Die Bedeutung des Bevölkerungsrückganges für Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Politik
Beschreibung
"Seit 1972 schrumpft die deutsche Bevölkerung. Bei unveränderter Geburtenhäufigkeit wird es 2030 ca. 18 Mio. Deutsche weniger geben als heute. In dem Beitrag wird die Bedeutung des Bevölkerungsrückganges diskutiert. Die wichtigsten Aussagen sind: (1) Bei dem Geburtenrückgang handelt es sich um einen säkularen Trend mit vielschichtigen Ursachen. Es ist unwahrscheinlich, daß die Geburtenhäufigkeit in absehbarer Zeit dauerhaft auf das zur Bestandserhaltung nötige Niveau wieder ansteigt. (2) Wirtschaft und Arbeitsmarkt werden im wesentlichen erst nach 1990 betroffen. Zumindest bis 1990 besteht durch das Hineinwachsen geburtenstarker Jahrgänge in das Erwerbs-, Heiratsund Haushaltsgründungsalter noch eine völlig andere Situation mit der Gefahr einer anhaltenden merklichen Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt. Vermutlich entgegengesetzte Tendenzen in den Jahrzehnten nach 1990 lassen zweckmäßig erscheinen, heutige Maßnahmen möglichst flexibel oder befristet oder reversibel zu gestalten. (3) Langfristiger Nachfragepessimismus ist nicht gerechtfertigt. Allerdings dürfte die Auslandsorientierung der Wirtschaft und der Strukturwandel zu höherwertigen forschungs- und entwicklungsintensiven Produkten und zu Dienstleistungen zunehmen. Noch wichtiger als bisher wird die internationale Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft. Den einzigen gewichtigen Standortvorteil bildet die Qualifikation der Arbeitskräfte. (4) Das nach 1990 sinkende Arbeitskräftepotential (1980-2030 ca. - 8 Mio.) engttendenziell den langfristigen Wachstumsspielraum ein. Es gibt mehrere Ansatzpunkte wie Ausländerbeschäftigung, Arbeitszeit, Frauen- und Alterserwerbstätigkeit sowie den Produktivitäts fortschritt, um in den Jahrzehnten nach 1990 einer Arbeitskräfteknappheit zu begegnen."
Zitationshinweis
Klauder, Wolfgang (1980): Die Bedeutung des Bevölkerungsrückganges für Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Politik. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 13, H. 4, S. 485-497.