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Publikation

Zum "Experteninterview"

Beschreibung

"Das Experteninterview wird zumeist dort eingesetzt, wo die Gewinnung wissenschaftlich verwertbarer Infornnationen auf Grund der Komplexität und Intransparenz derjeweils aufzuklärenden Problemsituation schwierig ist. Daher ist die instrumentelle Güte des "Experteninterviews als Forschungsmethode" keineswegs ad hoc sichergestellt. Es ergeben sich vielmehr einige grundsätzliche Fragen, die in Abhängigkeit vom Gegenstand und vom Ziel der jeweiligen Untersuchungen stets erneut zu klären sind: - Wer ist bei der Untersuchung komplexer und komplizierter Problemfelder überhaupt als Experte anzusehen? Gibt es Kriterien, die zur Beschreibung von Experten hinreichend geeignet sind und lassen sich mittels derartigen Kriterien Personen ausreichend zuverlässig als Experten identifizieren? - Wie ist das tatsächliche und das wirklich interessierende Expertenwissen "nach außen zu befördern"? Wie müßte methodisch vorgegangen werden, wenn das Expertenwissen in Form von Expertenkönnen vorliegt, das häufig nicht bewußtseinsfähig und damit auch nicht verbalisierungsfähig ist, weil es eben als silent knowledge existiert? Welchen Stellenwert könnten Experteninterviews angesichts dessen im Rahmen einer Methodologie und Methodik zur konzeptionsgeleiteten Ermittlung von "Expertenwissen" prinzipiell bekommen? - Was wird mittels "Experteninterviews als Forschungsmethode" jeweils erfaßt, nämlich Experten-Wissen, Experten-Meinungen oder Experten-Reflexionen etwa i.S. individueller Betroffenheit und wie wird dies differenziert bzw. identifiziert? Selbst das Experten-Wissen für sich genommen ist nicht homogen, sondern enthält sehr unterschiedliche "Wissenskörper" mit z.T. intra- und interindividuell varürendem Objektbezug; wie sollte dies methodisch kontrolliert werden? - Wie sollte das Experteninterview als methodisches Verfahren gehandhabt werden? Gibt es in Abhängigkeit von Gegenstand und Ziel derjeweiligen Untersuchung Vorzugsvarinten, wie etwa das narrative Interview, hermeneutische Techniken oder ein methodisches Vorgehen gemäß einem stingenten Datenerhebungsplan? Wie ist bei diesen Varianten die Datengüte im allgemeinen und wie sind Objektivität, Reliabilität und Validität speziell zu beurteilen? - Wie läßt sich bei "Experteninterviews" das notwendige Mindestmaß an methodischer Konsistenz sicherstellen, so daß bei ausreichender Kontrolle oder Neutralisierung von Kovariablen verg<br> leichbare Da<br> ten gewonnen werden können?<br> Zur Klärung eines wesentlichen Teils dieser Fragen wird ein mehrstufiges methodisches Vorgehen, das aus Vor- und Hauptuntersuchungen besteht, empfohlen und in seinen einzelnen Schritten beschrieben." (IAB)

Zitationshinweis

Plath, Hans-Eberhard (1995): Zum "Experteninterview". Fragen und Anmerkungen zur Diskussion. In: C. Brinkmann, A. Deeke & B. Völkel (Hrsg.) (1995): Experteninterviews in der Arbeitsmarktforschung. Diskussionsbeiträge zu methodischen Fragen und praktischen Erfahrungen (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 191), S. 85-89.