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Publikation

Die individuelle Betroffenheit und subjektive Wahrnehmung von Beschäftigungsproblemen

Beschreibung

"Der vorliegende Beitrag stellt Ergebnisse aus einer für die Bundesrepublik repräsentativen Bevölkerungsumfrage vor, die primär erhoben wurde, um das im Rahmen des SPES-Projekts entwickelte System sozialer Indikatoren für Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsbedingungen zu vertiefen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Ermittlung der individuellen Betroffenheit von Beschäftigungsproblemen, wie z.B. erfahrene Arbeitsplatzverluste und Arbeitslosigkeit und deren subjektive Wahrnehmung und Bewertung. Dabei werden auch Fragen der aktuellen arbeitmarktpolitischen Diskussion angesprochen, wie z. B. das Interesse der Erwerbstätigen an Arbeitszeitverkürzungen und ihre Bereitschaft, sich an einer Politik der Arbeitsumverteilung zu beteiligen. Die Untersuchung der latenten Erwerbswünsche ergab, daß jeder dritte Nichterwerbstätige den Wunsch hat, berufstätig zu sein, ohne dies in der augenblicklichen Situation und unter den gegebenen Umständen realisieren zu können. Unter den Hausfrauen im erwerbsfähigen Alter trifft dies sogar für jede zweite zu. Jeder fünfte Erwerbstätige würde seine derzeitige Stelle lieber gegen eine andere tauschen, wenn sich dazu eine Gelegenheit ergeben würde. Die Erwerbstätigen beurteilen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt inzwischen weitaus pessimistischer als vor der Beschäftigungskrise. Dabei zeigt sich, daß die subjektive Bewertung die realen Erfahrungen weitgehend zuverlässig widerspiegelt. Fast ein Viertel aller Befragten gibt an, den Zustand der Arbeitslosigkeit aus eigener Erfahrung zu kennen und in ihrem bisherigen Berusfsleben mindestens einmal länger als einen Monat unfreiwillig arbeitslos gewesen zu sein. Die Zukunftsungewißheit, die Beeinträchtigung des Lebensstandards und die negative Beeinflussung des Familienlebens werden als wichtigste Begleiterscheinungen der Arbeitslosigkeit angesehen. Die Bewertung der finanziellen Absicherung im Falle der Arbeitslosigkeit fällt überraschend kritisch aus. Ein Drittel der abhängig Beschäftigten würde eine kürzere Arbeitszeit dem gegenwärtigen Umfang vorziehen. Achtzig Prozent aller Erwerbstätigen erklären sich bereit, durch eine Verkürzung der Arbeitszeit eine Umverteilung des Gesamtarbeitsvolumens zu unterstützen, wobei aber nur dreißig Prozent dabei auch Einkommensverluste in Kauf nehmen würden." (Autorenreferat)

Zitationshinweis

Noll, Heinz-Herbert (1978): Die individuelle Betroffenheit und subjektive Wahrnehmung von Beschäftigungsproblemen. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 11, H. 4, S. 405-416.

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