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Publikation

Profiling: Was ist das?

Beschreibung

In den Arbeitsämtern Oldenburg, Bochum und Karlsruhe wird seit März 2000 bis Mitte 2001 ein Modellprojekt zum "Profiling" durchgeführt: Das Projekt heißt: "Frühzeitige Erkennung des Risikos längerfristiger Arbeitslosigkeit und Entwicklung neuartiger Verfahren zur Verringerung dieses Risikos durch systematisches Fallmanagement unter Beteiligung von Dritten". Das Konzept wurde von UAbt. Ia gemeinsam mit den beteiligten Arbeitsämtern und dem IAB entwickelt. Es versucht, systematische Kriterien zu entwickeln, um unterstützungsbedürftige Personen bereits zu Beginn der Arbeitslosigkeit auf Angebote zur Intensivberatung hinzuweisen. Es stützt sich auf Erfahrungen der Vermittler und statistische Informationen zu den Arbeitsmarktchancen in verschiedenen Beschäftigungssegmenten. Die Intensivberatung wird jeweils durch einen erfahrenen Träger im Rahmen der freien Förderung durchgeführt. In diesem Beitrag wird über Erfahrungen mit dem Modellprojekt am Arbeitsamt Karlsruhe berichtet. Danach besteht der Eindruck, dass zwar einem Teil der Kunden durch intensive Betreuung und Beratung sowie den ganzheitlichen Ansatz geholfen werden kann. Aber es werden auch Probleme sichtbar:<br> - "Der Profilfragebogen wurde unmittelbar nach Zugang ausgefüllt. Es hat sich herausgestellt, dass den Vermittlern zu dieser Zeit die Einstufung mangels Kenntnis des Kunden nicht immer möglich ist. Eine systematische Einstufung könnte auch nach 3 oder 6 Monaten erfolgen. Ein Teil der Arbeitslosen wäre bereits ausgeschieden, so dass sich der Aufwand verringern würde. Evtl. liegen dann bessere Kenntnisse über den Kunden und seine Sucherfahrungen vor, um seine Arbeitsmarktchancen besser zu beurteilen.<br> -Ein einheitliches Verständnis zu den Kriterien des Profilbogens konnte sicher nur annähernd erreicht werden.<br> -Die Beauftragung eines Trägers für das Case-Management ist keineswegs zwingend und geschah, um die Ämter nicht über Gebühr zu belasten.<br> -Erhebliche Schwierigkeiten bereitete die Festlegung auf Neuzugänge in Arbeitslosigkeit. Das statistische Kriterium "Zugang" und Beginn einer neuen Alo-Periode reicht nicht aus. Durch die vielen Stammkunden, die ihre Arbeitslosigkeit häufig nur kurzfristig unterbrochen haben oder bereits Maßnahmekriterien hinter sich haben, entstehen Unschärfen in der Bewertung der Arbeitsmarktchancen und Probleme bei der Teilnehmergewinnung. Mit Recht sieht Ü SGB III für die Definition von LZA unschädliche Unterbrechungen innerhalb von 5 Jahren vor.<br> -Es ist offen, ob über "Profiling" tatsächlich eine brauchbare Prognose von LZA auf individueller Ebene erreicht werden kann. In Großbritannien kamen Überlegungen zu dem Ergebnis, dass der Zufall stärker über die Eingliederung entscheidet als Kriterien, die für die Prognose eingesetzt werden können. Deshalb hat man dort auf Profiling verzichtet und versucht durch regelmäßige Kontakte mit wachsendem Nachdruck eine Integration vor der LZA-Schwelle zu erreichen." (IAB2)

Zitationshinweis

Rudolph, Helmut & Ulrich Seiffert (2000): Profiling: Was ist das? Ein Modellprojekt zur frühzeitigen Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit. In: Arbeit und Beruf, Jg. 51, H. 11, S. 317-320.