Industrierenten und Lohnsetzungsverhalten
Beschreibung
"Die Insider-Outsider-Theorie ist einer der Ansätze, mit denen sich die Persistenz von Arbeitslosigkeit begründen lässt. Die zentrale Hypothese besagt, dass die Insider, also die 'Arbeitsplatzbesitzer', das Lohnniveau über das markträumende Niveau treiben und somit eine Barriere schaffen, die Neueinstellungen verhindert. Aufgrund der Existenz von Einstellungskosten, z.B. für Suche und Einarbeitung, sowie Entlassungskosten, z.B. für Abfindungszahlungen, besitzen Insider Marktmacht. Der Insider-Outsider-Theorie zufolge nutzen Insider diese Marktmacht aus, um sich Renten anzueignen. Der Beitrag fragt zunächst, ob es Hinweise für die Existenz solcher Renten gibt. Neueren Beiträgen in der Literatur folgend, messen wir deren Höhe und zeitlichen Verlauf auf der Grundlage interindustrieller Lohndifferenziale. Diese werden mit Daten der IAB-Beschäftigtenstichprobe geschätzt und analysiert. Weiterhin gehen wir der aus der Insider-Outsider-Theorie abzuleitenden Hypothese nach, dass Industriezweige mit vergleichsweise hohen Renten eine hohe durchschnittliche Beschäftigungsdauer aufweisen. Und schließlich testen wir ein bei Insiderverhalten zu erwartendes spezifisches Lohnbildungsmuster (vergleichsweise hohe Lohnaufschläge in expansiven Konjunkturphasen). Im Ergebnis sprechen einige Indizien in der Tat dafür, dass 'Arbeitsplatzbesitzer' in gewissem Umfang Renten abschöpfen. In den Wirtschaftssektoren mit hohen Renten gibt es Hinweise für überhöhte Lohnsteigerungen gerade in Expansionsphasen. Allerdings sind die Schätzergebnisse statistisch teilweise nur schwach gesichert. Es ist deshalb noch weitere Forschung nötig, um die empirische Evidenz für die Insider-Outsider-Hypothese zu erhärten (oder zu entkräften)." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Möller, Joachim (2005): Industrierenten und Lohnsetzungsverhalten. Gibt es Indizien für die Insider-Outsider Hypothese? In: Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung, Jg. 38, H. 2/3, S. 147-164.