Das Dilemma der Ökonomie der Bundesrepublik Deutschland
Beschreibung
"Auf der Grundlage einer monetären Konjunkturtheorie, wie sie Keynes in der General Theory entwarf und deren Kern ein von der Verfügung über Geld gesteuerter Investitions-Gewinn-Mechanismus bildet, wird der Versuch unternommen, für die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Phasen mit spezifischen Marktkonstellationen abzuleiten. Das Kennzeichen liefert dabei die Unterscheidung einer Einkommensinflation bzw. -deflation und einer Gewinninflation und -deflation in der Treatise. Für die Bundesrepublik Deutschland lassen sich dabei drei Phasen bestimmen, die grosso modo für die 50er, 60er und 70er stehen: die Phase der Akkumulation mit einer Gewinninflation und einer Einkommensdeflation, die Phase der Inflation mit einer Gewinninflation und einer Einkommensinflation und die Phase der Stagnation mit einer Gewinndeflation und einer Einkommensinflation.<br> Dabei zeigt die markttheoretische Analyse, daß alle Phasen von dem Dilemma einer Unvereinbarkeit von Vollbeschäftigungspolitik und Freihandelspostulat geprägt sind: Die 50er Jahre durch eine externe Instabilität, die in den 60er Jahren in steigende Inflationsraten mündete, die 70er Jahre durch eine konjunkturelle Instabilität als Folge der Absicherung der außenwirtschaftlichen Flanke.<br> Diese Diagnose stellt zugleich eine Kritik der zielmittelorientierten Theorie der Wirtschaftspolitik dar, weil sie lediglich einen (wohlfahrtsökonomisch auflösbaren) Zielkonflikt kennt, aber die Existens eines markttheoretisch fundierten Dilemmas leugnet. Indem dieses Essay zeigt, daß die Wirtschaftpolitik der 70er Jahre marktkonform war, weist es zugleich daraufhin, daß die Wirtschaftspolitik unter der Ägide eines Freihandels unter dem Zwang steht, der externen Stabilität das Vollbeschäftigungsziel zu opfern." (Autorenreferat)
Zitationshinweis
Riese, Hajo (1984): Das Dilemma der Ökonomie der Bundesrepublik Deutschland. Retrospektive und Vision. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 17, H. 1, S. 28-39.