Betriebliche Verrentungspraktiken zwischen arbeitsmarkt- und rentenpolitischen Interessen
Beschreibung
Der Beitrag untersucht, wie die bestehenden Verrentungsmöglichkeiten auf der Mikroebene von einzelnen Unternehmen genutzt werden. Gefragt wird, in welchem Umfang, unter welchen Bedingungen und auf welchem Wege Arbeitnehmer (vorzeitig) in den Ruhestand überwechseln, welche Begründungen die Beteiligten (Unternehmensleitung, Betriebsrat, ältere Beschäftigte) für ihr Verhalten anführen und welche Interessenkonflikte oder -überschneidungen sich dabei ergeben. Nach einem Überblick über die rechtlichen Regelungen der Frühverrentung und des gleitenden Übergangs in den Ruhestand werden die wichtigsten Befunde aus der sozialwissenschaftlichen Literatur zur Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer und zu betrieblichen Verrentungspraktiken zusammengestellt. Danach werden Ergebnisse aus zwei eigenen Betriebserhebungen vorgestellt. Die eine Studie greift die Frage nach der betrieblichen Ausgliederungspolitik in der besonderen Situation des Personalabbaus auf. Die andere behandelt die Verrentungspolitik in einer vergleichsweise prosperierenden Branche, in der ein geringer personalwirtschaftlicher Anpassungsdruck besteht. Die Untersuchungen zeigen, daß ältere Arbeitnehmer - ungeachtet der Problemlagen einzelner Unternehmen, ihrer Branchenzugehörigkeit oder der Qualifikationsstruktur ihrer Belegschaften - in breitem Umfang frühzeitig aus den Betrieben ausgegliedert werden. Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit spielt in den Betrieben hingegen derzeit keine Rolle. (IAB2)
Zitationshinweis
Gatter, Jutta & Brigitte K. Hartmann (1995): Betriebliche Verrentungspraktiken zwischen arbeitsmarkt- und rentenpolitischen Interessen. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 28, H. 3, S. 412-424.