Übertarifliche Entlohnung
Beschreibung
"Dem Scheitern der neueren Versuche, zwischen alternativen Erklärungsansätzen übertariflicher Entlohnung (Markt-, Verhandlungs- und Effizienzlohnansatz) zu diskriminieren (vgl. zuletzt Bellmann/Kohaut 1995 in dieser Zeitschrift) liegt wohl kein Datendefizit, sondern ein Theoriedefizit zugrunde. In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, dieses Theoriedefizit zu verringern. Es wird ein neuer Erklärungsansatz entwickelt, der Ansatz vorweggenommener oder impliziter Verhandlungen, bei dem davon ausgegangen wird, daß der Arbeitgeber das Ergebnis einer Verhandlung mit dem Arbeitnehmer vorwegnimmt, um so die Kosten einer Auseinandersetzung mit diesem einzusparen. Im Unterschied zum Ansatz einer kollektiven 'zweiten Lohnrunde' auf Betriebsebene werden jedoch individuelle Verhandlungen unterstellt. Das Ausmaß, in dem übertariflich entlohnt wird, hängt dann im Ergebnis sowohl ab von einer Reihe betriebsspezifischer Faktoren als auch von Markt- und institutionellen Faktoren. Die Schlußfolgerungen sind überraschend gut mit den stilisierten Fakten des Arbeitsmarktes zu vereinbaren - und das, obwohl der Betriebsrat als Institution vollkommen vernachlässig wurde." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Pull, Kerstin (1996): Übertarifliche Entlohnung. Ein Ergebnis vorweggenommener Verhandlungen. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 29, H. 4, S. 607-615.