Akzeptanzprobleme beschäftigungssichernder Arbeitszeitverkürzungen
Beschreibung
"Der Aufsatz befaßt sich mit beschäftigungssichernden Arbeitszeitverkürzungen, mit denen in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten wurde. Im Unterschied zu dem bisherigen Muster tariflicher Arbeitszeitverkürzungen sind sie 1. sehr viel stärker dosiert, 2. gewähren sie keinen vollen Lohnausgleich, 3. sind sie zeitlich befristet und 4. beinhalten sie Beschäftigungsgarantien. Damit stellen sie eine ökonomisch effiziente und sozialverträgliche Alternative zu betriebsbedingten Kündigungen dar. Gestützt auf repräsentative Befragungen von Beschäftigten bei der Volkswagen AG und der Ruhrkohle AG wird untersucht, wie die Arbeitnehmer die mit den Arbeitszeitverkürzungen verbundenen Einkommensminderungen akzeptieren und wie zufrieden sie mit den Arbeitszeitverkürzungen sind. Die Ergebnisse zeigen, daß die Akzeptanz beschäftigungssichernder Arbeitszeitverkürzungen vom Ausmaß der akuten Arbeitsplatzbedrohung, der Zufriedenheit der Beschäftigten mit dem jeweiligen konkreten Arbeitszeitmodell, der privaten Einkommens- und Lebenssituation sowie von den im Zuge der Arbeitszeitverkürzung ausgelösten oder mit beeinflußten Veränderungen der Arbeitssituation und hier speziell der Leistungsverdichtung abhängt. Obwohl nur eine Minderheit der Beschäftigten mit den Arbeitszeitverkürzungen unzufrieden ist, dürften sich die Regelungen nicht umstandslos auf andere Bereiche übertragen lassen. Die jeweilige betriebliche Beschäftigungssituation spielt eine zentrale Rolle. Die Befunde verweisen darüber hinaus auf drei Aspekte, die bei weiteren Verkürzungen der tariflichen Arbeitszeit bedeutsam erscheinen. Zum einen hängt der aus einer verlängerten nicht erwerbsgebundenen Zeit zu ziehende Nutzen in starkem Maße nicht nur von der quantitativen Dimension der zusätzlich gewonnenen Zeiteinheiten ab, sondern auch von der Lage der gewonnenen Zeit sowie dem Grad ihrer Verfügbarkeit durch die Beschäftigten. Zum anderen dürfte die Akzeptanz der Arbeitszeitverkürzungen umso größer ausfallen, je besser es gelingt, den engen Zusammenhang von kürzeren Arbeitszeiten und intensivierten Arbeitsleistungen aufzuheben. Schließlich ist mit einer guten Akzeptanz nur zu rechnen, wenn wenigstens ein durchschnittliches Einkommens- bzw. Tarifniveau sowie ein Teillohnausgleich, zumindest für die unteren Einkommensgruppen gegeben sind". (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Promberger, Markus, Jörg Rosdücher, Hartmut Seifert & Rainer Trinczek (1996): Akzeptanzprobleme beschäftigungssichernder Arbeitszeitverkürzungen. Empirische Evidenz zweier Beschäftigtenbefragungen bei der Volkswagen AG und der Ruhrkohle AG. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 29, H. 2, S. 203-218.