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Publikation

Über die sozialen und persönlichen Kosten langer Studienzeiten

Beschreibung

"Lange Studienzeiten können unter sozialen und persönlichen Gesichtspunkten als Ressourcenfehlleitung und Selbstentfremdung negativ bewertet werden; eine Ressourcenfehlleitung verstößt gegen die sozialen Zielwerte von Effizienz oder Gleichheit, eine Selbstentfremdung liegt in einer Ökonomisierung oder einer Virtualisierung der persönlichen Lebensplanung. In der Öffentlichkeit wird oft angenommen, daß eine Minderung der sozialen Kosten langer Studienzeiten nur mit einer Steigerung ihrer persönlichen Kosten erreicht werden kann. Dagegen wird hier das Argument, daß mit den sozialen auch die persönlichen Kosten längerer Studienzeiten gemindert werden können, mit Ergebnissen aus einer Längsschnittuntersuchung von Studienlaufbahnen untermauert: Lange Studienzeiten beeinträchtigen nicht den objektiven Status, wohl aber die subjektive Zufriedenheit mit dem ersten Beruf nach dem Studium; sie mindern weniger die objektive als die subjektive Komponente individueller Wohlfahrt. Lange Studienzeiten ergeben sich also aus einer Verzögerung, einer Virtualisierung des Lebensplans, die den Studierenden von der Hochschule gerade wegen mangelnder Regelungen aufgenötigt wird, so daß die Zufriedenheit mit der beruflichen Entwicklung zurückgeht. Die Steuerungsschwäche der Institution trägt zur Unzufriedenheit der Personen bei; umgekehrt kann eine stärkere Regelung der Institution auch die Zufriedenheit der Personen fördern. Was die sozialen Kosten langer Studienzeiten senkt, kann daher auch die persönlichen Kosten einschränken." (Autorenreferat)

Zitationshinweis

Meulemann, Heiner (1992): Über die sozialen und persönlichen Kosten langer Studienzeiten. In: M. Kaiser & H. Görlitz (Hrsg.) (1992): Bildung und Beruf im Umbruch. Zur Diskussion der Übergänge in die Hochschule und Beschäftigung im geeinten Deutschland (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 153.3), S. 128-136.