Die Flüchtlings- und Asylpolitik der Europäischen Union steckt in einer Sackgasse. Die Lasten der Aufnahme von Schutzsuchenden aus den Krisenregionen in Europas Umfeld sind ungerecht verteilt. So verweigern einige Staaten die Aufnahme, indes andere durch Regelungen wie das Dublin-Abkommen mit einer großen Zahl von Flüchtlingen überfordert werden. Jedoch: Gerade dort, wo die größte Erfahrung in der Aufnahme und Integration besteht, sind neue und innovative Ansätze zu finden - nämlich in den Kommunen, europaweit. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Petra Bendel und anderen untersucht die Rolle von Städten und Städtenetzwerken in Europa. Als Politik-Empfehlung entwickelte sie neue Modelle der Finanzierung, der Partnerschaft und eines Matching-Systems, das die Erfahrungen und Interessen von Kommunen wie von Geflüchteten gleichermaßen ernst nimmt.
Jahr: 2019
Sozialpartnerschaft und soziale Sicherung
Im Mittelpunkt der diesjährigen Fachtagung „Wissenschaft trifft Praxis“ in Nürnberg stand das Thema „Sozialpartnerschaft und soziale Sicherung“. Der Fokus lag dabei insbesondere auf den Ursachen und Folgen der sich seit Jahren abschwächenden Tarifbindung und auf der mangelnden sozialen Absicherung von Selbstständigen, vor allem im Bereich digitaler Dienstleistungen.
Langzeitleistungsbezieher von Hartz IV mit mehreren Vermittlungshemmnissen: Informelle Wege können zum Job führen
Kreative Formen von Initiativbewerbungen und die Nutzung von Netzwerken spielen häufig eine wichtige Rolle, wenn besonders arbeitsmarktferne Langzeitleistungsbezieher von Arbeitslosengeld II wieder eine Stelle finden und so vom Arbeitslosengeld-II-Bezug unabhängig werden. Bei standardisierten Formen der Bewerbung scheitern sie dagegen oft an den aus dem Lebenslauf ersichtlichen Brüchen und Arbeitsmarkthemmnissen. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Die IAB-Forscher Andreas Hirseland, Lukas Kerschbaumer, Ivonne Küsters und Mark Trappmann haben untersucht, auf welchen Wegen Langzeitleistungsbeziehern von Arbeitslosengeld II mit gleich mehreren Arbeitsmarkthemmnissen doch noch die Arbeitsaufnahme gelang. Als Arbeitsmarkthemmnisse gelten schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen, schlechte Deutschkenntnisse, fehlende Schul- oder Ausbildungsabschlüsse, die Betreuung von Kindern und die Pflege von Angehörigen, ein Alter über 50 Jahren sowie der Langzeitleistungsbezug selbst.
Voraussetzung für einen Übergang in Beschäftigung war in den meisten Fällen eine Lebensphase hoher Motivation und hohen Selbstvertrauens, in denen die Betroffenen wieder in der Lage waren, Eigeninitiative zu zeigen. Allerdings erforderte solch ein Übergang neben diesen individuellen Faktoren auch das Eintreten einer günstigen Gelegenheit. Diese biete sich häufiger in weniger formalisierten und von Konkurrenz geprägten Kontexten, also beispielsweise bei inhabergeführten Betrieben oder im Bereich sozialer Dienstleistungen, erklären die IAB-Forscher.
Bei der Arbeitsvermittlung von Langzeitleistungsbeziehern sollten den Forschern zufolge drei Ansätze verfolgt werden: Wichtig sei erstens eine stärker individualisierte Beratung, die auch an nicht zertifizierten Neigungen und Fähigkeiten anknüpft. In vielen Fällen sei zudem eine psychische Stabilisierung der Langzeitleistungsbezieher durch die Förderung sozialer Integration notwendig. Der dritte Punkt ist die systematische Schaffung von Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme mit potenziellen Arbeitgebern. Dafür seien beispielsweise Jobbörsen hilfreich, aber auch eine gezielte Jobakquise passender Jobs durch die Jobcenter.
Die Studie ist online abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2019/kb2019.pdf.
Eine neue solidarische Grundsicherung
Ein moderner und nachhaltiger Sozialstaat braucht eine gesunde Mischung aus staatlicher Fürsorge und Eigenverantwortung. Die Hartz-Reformen versuchten, die richtige Mischung mit dem Prinzip des Förderns und Forderns in der Grundsicherung herzustellen. Zahlreiche Menschen sind seither nicht mehr länger auf staatliche Fürsorge angewiesen, sondern können wieder für sich selbst sorgen. Doch zeigen sich zunehmend auch Schwächen eines in die Jahre gekommenen Grundsicherungssystems, insbesondere an den Schnittstellen zwischen seinen unterschiedlichen Instrumenten. In dieser Arbeit wird eine neue Grundsicherungsarchitektur entwickelt, die das vorhandene Instrumentarium der Sozialpolitik besser nutzt und aufeinander abstimmt. Sie setzt dabei an einer ursachenorientierten Existenzsicherung an. Drei Eckpunkte charakterisieren das neue System.
- Eine zu versteuernde Kindergrundsicherung, die Familien
stärker als bislang unterstützt, - eine Wohnbedarfssicherung und
- eine Regelbedarfssicherung für Erwerbsfähige.
Die neuen Grundsicherungsleistungen sind so miteinander verzahnt, dass die Schnittstellenprobleme nicht mehr auftreten und zugleich der Anreiz zur Selbsthilfe gegenüber dem jetzigen System deutlich gestärkt wird.
Weiterbildung von Beschäftigten mit Migrationshintergrund: Frauen der zweiten Generation nehmen am häufigsten an Weiterbildungen teil
Beschäftigte mit Migrationshintergrund nehmen im Durchschnitt seltener an beruflicher Weiterbildung teil als Beschäftigte ohne Migrationshintergrund. Eine überdurchschnittliche Teilnahmequote weisen dagegen beschäftigte Frauen mit Migrationshintergrund der zweiten Generation auf. Diese nehmen etwas häufiger an Weiterbildung teil als Frauen oder Männer ohne Migrationshintergrund. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
31 Prozent der Beschäftigten ohne Migrationshintergrund nahmen in den Jahren 2013 bis 2015 an mindestens einer beruflichen Weiterbildung teil. Bei den selbst Zugewanderten liegt der entsprechende Anteil mit 20 Prozent dagegen deutlich niedriger. Beschäftigte mit Migrationshintergrund der zweiten Generation, bei denen also mindestens ein Elternteil zugewandert ist, nehmen mit 33 Prozent ähnlich häufig an Weiterbildungen teil wie Beschäftigte ohne Migrationshintergrund.
Die höchste Teilnahmequote weisen mit 35 Prozent die beschäftigten Frauen mit Migrationshintergrund der zweiten Generation auf. Dies hängt damit zusammen, dass 95 Prozent der beschäftigten Frauen der zweiten Generation einen beruflichen oder hochschulischen Bildungsabschluss besitzen. Sie arbeiten vergleichsweise häufig in qualifizierten oder hochqualifizierten Angestelltenpositionen. Zudem arbeiten sie oft in Bereichen, die sich wie Erziehung und Gesundheit oder Öffentlicher Dienst durch hohe Weiterbildungsquoten auszeichnen. „Damit weisen sie solche Faktoren auf, die die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung begünstigen“, erklären Ute Leber, Huy Le Quang und Franziska Schreyer in der IAB-Studie.
Angesichts der niedrigeren Weiterbildungsteilnahme der selbst Zugewanderten verweist die Studie auf deren vergleichsweise häufige Tätigkeit in Un- und Angelerntenpositionen. „Anstrengungen, die Teilhabe an beruflicher Weiterbildung zu intensivieren, sollten sich von daher vor allem auf die selbst Eingewanderten der ersten Generation und hier vor allem auf diejenigen mit bislang geringer Qualifikation beziehen“, heißt es im Fazit der Studie. Darüber hinaus betonen Leber, Le Quang und Schreyer: „Neben der Weiterbildung sollte ein besonderes Augenmerk auch auf die berufliche Erstausbildung der Neueingewanderten beziehungsweise deren Anerkennung gerichtet werden, da diese Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt ist und weitere Bildungsaktivitäten während des Erwerbslebens nach sich ziehen kann“.
Die IAB-Studie ist online abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2019/kb1919.pdf.
Das IAB bei der „Langen Nacht der Wissenschaften“
Wissensdurstige Nachtschwärmer kommen am 19. Oktober 2019 wieder auf ihre Kosten: Bei der neunten „Langen Nacht der Wissenschaften“ laden rund 400 forschungsaktive Einrichtungen im Städtedreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen zu einer Entdeckungsreise durch die hiesige Forschungslandschaft ein. Auch das IAB beteiligt sich einmal mehr an der nächtlichen Wissenstour.
Unter dem Motto „Wissenschaft zum Anfassen“ bieten Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Vereine, Kunstlabore und Werkstätten am Samstagabend ab 18 Uhr bis Sonntagfrüh um 1 Uhr ein umfangreiches Programm mit Ausstellungen und Diskussionen, Praxisbeispielen und Rundgängen bis hin zu Vorträgen und Vorführungen an. Das IAB beteiligt sich in diesem Jahr in verschiedener Weise an den Veranstaltungen am Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Nürnberg an der Findelgasse 7/9.
Der Ehrbare Kaufmann: Auslaufmodell oder Zukunftsnotwendigkeit?
„Der Ehrbare Kaufmann in Globalisierung und Digitalisierung: Auslaufmodell oder Zukunftsnotwendigkeit?“ – so lautet der Titel einer Podiumsdiskussion im Rahmen mehrerer Veranstaltungen zum Thema „Die WiSo Nürnberg stellt sich vor“. Vor 100 Jahren trat die damalige Handelshochschule Nürnberg, heute WiSo, an, um die Idee des „Ehrbaren Kaufmanns“ mit moderner Lehre zu verknüpfen. Seitdem hat sich die Welt fundamental geändert.
Ist ethisches Handeln, wie in der Tradition der „Ehrbaren Kaufleute“ definiert und gefordert, im globalen, digitalen Wettbewerb überhaupt leistbar? Darüber diskutieren Dr. Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ am IAB, Prof. Dr. Sven Laumer, Inhaber des Schöller-Stiftungslehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft, an der FAU, Dirk von Vopelius, Präsident der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken und Dr. Marian Wild, Geschäftsführer designarchitektur – Portal für Dienstleistungen zu Kunstwissenschaft, Design, Architektur und Denkmalpflege sowie Kurator der Jubiläumsausstellung zum 100-jährigen Bestehen der WiSo. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Markus Beckmann, Inhaber des Lehrstuhls für Corporate Sustainability Management an der FAU. Die Veranstaltung findet von 19 bis 20.30 Uhr im Audimax (Raum 0.015) statt.
Vorträge von Forscherinnen und Forschern des IAB
Das Betreuungsgeld war wohl die familienpolitische Maßnahme der letzten Jahre, die am stärksten kontrovers diskutiert worden ist. Das zeigte sich beispielsweise an der Wahl der „Herdprämie“ zum Unwort des Jahres. In ihrem Vortrag „Mütter an den Herd? Effekte des Betreuungsgelds auf Erwerbstätigkeit und Kitabesuch“ beleuchten Dr. Michael Oberfichtner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ am IAB, und Matthias Collischon vom Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung an der FAU die Effekte des Betreuungsgeldes auf die Erwerbstätigkeit von Müttern und die Nutzung öffentlicher Kinderbetreuung. Die Veranstaltung findet von 18 bis 18.45 Uhr im Raum 2.024 statt.
„Private Krankenversicherung: Komfort oder Nutzen?“ – dieser Frage geht Dr. Christine Dauth, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ am IAB, nach. Beschäftigte mit einem jährlichen Einkommen über der Versicherungspflichtgrenze können zwischen der gesetzlichen und einer privaten Krankenversicherung wählen. Christine Dauth erläutert in ihrem Vortrag, ob die Art der Krankenversicherung langfristig die Gesundheit von Beschäftigten beeinflusst oder ob privat Versicherte lediglich einen höheren Komfort genießen. Die Veranstaltung findet von 21 bis 21.45 Uhr im Raum 2.024 statt.
Für eine evidenzbasierte Politikberatung ist es erforderlich, die Wirkung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen und Regelungen zu ermitteln. Ein Ansatz der Wirkungsforschung ist, Personen zufällig Teilnehmer- und Kontrollgruppen zuzuweisen. Prof. Dr. Gesine Stephan, Leiterin des Forschungsbereichs „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ am IAB und Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Empirische Mikroökonomie, an der FAU, erläutert in ihrem Vortrag „Experimente in der Arbeitsmarktforschung“ die Potenziale dieses Ansatzes, benennt Beschränkungen und stellt einige Feldexperimente vor. Die Veranstaltung findet von 22 bis 22.45 Uhr im Raum 2.024 statt.
Bleiben Sie informiert!
„Mit dem IAB sind Sie stets informiert“ – dieses Motto gilt natürlich auch für die „Lange Nacht der Wissenschaften“. Das IAB stellt an seinem Infostand im Foyer des zweiten Obergeschosses seine Forschungsschwerpunkte und Serviceangebote vor, informiert über Beschäftigungschancen für junge Arbeitsmarktforscherinnen und -forscher am IAB sowie über das Graduiertenprogramm und lädt zum IAB-Quiz ein. Mit dem „Job-Futuromaten“ kann zudem jeder testen, zu welchem Anteil schon heute Roboter den eigenen Beruf erledigen können.
Was gibt es noch?
Darüber hinaus finden im WiSo-Gebäude an der Findelgasse zahlreiche weitere interessante, spannende und unterhaltsame (Mitmach-)Aktionen, Vorträge, Führungen und Diskussionen statt. Und wer zwischendurch einfach mal ausspannen möchte, kann dies zum Beispiel bei Live-Musik der WiSo-Band tun.
IAB-Arbeitsmarktbarometer: Abwärtstrend nicht fortgesetzt
Der seit einem dreiviertel Jahr anhaltende Abwärtstrend beim IAB-Arbeitsmarktbarometer hat sich im September nicht fortgesetzt. In diesem Monat ist der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wieder gestiegen: Gegenüber dem Vormonat legte er um 0,4 Punkte auf 101,8 Punkte zu.
Der Beschäftigungsausblick blieb im September stabil: Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers liegt mit 104,9 Punkten unverändert klar im positiven Bereich, allerdings auch deutlich unter den Höchstwerten aus dem vergangenen Jahr. Für die Monate bis zum Jahresende lässt die Beschäftigungskomponente ein weiteres Beschäftigungswachstum erwarten. „Der Konjunkturabschwung macht dem Arbeitsmarkt zwar zu schaffen, aber der hält sich nach wie vor gut“, sagt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
Stärker eingetrübt hatten sich im Laufe des Jahres die Aussichten für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Hier gab es im September aber eine deutliche Verbesserung: Die Arbeitslosigkeitskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers stieg gegenüber dem Vormonat um einen Punkt auf 98,8 Punkte. Damit liegt sie zwar weiterhin im negativen Bereich, aber näher an der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die Arbeitsagenturen halten steigende Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten für möglich, aber nur in moderatem Umfang“, so Weber.
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des IAB-Arbeitsmarktbarometers. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).
Zum Download stehen bereit:
- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe
- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter www.iab.de/presse/abgrafik
IAB-Prognose für 2019 und 2020: Arbeitsmarktaufschwung vorerst ausgebremst
Der Konjunkturabschwung stoppt vorerst den Abbau der Arbeitslosigkeit. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2019 zwar um 70.000 niedriger liegen als im Vorjahr. Der Jahresdurchschnitt 2020 wird dem IAB zufolge dann aber auf dem Stand von 2019 bleiben. Die Arbeitslosigkeit wird damit sowohl im Jahresdurchschnitt 2019 als auch im Jahresdurchschnitt 2020 voraussichtlich bei knapp 2,3 Millionen Personen liegen.
„Der Rückgang der Arbeitslosigkeit wird sich mittelfristig fortsetzen, begünstigt von der zunehmenden Knappheit von Arbeitskräften. Für die nächsten Monate sind allerdings konjunkturbedingt steigende Arbeitslosenzahlen zu erwarten“, sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“, am Donnerstag in Nürnberg.
Das IAB prognostiziert für das Jahr 2019 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,4 Prozent. 2018 nahm das BIP noch um 1,5 Prozent zu. „Sofern nicht zusätzliche große Rückschläge auftreten, wird die Konjunktur zum Jahresende 2019 die Talsohle durchschreiten und 2020 wieder an Fahrt gewinnen“, so Weber. Für 2020 sei daher wieder ein etwas höheres Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent realistisch.
Die Zahl der Erwerbstätigen wird der IAB-Prognose zufolge 2019 trotz der konjunkturellen Schwäche um rund 380.000 und im Jahr 2020 um rund 120.000 auf dann 45,35 Millionen steigen. Ein Plus erwartet das IAB auch bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Im Jahresdurchschnitt 2020 werden laut der Prognose 33,72 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein. Das bedeutet einen Zuwachs von knapp 510.000 in 2019 und von weiteren 250.000 in 2020. „Die Rekordzuwächse aus den Jahren 2017 und 2018 mit jeweils rund 730.000 Personen werden damit zwar deutlich unterschritten. Wir erreichen bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wie bei der Erwerbstätigkeit 2019 und 2020 dennoch neue Höchststände“, erklärte Weber.
Die höchsten Beschäftigungszuwächse prognostizieren die IAB-Forscher im Bereich „Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit“ (+130.000 im Jahr 2020). Einen Rückgang werde es voraussichtlich beim Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) sowie bei der Erbringung von Finanz- und Versicherungsleistungen geben (im Jahr 2020 -30.000 bzw. -20.000).
Das Erwerbspersonenpotenzial nimmt durch die Zuwanderung und die steigende Erwerbsbeteiligung insbesondere der Frauen und der Älteren im Jahr 2019 um 220.000 zu, im Jahr 2020 dann nur noch um 40.000. Damit wird zwar mit 47,69 Millionen noch einmal ein Höchststand erreicht. Die Steigerungen flachen angesichts des demografischen Wandels aber im Vergleich zu den Vorjahren stark ab.
Die IAB-Prognose im Internet: http://doku.iab.de/kurzber/2019/kb1819.pdf.
Interview-O-Töne von Enzo Weber finden Sie unter www.iab.de/audiodienst.
The Effect of Response Measures in Business Surveys
Often asked questions concerning business surveys are:
- What will be the increase in response rates if we apply such-and-such measure(s)?
- What would be perfect timing for these measures? And,
- What will be the costs?
Basically these questions ask for an efficient strategy to get response, aiming for a cost-efficient survey design both for the survey organisation (like a National Statistical Institute) and businesses alike, not burdening and chasing businesses too much. The effects of measures to get response for business surveys have not been studied systematically as much as for social surveys. Obvious reasons for this may be the fact that business surveys are mandatory by law, and the costs involved in getting response are not as
high as for social surveys using CAPI or CATI. Nowadays however, with ever decreasing budgets, and the pressure to reduce response burden even more efficient business surveys designs are required. An overview of various measures has been presented by Snijkers et al. (2013), but quantitative information to answer the above mentioned questions was to a large extend still lacking. In a study conducted at Statistics Netherlands (Snijkers et al., 2018) the effects of various measures to get response have been analysed for a number of business surveys, without doing an experiment. These measures include the obvious measures, like sending advance letters to
businesses introducing the survey and soliciting survey response, sending pre-due data reminders, and after the due date sending one or more reminder letters. For one survey (the Survey on International Trade in Goods) we modelled the effects of these measures using survival analysis, to find out what would have happened without any of these measures. At the
lecture the results will be presented.
The Long-Run Effects of Soft Commitments and Reminders on Academic Performance
We study the long-run effects of soft commitments and reminders on academic performance. In
a randomized field experiment, our first treatment consisted of sending students in a
7-semester bachelor's degree program reminders about the recommended study structure
each semester. The second treatment group received the same reminders but in the first
semester were on top offered the opportunity to commit to the recommended study structure
with a non-binding agreement. After 5 years, we find that the reminders did not generate any
effects on academic performance. The soft commitment device treatment on the other hand is
highly effective: after 5 years, students in the commitment treatment are 14 percentage points
more likely to have graduated, 9 percentage points less likely to have dropped out, and their
time to graduation is 0.35 semesters shorter than that of the controls – while maintaining the
same GPA as the controls.