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Publikation

Der Weg in die Arbeitslosigkeit: Berufliche und soziale Herkunft von jugendlichen Arbeitslosen (Aus der Untersuchung des IAB über Ursachen und Auswirkungen von Arbeitslosigkeit)

Beschreibung

"Im Rahmen einer im Herbst 1975 vom IAB durchgeführten Repräsentativbefragung von arbeitslosen Jugendlichen, die ein Jahr zuvor beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet waren, wurden u.a. Informationen über den bisherigen Ausbildungs- und Berufsverlauf, über das letzte Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnis sowie über die soziale Herkunft der Jugendlichen erhoben, um Aufschluß über die bei der Arbeitslosigkeit stattfindenden sozialen Selektionsprozesse zu erhalten. In der Analyse wurde unterschieden zwischen neu auf den Arbeitsmarkt tretenden Arbeitskräften (52 %) und bereits erwerbstätigen und in der Rezession freigesetzten Arbeitskräften (48 %). Generell konnte für alle Gruppen festgestellt werden, daß im Vergleich zur entsprechenden Altersgruppe die Selektionsprozesse bei der Arbeitslosigkeit Jugendlicher vorwiegend nach formalen Qualifikationkriterien erfolgen: Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung und ohne Hauptschulabschluß sind überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Da die Ausbildungs- und Erwerbschancen von Jugendlichen im wesentlichen durch die soziale Herkunft geprägt werden, wird damit zugleich eine soziale Auslese nach dem Herkunftsmilieu vorgenommen, was darin zum Ausdruck kommt, daß jugendliche Arbeitslose überdurchschnittlich häufig aus Arbeiterfamilien (64 %) und kinderreichen Familien kommen (35 % haben vier und mehr Geschwister). Von den arbeitslosen Schulabgängern aus der allgemeinbildenden Schule gehört rund die Hälfte zu jenem Personenkreis von Jugendlichen, der infolge des Ausbildungsstellenmangels und der gestiegenen Anforderungen an die Qualifikation der Bewerber vom Ausbildungsstellenmarkt verdrängt wurde. Die Arbeitslosigkeit jener Jugendlichen, die zuvor in einer Berufsausbildung oder einem Beschäftigungsverhältnis waren, ist stark von der Größe des Beschäftigungsbetriebes sowie durch die Branchen- und Berufszugehörigkeit bestimmt. Sie kommen im wesentlichen aus den gleichen Branchen und Berufen, aus denen auch die Mehrzahl der erwachsenen Arbeitlosen stammt. Allerdings war ein wesentlich größerer Anteil der Jugendlichen zuvor in Kleinbetrieben ausgebildet bzw. beschäftigt worden (43 % in Betrieben mit 1 bis 9 Beschäftigten). Von den Jugendlichen mit abgeschlossener Ausbildung (dies betrifft insbesondere weibliche Jugendliche) findet ein erheblicher Teil jener, die in traditionell besonders ausbildungsintensiven Wirtschaftsbereichen ausgebildet wurden, nach Ausbildungsabschluß nicht - wie in Zeiten ausgeglichener Arbeitsmarktlage - Aufnahme in anderen Beschäftigungsbereichen, die weniger oder keinen Nachwuchs ausbilden. Unter den zuvor erwerbstätigen arbeitslosen Jugendlichen konnte ein erheblich höhere Fluktuation festgestellt werden als bei den Arbeitslosen insgesamt (kürzere Betriebszugehörigkeitsdauer, häufiger Wechsel des Beschäftigungsverhältnisses, bereits früher erfahrene Arbeitslosigkeit). Dieses durchaus altersgerechte Verhalten macht Jugendliche in Zeiten der Rezession jedoch wesentlich anfälliger für Arbeitslosigkeit als Erwachsene. Dies gilt in besonderem Maße für die Ausbildungsabbrecher, die eine extrem hohe Fluktuation aufweisen."

Zitationshinweis

Schober-Gottwald, Karen (1977): Der Weg in die Arbeitslosigkeit: Berufliche und soziale Herkunft von jugendlichen Arbeitslosen (Aus der Untersuchung des IAB über Ursachen und Auswirkungen von Arbeitslosigkeit). In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 10, H. 1, S. 143-165.

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