We study the effects of robot exposure on worker flows in 16 European countries between 2000-2017. Overall, we find small negative effects on job separations and small positive effects on job findings. Labour costs are shown to be a major driver of cross-country differences: the effects of robot exposure are generally larger in absolute terms in countries with low or average levels of labour costs than in countries with high levels of labour costs. These effects are particularly pronounced for workers in occupations intensive in routine manual or routine cognitive tasks, but are insignificant in occupations intensive in non-routine cognitive tasks. For young and old workers in countries with low levels of labour costs, robot exposure had a beneficial effect on transitions. Our results imply that robot adoption increased employment and reduced unemployment most in the European countries with low or average levels of labour costs.
Archive: IAB-Veranstaltungen
Von Hartz IV zum Bürgergeld: Beurteilungen und Präferenzen der „neuen“ Grundsicherung aus der Perspektive von Langzeitarbeitslosen
Mit dem Bürgergeld setzt die Ampel-Koalition 2023 eine Reform des Hartz-IV-Systems mit Erleichterungen für Leistungsbeziehende durch. Die Beurteilungen der Reform in medialen und politischen Debatten fallen kontrovers aus: während einige Beobachterinnen und Beobachter das Bürgergeld als weitgehende Fortführung vieler Grundprinzipien des „alten“ Hartz IV-Systems deuten, warnen andere alarmistisch vor der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens durch die Hintertür. Unklar ist bislang jedoch vor allem, wie langzeitarbeitslose ALG II-Beziehende die anstehende Reform beurteilen und welche Präferenzen sie zu Kerninhalten wie Sanktionen, Vermögensprüfungen und Kosten der Unterkunft äußern. Der vorliegende Beitrag nimmt dies als Ausgangspunkt für eine empirische Beleuchtung. Auf Basis einer zufallsbasierten Befragung in acht Jobcentern in Nordrhein-Westfalen werden die Perspektive von Langzeitarbeitslosen untersucht: Wie schätzen sie zentrale Reforminhalte ein? Wie nehmen Langzeitarbeitslose ihre individuelle Situation im Leistungsbezug wahr? Womit verbringen sie ihre Zeit und welche Erfahrungen haben sie mit den Jobcentern als street-level bureaucracy gemacht? Die Befunde offenbaren mehrheitlich positive, aber mit Blick auf einzelne Reformaspekte differenzierte Einschätzungen zu Kerninhalten des Bürgergeldes. Bessere Hinzuverdienstmöglichkeiten werden beispielsweise von einer großen Mehrheit der Langzeitarbeitslosen befürwortet, während einen grundsätzlichen Verzicht auf Sanktionen viele auch skeptisch sehen. Über 40 Prozent der Langzeitarbeitslosen berichten zudem, sich „voll und ganz“ oder „eher“ für den Grundsicherungsbezug zu schämen; knapp zwei Drittel stimmen „voll und ganz“ oder „eher“ der Aussage zu, dass andere Leistungsbeziehende das System ausnutzen. Viele Leistungsbeziehende sind eigenen Angaben zufolge ehrenamtlich und nachbarschaftlich aktiv. Eine zukünftig verbesserte Förderung solcher Tätigkeiten birgt jenseits der Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Chancen für die Stärkung der sozialen Teilhabe. Kurz- und mittelfristig wird zudem die Inflation eine spürbare Erhöhung des Regelsatzes notwendig machen, um Armutsrisiken abzumildern. Zudem sollten die Chancen eines Modellprojekts zur Evaluierung der Wirkungen von Sanktionen genutzt werden, um dieses kontroverse Thema evidenzbasiert bewerten zu können.
Who wants (them) to work longer?
This paper examines age-specific individual preferences for the legal retirement age. Based on a theoretical model we develop the hypothesis that retirees prefer a higher legal retirement age than workers, whereby just retired individuals prefer the highest retirement age. We corroborate the hypothesis empirically with a fuzzy regression discontinuity design and show that just retired individuals are indeed most in favor of an increasing retirement age. We conclude that in aging societies the political feasibility of raising the legal retirement age increases. This result is of political relevance especially with regard to the expected retirement wave of the baby boomer generation.
Kindergrundsicherung: Unterstützung auch jenseits finanzieller Leistungen
Gemeinsamer Workshop der Arbeitsgruppe „Soziale Sicherung im Wandel“ und der Kompetenzfelder „Erwerbsbeteiligung, Armut und Sozialpolitik“ und „Bildung vor und im Erwerbsleben“
Die von der Bundesregierung geplante Kindergrundsicherung sieht finanzielle Leistungen vor. Darüber hinaus können weitere Maßnahmen Kinder und Familien unterstützen. Hierzu zählen ein einfacherer Zugang zu staatlichen Leistungen sowie kind- und familienbezogenen Diensten, eine Stärkung der Infrastruktur bei Betreuungseinrichtungen und Schulen sowie die Förderung von Bildung und Teilhabe. Der Workshop thematisiert diese Aspekte, die über die Transferzahlungen für Familien hinausgehen, mit zwei Vorträgen.
Familiale Armutslagen, soziale Teilhabe und Zugänge von Kindern und Familien zu Leistungen und sozialer Infrastruktur
Dr. Christina Boll, Deutsches Jugendinstitut (DJI), Abteilung „Familie und Familienpolitik“
Der Vortrag beleuchtet die Erscheinungsformen von materieller und sozialer Deprivation von Familien sowie die Zugangshürden bei der Inanspruchnahme von kind- und familienbezogenen Leistungen und Diensten. Er zeigt auf, welche politischen Handlungsfelder sich flankierend zu einer ausreichenden materiellen Versorgung für ein gutes Aufwachsen von Kindern ergeben.
Auswirkungen von Sachleistungen und Unterstützungsmaßnahmen für benachteiligte Kinder und Jugendliche
Dr. Malte Sandner, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Forschungseinheit „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“
Die aktuelle Diskussion über die Einführung einer Kindergrundsicherung schließt Unterstützungsleistungen für die Bildung und Teilhabe von Kindern ein. In der Forschungseinheit „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“ befassen sich zwei Projekte mit diesem Themenkomplex. Das Projekt „Corona und Du“ (CoDu) fragt, wie sich ein kostenfreies Online-Nachhilfeangebot und die Bereitstellung von E-Book-Readern für benachteiligte Familien auf den Schulerfolg auswirken. Das Projekt „Pro Kind“ untersucht die Wirksamkeit einer aufsuchenden Unterstützungsmaßnahme im Rahmen der sog. Frühen Hilfen. Der Vortrag stellt Ergebnisse aus beiden Projekten vor und diskutiert sie vor dem Hintergrund der Kindergrundsicherung.
Kurzarbeitergeld in der Covid-19-Pandemie: lessons learned
Diskutiert werden sollen Fragen wie: Ist Kurzarbeit, so wie sie derzeit geregelt ist, für langanhaltende und volatile Krisen mit vielen betroffenen Betrieben und Beschäftigten das richtige Instrument zur Stabilisierung der Beschäftigung? Bedarf es ergänzender Regelungen für eine vereinfachte Anwendung und Abrechnung im Fall einer massenhaften Nutzung wie bei der Covid-19-Pandemie mit zeitweilig rund sechs Millionen Kurzarbeitenden? Was können wir aus den Regelungen in anderen Ländern lernen?
Evicted. Poverty and Profit in the American City (englische Seite)
Geförderte Beschäftigung für Langzeitarbeitslose: Zwischenbilanz nach vier Jahren Teilhabechancengesetz
Mit dem Teilhabechancengesetz wurden zum Jahresbeginn 2019 mit den § 16i und e SGB II neue Möglichkeiten zur Förderung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen eingeführt. Insbesondere der § 16i fand aufgrund der Zuschusshöhe und der Fokussierung auf Menschen, die sehr lange arbeitslos waren, große Aufmerksamkeit. Dies galt umso mehr, als die Soziale Teilhabe explizit als Ziel neben der Vermittlung in Arbeit genannt wurde und vergleichbare Regelinstrumente über Jahre nicht verfügbar waren. Einige Beobachter sprachen bereits von der Schaffung eines „Sozialen Arbeitsmarktes“ oder gar einem „Paradigmenwechsel“ im SGB II.
Das IAB evaluiert die Einführung des §16i. Die Zwischenergebnisse werden im Rahmen der Tagung vorgestellt, kritisch diskutiert und um die Perspektiven der gesellschaftlichen, administrativen und politischen Praxis ergänzt. Besondere Aufmerksamkeit finden dabei die Fragen:
- Welche Rolle haben die beiden Zielsetzungen Soziale Teilhabe und Arbeitsmarktintegration in der Praxis?
- Inwiefern wurden die Zielsetzungen erreicht?
- Wie wurden Coaching und Weiterbildung umgesetzt und ggf. künftig weiter verbessert?
- In welchem Maße haben Frauen und Männer von dem Instrument profitiert – und warum?
- Wie wird das Verhältnis beider Instrumente zu anderen Instrumenten im SGB II bestimmt?
- Wie kann gegebenenfalls die künftige Finanzierung des Instrumentes sichergestellt werden und wie können hierfür die aus ihm resultierenden Einsparungen bei den Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes genutzt werden?
- Ist das Förderinstrumentarium des SGB II ausreichend, um Langzeitarbeitslosigkeit erfolgreich zu begegnen?
Sie sind herzlich eingeladen, sich an der Diskussion dieser Fragen zu beteiligen.
Unconventional active labor market policy: Insights from new policy experiments
We evaluate two policies that provide financial incentives for re-employment of job seekers at risk of long-term unemployment: (i) a re-employment voucher that incentivizes a specialized third party to match the job seeker with an employer; and (ii) a re-employment bonus that incentivizes the job seeker directly. We combine administrative records and data generated by an experimental implementation of these policies in northern Italy during 2017-2018 and involving more than 10,000 job seekers. Each policy is no less effective than conventional job search assistance. We argue that a dual voucher-bonus system based on self-selection would be cost effective.
Arbeitskräftemangel und Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt – was hilft?
Fachkräftemangel – und in vielen Bereichen auch genereller Arbeitskräftemangel – prägt zunehmend die OECD-Arbeitsmärkte. Doch das verschafft nicht allen Erwerbstätigen eine gute Beschäftigung. Die Pandemie könnte sich gerade für Jüngere, Frauen und Eingewanderte nachteilig ausgewirkt haben und die Ungleichheit am Arbeitsmarkt verstärken. Was sind die Ursachen und welche Lösungen gibt es? Der jüngst erschienene OECD-Beschäftigungsausblick verweist auf die Marktmacht einiger Arbeitgeber, wachsende Unterschiede im Hinblick auf Produktivität und Lohnniveaus von Unternehmen und ein Auseinanderfallen zwischen individuellen Kompetenzen und Arbeitsmarkterfordernissen. Er zeigt aber auch auf, dass gut konzipierte Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohnausgleich dem Wohlergehen und der Beschäftigung dienen können. Die Runde diskutiert, welche politischen Maßnahmen dazu beitragen, gute Arbeit für alle zu schaffen.
Hours mismatch
We characterize work hour constraints in the labor market and quantify welfare gains to workers
from moving from their current hours to their optimal hours. There is a firm component
to work hours that explains approximately 27% of the overall variability in hours. Contrary to
predictions from established models of work hours determination, there is virtually no correlation
between worker preference for hours and employer hour requirements. Instead, high-wage
workers are more likely to sort to firms offering more hours even though they have a preference
for fewer hours. Using a revealed preference approach, we find that workers are off their labor
supply curve, on average. The typical worker has an inelastic labor supply and prefers firms
that offer more hours. Workers are willing to trade off 25% of earnings on average to move
from their current employer to an employer that offers the ideal hours, at a given wage level.