Defizite und Überschüsse an betrieblichen Ausbildungsplätzen nach Wirtschafts- und Berufsgruppen
Beschreibung
"Die Analyse bestätigt frühere Befunde, wonach zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungsbereich erhebliche Diskrepanzen bestehen: In jenen Berufen, in denen 1970 drei Viertel der Fachkräfte ausgebildet wurden, waren nur 40% der Fachkräfte beschäftigt. Umgekehrt waren 1970 rund 51% der Fachkräfte (=6 577 000 Männer und Frauen mit abgeschlossener betrieblicher Berufsausbildung) in Berufen tätig, für die entweder Nachwuchs nur in geringem Umfang ausgebildet wurde oder überhaupt nicht vorhanden war. Weiter wurde die Zahl der Ausbildungsplätze des Jahres 1970 in den einzelnen Wirtschafts- und Berufsgruppen verglichen mit der Zahl an Ausbildungsplätzen, die notwendig wären, wenn der Nachwuchs in den einschlägigen Bereichen ausgebildet würde. Dabei zeigt sich: Zu den Wirtschaftsgruppen mit Ausbildungsplatzdefiziten zählt vor allem der Öffentliche Dienst (Gebietskörperschaften, Sozialversicherung, Deutsche Bundesbahn, nicht aber Deutsche Bundespost). Weitere Defizite zeigen sich im Bereich der Energiewirtschaft, des Bergbaus, der Chemischen Industrie (einschl. Mineralöl- und Kunststoffverarbeitung), der Gewinnung und Verarbeitung von Steinen und Erden sowie im Leder-, Textil- und Bekleidungsgewerbe. Nach Berufsgruppen lassen sich folgende größere Defizitbereiche unterschieden: ++ Bauberufe, für die im wesentlichen nur im Baugewerbe ausge bildet wird, die jedoch in zahlreichen Wirtschaftsgruppen (z.B. auch im Öffentlichen Dienst) ihr Betätigungsfeld haben. ++ Berufsgruppen, in denen es bisher keinen direkten Zugang über einen anerkannten Ausbildungsberuf gibt (Warenprüfer/ Lagerverwalter, Maschinisten) bzw. ein solcher in jüngster Zeit eingerichtet wurde (Berufskraftfahrer). Im Jahre 1970 übten 28% (=3,6 Mio.) aller Erwerbspersonen mit betrieb licher Berufsausbildung Tätigkeiten aus, für die es keinen solchen direkten Ausbildungszugang gibt. ++ Berufsgruppen, in denen die Zahl der Auszubildenen bereits in den letzten 10 bis 15 Jahren rückläufig ist, weil die angebotenen Ausbildungsplätze nur zu einem Teil besetzt werden konnten (Holzverarbeiter, Textil- und Lederhersteller und -verarbeiter, Gaststätten- und Reinigungsberufe). Die Untersuchung wurde im IAB durchgeführt."
Zitationshinweis
Hofbauer, Hans & Friedemann Stooß (1975): Defizite und Überschüsse an betrieblichen Ausbildungsplätzen nach Wirtschafts- und Berufsgruppen. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 8, H. 2, S. 101-116.