Arbeitsentgelte und Gerechtigkeit
Beschreibung
"Verschiedene Berufsgewerkschaften haben in Deutschland in den letzten Jahren ihre tarifpolitische Unabhängigkeit von den etablierten Branchengewerkschaften erreicht. In Tarifverhandlungen forderten sie vergleichsweise hohe Lohnsteigerungen für einzelne Berufsgruppen, wobei sie dieses exklusive Handeln gegenüber der Öffentlichkeit durch nachvollziehbare Argumente zu legitimieren versuchten. Der vorliegende Beitrag untersucht vor dem Hintergrund des Diskurses über soziale Gerechtigkeit, unter welchen Umständen Beschäftigte höhere Lohnzuwächse spezifischer, durch Berufsgewerkschaften vertretener Berufsgruppen als gerecht beurteilen. Mithilfe der Vignettentechnik wurden hierfür Gerechtigkeitsurteile zu hypothetischen Szenarien erhoben. Im Ergebnis erachteten die befragten Personen exklusive Lohnzuwächse eher als gerecht, wenn in den Szenarien beschrieben wurde, dass die Berufsgewerkschaft die vergangenen Leistungen der profitierenden Berufsgruppe sowie zunehmende aktuelle Arbeitsanforderungen betonte. Beschäftigte akzeptierten eine höhere Entlohnung aber auch, wenn diese eine geringere arbeitgeberseitige Wertschätzung kompensieren soll. Hingegen stieg das Ungerechtigkeitsempfinden in Abhängigkeit von der Höhe der Lohnsteigerungen. Zudem beeinflussten die Informationspolitik und das Ausmaß der Rücksichtnahme auf die Belange der anderen Beschäftigten die Gerechtigkeitsurteile." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Dütsch, Matthias, Cathrin Gückelhorn, Gesine Stephan & Olaf Struck (2014): Arbeitsentgelte und Gerechtigkeit. Eine Szenarienanalyse zur Lohnpolitik von Berufsgewerkschaften. (Universität Bamberg, Professur für Arbeitswissenschaft. Arbeitspapier 13), Bamberg, 27 S.