Erwerbschancen und Lebensplanung junger Frauen
Beschreibung
Die Arbeit in einer vom Normalarbeitsverhältnis abweichenden Beschäftigung ist nicht nur für die aktuelle Lebenssituation der betroffenen Arbeitnehmer/innen prägend, sondern auch materiell, sozial und berufsbiographisch weit über die Gegenwart hinaus folgenreich. Der Beitrag berichtet über ein Projekt, in dem es um die Auswirkungen dieser Beschäftigungsformen auf die Prozesse der beruflichen Sozialisation und Berufsorientierung, auf die längerfristige Berufs- und Familienbiographie und - allgemein - die Lebensplanung geht. Aus den denkbaren Untersuchungsgruppen für diese Fragestellung werden junge Frauen ausgewählt, da sie gleichzeitig im Prozeß des Übergangs in das Erwerbssystem und in die Partnerbeziehung/Familie stehen. Die Entscheidungen in dieser berufsbiographischen Phase sind für sie ungleich komplexer als bei jungen Männern, da sie nach wie vor besondere Schwierigkeiten haben, die Grundlage für eine kontinuierliche Erwerbstätigkeit zu legen. <br> Als theoretische Kategorie für die Analyse der Bewältigungs- und Handlungsstrategien angesichts widersprüchlicher Anforderungs- und Bedingungsstrukturen werden Konzeptualisierungen des "Lebensentwurfs" verwendet, der individuell entwickelt und formuliert wird und zugleich von gesellschaftlichen Normen sowie der historischen Ausprägung der Geschlechterbeziehungen und der Arbeitsteilung abhängig ist. Diese Ebene gesellschaftlicher Anforderungen an die individuelle Lebensweise wird auch im Begriff der "Normalbiographie" angesprochen. Die (latente) Veränderung dieser Lebenslaufmuster ist gegenwärtig bei den Frauen der jungen Generation am stärksten wirksam. Ein Ausdruck davon ist der Legitimationsverlust der traditionellen Rollenzuweisung und Arbeitsteilung. (IAB2)
Zitationshinweis
Geissler, Birgit (1990): Erwerbschancen und Lebensplanung junger Frauen. In: W. Dressel, W. R. Heinz, G. Peters & K. Schober (Hrsg.) (1990): Lebenslauf, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 133), S. 57-72.