Mehr Beschäftigung um jeden Preis?
Beschreibung
"In den beiden letzten Dekaden hat sich die Erwerbslandschaft verändert. Normalarbeitsverhältnisse - definiert als abhängige, sozialversicherungspflichtige und unbefristete Vollzeitbeschäftigung - haben an Bedeutung verloren. Erwerbsarbeit wird vermehrt in Teilzeit ausgeübt - oft ist sie nicht oder nicht voll sozialversicherungspflichtig, oder die Beschäftigung ist befristet oder als Leiharbeitsverhältnis ausgestaltet. Auch die Selbständigkeit nimmt an Bedeutung zu. Neben dem Zuwachs bei den atypischen Erwerbsformen zeigt sich an dem kontinuierlichen Wachstum des Niedriglohnsektors eine weitere wichtige strukturelle Veränderung der Erwerbslandschaft. Dabei sind die geschilderten Entwicklungen nicht trennscharf, denn Niedriglohnbeschäftigung kann sowohl auf Normalarbeitsverhältnisse als auch auf atypische Erwerbsformen zutreffen.<br> Aus der veränderten Zusammensetzung der Erwerbstätigkeit ergeben sich zwei grundlegende Fragestellungen. Die eine befasst sich mit den Niveaueffekten, also mit der Frage, ob sich die Erwerbstätigkeit insgesamt ohne den Wandel günstiger oder weniger günstig entwickelt hätte. In Zeiten immer noch hoher und wieder steigender Arbeitslosigkeit ist darüber hinaus die Offenheit des Arbeitsmarktes von besonderer Bedeutung. Erleichtern atypische Beschäftigungsverhältnisse und niedrig entlohnte Tätigkeiten den Übergang aus der Arbeitslosigkeit in den Arbeitsmarkt und erfüllen damit eine Brückenfunktion? Beiden Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden, wobei zunächst ausführlich auf atypische Erwerbsformen und dann auf den Niedriglohnsektor eingegangen wird. (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Dietz, Martin & Ulrich Walwei (2010): Mehr Beschäftigung um jeden Preis? In: K. Kaudelka & G. Kilger (Hrsg.) (2010): Die Arbeitswelt von morgen : wie wollen wir leben und arbeiten?, S. 57-87.