Die Arbeitsmarktfolgen von Betriebsschließungen
Beschreibung
"Der Beitrag analysiert die Arbeitsmarkterfahrungen und die arbeitsmarktpolitischen Gestaltungsmöglichkeiten bei Betriebsschließungen in vier Ländern. Eigene Untersuchungen in der Bundesrepublik werden mit Ergebnissen aus Schweden, Großbritannien und den USA konfrontiert. Für das Arbeitsmarktgeschehen haben Betriebsschließungen eine weit größere Bedeutung als häufig vermutet wird. So erklären sie in der Bundesrepublik rund ein Viertel aller Arbeitsplatzverluste. Nimmt man das Ausmaß von Wiederbeschäftigung und langfristiger Arbeitslosigkeit zum Maßstab, so unterscheiden sich die Arbeitsmärkte in Schweden, der Bundesrepublik und den USA nur graduell hinsichtlich der Flexibilität und der Funktionsfähigkeit, auf Betriebsstillegungen zu reagieren. Lediglich in Großbritannien blieben die Werkstore der expandierenden Betriebe den vom industriellen Niedergang betroffenen Belegschaften verschlossen. Einkommenseinbußen, Instabilität und insbesondere langanhaltende Dauerarbeitslosigkeit konnten in Schweden in stärkerem Maß verhindert werden als in der Bundesrepublik, den USA und Großbritannien. Selbst in Schweden konnte allerdings der Wiederbeschäftigungsgrad nicht über 75% getrieben werden. Für ein Viertel bis ein Drittel der betroffenen Belegschaften bedeutete die Schließung des Betriebs in allen vier Ländern das vorzeitige und endgültige Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Der Arbeitsmarktpolitik kommt bei Betriebsstillegungen eine herausragende Bedeutung zu. Eingebettet in eine zielgerichtete Wirtschafts- und Industriepolitik, kann sie ganz erheblich zur sozialverträglichen Gestaltung des Strukturwandels beitragen und verhindern, daß über Verdrängungsprozesse negative Schließungsfolgen auf andere Arbeitskräftegruppen abgewälzt werden. Dieser Befund gewinnt heute gerade im Hinblick auf den in der DDR zu erwartenden Strukturwandel besonderes Gewicht. Er macht u.a. deutlich, daß die Folgen von notwendigen Betriebsschließungen sowohl für den Arbeitsmarkt insgesamt wie auch für die persönlich Betroffenen durch eine Reihe von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gemildert oder sogar positiv gewendet werden können. Bewährt haben sich vor allem Qualifikationsmaßnahmen bei den Arbeitskräften und Eingliederungsbeihilfen bei den Unternehmen." (Autorenreferat)
Zitationshinweis
Heseler, Heiner (1990): Die Arbeitsmarktfolgen von Betriebsschließungen. Erfahrungen im internationalen Vergleich. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 23, H. 3, S. 410-421.