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Publikation

Nicht alle Eltern können helfen

Beschreibung

Es wird in diesem Heft folgenden Fragen nachgegangen: Bestehen die früher festgestellten Zusammenhänge zwischen der sozialen Lage des Elternhauses und der Bildungsbeteiligung von Jugendlichen immer noch? Beeinflußt die soziale Herkunft auch die Wahl des einzelnen Ausbildungsberufes? Aus den Daten der IAB-Längsschnittuntersuchung "Jugendliche beim Übergang vom Bildungs- in das Beschäftigungssystem" ergeben sich folgende Antworten: "Auch gegenwärtig besteht ein Zusammenhang zwischen der sozialen Lage des Elternhauses und der Bildungsbeteiligung von Jugendlichen. Dabei besitzt die berufliche Stellung der Eltern - insbesondere der Arbeiterstatus - einen hohen Stellenwert: Die Wahrscheinlichkeit, daß Arbeiterkinder eine höhere Schule besuchen, ist auch heute noch geringer als bei Jugendlichen mit anderer sozialer Herkunft. Auch wenn Arbeiterkinder die Studienberechtigung erworben haben, nehmen sie seltener ein Studium auf als Nicht-Arbeiterkinder. Jugendliche, deren Vater als un-/angelernter Arbeiter tätig ist, bleiben überdurchschnittlich häufig ohne Berufsausbildung. Arbeiterkinder bekommen unter sonst gleichen Bedingungen häufiger Absagen auf Bewerbungen um einen betrieblichen Ausbildungsplatz als andere Jugendliche. Trotzdem ist der häufigste Ausbildungsweg für Arbeiterkinder die betriebliche Berufsausbildung. Innerhalb der betrieblichen Berufsausbildung ergeben sich weitere Unterschiede nach der sozialen Herkunft: Die Wahrscheinlichkeit, daß Arbeiterkinder ebenfalls einen Arbeiterberuf erlernen, ist - auch bei gleicher schulischer Vorbildung - größer als bei Nicht-Arbeiterkindern. Arbeiterkinder sind in den als attraktiver geltenden Ausbildungsberufen unterdurchschnittlich vertreten. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß die Eltern, die nicht zur Arbeiterschaft zählen, häufiger gute Kontakte zu entsprechenden Ausbildungsbetrieben haben als Arbeiter. Bei einem Vergleich zwischen Arbeiterkindern und Nicht-Arbeiterkindern, die in attraktiveren Berufen ausgebildet werden, zeigt sich, daß diese Arbeiterkinder im Durchschnitt an der allgemeinbildenden Schule bessere Schulnoten erreicht haben. Nicht-Arbeiterkinder konnten also auch bei zum Teil schlechteren Schulnoten einen Ausbildungsplatz in den attraktiveren Berufen finden." (IAB2)

Zitationshinweis

Kraft, Hermine (1985): Nicht alle Eltern können helfen. Ausbildungsentscheidungen von Arbeiterkindern. In: Materialien aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung H. 8, S. 1-11.