Geldpolitik und Arbeitsmarkt
Beschreibung
"Preisstabilität und mehr Beschäftigung sind offensichtlich nicht nur miteinander vereinbar, sondern sie stehen in einem positiven Zusammenhang. Die westlichen Industrieländer haben längerfristig nicht die Wahl zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstum, sondern zwischen inflationsfreiem Wachstum und der Stagnation im 'Teufelskreis'. Die Entscheidung für Stabilität und Wachstum schließt einen sinnvollen Einsatz expansiver Geldpolitik nicht aus: Eine Unterauslastung des Produktionspotentials oder Wechselkursentwicklungen, die zeitweise stark von den 'fundamentals' abweichen, können korriegierende Signale der Zentralbank rechtfertigen. Doch der Beschäftigungswirksamkeit einer expansiven Geldpolitik sind auch in diesem Fall recht deutliche Grenzen gesetzt. Ähnlich wie die Arbeitsmarktpolitik im engeren Sinne - wie sie z.B. von der Bundesanstalt für Arbeit betrieben wird - hat die Geldpolitik bei Verfolgung des Ziels eines hohen Beschäftigungsstandes eher eine qualitative als eine konjunkturpolitische Funktion. So wie die Arbeitsmarktpolitik durch erhöhte Transparenz für Arbeitnehmer und Arbeitgeber Segmentierungen des Arbeitsmarktes auflösen und die Suchprozesse verkürzen soll, so ist es die oberste beschäftigungspolitische Aufgabe der Geldpolitik der Bundesbank, das Vertrauen in die Stabilität des Geldwertes zu festigen und damit die Erwartungen einer stetigen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung zu verstärken. Wie überall in der praktischen Wirtschaftspolitik sollte es auch bei der Geldpolitik keine Dogmen geben." (Autorenreferat)
Zitationshinweis
Pöhl, Karl Otto (1988): Geldpolitik und Arbeitsmarkt. In: L. Reyher & J. Kühl (Hrsg.) (1988): Resonanzen : Arbeitsmarkt und Beruf - Forschung und Politik (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 111), S. 332-336.