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Publikation

Psychisch Kranke im SGB II

Beschreibung

"Einleitung: Die gesundheitsförderliche Wirkung von Arbeit ist in der Psychiatrie schon lange bekannt. Dennoch bleibt in Deutschland vielen psychisch Kranken eine gleichberechtigte berufliche Teilhabe verwehrt, obwohl vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten existieren. Das Projekt 'Psychisch Kranke im SGB II: Situation und Betreuung' machte sich in diesem Kontext zur Aufgabe, einerseits die individuellen Problemlagen der Betroffenen und andererseits den institutionellen Umgangs mit ihnen zu erfassen.<br> Methode: Fallstudien (qualitative Interviews und Dokumentenanalysen) in acht Jobcentern.<br> Ergebnisse: Die Erhebungen zeigen, dass der Wunsch der Betroffenen nach einer angemessenen Erwerbstätigkeit nur unzureichend in die Beratungs- und Vermittlungsaktivitäten eingeht. Dies liegt zum einen an fehlenden geeigneten Arbeitsplätzen, zum anderen an fehlenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die die Bedürfnisse der Betroffenen aufnehmen. Die Beratung in den Jobcentern selbst greift den Wunsch der 'Kunden' nach Erwerbstätigkeit und damit nach einem selbständigeren Leben nur unzureichend auf. Gerade wohlmeinende Vermittler und Fallmanager stützen sich auf eine sequentielle Vorstellung (erst gesund werden, dann arbeiten) und unterlassen arbeitsbezogene Maßnahmen als Teil des Wiederherstellungsprozesses.<br> Schlussfolgerungen: Angemessen wäre eine integrierte Sichtweise auf Arbeit und Gesundheit, die Erwerbstätigkeit als Teil des Genesungsprozesses begreift. Dabei ist eine dichotome Sichtweise, die nur zwischen den Zuständen 'gesund' und 'krank' unterscheidet, nicht sinnvoll. Im Sinne des Recovery-Konzepts kommen arbeitsbezogene Maßnahmen auch dann in Betracht, wenn psychisch kranke Erwerbslose noch nicht 'genesen' sind oder vielleicht auch nie sein werden." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Gühne, U., S.G. Riedel-Heller & Peter Kupka (2017): Psychisch Kranke im SGB II. Zwischen Arbeitswunsch und Beratungswirklichkeit. In: Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin, Jg. 52, H. 8, S. 600-604. DOI:10.17147/ASU.2017-08-01-01