„Die Qualifikationsstruktur der Neueingewanderten ist polarisiert“, stellt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie fest. Einem hohen Akademikeranteil steht ein hoher Anteil von Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung gegenüber. Mit dem Anstieg der Migration seit 2010 ist der Anteil der Akademiker unter den Neueingewanderten gesunken und der Anteil der Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung gestiegen. Der Akademikeranteil ist aber immer noch deutlich höher als in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund.
Durchschnittlich 34 Prozent der Neueinwanderer haben einen Studienabschluss. Bei Deutschen ohne Migrationshintergrund liegt der Anteil bei 23 Prozent. Am anderen Ende des Qualifikationsspektrums ist der Anteil ohne abgeschlossene Berufsausbildung unter den Neueingewanderten mit 39 Prozent deutlich höher als unter den Personen ohne Migrationshintergrund mit neun Prozent. Der Anstieg der Zahl der Geflüchteten in den Jahren 2015 und 2016 hat das durchschnittliche Qualifikationsniveau der Neueinwanderer kurzfristig gesenkt. Es ist in den Folgejahren aber wieder gestiegen. Während die Jahre 2015 und 2016 durch den starken Zuzug von Geflüchteten geprägt waren, dominieren insgesamt Einwanderer aus den EU-Ländern das Migrationsgeschehen. Ihr Anteil unter den Neueingewanderten betrug in den Jahren 2011 bis 2013 gut 60 Prozent und lag auch auf dem Höhepunkt der Flüchtlingszuwanderung noch bei knapp 40 Prozent. Am aktuellen Rand beträgt der Anteil der Einwanderer aus den EU-Staaten 45 Prozent. Die Erwerbstätigenquoten von Neueingewanderten aus der EU sind deutlich höher als von denjenigen aus Nicht-EU-Ländern. So fallen bei Einwanderern aus der EU die Erwerbstätigenquoten mit rund 76 Prozent fast so hoch aus wie bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund. Bei Einwanderern aus anderen Ländern beträgt die Erwerbstätigenquote dagegen rund 33 Prozent.
Generell sind Personen mit Berufsausbildung oder Hochschulabschluss häufiger erwerbstätig als solche ohne. Die Differenz bei den Neueinwanderern beträgt im Schnitt rund 20 Prozentpunkte.
Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2020/kb0820.pdf. Sie beruht auf dem Mikrozensus, für den jährlich ein Prozent aller Haushalte in Deutschland unter anderem zu ihren Bildungsabschlüssen und ihrer Erwerbssituation befragt wird. Die IAB-Studie bezieht sich auf 25- bis 64-Jährige, da ein großer Teil der Unter-25-Jährigen noch einer beruflichen oder akademischen Ausbildung nachgeht, und auf die Mikrozensus-Befragungen der Jahre 2005 bis 2018. Als Neueingewanderte definiert die IAB-Studie alle Personen, die im Vorjahr der jeweiligen Befragung zugezogen sind – im Jahr 2018 also jene, die im Jahr 2017 eingereist sind und 2018 noch in Deutschland waren.