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Publikation

Humankapitalbildung, Beschäftigung und Altersvorsorge

Beschreibung

"Der Beitrag geht aus von der heftig umstrittenen Frage, welches die wichtigere Ursache der gegenwärtig diskutierten Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Alterssicherung in Deutschland ist - die anhaltende Massenarbeitslosigkeit oder die ungünstige demographische Entwicklung. Um den Dissens darüber aufzuklären, wird in einem ersten Schritt die Entwicklung der finanziellen Lage der GRV von 1960 bis zur Gegenwart betrachtet. Zerlegt man den in diesem Zeitraum beobachteten Anstieg des Rentenquotienten in eine rein demographisch bedingte Komponente und in eine "sozio-ökonomische" Komponente, deren Verlauf v.a. von der sich verschlechternden Arbeitsmarktsituation bestimmt wird, so zeigt sich, daß der Anstieg der Arbeitslosigkeit zwar nicht unwesentlich zur Verschärfung der Finanzlage der GRV beigetragen hat. Die fundamentale Bedeutung der Verschiebungen im Altersaufbau der deutschen Wohnbevölkerung sollte darüber aber nicht übersehen werden. Dies wird noch deutlicher, wenn in einem zweiten Schritt einige aktuelle Projektionen zur finanziellen Entwicklung der GRV bis zum Jahre 2040 verglichen werden. In allen Szenarien - darunter denen der Prognos AG (1998) und des Wissenschaftlichen Beirats beim BMWi (1998)- steigen die Beitragssätze der GRV weiterhin mehr oder weniger stark an. Darin spiegelt sich in erster Linie die mit großer Übereinstimmung vorausgeschätzte Verdopplung der demographischen Alterslast von der Gegenwart bis zum Ende des Prognosezeitraums. Selbst durch Annahmen über eine spürbare Verbesserung der Beschäftigungssituation (und im Falle der vergleichsweise optimistischen Prognos-Szenarien durch eher unrealistische Annahmen im Bereich der allgemeinen Finanzpolitik) wird die daraus resultierende Anspannung der Rentenfinanzen bestenfalls gemildert. In einem dritten Schritt werden schließlich noch einige grundsätzlichere Erwägungen zum Zusammenhang umlagefinanzierter sozialer Alterssicherungssysteme mit der jeweiligen Beschäftigungssituation einerseits und mit der gesellschaftlichen Humankapitalbildung andererseits angestellt. Auch diese Überlegungen unterstreichen, daß die mit der absehbaren demographischen Entwicklung verbundenen Probleme bei den derzeit anstehenden Überlegungen über eine langfristig orientierte Rentenreform im Vordergrund stehen sollten." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Werding, Martin (1999): Humankapitalbildung, Beschäftigung und Altersvorsorge. In: G. Kleinhenz & G. Kühlewind (Hrsg.) (1999): Mehr Beschäftigung in Deutschland : ordnungs- und wirtschaftspolitische Ansätze. IAB-Kontaktseminar vom 26.-30.10.1998 an der Universität Passau (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 224), S. 159-184.