"Entwertung von Frauenberufen oder Entwertung von Frauen im Beruf?"
Beschreibung
"Auf dem westdeutschen Arbeitsmarkt zeigt sich eine stabile berufliche Geschlechtersegregation, die auf Individualebene häufig als Erklärung für die niedrigeren Löhne von Frauen herangezogen wird. Die kausale Richtung dieses Zusammenhangs auf Berufsebene ist allerdings für Westdeutschland bislang nicht untersucht worden. In diesem Beitrag analysieren wir daher, ob ein steigender Frauenanteil in einem Beruf zu sinkenden Löhnen führt, was auf eine Abwertung weiblicher Tätigkeiten hindeuten würde, oder ob sich heute kein solcher Effekt mehr finden lässt, weil nur ein historisch gewachsener Zusammenhang zwischen beruflichem Lohnniveau und Frauenanteil fortbesteht. Wir testen diese Annahmen anhand eines Berufspanels, das wir aus der Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiographien (SIAB) für die Jahre 1976 bis 2010 generiert haben, unter Verwendung von Panelmodellen mit fixen Berufseffekten. Es zeigt sich, dass ein steigender Frauenanteil im Beruf tatsächlich zu einem Absinken des Lohnniveaus führt. Dies liegt jedoch nicht daran, dass die Löhne beider Geschlechter in diesem Beruf sinken, sondern daran, dass mehr Frauen mit konstant niedrigeren Verdiensten als Männer in diesem Beruf arbeiten. Dies spricht für eine gesellschaftliche Abwertung aller erwerbstätigen Frauen, unabhängig von der vorherrschenden Geschlechtertypik des Berufs." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Hausmann, Ann-Christin, Corinna Kleinert & Kathrin Leuze (2015): "Entwertung von Frauenberufen oder Entwertung von Frauen im Beruf?". Eine Längsschnittanalyse zum Zusammenhang von beruflicher Geschlechtersegregation. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 67, H. 2, S. 217-242. DOI:10.1007/s11577-015-0304-y