Wie Betriebe heute mit Altersstrukturen (nicht mit Älteren) umgehen
Beschreibung
"Die Erforschung zukünftiger betrieblicher Folgen soziodemographischer Entwicklungen setzt die Kenntnis darüber voraus, wie Betriebe bereits in der Gegenwart mit Altersstrukturen von Belegschaften umgehen. In der Regel werden heute nicht einzelne Altersgruppen (z.B. nur Ältere) betrachtet, sondern das Zusammenwirken aller Altersgruppen. Durch den Einsatz verschiedenartiger betrieblicher Instrumentarien, wie des Personalmanagements, der Arbeitsgestaltung, der Unternehmenskultur, entstehen Belegschaften mit ganz unterschiedlichen Altersstrukturen, die sich sowohl durch eine tendenzielle Jugendzentrierung als auch durch eine tendenzielle Alterszentrierung auszeichnen können. Der Instrumentarieneinsatz erfolgt nicht im Rahmen zentraler und homogener Betriebs- und Personalstrategien in zielorientierter, koordinierter und systematischer Form, sondern im Rahmen betrieblicher Handlungsmuster, d.h. als 'Netzwerk' formell und informell agierender Akteure - mit betrieblichen Entscheidungsträgern als dominantem Akteurstyp. Altersstrukturelle Zusammensetzungen sind dabei nur eine - wenn auch bedeutsame - Ausprägung von Belegschaftsstrukturen neben Geschlecht, Qualifikation, Nationalität u.ä. In einer nicht repräsentativen empirischen Studie mit 30 betrieblichen Fallstudien wurden differenzierte altersstrukturelle Handlungsmuster ermittelt. Dabei wurde auch nach der Erhaltung oder Veränderung vorhandener Altersstrukturen als zielgerichtetem betrieblichem Handeln sowie nach nicht-zielgerichtetem betrieblichem Handeln (Lavieren mit ungewissem Ausgang) unterschieden. Betriebliche Instrumentarien konnten den altersstrukturellen Handlungsmustern jeweils zugeordnet werden. Als ausgewählte Einflußfaktoren auf das Zustandekommen verschiedenartiger altersstruktureller Handlungsmuster wurden 'Personalrekrutierung', 'Primärinnovationen' und Arbeitsprozeßgestaltung untersucht. Unter Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher und gerontologischer Erkenntnisse zum altersbedingten Funktionswechsel wurde einerseits auf Forschungsdefizite verwiesen, da zukünftig eine Alternsforschung und nicht eine Altersforschung benötigt wird. Andererseits wurden Anforderungen an Arbeitssysteme der Zukunft und ihre betriebliche Einbettung skizziert." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Köchling, Annegret (1995): Wie Betriebe heute mit Altersstrukturen (nicht mit Älteren) umgehen. Anforderungen an die Zukunft. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 28, H. 3, S. 437-453.