Lebensverlauf und Sozialpolitik
Beschreibung
"Die Rentenversicherung als Biographin und die Altersrente als biographischer Ausdruck des Lebensverlaufs stehen im Mittelpunkt der Arbeit zu 'Lebensverlauf und Sozialpolitik'. In Kapitel 1 (Teil 1) wird gefragt: Wie werden Lebensverläufe durch Sozialpolitik normiert, bewertet und bilanziert? Welche unterschiedlichen sozialpolitischen Regimes gibt es? Setzen sie bei Individuen oder Haushalten an, welche Analyseeinheit ist demnach für die empirische Sozialforschung maßgebend? Wie geht Sozialpolitik, die Ungleichheit zwischen sozialen Schichten oft fortschreibt, mit finanzieller Ungleichheit zwischen den Geschlechtern um? Die Kapitel 2 bis 4 (Teil 2) sind Bausteine für die später erfolgende Analyse von Lebensverläufen. In Kapitel 2 werden Grundprinzipien des Rentenversicherungssystems herausgearbeitet, wobei insbesondere drei eigenständigen Pfaden zum Rentenerfolg nachgegangen wird: Erwerbstätigkeit, Ehe und Kinder. Kapitel 3 ist der Datengrundlage, der 'Westdeutschen Lebensverlaufsstudie' gewidmet. In Kapitel 4 werden die Lebensverläufe - also Schule, berufliche Ausbildung, Erwerbstätigkeit, Eheschließung und Kinderzahl - von 1919-1921 geborenen Männern und Frauen in ihrem historischen und gesellschaftspolitischen Zusammenhang bechrieben. In Teil 3 erfolgt ein Perspektivenwechsel. Bislang wurden die Lebensverläufe chronologisch dargestellt, jetzt erfolgt der Blick zurück. In Kapitel 5 konzentriert sich die Analyse auf die Altersrente, den finanziellen Ertrag eines ganzen Lebens. So wird empirisch gezeigt, wie sich im Zusammenspiel von Lebensverlauf und Sozialpolitik finanzielle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern aufbaut; ferner, wie sich die drei Pfade zum Rentenerfolg ausschließen, verbinden lassen oder praktisch unvereinbar sind. Die Einflüsse der Partner auf die wechselseitige Erwerbs- und Familienkarriere werden systematisch betrachtet. Dieser relationale Blickwinkel führt in Kapitel 6 zu der Frage, welche intrafamiliären Umstände den Zeitpunkt des Austritts aus dem Erwerbssystem begründen. Im abschließenden Kapitel 7 (Teil4) werden die Ergebnisse in eine zweifach vergleichende Perspektive gestellt: Zunächst werden die Befunde auf jüngere Geburtskohorten bezogen. Haben sich die Lebensverläufe, hat sich die Bilanzierung diser Lebensverläufe in der Zwischenzeit geändert, werden neue Muster sichtbar? Schließlich wird das deutsche Rentenversicherungssystem knapp mit dem anderer Länder verglichen. Den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit zufolge hinkt die Rentenversicherung hinter der gesellschaftlichen Entwicklung her - und prägt gleichzeitig den Lebensverläufen ihren Stempel auf. Ihre Anreizstrukturen legen Lebensverläufe von Männern und Frauen nahe, die sich für beide Geschlechter überlebt haben." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Allmendinger, Jutta (1994): Lebensverlauf und Sozialpolitik. Die Ungleichheit von Mann und Frau und ihr öffentlicher Ertrag. (Lebensverläufe und gesellschaftlicher Wandel), Frankfurt am Main u.a.: Campus-Verl., 302 S.