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Publikation

"Akademisierungswahn": Studieren zu viele?

Beschreibung

"Wird in Deutschland zu viel studiert, oder ist die Diskussion über eine vermeintliche Überakademisierung der Gesellschaft verfehlt? Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, unterstreicht, dass es nicht um ein Entweder/oder geht. Berufliche Bildung und Studium seien gleichermaßen wichtige Bestandteile des deutschen Bildungssystems. Hans-Peter Klös und Axel Plünnecke, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, verwerfen die 'These einer Überakademisierung'. Die Bildungspolitik sollte vielmehr eine größere Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung herstellen. Auch Joachim Möller, IAB und Universität Regensburg, sieht keine Anzeichen einer Überakademisierung. Die Arbeitsmarktsituation der Hochqualifizierten habe sich nicht verschlechtert. Eine Einschränkung des Zugangs zu den Hochschulen und Universitäten wäre in keiner Weise zu rechtfertigen. Wolfram F. Richter, Technischen Universität Dortmund, und Kerstin Schneider, Bergische Universität Wuppertal, bezweifeln, dass der Mehrwert, den ein Hochschulabschluss individuell und gesellschaftlich verspricht, den Schätzungen, insbesondere der OECD, entspricht. Die entscheidungsrelevanten Ertragsraten würden durch die publizierten systematisch überzeichnet, da nicht hinreichend zwischen den Kosten entgangenen Lohns und den Kosten entgangener Freizeit unterschieden werde. Ludger Wößmann, ifo Institut und Universität München, betont, dass sich höhere Bildung auszahlt. So zeigen etwa die PIAAC-Ergebnisse, dass am deutschen Arbeitsmarkt jedes zusätzliche Bildungsjahr mit knapp 10% höherem Einkommen einhergeht. Gesamtwirtschaftlich erweise sich ein besseres Bildungsniveau der Bevölkerung als der wohl wichtigste Bestimmungsfaktor des langfristigen volkswirtschaftlichen Wachstums und damit des gesellschaftlichen Wohlstands Nach Ansicht von Stefan Wolf, Südwestmetall, braucht die Wissensgesellschaft sowohl Hochschulabsolventen als auch Facharbeiter. Aus Sicht der Arbeitgeber erscheine es naiv, eine Stärkung der dualen Ausbildung durch eine Schwächung der Hochschulen oder eine künstliche Begrenzung der Hochschulzugangsberechtigungen erreichen zu wollen." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Wanka, Johanna, Hans-Peter Kös, Axel Plünnecke, Joachim Möller, Wolfram F. Richter, Kerstin Schneider, Ludger Wößmann & Stefan Wolf (2013): "Akademisierungswahn": Studieren zu viele? Zur Diskussion gestellt. In: Ifo-Schnelldienst, Jg. 66, H. 23, S. 3-24.