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Publikation

Arbeitsmarktinstitutionen und Beschäftigung in Deutschland

Beschreibung

"Die deutschen Arbeitsmarktinstitutionen stoßen vielfach auf heftige Kritik-, sie stehen im Verdacht, für eine zu hohe Rigidität des deutschen Arbeitsmarkts verantwortlich zu sein. In dem Beitrag wird untersucht, inwieweit diese Kritik berechtigt ist und welche wirtschaftspolitischen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind. Im Zentrum steht dabei die Kritik, die von der Mehrheit des Sachverständigenrates in seinem Jahresgutachten formuliert wird. Die dort am meisten kritisierte Institution besteht im Flächentarifvertragssystem. Ihm wird angelastet, die Trennung zwischen Insidern und Outsidern zu zementieren, den Outsidern den Einstieg ins Beschäftigungssystem zu erschweren und auf die betriebliche Situation zugeschnittene Anpassungen zu verhindern. Vor allem aber vereitele dieses System eine dauerhafte Politik der Lohnzurückhaltung. Alle diese Kritikpunkte stellen sich als wenig stichhaltig heraus: Die Grenze zwischen Insidern und Outsidern wird von sehr vielen Erwerbspersonen in beiden Richtungen überschritten, Einsteigertarife wirken nur sehr begrenzt, Härtefallklauseln sind in immer mehr Tarifverträgen verankert und die Politik der Lohnzurückhaltung fördert die Beschäftigung weniger als eine an der Produktivitätsentwicklung orientierte Reallohnsteigerung. Die Forderung nach stärkerer Lohnspreizung stellt ein weiteres Feld der Auseinandersetzung dar; die vorgeschlagenen Lösungen haben alle ihre Tücken und Kehrseiten. Dessen ungeachtet sind einige Reformen hier notwendig. Schließlich sollte bei der Forderung nach Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zwischen dem mengenmäßigen und dem preislichen Aspekt unterschieden werden. Die mengenmäßige Flexibilität des Arbeitseinsatzes bei konjunkturell schwankendem Arbeitsbedarf ist in Deutschland durch betriebsinterne Regelungen wie Überstunden, Kurzarbeit und Jahresarbeitszeitkonten bereits hoch; die dazu tretende betriebsexterne Flexibilität könnte durch mehr befristete Arbeitsverträge und durch Mobilitätshilfen gesteigert werden. Eine preisliche Flexibilität ist nur in Einzelfällen (Härtefällen) sinnvoll, als allgemeines Phänomen wäre sie kontraproduktiv." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Kromphardt, Jürgen (2002): Arbeitsmarktinstitutionen und Beschäftigung in Deutschland. In: U. Blien & F. A. G. den Butter (Hrsg.) (2002): Institutionelle Rahmenbedingungen für Beschäftigungspolitik in den Niederlanden und in Deutschland (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 262), S. 27-41.