknappheit im Handwerk dürfte sich aufgrund demografischer Entwicklungen und der zu erwartenden steigenden Nachfrage, wie beispielsweise aufgrund der Energiewende, künftig noch verschärfen. Umso mehr kommt der beruflichen Ausbildung eine wesentliche Rolle zu“, erklärt Wydra-Somaggio.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/die-bedeutung-des-handwerks-fuer-beschaeftigung-und-ausbildung-ist-regional-sehr-unterschiedlich.    

Die Entwicklung im Handwerk blieb hinter der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungs- sowie Ausbildungsdynamik zurück. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den Bundesländern und den Gewerbegruppen.

Die Entwicklung im Handwerk blieb hinter der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungs- sowie Ausbildungsdynamik zurück. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den Bundesländern und den Gewerbegruppen. Den höchsten Zuwachs im Handwerk hatte Berlin (2,5 %), den niedrigsten Thüringen (-0,5 %). Das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf sind die größten Bereiche. Allerdings variieren die Anteile in den Bundesländern zum Teil erheblich. Der Anteil der Beschäftigten lag beispielsweise für das Ausbaugewerbe 2020 zwischen 25,8 Prozent (Sachsen) und 30,3 Prozent (Nordrhein-Westfalen). Die Anzahl der Ausbildenden ging seit 2014 im Saarland mit -2,7 Prozent am stärksten zurück, während diese in Sachsen mit 2,6 Prozent am stärksten zunahm. Die rückläufige Entwicklung der Auszubildendenzahlen hat sich zwischen 2019 und 2021 weiter fortgesetzt.

Das Arbeitsvolumen stieg im 1. Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,9 Prozent auf 15,7 Milliarden Stunden. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Die Arbeitszeit je erwerbstätiger Person sank um 0,1 Prozent auf 345,1 Stunden gegenüber dem Vorjahresquartal. Saison- und kalenderbereinigt stieg sie im Vergleich zum Vorquartal aber um 0,5 Prozent.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist im 1. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,0 Prozent auf 45,6 Millionen Personen gestiegen. „Trotz der Rezession wurde weiter Beschäftigung aufgebaut und knappes Personal gehalten“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Die Stundenproduktivität sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,0 Prozent. Weber sagt weiter: „Nachdem die Produktivität schon zu Beginn des Ukrainekrieges deutlich gesunken war, sackt sie Anfang 2023 noch einmal ab. Die Inflation drückt auf den Konsum, die hohen Energiepreise lassen die Produktion sinken.“

Die Teilzeitquote ist gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,4 Prozentpunkte gestiegen und lag bei 38,8 Prozent. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten ist mit 2,1 Prozent deutlich stärker gestiegen als die der Vollzeitbeschäftigten mit 0,6 Prozent. Dies liegt auch an einem Beschäftigungszuwachs gerade in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil wie dem Gastgewerbe oder dem Bereich Erziehung und Unterricht.  

Gegenüber dem Vorjahresquartal sind die bezahlten und unbezahlten Überstunden im 1. Quartal 2023 etwas zurückgegangen, um 0,2 beziehungsweise 0,3 Stunden. Im Durchschnitt waren es 3,2 bezahlte und 4,0 unbezahlte Überstunden je beschäftigten Arbeitnehmer im 1. Quartal 2023. Im Vergleich zum Vorjahresquartal mit -1,3 Stunden wurden von den Beschäftigten im 1. Quartal 2023 im Schnitt lediglich 0,8 Stunden Guthaben auf den Arbeitszeitkonten abgebaut.

Der Krankenstand lag im 1. Quartal 2023 mit einem neuen historischen Höchststand von 7,11 Prozent nochmal über dem bereits sehr hohen Niveau des Vorjahresquartals von 6,36 Prozent. „Deutlich mehr Beschäftigte, Kurzarbeit weitgehend normalisiert – aber wegen des Rekordkrankenstands wird in Deutschland immer noch weniger gearbeitet als vor der Covid-19-Pandemie“, so Weber.  

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2301.xlsx zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist  unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.